Versammlung in Eberswalde - Bündnis gedenkt mit 308 Kerzen Corona-Toten des Barnim
Kerzen hat ein Bündnis in Eberswalde aufgestellt - um der mit Corona verstorbenen Barnimer zu gedenken. Es will damit auch ein Zeichen gegen Corona-verharmlosende Gruppen setzen.
Eine Gruppe junger Menschen hat am Mittwochabend auf dem Marktplatz in Eberswalde mit Kerzen zum stillen Gedenken an Menschen, die mit Corona gestorben sind, aufgerufen.
"Wir haben uns hier als Bündnis zusammengetan und 308 Kerzen in Gläsern angezündet, um auch die Menschen daran zu erinnern, dass hier so viele schon verstorben sind", sagt Mitorganisatorin Theresa im Gespräch mit dem rbb. Bewusst wählte das Bündnis dafür den Marktplatz von Eberswalde (Barnim) aus. Zum einen, weil es sich um die Kreishauptstadt des Barnims handelt und der Platz zentral in der Stadt liegt und viel besucht wird. Und zum anderen, weil dort in den vergangenen Wochen sogenannte Montagsdemonstrationen von Kritikern der Corona-Maßnahmen stattfanden.
Gegenstimme zu Querdenkern
Einige Hundert Demonstranten waren es am vergangenen Montag. Auch sogenannte Querdenker sollen sich dabei unter den Gruppen versammelt haben, wie es von der Mitorganisatorin heißt. "Wir wollen natürlich diesen Ort auch wieder anders belegen, weil wir der Meinung sind, dass Querdenken nicht alles ist, was es in der Gesellschaft an Meinungen gibt", sagt sie.
Sich selbst sehen die Organisatoren als Gegenstimme zu Gruppierungen an, die Corona leugnen oder verharmlosen. "Durch 'Kerzen für Corona-Tote' stehen wir für unsere wissenschaftsbasierte Sichtweise und daraus abgeleitete Handlungen im Umgang mit der Pandemie", erklärt das Bündnis im Vorfeld in einer Mitteilung.
Raum für öffentliche Trauer schaffen
Nach fast zwei Jahren, in denen Corona das Leben vieler beeinflusst hat, will das Bündnis den Blick zurück auf das für sie Wesentliche richten und mit der Aktion Raum für öffentliche Trauer schaffen. "Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen der Toten, die unter schwierigen Bedingungen Abschied nehmen müssen", erklärt das Bündnis weiter. Die Toten würden angesichts anderer Diskurse in den Hintergrund rücken, die vermehrt wirtschaftliche und soziale Folgen der Pandemie behandeln würden.
Viele der Organisatoren würden gar nicht mehr im Barnim wohnen und mittlerweile in anderen Städten studieren. Wegen steigender Todeszahlen "kam aber doch die Idee, dass wir handeln wollen und dass wir ein Zeichen setzen wollen", wie Teresa erklärt, "und dass wir uns mit dem Barnim verbunden fühlen und auch an die Menschen denken, die hier aus dem Barnim verstorben sind."
Angst vor Repressalien
Gleichzeitig hätten sie aber auch Angst vor Repressalien. Dies sei auch der Grund, warum sie vor Ort Maske tragen und auch ihre Nachnamen nicht in der Berichterstattung über "Kerzen für Corona-Tote" hören oder lesen möchten, wie Theresa berichtet: "Da ist auch einfach der Gedanke dahinter, dass wir nicht persönlich angefeindet werden möchten."
Doch an diesem Mittwochabend bleibt es ruhig. In einzelnen Gesprächen erklären sie vorbeikommenden Passanten den Hintergrund ihrer Aktion. Eingeladen hatten sie dafür nicht. Sie hatten lediglich die Veranstaltung bei der Polizei angemeldet.
Die Erinnerung soll bleiben
Bereits im vergangenen Jahr hatte das Bündnis auf dem Marktplatz mit "Kerzen für Corona-Tote" darauf aufmerksam gemacht, dass Barnimer in der Pandemie gestorben sind. Nach eineinhalb Stunden des stillen Gedenkens pusten die Organisatoren am Mittwochabend die Kerzen wieder aus und räumen den Platz. Nur die Erinnerung bleibt.
Sendung: Antenne Brandenburg, 30.12.2021, 14:10 Uhr
Mit Material von Martin Krauß