Debatte im Landtag - Betrieb der Schorfheide-Bahn zwischen Eberswalde und Templin steht auf der Kippe

Fr 20.05.22 | 17:06 Uhr
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Ein Zug der RB36 steht im Bahnhof Joachimsthal
Audio: Antenne Brandenburg | 20.05.2022 | Clemens Rostock von den Grünen | Bild: rbb/Björn Haase-Wendt

Die Landesregierung hat sich auf die Fahnen geschrieben, den ÖPNV in Brandenburg deutlich auszubauen. Dazu zählt, stillgelegte Bahnstrecken zu reaktivieren. Bei der Schorfheide-Bahn in der Uckermark könnte das Vorhaben nun scheitern.

Im Dezember 2018 wurde die sogenannte Schorfheide-Bahn der Regionalbahn RB63 verlängert - von Eberswalde (Barnim) über Joachimsthal nach Templin in der Uckermark. Seitdem läuft auf der Strecke ein Probebetrieb. Aus Sicht der Landtagsfraktionen von Linken und BVB-Freien Wählern ist nun aber fraglich, ob der RB63 auch nach dem Ende der vierjährigen Testphase weiterfahren soll.

Zu wenig Fahrgäste in der Pandemie?

Laut einer Mitteilung der Linken bestätigte der Staatssekretär für Infrastruktur, Rainer Genilke (CDU), in einer Sitzung des Landtages am Freitag, dass die Linie im Dezember 2022 eingestellt werden soll. Grund dafür seien unter anderem die niedrigen Fahrgastzahlen. Aktuell würde die Zahl von 300 Fahrgästen täglich nicht erreicht, sondern nur rund ein Drittel, so Genilke im Landtag.

Andreas Büttner, der verkehrspolitische Sprecher der Linken, spricht von einem Skandal: "Im Landesnahverkehrsplan wurde noch behauptet, dass es zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Machbarkeitsstudie brauche. Nun schiebt das Ministerium die niedrigen Fahrgastzahlen vor." Die niedrigen Fahrgastzahlen seien auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, so Büttner weiter. Das Verkehrsministerium würde dies nun als Grund für das Ende der Strecke nutzen.

Grüne: guter Lage mit schlechter Infrastruktur

Clemens Rostock von den Grünen äußerte sich am Freitag im Landtag ebenfalls zu der Thematik. Auch er verwies auf die Erhebung innerhalb der Pandemie. Für den Erhalt spräche ein positives Reaktivierung-Gutachten und die Lage als Querverbindung zwischen den Regionalexpress-Linien 3 nach Stralsund und 5 nach Rostock.

Allerdings gebe es laut dem Grünen-Politiker Schwachstellen an der Infrastruktur. "Es fehlt ein Kreuzungs-Bahnhof Friedrichswalde. Es fehlt ein zweiter Bahnsteig in Templin oder eine Weiche zwischen Templin-Stadt und Templin, um dort die Verbindung zum Busverkehr zu verbessern." Zudem verhindere der Zustand der Strecke an sich höhere Geschwindigkeiten und kürzere Fahrzeiten.

Ausschuss muss erneut prüfen

Weil viele Abgeordnete der Koalition nicht bei der Abstimmung im Saal waren, erreichten Freie Wähler, Linke und AfD, das sich der Infrastruktur-Ausschuss des Landtages nochmals mit der Regionalbahn 63 Joachimstahl-Templin beschäftigt. Zum Jahresende sollen genaue Zahlen für den eventuellen Weiterbetrieb feststehen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.05.2022, 15:30 Uhr

21 Kommentare

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  1. 21.

    hat sich mal jemand von den Kritikern der streckenstillegung die Streckenführung angeguckt? Ich denke mal nicht. Sinnvoll für eine querverbindung ist sie aus meiner Sicht jedenfalls nicht. Für Pendler auch völlig unattraktiv, weil die pendlerströme ganz anders verlaufen. Es ist ne Strecke, die fast nur dem Besuch der Schorfheide dient, nicht den Bewohnern eines dünn besiedelten gebiets. In der Woche und außerhalb der Saison sind kaum Fahrgäste in den Zügen. Dazu kommt, dass die Strecke nur eingleisig ist und einen Dichterin takt wohl auch nicht zulässt. Etwas Wirtschaftlichkeit sollte schon da sein. Ein dauerhaftes zuschießen von Steuermitteln will schließlich auch niemand.

  2. 20.

    Hauptsache für den Flughafen BER sind jedes Jahr, Millionen und noch mehr Millionen, vorhanden. Traurig für die Verkehrswende im Land Brandenburg und Sehr traurig für unser Klima. Da war vor hundert Jahren, die Menschheit schon viel weiter - einfach nur sehr traurig !!!

  3. 19.

    Ist die Bahn denn auch dann vorhanden wenn Menschen sie nutzen wollen? Ist der Takt dicht genug? Ist sie gut genug ins Netz integriert? Ist sie vielleicht wie ein 500m Radweg?

  4. 18.

    Mit einer Verlängerung bis Fürstenberg allein wäre es wohl nicht getan. Vor allem mit dem hinkenden 2h-Takt beeindruckt man kaum einen Pendler.

  5. 17.

    Die Fraktion „Wenn vorhanden, dann wird auch....“ möge sich mal äußern...
    Ein gutes Beispiel, wie schwierig es ist, dass richte Maß zu finden. Fordern kann jeder, die Konsequenzen tragen dann andere, die nicht gefordert haben? Heißt, die Fordernden müssen die Kosequenzen spüren, immer ... und zahlen.... und der Solidargemeinschaft etwas zurückgeben, wenn Schaden gefordert wurde.... und persönlich haften.... und öffentlich „Rede und Antwort stehen“.

  6. 16.

    Erstmal das 9€-Ticket abwarten und hinterher kann man sehen, wieviele Leute die Strecke kennengelernt haben, um sie dann vielleicht doch öfter zu nutzen. Allemal besser als Autofahren und umweltfreundlicher sowieso.

  7. 15.

    Die Strecke bis Templin war ein halbherziger Schritt gewesen. Ginge die RB 63 bis Fürstenberg sähen die Fahrgastzahlen anders aus. Die Pendler und Touristen entlang der Strecke, zwischen Eberswalde und Fürstenberg könnten dann das Auto tatsächlich stehen lassen. Auch ist die Seenlandschaft besser erschlossen und könnten zumindest Doppeltriebwagen fahren, wegen der vielen Radfahrer.

  8. 13.

    Liebes RBB-Team,
    was ihr hier macht ist keine ausgewogene Berichterstattung. Ihr schafft es ernsthaft über einen Antrag von BVB / FREIE WÄHLER zu sprechen, "vergesst" aber zu erwähnen, dass BVB / FREIE WÄHLER den Antrag eingereicht hat. Ihr zitiert und erwähnt namentlich Rainer Genilke (CDU), Clemens Rostock (Grüne) und Andreas Büttner (Linke). Interviewt wird zum Thema ausgerechnet Clemens Rostock, der mit seinen Grünen den Antrag auf Fortsetzung des Probebetriebs ablehnte. Die Einreicher des Antrages (BVB/FREIE WÄHLER) werden hingegen weder namentlich erwähnt, noch zitiert geschweige denn bekommen sie ein Toninterview. Da kann man nur fassungslos mit dem Kopf schütteln und sich fragen, wie der offizielle Auftrag des RBB eigentlich lautet.

  9. 12.

    Die DB wird doch auch immer gezwungen die unlukrativen Strecken zu bedienen, während die lukrativen Srecken nicht selten unter Ausschluss oder Einschränkungen der DB ausgeschrieben werden und meistens an andere gehen.
    Auf dem Land kommt man um ein Auto nicht drum rum und wenn die Dinger bald wirklich autonom fahren, kann auch jeder ohne Fahrerlaubnis individuell von A nach B fahren. Baut lieber Internet/ Handy aus.

  10. 11.

    An diesem Beispiel sieht man doch wieder, dass von den HOCHGLANZ-KAMPAGNEN mit denen man die ländliche Bevölkerung VERSCHAUKELT, oft nie viel übrig bleibt.
    Normalerweise haben sich unsere Politiker*innen beim STEUERGELD VERSCHENKEN nicht so zimperlich, aber für eine Bahnstrecke für Menschen auf dem Land ist dann nichts mehr übrig.

  11. 10.

    Wenn es sich nicht rechnet, dann.... Hat schon einmal einer durchgerechnet, wie hoch der Schaden für eine ganze Region ist? Da macht es die Regierung zu einfach. Den Kahlschlag hatten wir schon mal vor nunmehr 30 Jahren. Was hat der angerichtet? Es ist eben alles durchzuschecken. So ein Zug wird mit 2 Personen "in der Hütte" betrieben. Wenn nun zwei Personen oder das ev. 4-Mann-Team schon zu viel sind, was soll aus den anderen 100T beiderseits der Strecke werden? Haben die kein Anrecht auf Verkehrsbedürfnisse "in der Fläche"? Das ist doch eine zu einfache Sache, so lassen wir lieber zu, dass überteuertes Benzin getankt wird und machen mit der Zerstörung der Troposphäre weiter. Das ist kein Ergebnis, das ist Murkselei, lieber Landtag!

  12. 9.

    Im Linienkonzept des SPNV (Entwurf) 2023 ist die Strecke schon nicht mehr enthalten. Man ist auf dem Lande auf das Auto angewiesen. Ich dachte immer, dass auch die Grünen in der Landesregierung sind.

  13. 8.

    Sollte auf alle Fälle beibehalten werden. Bin in diesem Jahr bereits mehrfach mitgefahren und bestimmt nicht das letzte mal. Ist für Ausflügler, mit und ohne Fahrrad, eine gute Alternative für einen Ausflug in die Schorfheide und bis nach Templin. Die fast familiäre Atmosphäre im Zug fand ich toll, incl. Ausflugsvorschläge und Ratschläge durch das Zugpersonal.

  14. 7.

    Interessant... Fehler auch nach zwei Stunden noch nicht korrigiert. Sowas macht wirklich keinen guten Eindruck.

  15. 6.

    BB erhält doch Regionalisierungsmittel für den Nahverkehr. Ist BB unfähig vor der Inbetriebnahme den Fahrplan auf mögliche Schwachpunkte zu prüfen und die Strecke entsprechend aufzurüsten?
    Das sieht mir aus wie das berühmte Feigenblatt. Man habe es versucht, aber bewusst einen schlechten Zustand beibehalten um dann den Betrieb einzustellen. Den Trick kennt man doch aus den 70zigern als Streckenstillegungen zugunsten des OKW im Westen Gang und gebe war.

  16. 5.

    Was erwarten bitte alle ? Das sind und bleiben Luftschlösser den wenn die Politik merkt was das kosten soll wissen sie nicht wem sie das Geld weg nehmen wollen/sollen! Es sind nun mal schöne Ideen aber es kostet einfach mal was und daran merkt man einfach wie sehr gerade grüne Politiker hinter ihrer eigenen Politik stehen! Bestes Beispiel ist doch nun Berlin

  17. 4.

    Es geht doch eher darum: Keine Baukapazität und keine Mittel.

  18. 3.

    Der Name mag ja vom männlichen Wildschwein, dem Eber, herrühren, der Ort heißt trotzdem Eberswalde!

  19. 2.

    Klingt in der Tat nach einem krassen Rückschritt. Womöglich stimmt für viele potenzielle Nutzer die "erste oder die "letzte Meile" oder die Taktung nicht, so dass der Umstieg bei ohnehin vorhandenem KFZ nicht attraktiv genug ist. Mindestens eine solide Analyse, also Machbarkeitsstudie, sollte also unbedingt her, bevor man hier das Rad zurückdreht.

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