Deutscher Städtetag - Ostdeutsche Städte fordern in Frankfurt (Oder) mehr Unterstützung bei Geflüchteten

Mi 26.04.23 | 20:54 Uhr
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Geflüchtete gehen über das Gelände der Zentralen Ausländerbehörde (ZABH) in Eisenhüttenstadt (Brandenburg). (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 26.04.2023 | Max Beuthner | Bild: dpa/Patrick Pleul

Vor allem um die Unterbringung und Verteilung von Geflüchteten ging es beim 62. Treffen der ostdeutschen Oberbürgermeister. Sie fordern vom Bund weitere finanzielle Mittel und die Errichtung von Erstaufnahme-Einrichtungen.

Die Oberbürgermeister der ostdeutschen Städte im Deutschen Städtetag haben in Frankfurt (Oder) mehr Unterstützung bei der Aufnahme von Geflüchteten gefordert. Bund und Länder müssten sich dabei "deutlich mehr engagieren", hieß es am Mittwoch zum Abschluss der 62. Tagung. Auf steigende Flüchtlingszahlen müssten demnach auch höhere Finanzmittel für die Kommunen folgen.

Gemeinsame Probleme

Zweimal im Jahr kommen die Oberbürgermeister der ostdeutschen Städte zusammen, um über gemeinsame Probleme zu debattieren. Ihr Anliegen: Sie wollen im Deutschen Städtetag von der Bundesregierung gehört werden.

Für die ostdeutschen Städte sei das Treffen unverzichtbar, betonte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy vom Deutschen Städtetag: "Es ist wichtig, dass diese Interessen der Städte gebündelt werden", sagte er dem rbb. Zwar seien sie unterschiedlich, jedoch könnten sie zusammengeführt werden. "Wir vertreten dann gegenüber dem Bund die Position bei Geflüchteten, bei der Wärmewende oder bei der Frage der Krankenhaus-Planung", so Dedy. Dabei wurde vor allem Ersteres von den Oberbürgermeistern diskutiert.

Wilke: Bund in der Pflicht

Die ostdeutschen Städte sehen dabei insbesondere den Bund verstärkt in der Pflicht – vor allem, was die Finanzierung betrifft, erklärte Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke (Linke).

"Bei der Finanzierung merken wir zum Beispiel, wie wir auf etwa einem Drittel der Kosten als Kommune sitzen bleiben", sagte Wilke dem rbb. Die Bundesebene würde sich dabei herausziehen und den Kommunen die Bewältigung überlassen, führte der Oberbürgermeister aus und ergänzte: "Das kann auf Dauer so nicht gehen."

Wilke fordert, dass der Bund ähnlich wie in anderen europäischen Staaten die Erstaufnahme-Einrichtung selber betreibt und dadurch auch "in die Verantwortung bei der Verteilung der Geflüchteten geht". In diesem Zusammenhang appellierten die ostdeutschen Städte an die Ministerpräsidenten der Länder sowie an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei ihrem am 10. Mai geplanten Treffen "endlich konkrete Beschlüsse zu fassen und die Städte bei der Aufnahme von Geflüchteten deutlich zu entlassen", wie es laut der Nachrichtenagentur epd nach dem Treffen hieß.

52.000 Erstanträge erwartet

Die Aufnahmekapazitäten seien demnach in vielen Städten am Limit. Es sei bereits deutlich, dass die von Bund und Ländern bereitgestellten Mittel für dieses Jahr nicht ausreichen würden. Setze sich die aktuelle Entwicklung fort, rechnen die ostdeutschen Bundesländer 2023 mit mehr als 52.000 Erstanträgen, die es zu verteilen und zu versorgen gilt, berichteten Teilnehmer im Gespräch mit dem rbb.

Das Thema dürfe zudem aus einem anderen Grund nicht vernachlässigt werden, erklärte Wilke laut epd: "Populistische Kräfte versuchen, diese Situation für ihre Zwecke auszunutzen", so der Oberbürgermeister, der auch dem Präsidium des Deutschen Städtetags angehört. Die Länder müssten demnach ihre Aufnahmekapazitäten deutlich ausbauen und dauerhaft vorhalten. Wilke gehe davon aus, dass "Migration und Fluchtbewegung" dauerhaft auf der Welt zu beobachten sein wird, sagte er dem rbb.

Tempo bei Kindergrundsicherung gefordert

Auch bei einem weiteren Thema sieht das Frankfurter Stadtoberhaupt insbesondere die Bundesebene in der Verantwortung zügig voran zugekommen: bei der Kindergrundsicherung. Diese möchte die Bundesregierung bis 2025 einführen, doch bislang scheint es bei dem Thema keine Einigkeit zu geben.

"Wenn man jetzt merkt, es gibt da keine Einigung, dann droht das noch weiter nach hinten zu rücken. Und das in einer Phase, wo jeden Tag, jede Woche, jeden Monat dadurch die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen mitgeprägt werden", so Wilke. Das kritisiert der Städtetag und fordert eine schnelle, unbürokratisch und bundeseinheitliche Regelung, betont das Präsidiumsmitglied abschließend.

Sendung: Antenne Brandenburg, 26.04.2023, 16:40 Uhr

Mit Material von Max Beuthner

9 Kommentare

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  1. 9.

    Ja GB hat internationale Vereinbarung unterschrieben. Gerichtlich wurde die Abschiebungen bereits untersagt.

  2. 8.

    "Was in GB umgesetzt werden ist ganz klar Rechtswidrig!" Sie kennen die Rechtsgrundlage in UK so genau?

  3. 7.

    Was in GB umgesetzt werden ist ganz klar Rechtswidrig! Es geht sogar soweit das betroffene nicht Gerichtlich dagegen vorgehen können. Das ist ein Teil die Werte Europas über den Haufen zu werfen, nach dem man diese Menschen für den eigenen Wohlstand ausgelutscht hat.

    Die Scheinheiligkeit ist die gleiche wie die beim Klima, niemand will Wohlstand abgeben. Sich selbst zu hinterfragen fällt schwer und da wählt man er blau. Auch mit externen Internierungslagern wird man das Problem nicht lösen, man Verstößt gegen Internationales Recht!

    Kriege, Armut sind ein Teil unserer Wachstumspolitik um jedem Preis. Hier geht es um mehr als nur alte senile Herrn die sich streiten, hier geht es um globale Interessen um Rohstoffe. Die Werte der EU sind dabei völlig egal, sieht man ja wo man jetzt das Gas herholt, ganz demokratische Bilderbuchstaaten die unsere Werte teilen.

  4. 6.

    Es liegt über 50 Jahre zurück, dass gesagt wurde, dass die Dritte Welt Verhütungsmittel braucht. Damals war noch nicht einmal der Papst aus Polen im Amt, der dann 20 Jahre lang Flugzeugpisten abküsste. Man sagt nicht mehr Dritte Welt. Man sagt "junge Nationalstaaten", doch halt, Nationalstaaten darf man auch nicht sagen und Neg... auch nicht. Heuchelei pur.

    Es muss für die jungen Burschen heißen "Bett, Brot, Seife", wies es hier unsere Gerichte definiert haben. Das gibt es, und keinen Cent Geld.
    Für die Schlepper wird es dann uninteressant. Afrika braucht Programme zum STOP der Geburten - das hat die UNO schon vor 30 Jahren gesagt. Die Pille gibt es seit über 50 Jahrene.

  5. 5.

    Tut mir leid, es zu sagen. Aber Fluchtursachen bekämpfen wird nie funktionieren. GB, nicht reguliert von der EU versucht es jetzt so: Das britische Unterhaus hat ein Gesetzesvorhaben gebilligt, das illegal Eingereisten ein Recht auf Asyl verwehren soll. Kritik kommt erwartngsgemäß vom vom Europarat und dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen. Aber einen wirksamen Vorschlag, die Illegale Migration einzudämmen haben die auch nicht.

    https://www.welt.de/politik/ausland/article245025932/London-Britisches-Unterhaus-stimmt-fuer-schaerferes-Asylgesetz.html

  6. 4.

    Die illegale Migration nach Deutschland ist längst wieder außer Kontrolle und bereitet Kommunalpolitikern in ganz Deutschland massive Sorgen: Wohnungsnot, Betreuungsbedarf und gestiegene Kriminalität belasten Bürger und Behörden.

  7. 3.

    Wohrt weiß RBB, dass die alle geflüchtet sind?

  8. 2.

    Ich finde Deutschland verteilt schon genug Geld in der Welt. Ihr Ansatz der Bekämpfung der Fluchtursachen wäre im Grunde richtig, funktioniert aber auch nicht. Wer das Geld hat um Schlepper und Reise nach Europa zu bezahlen, gehört dort nicht zu den Ärmsten. Nein wir müssen aufwachen. Wir haben gar nicht mehr die Mittel und die wirtschaftliche Stärke um das alles zu finanzieren. Gerade schaffen wir energieintensive Industrien ab und auch die Autoindustrie wird durch China überholt.

  9. 1.

    Man zäumt das Pferd von hinten auf. Wie wäre es die Fluchtursachen zu bekämpfen! Aber davon hört man nichts, jene Milliarden die man hier zum Verwalten der Flüchtlinge ausgibt wären in den Herkunftsländern besser aufgehoben. Aber den Kapitalismus halten weder Ochs und Esel auf. Jene die mit der Ausbeutung sich die Taschen vollgestopft haben tragen nicht die kosten. Es kommen sogar neue Flüchtlingsströme hinzu, Klimaflüchtlinge und das schon Innerhalb Europas. Das Volk will die Wahrheit ihres Wohlstandes nicht hören und wählt lieber jene die ein weiter so versprechen. Die EU wirft ihre Grundwerte immer weiter über Board. Keine Lösung, denn Flüchten für ein besseres Leben ist Menschlich! Die Wahrheit jenes Unverantwortlichen Handelns wird immer offensichtlicher und lässt sich nicht mehr beherrschen.

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