Mehrheitsanteile im Besitz von Rosneft - Ohne Öl aus Russland steht PCK-Raffinerie Schwedt vor "schwieriger Situation"

So 27.03.22 | 22:20 Uhr
  29
Hell beleuchtet sind die Anlagen der Erdölraffinerie der PCK-Raffinerie GmbH.
Audio: Antenne Brandenburg | 28.03.2022 | Alexander von Gersdorff von "Fuels - und Energie" | Bild: dpa-Zentralbild

Seit fast 60 Jahren fließt Öl durch eine russische Pipeline aus Sibirien bis in die PCK-Raffinerie Schwedt. Sollte die Versorgung aus Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs ausbleiben, kann der Ausfall kaum kompensiert werden.

Ohne Öl aus Russland steht die PCK-Raffinerie Schwedt (Uckermark) vor einer schwierigen Situation. Das teilte der Wirtschaftsverband Fuels und Energie am Sonntag auf Nachfrage von Brandenburg aktuell mit.

Von Gersdorff: Seeweg über Hafen Rostock schwierige Alternative

Sprecher Alexander von Gersdorff betonte im Interview, dass die PCK-Raffinerie ein entscheidender Versorger der Region Berlin und Brandenburg und darüber hinaus sei. "Mehr als 90 Prozent des Bedarfs an Benzin, Diesel, Heizöl und Kerosin für den BER kommen aus Schwedt, das ist entscheidend für Mobilität, Wärme und weitere Produkte", sagte von Gersdorff. Mitglieder in dem Wirtschaftsverband sind unter anderem die Konzerne Shell, Esso, BP und Rosneft.

Alternativ könnte Öl zwar über den Seeweg durch den Hafen von Rostock geliefert werden, diese Ersatzversorgung wäre aber ausgesprochen schwierig, so von Gersdorff, weil sie nur die Hälfte der benötigten Kapazität hätte.

Rosneft hält mehr als 90 Prozent der Raffinerie

Der russische Energiekonzern Rosneft liefert Rohöl durch die Trasse "Druschba" an die Schwedter Raffinerie und hat erst im November 2021 vom Konkurrenten Shell ein Aktienpaket von rund 38 Prozent an PCK abgekauft. Damit hat Rosneft seinen Anteil an dem Unternehmen in Schwedt auf mehr als 90 Prozent erhöht. Das Bundeskartellamt hatte Ende Februar, kurz vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine, die Übernahme der Shell-Anteile kartellrechtlich erlaubt.

Die kartellrechtliche Zusage wird derzeit jedoch vom Bundeswirtschaftsministerium noch überprüft. "Mit Bezug auf die Übernahme zusätzlicher Anteile an der PCK Raffinerie GmbH durch die OAO Rosneft wurde ein sogenanntes Investitionsprüfverfahren eingeleitet", hatte eine Ministeriumssprecherin dem rbb gesagt. Rosneft ist der größte russische Ölproduzent.

Per Pipeline mit Russland verbunden

Aktuell sind mehr als 1.100 Menschen in der Raffinerie beschäftigt. Die Raffinerie in der Uckermark verarbeitet nach eigenen Angaben jährlich zwölf Millionen Tonnen Rohöl und gehört damit zu den größten Verarbeitungsstandorten in Deutschland. Über die Pipeline wird Deutschland nach Angaben der Raffinerie zu 25 Prozent mit Rohöl versorgt.

Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ist Aufsichtsratschef des russischen Staatskonzerns. Das Öl kommt mittlerweile seit fast 60 Jahren über die Pipeline "Druschba" (Freundschaft) aus dem 5.300 Kilometer entfernten Sibirien.

Sendung: Brandenburg aktuell, 27.03.2022, 19:30 Uhr

29 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 29.

    Putin ist 70 Jahre alt, wahrscheinlich ernsthaft krank und bald weg von der Macht. Wollen wir alle gegenseitig vorteilhaften Wirtschaftsbeziehungen mir Russland dauerhaft kappen, weil da ein einzelner Typ mit Cäsarenwahn gerade durchdreht? Russland und Deutschland werden Nachbarn und Partner bleiben.

  2. 27.

    Ich liefere ihnen gerne noch ein Argument für die Komplexität des Treibstoffproblems inform einer Denksportaufgabe:
    Wie können die Ukrainer ohne Erdöl flüchten und ein anderer Teil ihr Land verteidigen?
    Wie können wir und die anderen Länder den Ukrainern ohne Erdöl helfen?

  3. 26.

    Okay, wenn Sie keine Argumente haben braucht man mit Ihnen auch nicht zu diskutieren.

  4. 25.

    Mit Ihrem einleitenden Satz im zweiten Absatz und dem Wort "Energiesklaven" beweisen Sie einmal mehr, welch Geistes Kind Sie geworden sind und auch, wie abfällig Sie über die denken, die sich den, von Ihnen ständig gepriesenen und ebenso umweltzerstörenden E-Hype nicht leisten können.
    Sie sollten besser nachdenken, bevor Ihre Finger Ihre Geistesergüsse in das weltweiten Netz herausquellen lassen.

  5. 24.

    Na klar und nur weil die Energiesklaven regenerative Energie tanken verrichten sie ihre Arbeit für 8 MILLIARDEN Menschen natürlich nachhaltig umweltverträglich, also im Kontext der Natur?! Und das ist bei der schieren Menge und den Grenzen unserer Erde natürlich auch kein Widerspruch.

  6. 23.

    Klar und morgen fahren alle schmiermittelose Batterie-E-Autos mit ausgebauter Ladeinfrastruktur. Cobalt, Alu etc. kommt auch nicht mehr aus Russland (mal auf die Karte geschaut, welche Länder die meisten und wichtigsten Rohstoffe besitzen) und die gesamte Elektroenergie aus erneuerbarer Energie.
    Das Auto besitzt keine Kunstoffe, kein Gummi etc. Flugzeuge fliegen natürlich auch Batteriegetrieben gebaut mit receycelten Rohstoffen. Ach ja und der "digitale Fortschritt" will ja auch irgendwie bestromt werden, denn die Bits und Bytes wechseln ihren Standort auch nicht für Null Ouvert. (Fußabdruck wie Fliegen)
    Und die gesamte Industrie besorgts sich in der Zwischenzeit auch selbst, so wie die Schifffahrt und der öffentliche Nahverkehr.

    Wie gesagt, träumen sie ruhig weiter. Aber seien sie sicher, das Erwachen kommt sehr schnell.

  7. 22.

    Über 85% des Erdöls wird zu Kraftstoff. Ein weiterer Teil wird zu Schmiermitteln, von denen man im Verbrenner deutlich mehr braucht als im E-Auto. Sie können sich leicht ausrechnen wie viele Raffinerien übrigbleiben wenn die Autos keine Kunden mehr sind. Und wie ein Vorkommentator schon sagte, in Schwedt werden Kraftstoffe hergestellt. Das hat keine Zukunft. Und wenn die Kraftstoffherstellung wegfällt werden die Abfälle der Raffinierung, die jetzt für die chemische Industrie benutzt werden, auf einmal deutlich teurer. Da lohnt es sich dann auf Alternativen umzusteigen.

  8. 21.

    Nur hat gerade diese Raffinerie sich darauf spezialisiert, vor allem Kraft- und Brennstoffe herzustellen.

    Die Energiesklaven müssen ihre Ernährung von fossil auf erneuerbar umstellen. Daran führt kein Weg vorbei. Shell hat deshalb bereits begonnen, seine Geschäft umzustrukturieren. Der Verkauf des Anteile am PCK ist ein Teil der Transformation, ein anderer Elektrolyseure wie z.B. am Raffineriestandort bei Köln. Hier in Berlin wollen die über die Tochter ubitricity Laternenladepunkte für E-Autos errichten wie die auch schon vor Jahren andere Betreiber von Schnelladenetzen übernommen haben.

  9. 20.

    Der PCK ist schon 1991 Verkauft worden. Das Problem sind derzeit vor allem die Rohöllieferungen, da die Übertragung der Anteile der Shell an die Rosneft noch nicht abgeschlossen ist.

  10. 19.

    Träumen sie mal schön weiter. Mit Erdöl macht man weit mehr, als es einfach nur zu verbrennen. Sämtliche Kunststoffe, Gummi, Textilien und Bettbezüge, Medikamente, Kosmetika, Hygeneprodukte etc. werden aus Erdöl gewonnen.
    Selbst der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen wird in Wirklichkeit noch Jahrzehnte dauern. Um Erdöl zu ersetzen müssen sie ein Vielfaches an Primärenergie in Prozesse stecken um chemisch Ersatzrohstoffe bzw. Brennstoffe wie Wasserstoff in den weltweit benötigten Mengen zu produzieren oder viel Platz und Zeit für biologische Ersatzprozesse haben.
    Ein großer deutscher Quantenphysiker beschrieb das eigentliche Dilemma der Menschen mithilfe von Energiesklaven. Solange ein Europäer durchschnittlich 60 Energiesklaven täglich für seinen Wohlstand schuften lässt, ist das Problem nachhaltig unlösbar.

  11. 18.

    Wollen Sie sagen, dass, um die Insolvenz zu verhindern, Arbeitsplätze zu sichern und den Untergang der Region zu verhindern, als auch die Versorgung von Teilen Polens und fast den gesamten Osten + Berlin nicht zu gefährden, dort Subventionen fließen werden?

  12. 17.

    Das PCK gehört mittlerweile hauptsächlich Rosneft also Russland und somit Putin. Ich kaum das die Inhaber einem Umbau auf schwefelärmere Ölsorten und einer Belieferung über den Seehafen und einen Weiterbetrieb ohne russischem Öl zustimmen. Steht das PCK hat die Region Berlin Brandenburg Stettin nicht nur keine Kraftstoffe mehr, sondern Schwedt auch keine Fernwärmeversorgung mehr. Geschätzt wären so vermutlich 20.000 bis 25.000 Einwohner betroffen und hätten kalte Wohnungen. Entscheidet sich Deutschland für einen Verzicht von russischem Öl bedeutet es also eigentlich das AUS für das PCK und die Region. Es bleibt dann nur noch die Papierindustrie. Wie konnte unsere Politik überhaupt den Fehler machen notwendige Infrastruktur ins Ausland zu verkaufen?

  13. 16.

    Der Krieg verzögert die Klimaneutralität beim Strom vielleicht um ein Jahr oder zwei. Der Krieg ändert aber nichts daran, dass wir vom Verbrennerauto zum Elektroauto umsteigen, eher im Gegenteil, der Krieg macht klar, dass nicht nur das Klima profitiert wenn wir damit endlich aufhören Öl einzukaufen. Ohne Vebrenner gibt es auch kein PCK Schwedt.

  14. 15.

    Nein da hast du Recht. Solche Leute wissen garnicht das eine Insolvenz das Aus einer ganzen Region bedeuten würde. Nicht nur 1100 Angrstellte der PCK Raffinerie würden arbeitslos sonder mindestens nochmal soviel die in der Zulieferindustrie.

  15. 14.

    Sie sind keiner von den Betroffenen - da kann man gut reden. Vielleicht stellt man erstmal die Produktion von Kerosin ein. Den Aufschrei möchte ich hören, wenn keiner mehr vom BER fliegen kann.

  16. 13.

    Die Klimaziele sind nicht mehr einzuhalten, mit allen Konsequenzen. Es ist de facto richtig, der Situation in Sachen Reduktion von Schadstoffen in die Augen zu schauen und zu handeln. Ich frage mich jedoch, wenn in D alles zur Rettung getan sein sollte möge, um D herum und insbesondere China, Russland, Brasilien und Indien weitermachen wie bisher, dann geht D zwar mit reinem und sauberem Gewissen in die ewige Jagdgründe ein?
    Stell Dir vor, das Klima geht krachen und kaum einer hilft dagegen mit. D wird das Weltklima nicht retten, dessen sollten sich die hiesigen Angsthasen bewusst sein.

  17. 12.

    Sie meinen wohl eher die Tage der Klimaziele sind gezählt, eine andere Wahl wird uns durch den Krieg in der Ukraine nicht mehr bleiben. Oder möchte jemand ernsthaft ohne Strom und im kalten sitzen?

  18. 11.

    Warum kaufen die das erst (vor oder war der Krieg da schon?), wenn das Teil dann nutzlos wird? Macht für mich keinen Sinn.

  19. 10.

    Herr Habeck wäre gut beraten nicht nur bei Lieferung von Oel und Gas aus Russland Ersatz zu suchen. Es wird auch Zeit die Monopolstellung russischer Unternehmen bei den Gasspeichern, Raffinerien und Rohrleitungen zurück zu drängen. Es ergibt sich auch die Frage, nach welchen Kriterien das Bundeskartellamt diese Entwicklung ermöglicht hat.

Nächster Artikel