Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) - Studierende mit ukrainischen und russischen Wurzeln belastet der Konflikt

Mi 23.02.22 | 12:05 Uhr
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Symbolbild: Frankfurt (Oder) (Brandenburg): Blick in ein Hörsaalgebäude der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). (Quelle: dpa/P. Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 22.02.2022 | Isabel Röder | Bild: Zentralbild

Der Russland-Ukraine-Konflikt beschäftigt derzeit die ganze Welt, auch viele junge Menschen, die an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) studieren. Sie bangen um ihre Familien oder schämen sich für ihr Heimatland Russland.

Nach der Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk durch den russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin und der Entsendung von russischen Truppen dorthin hat sich die Situation im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine weiter zugespitzt.

An der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) studieren auch junge Menschen mit ukrainischen und russischen Wurzeln, die die angespannte Situation zwischen ihren Heimatländern besorgt verfolgen. Bislang sei es zu keinen Konflikten innerhalb der Studentenschaft gekommen, berichtete Professor Timm Beichelt am Dienstag im Interview mit rbb|24.

Schlaflose Nächte

Dennoch seien die Nerven angespannt, sagt unter anderen Kateryna Voloshchuk. Sie verfolge seit Tagen die Nachrichtenlage zum Konflikt. Als Putin die Anerkennung der Separatistengebiete Donezk und Luhansk in der Nacht zum Dienstag im russischen Fernsehen verkündet hatte, habe sie gar nicht erst an Schlafen gedacht. "Das war stressig die Nacht", sagt die 22-Jährige dem rbb.

Kateryna Voloshchuk studiert an der Viadrina und stammt aus der Ukraine.
| Bild: rbb

Zunächst habe sie die Ansprache Putins verfolgt und daraufhin Nachrichten dazu gelesen. "Dann haben wir auf andere Konferenzen der Ukraine gewartet", sagt Voloshchuk, deren Familie im Süden der Ukraine lebt. "Aber wir bemühen uns, weiter ruhig zu bleiben."

Nachrichten aus der Heimat

Ruhig zu bleiben, versucht auch Iryna Kovalenko. Das falle gar nicht so leicht, wenn sie unter Tränen an ihre Eltern in der ukrainischen Hauptstadt Kiew denkt. "Zuerst brauche ich ein 'Guten Morgen' von meiner Mama, aber dass es ein wirkliches 'Guten Morgen' und nicht mit Fragezeichen ist", sagt die 24-Jährige. US-amerikanische Medien wie die "New York Times" hatten erst am Wochenende berichtet, dass es Geheimdienstinformationen zufolge zu einer bevorstehenden Invasion mit einem Angriffsschwerpunkt auf Kiew geben soll.

Kovalenko belaste die Situation sehr. In wenigen Wochen will sie ihre Masterarbeit an der Viadrina abgeben. Dennoch fühle sie sich nicht allein gelassen: "Unsere ukrainische Community hier ist sehr, sehr stark und das freut mich total." Sie bekomme zudem viele Nachrichten und Solidaritäts-Bekundungen von Freunden aus anderen Ländern, sagt Kovalenko.

Solidarität von russischen Kommilitonen

Unterstützung erhalte sie aber auch von Kommilitonen mit russischen Wurzeln. "Ich schäme mich für mein Herkunftsland und die Regierung, die ich aber nicht gewählt habe", sagt beispielsweise Aleksandra Belozerova. Sie spreche schon gar nicht mehr von einem Konflikt: "Das ist ein Krieg." Das gehe schon seit Jahren so.

Egal ob russisch oder ukrainisch: Für die drei jungen Frauen stehe fest, dass sie jetzt zusammenhalten und das beste hoffen müssen. "Wir schaffen das, wir kriegen das hin", sagt Iryna Kovalenko kämpferisch.

Sendung: Antenne Brandenburg, Antenne am Nachmittag, 22.02.2022, 16:40 Uhr

Mit Material von Isabel Röder

 

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8 Kommentare

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  1. 8.

    Als absolut allwissender können Sie der Ukraine doch bestimmt einen hunderprozentigen Tipp geben, wie diese auf die Eroberungspläne von Putin (mindestens die von den selbsternannten Volksrepubliken beanspruchtes Gebiet) reagieren sollen, "um sich nicht in einen Krieg hineinziehen zu lassen".

  2. 7.

    Niemand soll sich für sein Heimatland schämen. Die Menschen aus Russland, Ukraine oder sonstwo, die bei uns studieren, leben und arbeiten können nichts dafür.

  3. 6.

    Gut, dass sich die jungen Leute nicht auseinanderdividieren lassen. Dass ausgerechnet ein schon mehr als 20! Jahre an der Macht sitzender Regierungschef russischer Nationalität s. zu diesen rechtswidrigen Aussagen über die Eigenständigkeit der Ukraine seit dem völligen Zerfall der Föderation der Soz.Sowjetstaaten hinreißen ließ, ist auch für Nichtrussen u.Nichtukrainer ein ganz schlimmes Ding. Er würde staunen, zu welchen Ergebnissen die Prähistoriker bei Beziehungen des "Westens" und der "Ostens/Kiewer Rus" gekommen sind! -- und auch weiter im Osten in der Großstadt Taganrog etwa konnte man das Ukrainische hören. Das ist aber gegenstandslos angesichts der seit 2014 tätgen pro-russ. Kräfte, die die sich verschlechternde Entw. vorangebracht haben. Vertreten die etwa die Kindergärtnerin o.Lehrerin, die ihre Kinder beschützen wollen? Ein Unding,wenn 2 Nationen sich bekämpfen würd, die UA vollst. auf europäischem Gebiet, RU bis zum Ural! Sofortige
    Rücknahme d. Separationsbestreb./der Waff

  4. 5.

    Nicht nur an Viadrina studieren Leute aus Ukraine und Russland. Und auch sie belastet die Situation enorm. Den Schwerpunkt auf eine Universität zu legen, weil es die "östlichste" Uni ist, finde ich merkwürdig. Das grenzt den Ausmaß dee Situation, die Belastung und die tatsächliche Anzahl der Angehörigen dieser Länder extrem ein.

  5. 4.

    und es geht um die Menschen, die dort leben.
    Hierzulande geht es um eine Deutungshoheit darüber was Machtausübende wohl denken, machen würden, was steckt wirklich (?!) dahinter usw. Dabei jagt eine Fehleinschätzung die Nächste, vor lauter Ideologie handelt man dann auch falsch, wie die Ergebnisse zeigen. Auch wenn man nicht den "Stein der Weisen" gefressen hat, so kann eine Uni wie hier dazu beitragen, dass Völkerrecht richtig anzuwenden bzw. es lehren...
    Dreist ist ja das Wort "wirklich". Was nicht gesagt wird, nicht gehört wird, wie die Menschen, und um die geht es, vor Ort leben wollen.

  6. 3.

    Das Handeln Putins kann man auch nicht rechtfertigen. Aber man kann schon erkennen, dass man sich nicht in einen Krieg hineinziehen lassen darf. Es gibt diese Bestrebungen... ausgerechnet von solchen Leuten, die sonst immer...

  7. 2.

    Es stimmt was Du geschrieben hast.
    Würden wir nicht ständig durch die Politiker, egal von welcher Seite, belogen werden, wären wir durchaus zu einer besseren Meinungsbildung in der Lage. Aber dennoch bin ich trotz aller Lügengebilde der Auffassung, dass das Handeln Putins nicht gerechtfertigt werden kann, denn hierfür bestand weder eine politische Lage noch eine militärische. Die vorgeschobenen Gründe waren m.E. paranoid und sollen nur späteren Vorhaben Putins dienen.

  8. 1.

    Eine solche Schwerpunkt-Uni, mit direkt Betroffenen, eignet sich gut, anhand des Völkerrechtes, diesen Fall im Vergleich zu anderen Fällen, analytisch aufzuarbeiten, um den Betroffenen "Leitplanken", abseits der Talkshows, zu geben:
    Was wollen die Menschen im Donbass oder auf der Krim genau und warum?
    Wer hat wann was gemacht und wie waren die Reaktionen? (Bsp: Putinbrief und die Antwort der Amis; oder warum bekamen die Menschen im Donbass keine Renten mehr, keine Infrastruktur und warum...bis zur Einhaltung des Minsker Abkommens (was alle forderten) usw.)
    Wie verhält sich das Ausland generell: Dtl. hat den Kosovo, wenige Stunden nach der Abspaltung, anerkannt, Spanien und Griechenland als NATO-Staaten aber nicht - warum? Sind die Menschen unterschiedlich zu behandeln und warum...
    Wenn man Wissen hat, fällt es schwerer, sich in einen Krieg hineinziehen zu lassen. Fehleinschätzungen sind jeden Tag zu hören...;-(

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