Gigafactory in Grünheide - Landrat Lindemann hält Tesla-Zeitplan für "nicht unrealistisch"

Di 10.12.19 | 21:05 Uhr
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Künftiges Tesla-Gelände liegt nördlich des heutigen GVZ Freienbrink, Bild: Tino Schöning
Audio: Antenne Brandenburg | 10.12.2019 | Bild: rbb/Tino Schöning

Mehr Wohnungsbedarf und massive Pendlerströme – Rolf Lindemann, Landrat von Oder-Spree, sieht durch das geplante Tesla-Werk große Herausforderungen in seiner Region. Den Zeitplan hält er dennoch für realistisch.

Der Landrat von Oder-Spree, Rolf Lindemann, sieht noch "einiges an administrativer Herausforderung" für seinen Landkreis für den Bau der Gigafactory von Tesla.

Im Gespräch mit dem rbb nannte Lindemann Wohnungsbau und Pendlerbeförderung als besonders schwierige Aufgaben. Ganz generell sieht der SPD-Politiker in der Ankündigung einer Tesla-Fabrik aber "fast ein Vorweihnachtsgeschenk".

Zu restriktiver Landesentwicklungsplan?

In der kommenden Woche will der 62-Jährige mit den Gemeinden in seinem Landkreis die Ausweisung von Wohnbauflächen diskutieren. Dafür will er bei der Landesregierung eine Ausnahme vom "etwas restriktiven" Landesentwicklungsplan [gl.berlin-brandenburg.de] beantragen, sagte Lindemann im Gespräch bei Antenne Brandenburg. Dieser Plan legt fest, welche Gemeinden wie stark wachsen dürfen.

Der Jurist, der im Februar 2017 Manfred Zalenga im Landratsamt Oder-Spree ablöste, sieht noch weitere Herausforderungen durch den geplanten Dreischichtbetrieb in dem Tesla-Werk, bei dem täglich mehrere tausend Mitarbeiter zu drei Tageszeiten ein- und auspendeln: "Das verlangt Enormes an verkehrlicher Infrastruktur." Vor allem Erkner und Neu Zittau seien jetzt schon durch Pendlerverkehr mit Autos sehr belastet.

Zusatzbelastung durch Flughafen BER

Durch die geplante Eröffnung des Flughafens BER Ende Oktober 2020 erwartet Lindemann weiteres Verkehrsaufkommen in seinem Landkreis und darüber hinaus bis zur polnischen Grenze. Als Lösung schlägt der Landrat nicht nur Schienen- und Straßenausbau vor, sondern verweist abermals auf Wohnungsbau. "Ich gehe davon aus, dass Frankfurt (Oder) ein bevorzugter Wohnstandort sein wird. Hier hat man die Flächen zur Verfügung, sodass auch diese Stadt enorm profitieren wird."

Zeitplan "ehrgeizig aber nicht unrealistisch"

Tesla will in Grünheide eine sogenannte Gigafactory mit ungefähr 7.000 Arbeitsplätzen bauen. Schon Anfang kommenden Jahres sollen die Bauarbeiten beginnen, damit 2021 die ersten Elektroautos vom Band laufen können. Derzeit läuft das Genehmigungsverfahren.

Lindemann findet diesen Zeitplan ehrgeizig aber nicht unrealistisch. "Im Moment liegt der Ball im Spielfeld von Tesla", sagt er. Um das Genehmigungsverfahren voranzubringen, muss das US-Unternehmen dem Landesamt für Umwelt darlegen, was es in Sachen Emmission, Bau, Umwelt oder Wasserwirtschaft plant. Diese Unterlagen könnten schätzungsweise bis zu 2.000 Seiten umfassen.

Es komme auf die Qualität der Anträge an und darauf, "wie schnell die Landesbehörden dann in die Pötte kommen", erklärte der Landrat. Immerhin wollen sich der Haushalts- und Finanzausschuss noch vor Weihnachten zu einer Sondersitzung treffen, um den Verkauf der 300 Hektar Landesliegenschaft bei Grünheide an Tesla abzusegnen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.12.2019, 16:10 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Gute Idee, Wir besitzen auch noch mehrere Flächen die ständig im Preis steigen. Wir verkaufen dann auch für sehr gutes Geld. Arbeitsplätze und gute Infrastruktur = Immobilienboom. Läuft doch alles super, in der Hauptstadtregion. BER, Tesla, mal sehen was und wo etwas als nächstes kommt. Und da wollten wir mal nach Süddeutschland ziehen, ist doch alles Provinz dort. Ist doch gar nichts, gegen Tesla-city, Airportworld, Frankfurt/Oder und die Lausitz. Nicht zu lange warten-die Immobilienpreise steigen weiter, erst in LDS, jetzt auch in Oder-spree. SUPER

  2. 19.

    Ungefähr jene Entlohnung, wie sie derzeit für Zeitarbeiter inder Ernte von Paprika und Tomaten in den Niederlanden gezahlt wird. Also bitte keine Hoffnung machen. Die Welt ist größer, als die ostdeutschen Politiker sie beschreiben.

  3. 18.

    Was werde ich bei TESLA verdienen? Weiß das jemand?

  4. 17.

    Brandenburg verkauft das Land ohne weitergehende Bedingungen, so auch keine Tarifbindung für die Arbeitskräfte. Kleinlaut lässt der brandenburgische Wirtschaftsminister wissen, Zitat: "ich erwarte "mittelfristig" Tarifbindung bei Tesla." Ohne den Hinweis, dass Tesla schon längst in Polen Stellenausschreibungen ohne Ende schaltet. Und an die exorbitanten Verkehrsströme denkt der Herr Wirtschaftsminister noch nicht.

  5. 16.

    Das ist ja super! Auf einen Landrat, wie Rolf Lindemann, kann man nur stolz sein! Dann wird endlich mein Grundstück aufgewertet und ich kann meine restlichen Waldflächen als Bauland vermarkten. Für einen Golfplatz habe ich auch noch Flächen. Der Herr Trump kommt bestimmt auch gleich vorbei. Heißen wir sie willkommen ...

  6. 15.

    "450 LKW pro Tag" wird von den Amis vorsichtig in den Unterlagen prognostiziert. Und das bei Baustaufe 1 von insgesamt 3!!!

    Ob wohl die brandenburger Kommunen wissen, was das insgesamt bedeutet? Und welche Folgekosten entstehen, die der Ami nicht zu bezahlen hat. Ich glaube nicht.

  7. 13.

    Schnell Arbeiten mag sein, aber dann zum Schluss kommen, dass das geplante Vorhaben so gegen geltende Rechtsvorschriften verstoesst und daher nicht genehmigungsfaehig ist. Letztlich eine unausweichliche Entscheidung.

  8. 12.

    Na, das ist doch der einzige Lichtblick, den wir haben!

    300ha kann sich ja immer keiner vorstellen, aber weil der Fußballfeldvergleich immer so gerne angeführt wird, es handelt sich um ein Fläche von ca. 430!! Fußballfeldern.
    und diese Fläche wird quasi KOMPLETT versiegelt werden!

    Des Weiteren scheint es mir wohl so, dass für die Menschen, die hier wohnen kaum ein Vorteil in Form von neuen Arbeitsplätzen, geschaffen wird, wenn unbedingt so viel neuer Wohnraum für Arbeitskräfte geschaffen werden muss. Dies bedeutet wohl, dass wir überhaupt keine entsprechenden Fachkräfte vor Ort zu haben scheinen.

    und die angeblich geplanten Ausgleichsmaßnahmen in Form von Aufforstung gehen immer zu Lasten der Landwirtschaftsfläche und wie will man Landwirtschaft mit weniger Dünger etc. stämmen, wenn auf den Flächen immer mehr Ertrag erwirtschaftet werden muss, weil die Flächenverfügung sinkt.

  9. 11.

    Dieses Werk wird nie gebaut werden. Es wird an jahrelangen Rechtsstreitigkeiten, mit irgendwelchen Behörden, Institutionen und dergleichen scheitern. Genehmigungsverfahren werden sich Jahrelang hinziehen und Tesla wird sich zurückziehen. Wetten das ?

  10. 10.

    Wenn eine Kommune in ihrer Gemarkung von 1300 ha Wald umgeben ist und 1,5 ha für einen Sportplatz braucht zur Infrastruktur Verbesserung für ihre Einwohner. Führt da über Jahre kein Weg hin. Die heuchlerischen Verhinderer outen sich kaum in Regierungsverantwortung geschwungen als die Doppelmoralisten. Hoffe die Wähler sind wachsam!!!

  11. 9.

    Ich sehe das genau so wie Sie. Der B Plan würde heute so nicht mehr genehmigt. Jetzt muss es aber ganz schnell gehen, bevor die ganzen Nachteile für Natur und Wasser offensichtlich werden.

  12. 8.

    Das wären z.B. ein paar Quellen:
    1. https://www.br.de/nachrichten/wissen/faktenfuchs-wie-umweltfreundlich-sind-elektroautos,RGBSYTj
    2. https://www.focus.de/auto/ueber-elektromobilitaet-tv-doku-entlarvt-das-maerchen-vom-emissionsfreien-autofahren_id_10789038.html
    3.https://www.suedkurier.de/ueberregional/wissenschaft/Lithium-Der-wahre-Umweltkiller-steckt-im-E-Auto;art1350069,10226853

    Versiegelung in einer Dimension von knapp 300ha, die das Grundwasser beeinflussen und Wasser, dass vor Ort durch den Betrieb verbraucht werden wird, sollte man auch noch mit bedenken.

  13. 7.

    "Was bei diesem Bau und der E-Auto Produktion an Wasser verschwendet wird, ist nicht mit Klimaschutz zu rechtfertigen"

    Können Sie diesen Quatsch auch belegen?

  14. 6.

    Frankfurt soll also bevorzugtes Wohngebiet für Teslabauer sein. Wurden nicht in Frankfurt/Oder ähnlich wie in Eisenhüttenstadt massenweise Wohnhäuser wegen Bevölkerungsschwund abgerissen ? Jetzt soll wieder teuer neu gebaut werden, getreu dem Motto "Wir bauen auf, wir reißen nieder, so haben wir Arbeit immer wieder." Langfristige Politik sieht anders aus.

  15. 5.

    kein Politiker scheint mal zu bedenken,was das eigentlich für sonstige Auswirkungen hat, auf Wasser, Tiere, Pflanzen, Wald und damit auch Klima. Aber all das wird immer schön unter angeblichen "überwiegendes öffentliches Interesse" durchgewunken. Anstatt mal etwas länger nachzudenken und abzuwägen. Möglicherweise gibt sogar einen geeigneteren Standort, der schon durch Industrie bereits geprägt ist, anstelle eines Gebietes umgeben von LSG, NSG, mehreren FFH-Gebieten und INNERHALB des Trinkwasserschutzgebietes!
    Laut dem B-Plan dürfen von diesen 300ha 80% komplett überbaut werden!
    Ein B-Plan, der vor knapp 20 Jahren erstellt wurde und zu dessen Zeit ein Umweltbericht und eine artenschutzrechtliche Prüfung noch gar nicht notwendig war, sodass das ja hoffentlich nachgereicht werden muss.
    & nun wollen sie im 1. Halbjahr 2020 anfangen zu bauen, was ja eigentlich die Zeit sein sollte, in der eben diese Untersuchungen statt finden sollten um aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen!

  16. 4.

    "Es komme auf die Qualität der Anträge an .." Falsch, da muss man schon aktiv auf die Investoren zugehen und denen bei der Antragstellung helfen. Nicht abwarten, sondern kundenorientiert handeln ist die Devise in der Wirtschaftsförderung. Brandenburg braucht diese Investition und die Arbeitsplätze. Da muss man den roten Teppich ausrollen. Schaut in den Süden Deutschlands wie es gemacht wird. Unternehmen siedeln sich dort an, wo sie willkommen sind und gefördert werden. Arbeitsplätze entstehen nicht von alleine.

  17. 3.

    Wenn Frankfurt(Oder) bevorzugtes Wohngebiet für die Tesla-Beschaftigten werden soll, warum baut man das Werk dann nicht dahin? Schließlich hat man dort schon eine Chipfabrik und die Solarindustrie erfolgreich etabliert. Dort hat man also Erfahrung mit solchen Projekten.

  18. 2.

    Es gibt sie also doch, diese Leute (wie Landrat Rolf Lindemann) die erst einmal die Ärmel hochkrempeln, bevor ihnen alle möglichen Bedenken kommen. Da muß rangeklotzt werden und wenn Probeme auftauchen, dann nur, um gemeistert zu werden. Auch ein NABU Verantwortlicher könnte schnell arbeiten, wenn er denn will. Natürlich muß alles seinen rechten Gang gehen .... aber bitte im Interesse der Gesellschaft, schnell und kostensparend. Geldverschwendung wie bei den willentlichen Bauverschleppungen bei BER, A20, Stuttgart 21 usw. schaden uns allen.

  19. 1.

    Ihr zeigt ständig falsches Bild des geplanten GIGA-Gebietes. Auf dem Foto ist das „kleine“ Logistikzentrum zu sehen, die gesamte Fläche zwischen Freienbrink (A 10) Ausfahrt) und Re1 -Brücke ist gemeint - 300 ha, zum Vergleich Müggelsee 740 ha ! Mit Unterstützung der Grünen jetzt in der neuen Regierung wird aus der ökologisch sensiblen Mügelspreeniederung ein neues Eisenhüttenstadt aus dem Boden gestampft. In Zeiten von Klimaschutz grob fahrlässig...Was bei diesem Bau und der E-Auto Produktion an Wasser verschwendet wird, ist nicht mit Klimaschutz zu rechtfertigen

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