Massenhaftes Fischsterben - Brandenburger Koalition fordert Stopp für Einleitungen von Stoffen in die Oder

Di 06.09.22 | 17:34 Uhr
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Verschmutzte Odergewässer in Wroclaw, Polen am 12.08.2022 (Quelle: dpa/Krzysztof Zatycki)
Audio: Antenne Brandenburg | 06.09.2022 | Ronny Baaske vom Umweltamt Barnim | Bild: dpa/Krzysztof Zatycki

Die Brandenburger rot-schwarz-grüne Koalition fordert nach dem massenhaften Fischsterben einen verstärkten Schutz der Oder. Die Einleitung von Stoffen in die Oder, die für die Umwelt kritisch seien, müssten umgehend gestoppt werden, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Ludwig Scheetz (SPD) am Dienstag in Potsdam.

Dafür müsse es ein länderübergreifendes Verzeichnis geben. Das sei Teil eines gemeinsamen Antrags der Landtagsfraktionen von SPD, CDU und Grünen. Gemeinsam mit der deutschen und der polnischen Regierung müsse die Ursache des Fischsterbens auch lückenlos aufgeklärt werden. Zudem sei Hilfe für die betroffenen Fischereibetriebe an der Oder notwendig.

Feuerwehr sammelt Kadaver in der Alter Oder

Seit Anfang August war aus dem deutsch-polnischen Grenzfluss tonnenweise toter Fisch geborgen worden. Die Ursache ist bisher nicht abschließend geklärt. Ende August hatte der Brandenburger Umweltminister Axel Vogel (Grüne) Entwarnung signalisiert und gesagt, die akute Krisenlage für die Oder sei vorbei. Aus einem Nebenarm der Oder müssen jedoch immer noch vermehrt angeschwemmte Kadaver entsorgt werden.

Erst am Sonntag hatten Behörden vor Kontakt mit Wasser der Alten Oder gewarnt, weil im Bereich Oderberg im Landkreis Barnim vermehrt tote Fische angespült wurden. Das Landesamt für Umwelt wollte Proben nehmen. Nach Ansicht von Vogel ist die Situation aber nicht mit der Umweltkatastrophe im August vergleichbar.

Der Kreis Barnim plante für Dienstag, die toten Fische aus der Alten Oder zu holen. Laut Ronny Baaske, Leiter der Barnimer Umweltamtes, habe die Feuerwehr dafür eine Sperre auf der Alten Oder angelegt. Dadurch sollten sich die Kadaver nicht weiter verteilen. Zur genauen Menge an totem Fisch konnte Baaske bislang noch keine Angaben machen. Doch auch er spricht von einem deutlich geringenen Ausmaß als zuletzt im Hauptstrom. "Sie sind sehr verteilt und teilweise in den Pflanzen, im Schilf nicht wirklich zu sehen. Aber eine vorsichtige Schätzung ist zwischen 50 und 100 [Exemplare; Anmerk. d. Red.] verschiedener Größe."

Gemeinsame Position gegen Oder-Ausbau

Die Linksfraktion im Landtag rief die Bundesregierung und Brandenburgs Landesregierung derweil zu einer einheitlichen Position gegen den Ausbau der Oder auf. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte sich wie der Brandenburger Umweltminister Vogel vor wenigen Tagen gegen einen Ausbau durch Polen ausgesprochen. Die Linksfraktion lehnt ihn ebenfalls ab.

Die Regierungen von Deutschland und Polen hätten 2015 aber ein Abkommen über die Verbesserung der Situation an den Wasserstraßen im deutsch-polnischen Grenzgebiet geschlossen, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Thomas Domres.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.09.2022, 17:30 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    Wie kommen Sie eigentlich auf diesen Gedanken?
    Davon dass Polen neue Biotope schaffen will, hab ich noch nie gehört.
    Polen sagt ganz offen, dass es um zukünftige Schiffbarkeit geht und verklärt das ganze bestenfalls noch unter Hochwasserschutz um Gelder von der Weltbank zu bekommen.
    Aber Naturschutz hab ich noch nie als Argument gehört, was nicht heißt das es nicht so ist. Wenn Sie da mehr wissen, her damit.

  2. 4.

    Die geschützte Untere Havelniederung bildet zusammen mit den angrenzenden Luchlandschaften Rhinluch, Havelländisches Luch, Dossebruch und Jäglitzniederung das größte zusammenhängende Binnen-Feuchtgebiet des westlichen Mitteleuropas.
    Zudem treibt der NABU mit Unterstützung bis zur EU seit 2005 eine Renaturierung der Havel voran.
    Auch kann ich nicht erkennen was künstliche Stauseen mit natürlichen Binnenseen, wie sie die Havel durchläuft, bezüglich der Bio gemein haben.
    Schließlich sind mir auch keine Verklappungen in die Havel bekannt.
    Also was Polen auch immer in der Oder treibt, mit Umweltschutz hat es ganz sicher nichts zu tun.

  3. 3.

    Die Polen wollen neue Biotope schaffen: Man fährt von Staustufe zu Staustufe, also von See zu See, ähnl. der Havel. Das vermindert die Fließgeschwindigkeit an den Ufern. Wir leben ja schließlich nicht mehr in den 70igern...

  4. 2.

    Ich wusste garnicht, dass Friedrich der Große solche Schiffe über die Oder bewegt hat.
    Und hier wird nichts vermengt, ist einfache Physik und beeinflusst über die geänderte Strömung sehr wohl das Biotop.
    Ist nicht der erste Fluss bei dem diese Ausbaggerei zu Lasten der Umwelt geht und wir leben nicht mehr in den 70-iger Jahren, wo die Natur noch robust, widerstandsfähig gegenüber menschlichen Eingriffen war.
    Die Zeiten sind endgültig vorbei.

  5. 1.

    Nicht alles vermischen. Der seit Friedrich dem Großen regelmäßig erforderliche Oder-Ausbau hat nichts mit toten Fischen zu tun. Der Oder-Ausbau ist völkerrechtlich verbindlich zwischen der Polnischen und der Deutschen Regierung 2015 vereinbart worden. Ist übrigens inzwischen die Ursache für das Fischesterben auf der Alten Oder bekannt? Sie liegt auf deutschem Gebiet.

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