Klimawandel - Landesregierung will Grundwasser stärker rationieren

Das kostbare Grundwasser wird in Brandenburg immer weniger. Klimafolgen lassen die Neubildung geringer ausfallen. So sacken Seen auf Tiefststände ab, Fließgewässer trocknen aus. Nun will das Land umlenken.
Angesichts sinkender Grundwasserspiegel plant das Brandenburger Umweltministerium eine Umverteilung der Grundwassernutzung. Es hat dazu am Montag einen Bericht veröffentlicht. Der Grundwasserspiegel falle laut Messungen seit den 1970er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Dieser Trend habe sich besonders in den vergangenen zehn Jahren verschärft. Gleichzeitig gebe es einen steigenden Bedarf an Grundwasser, da sich mehr Menschen in der Region ansiedelten.
Stellschraube Klimaabschlag
Brandenburg will dem fallenden Grundwasser-Trend entgegensteuern. Eine Stellschraube soll ein sogenannter Klimaabschlag sein. Er bestimmt, wie viel Wasser etwa Industrieanlagen zukünftig aus dem Grundwasser entnehmen dürfen. Grundlage dafür soll die Grundwassermenge sein, die geschätzt von 2031 bis 2060 noch zur Verfügung steht. Der fallende Pegel durch die Auswirkungen des Klimawandels wird dort mit eingerechnet. Der Klimaabschlag soll bereits in diesem Jahr eingeführt werden.
Das Grundwasser wird laut Umweltministerium in Brandenburg durch mehrere Faktoren gefährdet: durch kontaminierte Böden, falsches Düngen in der Landwirtschaft, hohe Wasserentnahmen etwa durch Braunkohletagebaue und hohe Temperaturen durch den Klimawandel.
Durch die Trockenheit der Jahre 2018, 2019 und 2020 fehlten dem Land gerade umgerechnet sieben Monate an Niederschlägen. Es gelte nach wie vor, dass Brandenburg zwar gewässerreich sei, aber dennoch wasserarm, so Umweltminister Axel Vogel (BÜ‘90/Grüne).
90 Prozent des Trinkwassers stammt aus Grundwasser-Ressourcen
Zwar gibt es, laut Ministerium, auch die Prognose, dass es zukünftig im Durchschnitt mehr Niederschlag im Land geben werde. Davon könne der Grundwasserpegel aber nicht profitieren, da durch steigende Temperaturen zugleich mehr Wasser an den Gewässeroberflächen verdunste.
90 Prozent des Trinkwassers in Berlin und Brandenburg werden laut Umweltministerium durch Grundwasser gedeckt. Von etwa 3,7 Milliarden Kubikmetern sich erneuerndem Grundwasser pro Jahr, seien laut Ministerium aktuell zwei Milliarden Kubikmeter nutzbar. Das Landesamt für Umwelt hat die Daten von 1.250 Grundwassermessstellen ausgewertet, wo sie für mindestens 30 Jahre vorliegen. Laut der erarbeiteten Modelle werden die Grundwasserpegel im Land weiter sinken. Zwar wird mit höheren Niederschlagsmengen gerechnet. Wegen steigender Temperaturen nimmt aber auch die Verdunstung zu.
Hoher industrieller Grundwasser-Bedarf hatte zuletzt in Brandenburg in zwei Fällen Besorgnis und juristische Auseinandersetzungen ausgelöst: Mehrere Verbände sehen die Wasserversorgung in der Region um die Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin vor Problemen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Grüne Liga wiederum kritisierten eine "drastische" Wasserentnahme in der Grube des Tagebaus Jänschwalde. Nach einem Beschluss des Verwaltungsgerichts Cottbus in der vergangenen Woche darf in Jänschwalde deshalb nur noch bis zum 14. Mai Braunkohle gefördert werden.
Sendung: Brandenburg aktuell, 21.03.2022, 19:30 Uhr
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