Kritik von Parteikollegin -

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Simona Koß hat ihre Parteikollegen, Landrat Gernot Schmidt und Seelows Bürgermeister Jörg Schröder, für ihren offenen Brief an Wladimir Putin kritisiert. In dem Brief laden sie den Kreml-Chef ein, die Gedenkstätte zu 50 Jahren Seelower Höhen (Märkisch-Oderland) zu besuchen.
Situation habe sich gewandelt
"Aufgrund der jetzigen Lage sollte man diese Einladung nicht aufrechterhalten", sagt Koß. Sie sitzt seit dieser Legislaturperiode für die Landkreise Märkisch-Oderland und Barnim per Direktmandat im Bundestag. Mit der Anerkennung der beiden sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk durch den russischen Präsidenten habe sich ihrer Meinung nach die Situation geändert. "Wir müssen auch wirklich schauen, dass wir das insgesamt jetzt so hinbekommen, dass keine militärischen Handlungen stattfinden. Und wir müssen aus meiner Sicht auch Putin unter Druck setzen", sagt Koß.

Überregionale Medien wie der Spiegel [€] oder der Focus hatten Landrat Schmidt wegen dessen Briefs Unterwürfigkeit vorgeworfen – vor allem weil dieser mit "An seine Exzellenz" adressiert gewesen war. Die Kritik beziehungsweise den Vorwurf der Unterwürfigkeit kann Simona Koß jedoch nicht teilen: "Das ist für mich keine Unterwürfigkeit, sondern das ist der Blickwinkel derer, die eine Gedenkstätte, nämlich die Seelower Höhen, in ihrem Bereich haben", so Koß.
Einladung auf Seelower Höhen
Schmidt und Schröder hatten Putin eingeladen, die Gedenkstätte zu 50 Jahren Seelower Höhen besuchen zu kommen. Auch weil sie nach eigenen Angaben hoffen, an dem Gedenkort an eine der letzten großen Schlachten des Zweiten Weltkriegs intensiv für Frieden und für Abrüstung werben zu können.
"Der Landrat hat ja aufgrund der Geschichte diesen Brief geschrieben. So habe ich das verstanden", sagt Koß. Vom 16. bis 19. April 1945 standen sich im Oderbruch Hunderttausende Soldaten gegenüber. Während der Schlacht starben auf beiden Seiten Zehntausende Soldaten. Die Gedenkstätte wurde 1972 eröffnet. Zudem sei die Idee zu dem Brief vor den jüngsten Entwicklungen entstanden, merkt sie an.
Nicht nachvollziehen könne Koß jedoch das Vorgehen der Initiatoren: "Ich denke, das ist eine Ungeschicklichkeit." Denn Schmidt hat den Brief als Landrat geschrieben, ohne zuvor mit den Kreistagabgeordneten, dem Museumsbeirat oder dem für die inhaltliche Ausgestaltung des Museums zuständige Verein "Zeitreise" darüber gesprochen zu haben.
Landrat will an Einladung festhalten
Trotz aller Kritik an seinem Vorgehen will Landrat Gernot Schmidt aber weiterhin an der Einladung festhalten, wie er dem rbb am Telefon bestätigte. Für ein Gespräch sei er hingegen nicht bereit. "Ansinnen des Briefes ist Dialogbereitschaft. Diese ist mit den aktuellen Entwicklungen wichtiger den je", sagte er der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch. Bereits im vergangenen Jahr habe der Landkreis Putin anlässlich des 75. Jahrestages des Kriegsendes eingeladen.
Sendung: Brandenburg aktuell, 23.02.2022, 19:30 Uhr
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