Engagement gegen Rassismus - Kahane gibt Vorstandsvorsitz der Amadeu-Antonio-Stiftung ab

Do 31.03.22 | 09:36 Uhr
Archivbild: Anetta Kahane, ehem. Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung. (Quelle: dpa/W. Kumm)
Audio: Antenne Brandenburg | 31.03.2022 | Torsten Glauche | Bild: dpa/W. Kumm

Nach fast 25 Jahren gibt die Gründerin der Amadeu-Antonio-Stiftung, Anetta Kahane, das Amt der Vorstandsvorsitzenden ab. Sie wolle sich verstärkt ihren Aufgaben als Publizistin widmen, teilte die Stiftung am Donnerstag in Berlin mit. Geschäftsführer Timo Reinfrank, Programmleiterin Tahera Ameer und Verwaltungsleiter Lars Repp bilden demnach den neuen Vorstand. Sie übernehmen die Leitung der Stiftung zum 1. April.

Kämpferin gegen Rassismus und Antisemitismus

Reinfrank erklärte, Kahane habe "den Kampf gegen Rechtsextremismus in Deutschland geprägt und Pionierarbeit geleistet". Mit ihrer Klarheit und Kompromisslosigkeit auch im Umgang mit Antisemitismus und Rassismus habe die mittlerweile 67-Jährige die Stiftung geprägt. "Diesen Kurs wird der neue Vorstand verantwortungsvoll weiter verfolgen", so Reinfrank.

Anetta Kahane gründete die Amadeu-Antonio-Stiftung 1998. Ziel war es, "eine demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet".

Benannt ist die Stiftung nach dem gebürtigen Angolaner Amadeu Antonio Kiowa, der als Vertragsarbeiter schon zu DDR-Zeiten in Eberswalde (Barnim) lebte. Er wurde in der Nacht zum 25. November 1990 von einer Gruppe rechter Jugendlicher, die Baseballschläger dabei hatten, angegriffen, verprügelt und verletzt. Antonio erlitt so schwere Verletzungen, dass er am 6. Dezember 1990 starb.

"Mit der Amadeu Antonio Stiftung wollte ich einen Ort schaffen, der alle Menschen vorbehaltlos schützt und unterstützt, die von Demokratiefeinden angegriffen werden und das durch eine offen gelebte demokratische Kultur", so Kahane. Ihr Kampf gegen Ungerechtigkeiten speist sich nach eigenen Angaben aus ihrer eigenen Biografie.

Als Tochter jüdischer Kommunisten prägte sie die Erfahrung der NS-Verfolgung ebenso wie der alltägliche Antisemitismus und Rassismus in der DDR und im wiedervereinigten Deutschland. Von 1974 bis 1982 war sie Inoffizielle Mitarbeiterin (IM) der DDR-Staatssicherheit, was nach Bekanntwerden 2002 in den Medien kontroverse Debatten auslöste.

Die von ihr gegründete gemeinnützige Stiftung steht unter der Schirmherrschaft des ehemaligen Präsidenten des Bundestags Wolfgang Thierse (SPD).

Sendung: Antenne Brandenburg, 31.03.2022, 06:30 Uhr

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