Kritik von Parteikollegin - Landrat Gernot Schmidt hält an Einladung Putins nach Märkisch-Oderland fest

Mi 23.02.22 | 15:34 Uhr
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Putin liest. (Quelle: dpa/Alexei Druzhinin)
Video: Brandenburg aktuell | 23.02.2022 | Jakub Paczkowski | Bild: dpa-Symbolbild/Alexei Druzhinin

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Simona Koß hat ihre Parteikollegen, Landrat Gernot Schmidt und Seelows Bürgermeister Jörg Schröder, für ihren offenen Brief an Wladimir Putin kritisiert. In dem Brief laden sie den Kreml-Chef ein, die Gedenkstätte zu 50 Jahren Seelower Höhen (Märkisch-Oderland) zu besuchen.

Situation habe sich gewandelt

"Aufgrund der jetzigen Lage sollte man diese Einladung nicht aufrechterhalten", sagt Koß. Sie sitzt seit dieser Legislaturperiode für die Landkreise Märkisch-Oderland und Barnim per Direktmandat im Bundestag. Mit der Anerkennung der beiden sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk durch den russischen Präsidenten habe sich ihrer Meinung nach die Situation geändert. "Wir müssen auch wirklich schauen, dass wir das insgesamt jetzt so hinbekommen, dass keine militärischen Handlungen stattfinden. Und wir müssen aus meiner Sicht auch Putin unter Druck setzen", sagt Koß.

Simona Koß (SPD) (Quelle: dpa/Nestor Bachmann)
Bild: dpa/Nestor Bachmann

Überregionale Medien wie der Spiegel [€] oder der Focus hatten Landrat Schmidt wegen dessen Briefs Unterwürfigkeit vorgeworfen – vor allem weil dieser mit "An seine Exzellenz" adressiert gewesen war. Die Kritik beziehungsweise den Vorwurf der Unterwürfigkeit kann Simona Koß jedoch nicht teilen: "Das ist für mich keine Unterwürfigkeit, sondern das ist der Blickwinkel derer, die eine Gedenkstätte, nämlich die Seelower Höhen, in ihrem Bereich haben", so Koß.

Einladung auf Seelower Höhen

Schmidt und Schröder hatten Putin eingeladen, die Gedenkstätte zu 50 Jahren Seelower Höhen besuchen zu kommen. Auch weil sie nach eigenen Angaben hoffen, an dem Gedenkort an eine der letzten großen Schlachten des Zweiten Weltkriegs intensiv für Frieden und für Abrüstung werben zu können.

"Der Landrat hat ja aufgrund der Geschichte diesen Brief geschrieben. So habe ich das verstanden", sagt Koß. Vom 16. bis 19. April 1945 standen sich im Oderbruch Hunderttausende Soldaten gegenüber. Während der Schlacht starben auf beiden Seiten Zehntausende Soldaten. Die Gedenkstätte wurde 1972 eröffnet. Zudem sei die Idee zu dem Brief vor den jüngsten Entwicklungen entstanden, merkt sie an.

Nicht nachvollziehen könne Koß jedoch das Vorgehen der Initiatoren: "Ich denke, das ist eine Ungeschicklichkeit." Denn Schmidt hat den Brief als Landrat geschrieben, ohne zuvor mit den Kreistagabgeordneten, dem Museumsbeirat oder dem für die inhaltliche Ausgestaltung des Museums zuständige Verein "Zeitreise" darüber gesprochen zu haben.

Landrat will an Einladung festhalten

Trotz aller Kritik an seinem Vorgehen will Landrat Gernot Schmidt aber weiterhin an der Einladung festhalten, wie er dem rbb am Telefon bestätigte. Für ein Gespräch sei er hingegen nicht bereit. "Ansinnen des Briefes ist Dialogbereitschaft. Diese ist mit den aktuellen Entwicklungen wichtiger den je", sagte er der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch. Bereits im vergangenen Jahr habe der Landkreis Putin anlässlich des 75. Jahrestages des Kriegsendes eingeladen.

Sendung: Brandenburg aktuell, 23.02.2022, 19:30 Uhr

 

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20 Kommentare

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  1. 19.

    Unser Landrat hat allen bewiesen und erinnert welch Schande unsere Vorfahren hinterlassen haben und unendlich viele deutsche Bürger heute mit Russland fühlen und denken. Niemals wieder Krieg ! Wer genau nachforscht oder sich gar erinnert war nie eine Nato-Osterweiterung im 2 plus 4 vereinbart. Es gibt so viele Nachweise; damals hatte niemand einen Grund zu lügen. Wer die Geschichte fälscht wird später mit Sicherheit entlarvt. Das war schon immer so.

  2. 18.

    Ist Ihnen gar nichts mehr zu billig? billigere Putin Propaganda geht ja fast nicht mehr.

    Das letzte was die Ukraine will ist wohl Krieg. Krieg will einzig und allein ihr großes Idol Putin. Frieden und Sicherheit gibt es gerade nicht MIT Russland. Selbst so unverhohlene Drohungen, wie, dass es eine Ukraine gar nicht gäbe reichen Ihnen wohl nicht.

    So verblendet kann man doch eigentlich gar nicht sein.

  3. 17.

    Stimme ihnen voll zu . Herr Schmidt und die Gemeindevertreter von Seelow haben meinen höchsten Respekt. Im Gegensatz zu den SPD- Urahnen Brand und Bahr haben viele heute immer noch nicht verstanden, dass es Frieden und Sicherheit nur mit Russland und nie gegen Russland geben kann. Die OSZE soll binnen 24 h ca. 1000 Detonationen auf dem Gebiet der "Volksrepubliken" gezählt haben . Sicher ein Zeichen für die friedlichen Absichten der Ukraine, deren Präsident ja schon zum Jahreswechsel die Rückeroberung der Gebiete angekündigt hat.

  4. 16.

    Ich bin froh das die sowjetischen Streitkräfte damals aus dem Osten Deutschlands abgezogen sind.
    Wünschen Sie sich diese Zeiten wieder zurück?
    Wenn ja dann stellen Sie doch einen Ausreiseantrag hin zu den Friedenstauben vielleicht können Sie da ihren Traum von einer großen kommunistischen Zukunft unter Aufsicht der Sowjetunion weiter leben?
    Wie gesagt ich bin froh das nach vielen Jahren diese Besatzungsmacht zurück in ihre Heimat gekehrt ist.
    Es ist niemals gut wenn aus "Befreiern" Besatzer werden.

  5. 15.

    Der Landrat Gernot Schmidt versucht auf sehr vernünftige Weise eine Brücke zu bauen und Krieg abzuwenden. Hierfür gebührt ihm Respekt und Hochachtung.

  6. 14.

    Könnten Sie mich und alle anderen über ihre Kenntnisse bezüglich der Truppenstationierung der USA in Osteuropa aufklären?

    Als jemand der in einer Stadt aufgewachsen ist mit Ami-Kaserne die die absolute Fronteinheit darstellte, weiß ich nur, dass die Amis sehr viele Standorte geräumt haben und viel weniger Soldaten in Europa haben wie noch zu Zeiten der UDSSR.

  7. 12.

    Ich bin zwar noch nicht so alt, dass ich eine Weltkrieg vergessen hätte, aber wenn es so weiter geht, droht uns eher der 3. Weltkrieg (den Krieg gegen den Klimawandel mal nicht mitgerechnet). Man möge mich eines besseren oder schlechteren belehren.

  8. 11.

    Dieser Politiker hat wenigstens Rückgrat, während sich alle anderen Politiker in Deutschland und der SPD wegducken und das Reden einstellen. Putin wird zwar nicht kommen, aber Dialogbereitschaft muss immer signalisiert werden. Ansonst5en verlieren wir alles.

  9. 10.

    Zitat:"Auch weil sie nach eigenen Angaben hoffen, an dem Gedenkort an eine der letzten großen Schlachten des Zweiten Weltkriegs intensiv für Frieden und für Abrüstung werben zu können."
    Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.

  10. 9.

    Wie würden die USA regieren wenn 60000 Russen auf Kuba oder in Venezuela stünden.Aber die USA stehen mit Herrn Stoltenberg und dieser Truppenkonzentrstion vor der russischen Grenze.Ich finde es gut, wenn Herr Putin aus Deutschland eingeladen wird.Die Amerikaner können ihm nicht verzeihen dass er die Schwarzmeerflotte auf der Krim vor dem Zugriff der NATO bewahrt hat.Das ist doch der wirkliche Anlaß dieses Putinbashings zu dem zumindest Ostdeutschland von dem neuen Besatzer USA gezwungen wird.

  11. 8.

    Das ist das typische an der Medialen Kriegsführung, andere sagen was man zu denken hat. Am Ende kann das einfache Volk nicht mehr unterscheiden was falsch oder richtig ist. Die Chinesen hätte gesagt man verbietet sich die Einmischung in innere Angelegenheiten. In Bezug auf die Reaktion des Ukrainischen Botschafters. Diese Einladung passt sehr wohl in die richtige Zeit, nur die Reaktion ist eine andere. Gerade in Ostdeutschland hat man eine andere Beziehung zu Russland und genau hier fängt die eigentliche Geschichte an. Eine Ostdeutsche "Angela Merkel" wird es auch wieder richten dürfen, da unserer jetzige Bundeskanzler keine er zunehmende Figur macht.

  12. 7.

    Mutig, kreativ, selbstbewusst ...
    Landrat Gernot Schmidt wird vermutlich mehr bewirken, nämlich mit Gesten und Emotionen, als jede Völkerrechtlerin...
    Und wenn dann noch Herr Scholz dazu kommt, die Sprache des Geldes beherrscht und ein anderes Versprechen einlöst, dann ... hat man die russische Seele verstanden?

  13. 6.

    Peinliche Aktion dieses Politikers; auch unabhängig von der aktuellen Entwicklung.

  14. 5.

    Eine sehr gute Idee, diese vom Landrat initiierte Einladung !

  15. 4.

    Wir befinden uns offenbar schon im Krieg und vor einem Jahr hätte das niemand interessiert. Da sowie so keiner auf solch einen Brief reagiert hätte. Warum ist das so schlimm? Die Gedenkstätte ist sehr wohl in der Lage zu zeigen was Krieg bedeutet und welche folgen dieser hat. Wenn man der Propaganda folgt stehen wir vor dem 4 Weltkrieg und Deutschland hat hier nichts zu melden. Außer es soll zahlen und sonst den Mund halten. Die Moral ist wie mal ganz oben! Man soll mit Russland kleine Geschäfte machen, gut dann mit China ebenfalls nicht. Wir malen uns die Welt wie sie uns gefällt.

  16. 3.

    Wenn Sie die Russen so lieben dann ziehen Sie doch nach Russland.

  17. 2.

    Wie stellen sich der Herr Landrat und Bürgermeister denn die Sicherheitsmaßnahmen vor? (Ganz unabhängig von jetzt wohl erforderlichen zusätzlichen Maßnahmen. Man kann davon ausgehen, dass mindestens ähnliche Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen wären, wie beim Besuch eines US-Präsidenten. Wer soll das alles bezahlen?) Erwarten sie etwa, dass die 150.000 Soldaten von der Ukrainischen Grenze auf die Seelower Höhen abgezogen werden, damit sie Herrn Putin hier schützen können? Herr Putin war schon im letzten Jahr eingeladen? Und, ist er gekommen? Wohl kaum. Was sollen also so sinnlose Einladungen?
    RBB: Es heißt nicht "50. Jahre". Wie kommt man auf so merkwürdige Schreibweisen?

  18. 1.

    Gerne nochmal für alle, die im Zusammenhang mit der aktuellen Situation immer von "den Russen" reden. Die Mehrheit der von uns Umgebrachten Zivilisten waren Ukrainer, gefolgt von Weißrussen. Und selbst bei den Seelower Höhen, werden es nicht nur Russen gewesen sein, die dort kämpften und starben.
    Gut wäre gewesen, wenn es Leute aus der Zvilgeselschaft gewesen wären, die man eingeladen hätte. Nicht einen Despoten, der Fragwürdige Geschichtsbilder in die Öffentlichkeit trägt. Allerdings hat dieser die Zivilgeselschaft schon gleichgeschaltet.

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