Zweite Pride-Parade in Frankfurt (Oder) und Słubice - "Wir sind weltoffen und menschenfreundlich"

Mo 06.09.21 | 18:30 Uhr
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Pride FFO
Audio: Antenne Brandenburg: Elke Bader | Bild: Karolina Szulejewska

Trotz Corona-Pandemie und Bahnstreik kamen am Sonntag zur zweiten Pride-Parade in Słubice und Frankfurt (Oder) etwa 800 Menschen. Der Protest richtete sich vor allem gegen die Diskriminierung der queeren Community in Polen. Von Karolina Szulejewska

Das deutsch-polnische Veranstaltungsteam wertet den zweiten Frankfurt-Słubice-Pride mit rund 800 Teilnehmenden als Erfolg. Aufgrund der Corona-Pandemie und des Bahnstreiks hatten sich im Vorfeld deutlich weniger Menschen angemeldet. Die Pride-Parade verlief äußerst friedlich. Die Stimmung war fröhlich, teilweise sogar enthusiastisch.

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr gab es keine Gegendemonstration. Nur vereinzelt kam es zu Diskussionen mit Passanten. Im kommenden Jahr soll es eine dritte Auflage der Parade geben.

Protest gegen Gewalt

Die Veranstaltenden machten auf die zunehmende Gewalt mit queerfeindlichem Hintergrund in beiden Ländern aufmerksam. Allein in Deutschland gab es 2020 drei schwulenfeindliche Morde. In Polen steht die LGBT-Community unter immer größerem politischen und psychischen Druck. Junge queere Menschen werden häufiger als heterosexuelle Jugendliche von ihren Eltern nicht akzeptiert und aus ihrem zu Hause vertrieben.

Im Alltag müssen sie oft mit verbalen und körperlichen Übergriffen rechnen. Selbst Kleidung in Regenbogenfarben oder bunte Haare können im Nachbarland zu Aggression führen. "Wir können uns auf den Staat nicht verlassen, wir können uns nur auf uns selbst verlassen", sagte Nikita Filipiak, eine nicht binäre Person aus Rzepin und forderte die Menge auf, gemeinsam den Slogan "Solidarität ist unsere Waffe" zu rufen.

Pride FFO 2
Pride-Teilnehmende halten Flagge mit polnischer Aufschrift "Queer an der Oder" | Bild: Karolina Szulejewska

Demonstrierende fordern LGBT-freundliche Räume

In Słubice zog die Demo in Begleitung von Musik zur Oderbrücke. Die Brücke hatte das Organisationsteam bewusst ausgewählt, um gemeinsame Wünsche der deutsch-polnischen queeren Community darzustellen. Gefordert wird unter anderem eine Beratungsstelle für queere Menschen, die mit ihrer Identität hadern. Demo-Teilnehmer*in Nikita Filipiak wünscht sich, dass die polnische Polizei, Hassstraftaten mit homophobem Hintergrund aufnimmt: "Nach der Parade errichten wir eine Datenbank, wo Menschen queerphobe Vorfälle melden können."

Homo- und Transsexuelle Menschen wollen sich in der Öffentlichkeit sicher fühlen. Deshalb forderten die Veranstaltenden von der Doppelstadt, dass sich diese zu einem offenen und LGBT-freundlichen Raum erklärt. Der parteilose Słubicer Bürgermeister Mariusz Olejniczak nahm nicht an der Demo teil, stattdessen besuchte er ein Angelturnier in Pszczewo. Die Forderungen der LGBT-Community nahm Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke entgegen: "Ich nehme wahr, dass Menschen der Pride-Bewegung sich nicht überall sicher fühlen und das ist eine schlimme Tatsache. Frankfurt ist eine weltoffene und menschenfreundliche Stadt und deswegen ist dieser Pride hier willkommen."

Polens Regierung stellt LGBT-Community als Bedrohung dar

Im vergangenen Jahr hat Polens Präsident Andrzej Duda die LGBT-Community als "Ideologie" bezeichnet. Seit zwei Jahren gibt es vor allem im Südosten des Landes die sogenannten "LGBT freie Zonen". Ganze Gemeinden grenzen dort systematisch queere Menschen aus. Die nationalpopulistische PiS-Partei bezeichnet die LGBT-Bewegung als eine "gefährliche Ideologie, die den Bestand von Familien und das Kindeswohl der Polen" bedrohe.

Obwohl die EU-Kommission ein Verletzungsverfahren gegen Polen einleitete und Fördermittel an ausgewählte Gemeinden einfror, bleibt die Regierung dabei, die sexuellen Minderheiten zu diskriminieren. Im polnischen Parlament gibt es seit August 2021 einen Gesetzentwurf "Stopp LGBT". Ultrakatholische Aktivistinnen und Aktivisten, die den Entwurf vorbereiteten, wollen ganz Polen zu einer LGBT-freien Zone erklären.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.09.2021, 15:40 Uhr

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6 Kommentare

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  1. 6.

    Wo bleiben die Menschenrechte der Obdachlosen in Berlin?
    Wer schenkt denen mediale Sufmerksamkeit?
    Sind die ihrer Meinung nach weniger wert als die Schwulen und Lesben in Polen. Sie bekommen jedenfalls mehr Beachtung

    Im Übrigen hat er in Allem Recht.

  2. 5.

    Menschenrechte sollten für alle gelten. Das sagt der Beitrag aus. Stellen Sie sich vor, man würde Sie derart diskriminieren, wie Sie jammern würden. Wie kann man nur einer derartigen Kommentar schreiben, was läuft schief in Ihrer schönen Welt? Polen ist ein großes Problem, denn wer Politik auf den Rücken seiner Bürger macht und Minderheiten für Hass und Ausgrenzung benutzt, der hat längst verloren. Nur Unmutige ergötzen sich am Leid anderer.

  3. 4.

    Die Wahrheit kann nicht oft genug gesagt werden, auch und gerade wenn es Einigen nicht passt.
    Es wird Zeit für Veränderungen.
    Die ewig Gestrigen und diejenigen, die unser System zerstören wolle, ist die mediale Aufmerksamkeit zu entziehen, der Rest erledigt sich damn von alleine.

  4. 3.

    Die Wiederholung macht den Kommentar dadurch auch nicht interessierter.

  5. 2.

    Jeder fordert, dass sich unsere Gesellschaft an ihn anpassen muss, im Ergebnis werden Straßen umbenannt, genauso wie Konditoreierzeugnisse und harmlose Suppen und es wird gegändert.

    Was soll das alles? Haben wir keine anderen Sorgen? Werden damit Obdachlose von der Straße geholt? Nein!!!!!
    Wagenknecht hat sich dazu mal geäußert, aber das ist hier nicht erwünscht.

  6. 1.

    Kommentar ist hier eigentlich überflüssig. Der Artikel beschreibt gut wie ernst die Situation nicht nur in Polen für die LGBTI Community doch mittlerweile geworden ist.

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