Klimawandel - Landesregierung will Grundwasser stärker rationieren

Mo 21.03.22 | 14:51 Uhr
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Symbolbild. (Quelle: Bruno Kaegi/chromorange)
Audio: Inforadio | 21.03.2021 | Stephanie Teistler | Bild: Bruno Kaegi/chromorange

Das kostbare Grundwasser wird in Brandenburg immer weniger. Klimafolgen lassen die Neubildung geringer ausfallen. So sacken Seen auf Tiefststände ab, Fließgewässer trocknen aus. Nun will das Land umlenken.

Angesichts sinkender Grundwasserspiegel plant das Brandenburger Umweltministerium eine Umverteilung der Grundwassernutzung. Es hat dazu am Montag einen Bericht veröffentlicht. Der Grundwasserspiegel falle laut Messungen seit den 1970er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Dieser Trend habe sich besonders in den vergangenen zehn Jahren verschärft. Gleichzeitig gebe es einen steigenden Bedarf an Grundwasser, da sich mehr Menschen in der Region ansiedelten.

Stellschraube Klimaabschlag

Brandenburg will dem fallenden Grundwasser-Trend entgegensteuern. Eine Stellschraube soll ein sogenannter Klimaabschlag sein. Er bestimmt, wie viel Wasser etwa Industrieanlagen zukünftig aus dem Grundwasser entnehmen dürfen. Grundlage dafür soll die Grundwassermenge sein, die geschätzt von 2031 bis 2060 noch zur Verfügung steht. Der fallende Pegel durch die Auswirkungen des Klimawandels wird dort mit eingerechnet. Der Klimaabschlag soll bereits in diesem Jahr eingeführt werden.

Das Grundwasser wird laut Umweltministerium in Brandenburg durch mehrere Faktoren gefährdet: durch kontaminierte Böden, falsches Düngen in der Landwirtschaft, hohe Wasserentnahmen etwa durch Braunkohletagebaue und hohe Temperaturen durch den Klimawandel.

Durch die Trockenheit der Jahre 2018, 2019 und 2020 fehlten dem Land gerade umgerechnet sieben Monate an Niederschlägen. Es gelte nach wie vor, dass Brandenburg zwar gewässerreich sei, aber dennoch wasserarm, so Umweltminister Axel Vogel (BÜ‘90/Grüne).

90 Prozent des Trinkwassers stammt aus Grundwasser-Ressourcen

Zwar gibt es, laut Ministerium, auch die Prognose, dass es zukünftig im Durchschnitt mehr Niederschlag im Land geben werde. Davon könne der Grundwasserpegel aber nicht profitieren, da durch steigende Temperaturen zugleich mehr Wasser an den Gewässeroberflächen verdunste.

90 Prozent des Trinkwassers in Berlin und Brandenburg werden laut Umweltministerium durch Grundwasser gedeckt. Von etwa 3,7 Milliarden Kubikmetern sich erneuerndem Grundwasser pro Jahr, seien laut Ministerium aktuell zwei Milliarden Kubikmeter nutzbar. Das Landesamt für Umwelt hat die Daten von 1.250 Grundwassermessstellen ausgewertet, wo sie für mindestens 30 Jahre vorliegen. Laut der erarbeiteten Modelle werden die Grundwasserpegel im Land weiter sinken. Zwar wird mit höheren Niederschlagsmengen gerechnet. Wegen steigender Temperaturen nimmt aber auch die Verdunstung zu.

Hoher industrieller Grundwasser-Bedarf hatte zuletzt in Brandenburg in zwei Fällen Besorgnis und juristische Auseinandersetzungen ausgelöst: Mehrere Verbände sehen die Wasserversorgung in der Region um die Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin vor Problemen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Grüne Liga wiederum kritisierten eine "drastische" Wasserentnahme in der Grube des Tagebaus Jänschwalde. Nach einem Beschluss des Verwaltungsgerichts Cottbus in der vergangenen Woche darf in Jänschwalde deshalb nur noch bis zum 14. Mai Braunkohle gefördert werden.

Sendung: Brandenburg aktuell, 21.03.2022, 19:30 Uhr

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47 Kommentare

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  1. 47.

    Genau, weg mit Tesla !!! Monokulturen und Massentierhaltung mit Gülle, Dünger und Ackergiften in ganz Brandenburg. Und auf den ausgelaugten Böden, stellen Wir zum Schluss, Windparks und Solarfelder.

  2. 46.

    Grundwasser ist kanpp? Und da wird erlaubt, daß Tesla Grundwasser weiter entzieht?

  3. 45.

    Das, was Sie beschreiben, ist ja eigentlich die Quadratur des Kreises.Denn die Absenkung des GW-Spiegels um 1,10 m wurde hier auf die Gesamtfläche des Bundeslandes"gemittelt".Diese Zahl dürfte in der Realität sicher deutlich größer sein. Ich habe mich schon öfters zu solchen Fragen geäußert, aber mich wundert, dass wir bei der Umgestaltung der Forsten u. bei der erforderlichen Renaturierung der Fließ-gewässer nicht wirklich vorankommen. Wenn bei solchen Maßnahmen, die Stromlinie des Fließgewässers in der Regel kontinuierlich brav in der Mitte gehalten wird, dann kann man sich das Geld für die Maßnahme sparen. Und wenn zugelassen wird, dass Unternehmen trotz gebo-tener Mehrfachnutzung des Wassers noch immer derartige Frischwassermengen "zapft", dann stimmt der ganze Vorgang nicht. Innovativ ist dann wohl hier eine Mogelpackung. Was hier einige zu den hydrogeolog. Gutachten vermerken, kann man ohne Lesen selbigens lieber nicht bewerten. Da es für potentielle Wasserfördermeng gemacht wird

  4. 44.

    Ohne Strom kann man überleben?
    Als erstes geht u.a. die Wasserversorgung in die Knie...sagen die Ämter für Katastrophenschutz. Aber was wissen die schon.
    Ich freue mich, dass wenigstens SIE hier den Durchblick haben...und für Cottbus, dass wieder ein paar Steuereinnahmen ins traurig-leere Haushaltssäckl kommen.

  5. 43.

    Schauen wir uns dazu die Fakten an, die der RBB recherchiert hat. Das hilft, auch diese Ihrer Aussagen einzuordnen:
    Tesla 1,45 Mio m³/a
    BASF 3 Mio m³/a
    Leipa 6 Mio m³/a
    Stahlwerk Eisenhüttenstadt 7 Mio
    m³/a
    PCK 20 Mio m³/a
    LEAG 100 Mio m³/a (legal)

    Gerade die letzten zwei industriellen Großverbrauchen können im behandelten Zeithorizont obsolet werden. Die LEAG arbeit allerdings daran, dass doe Pistbotin im Spreewald auch im Simmer mit dem Auto statt dem Kahn fahren muss und dass immer weniger Wasser in die Region kommt, um die Sie sich vorgeblich Sorgen machen, während Sie gleichzeitig PV und WKA eine merklichen Einfluß auf den Klimawandel zuschreiben. Die will bekanntlich einen Großteil der Spree als Kühlwasser verdampfen - s. #35 vom 21.03.2022 | 20:46 Uhr

    Mit 44% hat die Stromerzeugung in fossilen und Atomkraftwerken den größten Anteil am Wasserverbrauch, gefolgt von der Landwirtschaft mit 24%, den Haushalten mit 21% und der Industrie mit 11%. 

  6. 42.

    Danke für deinen Kommentar. Die angesprochene Datenbank dokumentiert zwar das weitere Absinken des Grundwasserspiegels, mehr aber auch nicht. Der Minister hat keinen konkreten Lösungsvorschlag um die Grundwasserneubildung zu verstärken. Und es kommt nun auch noch wieder die Ausrede der kontaminierten Flächen. Es tut mir leid, ich habe für dieses Nichthandeln des Ministers kein Verständnis mehr. Und welche Abnehmer von Trinkwasser wird er wohl reglementieren? Frei nach dem Motto:"Wir müssen die Verbraucher über die Preisgestaltung erziehen".

  7. 41.

    Herr Neumann in Erwiderung ihres Kommentars vom 21.03.2022 um 17:48 Uhr gebe ich ihnen recht, denn jede Genehmigung oder Zulassung ist unrecht, angefangen vom ungültigen B-Plan und den vielen Verstößen gegen die geltende WSG-VO und WRRL so wie der unzureichenden hydrogeologischen Erkundung des Untergrundes.
    Ich habe jede Menge Bilder von den 53 Entwässerungslanzen entlang des östlichen Tesla-Zaunes zwischen den beiden im Bau befindlichen Versickerungsbecken . Am 07.03.2022 wurde dort unzulässig stark sandhaltiges Wasser gefördert, das in Richtung Batteriefabrik abgeleitet wurde. Bis gestern wurde diese Anlage umgebaut. Ich vermute die Lanzen sollen zum Verpressen der im Bereich der Versickerungsgruben abgepumpten Wässer dienen, was probiert aber anscheinend nicht funktionierte. Vermutlich ist die Geologie am Standort eine andere wie in den hydrogeologisch betitelten Fantasieschriften beschrieben. Solche Überraschungen kann man verhindern, indem man vorher das Gelände erkundet.

  8. 40.

    Nun erklären Sie, wie marode Brunnen soviel Wasser fördern sollen und warum eine "Gigafabrik Berlin - Brandenburg" überhaupt für die Produktion Trinkwasser!!! benötigt?

  9. 39.

    Auch wenn es die Landwirtschaft,sage ich mal ganz allgemein, nicht gerne hören wird, wir hatten auch "goldeneZeiten" der Entwässerung von lw. Nutzflächen und Beregnung sogar von Auegebieten. Falscher Umgang mit Wasser "rächt" sich grausam. Die sog. "Regenwasser-abgabe" einführen, die Pflicht, Niederschlagswasser auf eigenem Land/Grundstück zu "halten" u. zu nutzen! Auch wenn die sog. "versiegelte Fläche" finanziell schmerzt, dann Auflösung. Ein Umdenken in der Bevölkerung muss auch kommen. Englischer Rasen - das geht halt nicht in unseren Regionen. Man kann Wasser sparen, ohne es an Komfort und Hygiene mangeln zu lassen; Packt die Spülmaschine und die WM richtig voll, ein Vollbad nur in einem medizin. (Not-)Fall u. jeden Tag Haare zu waschen ist auch nicht zwingend notwendig. Keine Retro-Wasser-hähne im Bad, sondern Einhebelmischbatterien. Es sind die vielen kleinenDinge, wo immer noch abgewunken wird.Ich habe eine kl.Schüssel zusätzl.in der Spüle zu stehen, damit eine 2. Nutzung mögl

  10. 38.

    Herr Neumann, genehmigen kann man viel. Wenn man keine Ahnung hat noch viel, viel mehr. Unser Wasser wird in Erwartung eines Lottogewinns von gewissen Herren verzockt. Vielleicht hat es sich bei unseren Politikern noch nicht herumgesprochen, zumindest der Grünheider Bürgermeister und der Brandenburger Wirtschaftsminister scheinen taub zu sein, dass beim Lottospiel selten der Lottospieler aber immer die Lottogesellschaft gewinnt und die hat ihren Sitz in den USA.

  11. 37.

    Scheint so, ich hab auch nix weiteres in dem Bericht gefunden als, wir rationieren die Entnahme und verbessern das Monitoring. Veralten und Verordnen aber nicht gestalten.
    Nix von überregionalem Zusammenarbeiten verschiedener Stakeholder oder aktiver Grundwasseranreicherung oder Maßnahmen zur besseren Rückhaltung der Niederschläge oder Minderung der Verdunstung in Land- und Forstwirtschaft oder Wasserrecycling.
    Gut ist es gibt endlich ein konkretes Datenmodell in dem auf den ersten Blick all die unbekannten und demzufolge auch unbezahlten Entnahmen fehlen. Auch die die einige Kommentatoren hier ganz stolz beschreiben.
    Kein Wunder wenn man einen Brunnen zur Rasenbewässerung mit Material aus dem Baumarkt und ein paar YouTube Videos einfach selbst bohren kann.

  12. 36.

    Das Grundwasser wird laut Umweltministerium in Brandenburg durch mehrere Faktoren gefährdet: durch kontaminierte Böden, falsches Düngen in der Landwirtschaft, hohe Wasserentnahmen etwa durch Braunkohletagebaue und hohe Temperaturen durch den Klimawandel.
    Was das Umweltministerium verlauten lässt mag alles richtig sein. Diese Erkenntnis ist nur die halbe Wahrheit. Die katastrophale Politik unserer industriehörigen Politiker hat dazu geführt, dass es zur gegenwärtigen Misere gekommen ist. Statt den negativen Entwicklungen entgegenzuwirken, fordern unsere Politiker das Schicksal weiter heraus, indem sie einer Apokalypse entgegensteuern. Vernunft ist nicht ihre Stärke. Die kritische Wassersituation im Lande ignorierend locken sie große wasserschluckende und umweltschädigende Industrien in die Region, wodurch sich die Lage immer mehr verschlechtern wird. Als Ausrede muss der Klimawandel herhalten, für den sie mit verantwortlich sind.

  13. 35.

    Woidke und due LEAG arbeiten allerdings hart daran, das für den den im Artikel behandelten Zeitraum nach 2030 zu ändern.
    https://www.rbb24.de/studiocottbus/wirtschaft/2021/07/jaenschwalde-gruene-liga-kritik-leag-kohlestrom-wasser-entnahme-spree.html
    Bis zu ein m³ pro Sekunde soll dort selbst bei Niedrigwasser, wenn der Durchfluss der Spree deutlich weniger als 4 m³/s beträgt, ihr entnommen und verdampft werden.

  14. 34.

    Sie werden nicht erfreut sein, aber die Abwasserkanalisation ist dann so konzipiert, das die Einleitung von Regenwasser erfolgen MUSS.
    Seit Jahren jammern die Betreiber über gestiegene Kosten, weil die Kanäle überdimensioniert sind und z.B. die Kurzspültaste zu einem signifikanten Rückgang des Trägermediums führt.
    Teilweise werden Kanalisationen sogar schon mit Rohr in Rohr verengt.

  15. 33.

    Sind keine Neuigkeiten, praktiziere ich schon seit Jahren.

  16. 32.

    In unserer Gemeinde ist die Versickerung von Regenwasser auf dem Grundstück Pflicht. In Berlin auch?

  17. 31.

    Eine Doppelkolbenhand- und oder eine Schwengelpumpe oder gar ein gemauerter Brunnen tun es auch. Kosten sind nur bei der Errichtung angefallen. Das Theater was hier aufgeführt wird ist doch einzig und allein dafür die Privatisierungen der Wasserwirtschaft und Quellen vorzubereiten. Achtung Verschwörungstheorie?

  18. 30.

    Kenn ich nicht anders von Ihnen......haltet den Dieb und den Saulus so umdrehen das er zum Paulus wird. Was Sie und ein paar andere Schlaumeier nicht kapieren wollen....Ohne Strom kann man überleben,ohne Wasser nicht!!!

  19. 28.

    Solang Grundstückseigentümer anfallendes Regenwasser direkt und indirekt in die Kanalisation einleiten dürfen und dieses ohne Zwangsgeld nicht versickern lassen müssen, kann muss nichts rationiert oder gar zusaätzliche Besteuert werden. Wasser das verschmutzt ist, ist zu reinigen und den Seen und Tümpeln zu zu führen. Und wenn die zu 4/5 gefüllt sind, kann das Wasser Richtung Nord und Ostsee weiter wandern. Das würde aber bedeuten, daß Wasserwirtschaft nicht privatwirtschl. Org. ist

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