Wahl in Märkisch-Oderland - Diese zwei Kandidaten ringen um das Bürgermeister-Amt in Seelow
In Seelow - der Kreisstadt von Märkisch-Oderland - wird am Sonntag ein neuer Bürgermeister und Nachfolger des verstorbenen Jörg Schröder gewählt. Die Entscheidung steht unter besonderer Beobachtung.
Die Gedenkstätte für die gefallenen Soldaten bei der Schlacht um die Seelower Höhen am Ende des Zweiten Weltkrieges und die Motocross-Rennstrecke - dafür ist die Stadt Seelow in Märkisch-Oderland bislang außerhalb der Stadtmauern besonders bekannt. Das könnte sich demnächst ändern. Denn erstmals könnte in Brandenburg ein Mitglied der Alternative für Deutschland (AfD) hauptamtlicher Bürgermeister werden und ins Rathaus einer Kreisstadt einziehen.
Seit dem überraschenden Tod des langjährigen Bürgermeisters Jörg Schröder (parteilos, für die SPD) im April fungiert Robert Nitz als dessen Stellvertreter amtierend. Der 34 Jahre alte parteilose Kandidat tritt nun gegen den 60-jährigen Falk Janke von der AfD an.
AfD-Kandidat sieht "einige Seilschaften"
Janke ist gelernter Bilanzbuchhalter, war CDU-Geschäftsführer in Märkisch-Oderland und kam über die rechtspopulistische Schill-Partei zur AfD. Für ihn gibt es in Seelow vor allem ein Problem: "Wir haben schon einige Seilschaften", sagt Janke. "Da kann man auch mal andere Leute den Fuß in die Tür stellen lassen und etwas aufbrechen. Nach so vielen Jahren hat sich ein bisschen Verbindung gebildet", sagt Janke. Menschen aus Seelow würden ihm sagen: "Herr Janke, was hier inzwischen in Seelow abgeht, da hätten wir gerne mal, dass ein frischer Wind reinkommt."
Zwar habe sich Seelow sehr gut entwickelt, da das Land finanziell gut unterstützt habe. Darüber hinaus gebe es allerdings viele Baustellen, so Janke. "Wir bekommen gerade aus Berlin Gesetze übergeholfen, die die Bürger und Stadt, mit ihren vielen Wohnungen und kommunalen Einrichtungen betreffen werden." Er nennt als Beispiel etwa die Grundsteuer und den "Heizhammer, wo wir überlegen müssen, wie wir damit umgehen".
Zudem stellten die Geflüchteten eine Herausforderung für die Stadt dar, so der AfD-Kandidat. Bei der Zuteilung sei der Märkisch-Oderland-Kreis übermäßig belastet worden. Auch Seelow habe viele Geflüchtete aufgenommen, was für Probleme bei der Wohnungsvergabe sorge.
Keine Brandmauer gegen AfD?
Dass er für seinen "frischen Wind" Mehrheiten in der Stadtverordnetenversammlung bräuchte, sei kein Problem, so Janke. Koalitionslager gibt es seiner Meinung nach nicht. "Die reden alle mit mir und ich rede mit allen. Und wir haben uns schon sehr viel geeinigt." Eine "Brandmauer, die von oben verordnet wird, die gibt es hier nicht wirklich", sagt er mit Bezug auf eine Distanzierung von der AfD, wie sie andernorts erfolgt.
Der zweite Kandidat, der parteilose Robert Nitz, sieht dagegen durchaus eine klare Abgrenzung nach Rechtsaußen. Das zeige sich in der Stadtverordnetenversammlung. Von sämtlichen Fraktionen, außer der AfD, wird Nitz' Kandidatur unterstützt. Er ist 34, Verwaltungsfachwirt und seit 2017 in der Stadtverwaltung sowie seit 2022 erster stellvertretender Bürgermeister von Seelow. Seit dem Tod Schröders leitet er die Amtsgeschäfte. Nitz hat als ehemaliger Fußballer Rückhalt vor allem im größten Sportverein der Stadt: Victoria Seelow, den wiederum Schröder mitgegründet hat.
Nitz will mehr Vernetzung und Schulausbau
Wichtigstes Thema für Nitz ist der Ausbau von Grund- und Oberschule. Die platzten bereits jetzt aus allen Nähten. "Wir haben viel Zuzug, aber auch zwei Wohnbaugebiete", so Nitz. "Ein Wohnbaugebiet ist in einem halben Jahr ausgebucht gewesen. Das nächste Wohnbaugebiet steht in den Startlöchern. Da werden bis zu 250 Wohneinheiten entstehen." Und genau deshalb müssten "wir die Schulen ausbauen".
Auch der Bürgerservice von Seelow solle unter Nitz verbessert werden, da der Zulauf enorm sei. Entscheidungen im Rathaus sollen für die Bürger transparenter werden. Weitere Schwerpunkte liegen in der Vernetzung der Region. So setzt sich Nitz für den Ausbau der Ostbahn ein und befürwortet die Entwicklung des Gewerbegebietes bei Diedersdorf.
Welcher der beiden Kandidaten schlussendlich die Umsetzung seiner Vorhaben in Angriff nehmen kann, darüber entscheiden am Sonntag etwa 4.400 wahlberechtigte Seelower. Die Lokale zur Wahl des neuen Bürgermeisters sind in der Zeit von 8 bis 18 Uhr geöffnet.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 23.08.2023, 19:30 Uhr