Stadtverordnetenversammlung - Brücke oder Kurort? Freienwalde muss sich entscheiden

Do 25.06.20 | 17:43 Uhr
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Die umstrittene Brücke der Bundesstraße 158, die Mitten durch den Kurort Bad Freienwalde im Landkreis Märkisch-Oderland (Brandenburg) führt. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Bild: dpa/Patrick Pleul

Heilquellen, Moorbad, Parks zum Spazieren - Bad Freienwalde ist Brandenburgs ältester Kurort. Jetzt könnte die Stadt den Kurort-Status verlieren. Schuld ist eine Brücke, über die die Gemeindevertreter schon lange streiten.

Die Stadt Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) droht ihre staatliche Anerkennung als Moorheilbad zu verlieren. Damit wäre auch der Kurort-Status hinfällig. Schon seit 2003 fordert das Landesgesundheitsministerium, das über die Kurort-Bedingungen wacht, den Abriss der Hochbrücke der B158, die mitten durch den Stadtkern führt. Am Donnerstag wollen die Stadtverordneten über die Offenlegung des Bebauungsplanes der Trasse abstimmen.

Stimmen sie dafür, wäre das ein Schritt hin zum Abriss der Brücke. Stimmen sie dagegen, dürfte es dem Gesundheitsministerium schwerfallen, den Kurort-Status aufrecht zu erhalten.

Stadtverordnete uneinig über Brücke

Bürgermeister Ralf Lehmann will die Brücke möglichst schnell abreißen lassen, damit Bad Freienwalde Kurort bleibt. "Das ist ein erheblicher Faktor fürs Marketing und für die Arbeitsplatzsicherung", sagt Lehmann, "Außerdem profitieren wir von besonderen Förderbedingungen zur Wirtschaftsförderung in Kurorten."

Aber einige Stadtverordnete wollen die Brücke erhalten. Unter ihnen ist Detlef Malchow, Vorsitzender einer Fraktion aus zwei Bürgerbündnissen und der FDP. Er befürchtet, dass bei einem Abriss der Brücke der Verkehr dann durch die Stadt fließe. "Ich bin für den Kurort-Status und mich wundert, dass wir die Brücke abreißen, um den Verkehr durch die Stadt leiten", sagt Malchow, "Ich gehe davon, dass wir so hohe Schadstoffbelastung erhalten, dass wir dadurch den Kurort-Status gefährden."

Bürgermeister Lehmann hält dagegen: Die Trassierung würde ja beibehalten, "sie wird lediglich drei Meter tiefergelegt", sagt der parteilose Politiker. "Daher führen nicht alle Wege automatisch durch die Stadt."

Entscheidung steht kurz bevor

Das Gesundheitsministerium fordert außerdem mehr Übernachtungsmöglichkeiten für Kur-Gäste. Ein privater Investor will in der ehemaligen Landratsvilla ein Vier-Sternehotel errichten. Auch darüber wollen die Stadtverordneten abstimmen.

Am Dienstag muss die Stadt dem Landesfachbeirat für Kur- und Erholungsorte über die Fortschritte berichten. Dann wird bewertet, ob die Anforderungen erfüllt sind.

29 Kommentare

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  1. 29.

    Die Brücke ist eben nicht verschlissen. Wenn dem eines Tages so wäre dann kann immer noch darüber nachgedacht werden.

  2. 28.

    Erst einmal scheinen Sie nicht zu wissen was Sie da so schreiben. Informieren Sie sich doch bitte erst ein mal was eine geschlossene Frage ist. https://www.onpulson.de/lexikon/geschlossene-fragen/ Wer wie Sie die Streckenführung der DDR-Planer als Rohrkrepierer herabsetzt und selber keine besserer Lösung bieten kann, kann sicher nicht erwarten dass ich so was gut heiße. Es ist kein Studium Stadtplanung nötig um zu verstehen, dass es gar keine anderer Führung der Nutheschnellstraße geben konnte, Zwischen Babelsberger Park und Freundschaft Insel. Da sie Nuthestraße schreiben anstatt Nutheschnellstraße zeigt, dass Sie wohl einer dieser Zugezogen sind. Wie unfähig die Stadtoberen heute sind kann jeder am Rosa Klotz in Potsdam feststellen, jeder mit Bürgersinn hätte sich gegen die von der Mehrheit der Potsdamer abgelehnte Schloss-Attrappe ausgesprochen. Wenn Sie schon in Potsdam nicht den Überblick haben warum dann in Bad Freienwalde?

  3. 27.

    Oh man - Umgehungsstraße zu DDR-Zeiten...
    Leute diese Brücke wurde in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts gebaut, damit die in Bad Freienwalde stationierte sowjetische Panzer Division mit ihren Panzern zum Bahnhof in Bad Freienwalde schnell und unfallfrei sich bewegen konnte.
    Nach nunmehr 50 Jahren ist das Dings verschlissen und wird offensichtlich zu diesem ursprünglichen Zwecke nicht mehr gebraucht.
    Als Alternative käme zum Abriss in Betracht, am gleichen Ort diese verschlissene Brücke neu zu errichten.
    So oder so, für Tank-Touristen und Raucher werden mit dem Abriss oder dem Neubau der Brücke schwere Zeiten anbrechen auf dem Weg nach Polen... zum Polenmarkt.

  4. 26.

    Anstatt gegen diese sinnlose Verschwendung von Steuergeldern zu kämpfen ist man von einer voreingenommen Kommission eingeknickt. Bad Freienwalde werde ich nicht mehr besuchen schon wegen des kommen Verkehrschaos.

  5. 25.

    Ich sehe, dass Sie die offene Frage, die ich bei Ihnen zu erkennen glaubte, als geschlossene Frage meinten. Im Sinne - leider, mit Verlaub - eines Kampfmodus´.

    Von daher werde ich Ihre jetzige Frage weder beantworten wollen noch können.

    Aufschluss dem, der Aufschluss will.

  6. 24.

    Einfach den Artikel lesen, es geht nicht um den Zustand der Brücke. Eine Kommission möchte sinnlos Steuergelder verprassen ohne den Beleg liefern zu können, dass auch nur ein Besucher in Bad Freienwalde mehr kommt.

  7. 23.

    Dass die Pläne wegen Materialmangels nicht erfolgten, haben Sie leider nicht belegt, da sie andere Gründe angeben. Da Sie die diese Streckenführung der DDR-Planer als Rohrkrepierer herabsetzten würde ich Sie doch bitten ihre Lösung vorzustellen.

  8. 22.

    Das ist jetzt kein "Ost-West-Ding." In der DDR waren es denn eher Materialengpässe, die vielfach zur Verhinderung derartiger Planungen führten, im vorherigen Bundesdeutschland waren es ab den 1970er Jahren Bürgerinitiativen. Hans Koschnik, der ehemalige Bürgermeister von Bremen, war einer der ganz Wenigen, der sich bei seinem früheren Gegner von der Bürgerinitiative 30 Jahre später dafür in einer Laudatio bedankt hat.

    Da ging es um die beschönigend so bezeichnete "Mozarttrasse" durch das Bremer Ostertorviertel, das mit solcher Trasse zerschnitten worden wäre. Jeder kann das immer noch an der Gestalt des Rembertikreisels unweit davon ablesen. Der wird jetzt übrigens endlich zurückgebaut.

    Manchmal aber auch - viel zu selten - das muss auch gesagt werden, waren es in beiden Deutschländern Denkmalschützer, die derartige Projekte wieder auf den Boden der Tatsachen holten.

  9. 21.

    Es gab den Plan incl. der Bauvorbereitungen am Endstück der Nuthestraße an der Kreuzung mit der Berliner Straße. Dort, bei den sichtbaren Auslassungen im früheren Mittelteil der Fahrbahn - also direkt angrenzend jeweils an die frühere Straßenbahntrasse - sollte die Hochstraße ihre Rampe bekommen um den Preis des Abrisses des Gebäudes Berliner Straße / Behlertstraße (heute u. a. als Zahnarztzentrum genutzt.). Ansonsten ist der Trassenverlauf belegt und kann jederzeit eingesehen werden, auch das Abschneiden des südlichen Teils der Alexandrowka. Das sollte in Form einer Diagonale von der genannten Kreuzung Reiterweg / Puschkinallee (...) hinüber zur Pappelallee geschehen. Da waren allerdings schon zu DDR-Zeiten die Denkmalschützer vor, denn die Alexandrowka besaß schon zur DDR-Zeit Denkmalstatus. Die in Vorgriff planierte größere Breite der Pappelallee ist dann nach 1990 auf der Nordseite für den Radweg genutzt worden.

  10. 20.

    Vielleicht mochte Margot Honecker diese Art von Brücken und VEB Brückenbau bekam den Auftrag überall in der DDR eine solche Brücke zu bauen. Leider ermüdet der Beton nach circa 50 Jahren, aber Margot ist ja eh verstorben.

  11. 19.

    Was für ein Quatsch von der These "Parteibonze dort ein Datsche". Ist aber ein gutes Beispiel welch Blödsinn einige meinen über die DDR zu wissen.

  12. 18.

    Sie können sicher belegen, dass es konkrete Pläne gab die Nutheschnellstraße als Hochstraße zu führen und dies wegen Materialmangel nicht erfolgte. Im übrigen stört die Brücke die Bürger nicht in Freienwalde.

  13. 17.

    Wahrscheinlich hatte irgendein Parteibonze dort ein Datsche, so dass die Brücke dort hin musste. Sich vom Bund käuflich zu machen und die Stadt weiterhin zu verschandeln, okay. In Berlin wird die VEB Brückenbau auch abgerissen und die Verkehrsführung wird verlagert. Sehr zur Freude der Berliner Autofahrer.

  14. 16.

    Ich war damals nicht dabei, will ich mich aber - in Form einer Außensicht - vorsichtig äußern: Ich halte die Topografie des Geländes für außerordentlich schwierig. Nördlich der von Berlin herkommenden Straße (der B 158) haben Sie den Schlosspark, südlich davon das Gelände des Heilbades. Allenfalls eine Umgehung, die schon weit vor Erreichen des Schlossparks in nordöstlicher Richtung auf die heutige Trasse der B 167 gestoßen wäre, wäre wohl denkbar gewesen.

    Im Prinzip war ja alles Hü & Hot und auch noch durch Materialmangel beeinflusst: Das großspurige Anfangen von etwas, dann das Enden als Rohrkrepierer. Bspw. Potsdam Humboldtbrücke. Sie verdankt ihre Lage allein der Planung, eine Hochstraße nach dem Muster von Bad Freienwalde entlang der Behlertstraße zu führen, dann über die Kreuzung Bertha-v-Suttner-Straße / Hebbelstr., dann durch Emmaus-Haus auf die Kreuzung Alleestr. / Friedrich-Ebert-Str. / Reiterw. / Puschkinallee prallen zu lassen, dann quer durch die Alexandrowka ...

  15. 15.

    Was ich schon seinerzeit beim Bau dieser Brücke nicht verstanden habe ist, dass eine Umgehungsstraße doch zu DDR Zeiten einfacher zu bauen gewesen wäre und sicher auch den selben Kostenrahmen wie die Brücke gehab hätte. Gibt es noch Zeitzeugen aus der Planungszeit, die uns aufklären können, warum es damals eine Entscheidung für diese Brücke gab?

  16. 14.

    Wie sähe es denn mit der Linienführung der B 158 aus?. Immerhin geht es ja in Fortsetzung in die B 158a in Richtung Polen. Wie weit sind die Diskussionen um die Reaktivierung der Bahnstrecke aus Richtung Chojna, um hier zumindest regionale Entlastung zu schaffen?

  17. 13.

    Ein sehr interessanter Gedanke, der m. W. auch an vielen Stellen praktiziert wird, sozusagen als Ummantelung von monströsen Straßenbauten. Es muss ja nicht so daherkommen wie die Schlangenbader Straße in Berlin, was seinerzeit nach dem Motto lief: Wir können alles, also machen wir auch alles.

    Dennoch denke ich, dass es sehr auf die konkrete Situation ankäme. Der Stadtraum von Bad Freienwalde war hier an dieser Stelle niemals von einem Bau begrenzt werden, vielmehr sind die Bauten auf die alten Handelswege ausgerichtet, in diesem Fall eben in südöstliche Richtung nach Wriezen und nach Seelow.

    Das würde dann in der Tat auf eine Quadratur des Kreises hinauslaufen, so gut die Idee auch erstmal klingt.

  18. 12.

    Vom Aussehen her gebe ich Ihnen zweifellos recht und habe mich auch schon in dieser Richtung geäußert. Was ich zu Bedenken geben möchte, ist der Zusammenhang. Dresden wird zwar nicht visuell abgeschnitten, dennoch ist die Streichung von der Welterbeliste zu recht erfolgt, weil nicht nur die "Komposition" der Dresdner Altstadt, sondern mehr noch der historisch überlieferte Canaletto-Blick auf sie Maßgabe für den zwischenzeitlichen Welterbe-Status war. Der ist eben sprichwörtlich flöten gegangen.

    Analog kann bspw. die seinerzeit geplante und dann abgeblasene Hochhausbebauung auf dem Köln-Deutzer Ufer gegenüber vom Dom angesehen werden. Sie hätte die Komposition von Köln nicht verändert, aber das Sichtfeld auf dem Dom erheblich eingeschränkt. Köln hat eingelenkt, die sächsische Staatsregierung nicht.

  19. 11.

    Es gibt so viele Möglichkeiten Nützlichkeit mit Design zu verbinden.
    Verklinkern, ein paar Türmchen - usw..
    Wer so billig und schlecht baut, der wundert sich wirklich über Kritik?

  20. 10.

    Ganz so ist es nicht. Hier in Bad Freienwalde kostet parken nur dann Geld, wenn die Parkscheibe vergessen wird.
    Und noch ein ganz wichtiger Aspekt.
    Um den Brückenabriss selbst ging es nie, weil der sowieso passieren muss aufgrund des Bauzustandes.
    Es ging immer um die Frage, Wiederaufbau ja oder nein. Und jetzt übernimmt der Bund, weil Bundesstraße 90 Prozent der Kosten. Wird die B158 umgewidmet, stünde die Stadt in 10 Jahre mit den Kosten alleine da.

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