Interview | College-Football-Spieler aus Frankfurt (Oder) - "Football ist der beste Teamsport der ganzen Welt"

Sa 12.02.22 | 11:22 Uhr
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Paul Rubelt (Trikotnummer 69) spielt seit zwei Jahren bei den UCF Knights in Florida.
Audio: Antenne Brandenburg | 11.02.2022 | Martin Krauß | Bild: Conor Kvatek

Am Sonntag findet der Super Bowl statt, das Finale der amerikanischen NFL. Auch hierzulande freuen sich darauf Football-Fans und -Spieler. Darunter ist Paul Rubelt, der bei den Red Cocks in Frankfurt (Oder) startete und heute in den USA spielt.

Es ist ein Ereignis der Superlative: der Super Bowl. Das Finale der US-amerikanischen National Football League (NFL) wird weltweit von immer mehr Menschen geschaut. Den letzten Super Bowl im Februar 2021 sahen laut dem Hamburger Online-Statistik Portal Statista alleine 2,1 Millionen Deutsche im TV [statista.de].

Auch hierzulande sind Spieler im American Football aktiv, wie bei den Razorbacks in Erkner (Oder-Spree) oder den Red Cocks in Frankfurt (Oder). Auch Footballer Paul Rubelt sammelte seine ersten Erfahrungen an der Oder. Heute spielt er für die University of Central Florida (USA) und will den Sprung zum NFL-Profi schaffen.

Im Interview mit dem rbb spricht er darüber, wie er zu dem Sport kam, was ihn daran so begeistert und über den diesjährigen Super Bowl zwischen den Finalisten der LA Rams und den Cincinnati Bengals.

rbb|24: Herr Rubelt, American Football ist in Deutschland noch eine Nischen-Sportart, obwohl immer mehr Menschen auch hierzulande die Spiele der NFL verfolgen. Wie kamen Sie zum American Football?

Paul Rubelt:
Begonnen hat es 2013. Da hatte ich mit dem Flag-Football [American Football. ohne Körperkontakt, Anm.d.Red.; Infos bei rc-ffo.de] angefangen. Damals bin ich zu meinem Heimatteam, den Red Cocks bei mir zuhause in Frankfurt (Oder), gegangen und habe dort mittrainiert. Und damals ist gleich eine Liebe zu dem Sport entstanden.

Zur Person

Paul Rubelt aus Frankfurt (Oder) hofft darauf, als Profi in die NFL aufzusteigen. (Quelle: Conor Kvatek)
Conor Kvatek

Paul Rubelt hat seine Football-Karriere bei den Red Cocks in Frankfurt (Oder) begonnen. Vor zwei Jahren hat es den 21-Jährigen dann in die USA verschlagen. Jetzt hofft er bei der University of Central Florida in der College-Liga auf den Aufstieg in die NFL.

2015 bin ich daraufhin in die Jugendmannschaft aufgestiegen. Dort ging es dann richtig mit Kontakt-Football, dem sogenannten Tackle-Football, los - von da an habe ich mich sehr positiv entwickelt. Daraufhin ging ich als Austauschschüler für ein Jahr nach Amerika, wo ich auch Football gespielt habe. Über die Weiterempfehlung meiner ehemaligen Coaches Dan Kohn und Andy Lange ist dann Björn Werner mit seiner Organisation Gridiron Imports auf mich aufmerksam geworden und fragte mich, ob ich nicht mit nach Amerika kommen möchte, um mich dort einmal in Trainingscamps zu präsentieren. Dort bekam ich dann Angebote für Stipendien und entschied mich für die University of Central Florida.

Und was begeistert Sie am American Football? Was macht den Sport so besonders?

Vieles begeistert mich, aber vor allem, dass Football der beste Teamsport in der ganzen Welt ist. Das sagen auch andere wie unser neuer Head-Coach Gus Malzahn. Das habe ich aber auch schon früher immer gesagt und dabei bleibe ich: Für mich ist es der beste Teamsport, weil kein anderer Sport so facettenreich ist. Jede Position ist so unheimlich wichtig. Wenn ein Block nicht richtig gesetzt ist, ist der ganze Spielzug dahin. Das Team, was da richtig zusammenarbeiten muss – das ist für mich das Beste daran. Außerdem mag ich die Kollision. Das macht schon Spaß.

Wie ist es, an einem amerikanischen College zu spielen? Stimmt das Bild aus den US-Filmen, dass alle Studentinnen den Football-Spielern hinterherlaufen?

Es gibt so viele Sachen, die mich hier begeistern. Der Teamgeist, aber auch der School-Spirit, also wie Tausende von Studenten hier einen anfeuern. Das ist unbeschreiblich. Und ja, wir trainieren sehr viel, sind fast nur in unseren Trainingsklamotten unterwegs. Dann sehen auch die ganzen Studenten und auch die Studentinnen, dass man Football-Spieler ist, und da wird schon hinterhergeschaut und getuschelt. Ja, die laufen einem schon... (lacht)

Paul Rubelt und sein Team von den UCF Knights
Paul Rubelt und sein Team UCF KnightsBild: Conor Kvatek

Ist das ein hoher Druck, so viele Erwartungen erfüllen zu müssen? Wie groß sind Ihre Chancen, Profi zu werden?

Ja, der Druck ist auf jeden im Team besonders groß. Erst einmal musst du dir deinen Startplatz ergattern. Das entscheidet sich jetzt wieder im Frühjahr bei dem Spring Bowl, einem Trainingslager, wer im Herbst in der Startaufstellung ist. Dieses Jahr habe ich relativ gute Aussichten, muss ich sagen.

Mein Plan A ist auch immer zu 100 Prozent, in die NFL aufzusteigen. Da sage ich mir immer: Ich bin College-Athlet, das ist der direkte Weg, in die NFL zu kommen. Wenn ich das nicht schaffen sollte, habe ich einen Plan B. Ich will dann in die Richtung Athletic-Trainer oder Physiotherapeut gehen, damit könnte ich sehr nah am Sport dranbleiben.

Die NFL hat am Mittwoch bekanntgegeben, ab diesem Jahr auch Spiele der "regular season", also der Hauptrunde, in Deutschland stattfinden lassen zu wollen. Was bedeutet Ihnen als Deutscher diese Entscheidung? Sind wir überhaupt NFL-tauglich?

Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Das ist absolut toll für die deutsche Football-Community.

Wenn ich mir Football vom Spielverständnis-Standpunkt anschaue, ist Deutschland weit unter dem amerikanischen College-Standard und Welten von der NFL entfernt. Dafür fehlt es einfach an Ressourcen. In Amerika wird viel mehr Geld dafür eingesetzt. Wenn ich darüber nachdenke, wie ein Football-Spiel in einem Stadion in Deutschland aussehen würde, in einer deutschen Fußball-Arena – dann würde ich sagen: Da wird die Stimmung ganz anders sein.

Am Sonntag ist Super Bowl, das Finale der amerikanischen NFL. Was bedeutet das für einen aktiven Football-Spieler wie Sie? Wie schauen Sie sich das Event an und wen favorisieren Sie?

Es ist natürlich das größte Sportevent des Jahres hier in den USA. Normalerweise machen wir selbst immer eine kleine Fressparty (lacht). Vor zwei Wochen bei den Play-offs haben wir Burger gebraten und zu zehnt auf einer großen Leinwand geschaut. Viele schauen zuhause bei sich. Aber es gibt auch Public-Viewings in diversen Bars.

Dieses Jahr sind es halt andere Teams, die es in den Super Bowl geschafft haben. Das freut mich persönlich am meisten am Super Bowl: Beide Teams würden es verdienen, die Trophäe zu gewinnen. Ich bin eher für die LA Rams, weil Joe Burrow [Quarterback der Cincinnati Bengals, Anm. d. Red.] noch viele Jahre vor sich hat und es auch noch mal schaffen wird, in den Super Bowl zu kommen. Mein Lieblingsteam sind jedoch ohne Frage die Red Cocks - die bleiben für immer meine alma mater, da wo ich herkomme.

Kommen Sie denn regelmäßig nach Deutschland oder vermissen Sie hier gar nichts?

Ich war zu Weihnachten nach zwei Jahren zum ersten Mal wieder da. Das tut schon mal gut nach Hause zu kommen. Und klar: Wenn man so weit weg ist, vermisst man schon einige Sachen. Am meisten die deutsche Küche. Doch nach den zwei Wochen war ich dann auch wieder froh, nach Amerika zu kommen. Weil Football einfach einen so großen Teil in meinem Leben einnimmt, dass ich das Gefühl habe: Ich kann ohne den Sport fast gar nicht.

Vielen Dank für das Gespräch.

Sendung: Antenne Brandenburg, Antenne am Nachmittag, 11.02.2022, 15:10 Uhr

Das Interview führte Martin Krauß, rbb-Studio Frankfurt (Oder).

Der Super Bowl LVI der NFL-Saison 2021/2022 findet am Sonntag im SoFi Stadium in Inglewood bei Los Angeles um 15.30 Uhr Ortszeit statt. Die Finalisten sind die Cincinnati Bengals und die Los Angeles Rams. Der Kickoff (Anstoß) ist um 00:30 Uhr deutscher Zeit.

3 Kommentare

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  1. 3.

    Genau, Rugby generell! Im Moment läuft das Six Nations-Turnier, und man kann es in Deutschland nirgends live verfolgen. Sehr, sehr schade, um nur das mindeste zu sagen!

  2. 2.

    Viel Glück und Erfolg für dich. Es wäre schön noch mehr Deutsche in der NFL zu sehen. Leider sind meine Packers schon wieder raus

  3. 1.

    Nö, 7er Rugby ist...

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