Versammlung in Eberswalde - Bündnis gedenkt mit 308 Kerzen Corona-Toten des Barnim

Do 30.12.21 | 14:22 Uhr
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In Eberswalde haben junge Menschen mit "Kerzen für Corona-Tote" an die 308 Barnimer erinnert, die an oder mit Corona verstorben sind.
Audio: Antenne Brandenburg | 30.12.2021 | Sabine Tzitschke | Bild: Martin Krauß/rbb

Kerzen hat ein Bündnis in Eberswalde aufgestellt - um der mit Corona verstorbenen Barnimer zu gedenken. Es will damit auch ein Zeichen gegen Corona-verharmlosende Gruppen setzen.

Eine Gruppe junger Menschen hat am Mittwochabend auf dem Marktplatz in Eberswalde mit Kerzen zum stillen Gedenken an Menschen, die mit Corona gestorben sind, aufgerufen.

"Wir haben uns hier als Bündnis zusammengetan und 308 Kerzen in Gläsern angezündet, um auch die Menschen daran zu erinnern, dass hier so viele schon verstorben sind", sagt Mitorganisatorin Theresa im Gespräch mit dem rbb. Bewusst wählte das Bündnis dafür den Marktplatz von Eberswalde (Barnim) aus. Zum einen, weil es sich um die Kreishauptstadt des Barnims handelt und der Platz zentral in der Stadt liegt und viel besucht wird. Und zum anderen, weil dort in den vergangenen Wochen sogenannte Montagsdemonstrationen von Kritikern der Corona-Maßnahmen stattfanden.

Gegenstimme zu Querdenkern

Einige Hundert Demonstranten waren es am vergangenen Montag. Auch sogenannte Querdenker sollen sich dabei unter den Gruppen versammelt haben, wie es von der Mitorganisatorin heißt. "Wir wollen natürlich diesen Ort auch wieder anders belegen, weil wir der Meinung sind, dass Querdenken nicht alles ist, was es in der Gesellschaft an Meinungen gibt", sagt sie.

Sich selbst sehen die Organisatoren als Gegenstimme zu Gruppierungen an, die Corona leugnen oder verharmlosen. "Durch 'Kerzen für Corona-Tote' stehen wir für unsere wissenschaftsbasierte Sichtweise und daraus abgeleitete Handlungen im Umgang mit der Pandemie", erklärt das Bündnis im Vorfeld in einer Mitteilung.

Raum für öffentliche Trauer schaffen

Nach fast zwei Jahren, in denen Corona das Leben vieler beeinflusst hat, will das Bündnis den Blick zurück auf das für sie Wesentliche richten und mit der Aktion Raum für öffentliche Trauer schaffen. "Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen der Toten, die unter schwierigen Bedingungen Abschied nehmen müssen", erklärt das Bündnis weiter. Die Toten würden angesichts anderer Diskurse in den Hintergrund rücken, die vermehrt wirtschaftliche und soziale Folgen der Pandemie behandeln würden.

Viele der Organisatoren würden gar nicht mehr im Barnim wohnen und mittlerweile in anderen Städten studieren. Wegen steigender Todeszahlen "kam aber doch die Idee, dass wir handeln wollen und dass wir ein Zeichen setzen wollen", wie Teresa erklärt, "und dass wir uns mit dem Barnim verbunden fühlen und auch an die Menschen denken, die hier aus dem Barnim verstorben sind."

Angst vor Repressalien

Gleichzeitig hätten sie aber auch Angst vor Repressalien. Dies sei auch der Grund, warum sie vor Ort Maske tragen und auch ihre Nachnamen nicht in der Berichterstattung über "Kerzen für Corona-Tote" hören oder lesen möchten, wie Theresa berichtet: "Da ist auch einfach der Gedanke dahinter, dass wir nicht persönlich angefeindet werden möchten."

Doch an diesem Mittwochabend bleibt es ruhig. In einzelnen Gesprächen erklären sie vorbeikommenden Passanten den Hintergrund ihrer Aktion. Eingeladen hatten sie dafür nicht. Sie hatten lediglich die Veranstaltung bei der Polizei angemeldet.

Die Erinnerung soll bleiben

Bereits im vergangenen Jahr hatte das Bündnis auf dem Marktplatz mit "Kerzen für Corona-Tote" darauf aufmerksam gemacht, dass Barnimer in der Pandemie gestorben sind. Nach eineinhalb Stunden des stillen Gedenkens pusten die Organisatoren am Mittwochabend die Kerzen wieder aus und räumen den Platz. Nur die Erinnerung bleibt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.12.2021, 14:10 Uhr

Mit Material von Martin Krauß

11 Kommentare

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  1. 11.

    Was für eine Frage ! Können Sie sich das nicht selbst beantworten ?

  2. 10.

    An was ist die Politik mit schuld bei diesem Thema???
    Das die Menschen den verstorbenen der Pandemie gedenken ??

  3. 9.

    Die auch, mittlerweile kann man diese Sammlungsbewegung kaum noch mit einem Namen fassen…

  4. 8.

    Hat die Politik auch eine Mitschuld oder ist sie über alle Zweifel erhaben ?

  5. 7.

    Solche Aktionen sollte es in jeder Stadt, Gemeinde geben, es sollte jeden Monat ( besser jeden Sonntag) einen allgemeinen Deutschlandweiten Gedenktag geben, um den vielen Toten der Pandemie zu gedenken
    Und es sollte überall veröffentlicht werden ,das die coronaleugner, impfverweigerer merken, wir wollen nicht von ihnen vertreten werden

  6. 5.

    TolleAktion!
    Es wird Zeit, dass die schweigende Mehrheit sicht- und hörbarer wird.
    @rbb: Bitte mehr Berichte über solche Aktionen als Gegenpol zu den Berichten über die Demonstrationen für eine egoistische "Freiheit" ohne Rücksicht auf andere.

  7. 4.

    Alles besser als den Platz den Coronagegnern zu überlassen. Denn es gibt eine übergroße Mehrheit im Land, die sich nicht durch irgendwelche „Spaziergänger“ vertreten fühlt!

  8. 3.
    Antwort auf [Berliner] vom 30.12.2021 um 17:49

    Falls es Ihnen bisher entgangen ist: Es gibt mehrere Gedenktage für Krebstote und an Krebs Erkrankte, zum Beispiel den Weltkrebstag. In diesem Fall wird nun aber der Menschen gedacht, die im Barnim aktuell an Corona gestorben sind. Heuchlerisch ist Ihr Kommentar, aber nicht diese Aktion.

  9. 2.

    Schöne Idee! Und schön, dass der rbb darüber berichtet, denn diese leisen Aktionen gehen angesichts des lauten Geschreis oft unter...

  10. 1.

    Ein schöner Gedanke und gute Aktion.
    Hat aber jemand daran gedacht, wie hoch wohl die CO² Belastung durch die Kerzen für die Umwelt ist?

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