Firma aus Eberswalde - Brandenburger Masken-Hersteller hofft auf Abnahmegarantie

Fr 12.06.20 | 13:49 Uhr | Von Michel Nowak
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Näherinnen an Nähmaschinen stellen Mund-Nase-Masken her in der Firma Thorka in Eberswalde
Video: Brandenburg aktuell | 11.06.2020 | Autor: Michel Nowak | Bild: rbb/Michel Nowak

Mund-Nase-Masken waren zu Beginn der Pandemie teure Bückware. Das Bundesgesundheits-ministerium machte sich für mehr Produktion in Deutschland stark. Potenzielle Produzenten fordern nun Abnahme-Garantien - anders sei das nicht umsetzbar. Von Michel Nowak  

In den hellen Produktionshallen am Stadtrand von Eberswalde entstehen normalerweise wöchentlich rund 2.000 Schulranzen. Diese werden unter der Marke McNeill vertrieben. Die Firma ist bundesweit eine der letzten Produktionsstätten für Ranzen in Deutschland.

Mit der Corona-Krise brach aber auch hier der Absatz ein. Für die meisten der 74 Mitarbeiter folgte Kurzarbeit. Doch dann hatten die Eberswalder – gemeinsam mit den Kollegen aus dem hessischen Hainburg – eine Idee: Warum nicht auf die Produktion von Mund-Nase-Masken umstellen? Die waren im Verkauf plötzlich mehr als gefragt. "Wir haben etwa die Hälfte unserer Leute aus der Kurzarbeit zurückgeholt und hier die Masken-Fertigung aufgebaut", sagt Produktionsleiterin Helma Kleinschmidt.

Die Grünen-Bundesvorsitzende Annalena Baerbock (Mitte) schaut sich die Produktion textiler Masken in der Eberswalder Firma Thorka an
Bild: rbb/Michel Nowak

Unternehmen will bis zu zwei Millionen Euro investieren

Die Nachfrage nach den seither produzierten, wiederverwendbaren Textilmasken ist inzwischen aber deutlich zurückgegangen. Die Thorka-Geschäftsführung will nun stattdessen auf die Produktion von medizinischen Masken umstellen. Dabei gibt es aber ein Problem: So groß, dass es auch Annalena Baerbock (Bündnis 90 / Die Grünen) beschäftigt. Die Bundesvorsitzende informierte sich bei einem Besuch in Eberswalde am Donnerstag über die Schwierigkeiten.

Wettbewerbsnachteil ausgleichen

Denn um diese sogenannten FFP-Masken zu produzieren, muss das Unternehmen nach eigenen Angaben bis zu zwei Millionen Euro investieren. Rund 15 neue Arbeitsplätze könnten entstehen. Das Produkt wäre aber trotz moderner Standards in jedem Fall deutlich teurer als Importe aus China.

Die Eberswalder fordern deshalb: Wenn Deutschland eine medizinische Masken-Produktion etablieren will, muss dieser Wettbewerbsnachteil ausgeglichen werden. "Es gibt da die Möglichkeit von Abnahmegarantien oder auch den Ausgleich von Kosten, so dass ein Unternehmen seine Produkte auch hier am Markt absetzen kann", sagt Geschäftsführer Klaus Götsch.

Näherinnen an Nähmaschinen stellen Mund-Nase-Masken her in der Firma Thorka in Eberswalde
Bild: rbb/Michel Nowak

Gesundheitsminister will weniger Abhängigkeit

Der Bund will aber nur noch bis Ende des nächsten Jahres Masken in Größenordnung aufkaufen. Ein Folge-Konzept existiert bisher nicht, auch wenn sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf europäischer Ebene für eine stärkere Zusammenarbeit einsetzen und gemeinsame Reserven aufbauen will. Die Abhängigkeit vom Weltmarkt müsse sich verringern, sagte er am Freitag im rbb-Inforadio.

Näherinnen an Nähmaschinen stellen Mund-Nase-Masken her in der Firma Thorka in Eberswalde
Bild: rbb/Michel Nowak

Grünen-Chefin fordert Konzept von Bundesregierung

Der Firma Thorka ist das bisher zu unsicher. Bei ihrem Besuch sprang ihnen Annalena Baerbock ausdrücklich bei: "Es geht hier auch um Glaubwürdigkeit von Politik", sagte die Grünen-Chefin, "wenn ein Bundesministerium in der Krise appelliert, dass in Zukunft in Europa stärker für sensible Bereiche wie eben den medizinischen Markt produziert werden soll, dann kann man nicht drei Monate später sagen: Ach, jetzt ist es doch nicht mehr so wichtig."

Investition aufgeschoben

Die Eberswalder haben die geplante Investition zunächst aufgeschoben. Nur auf die Masken verlassen wollen sie sich ohnehin nicht. Das nächste Schuljahr steht vor der Tür. Und die hauptsächliche Konzentration gilt momentan den Schulranzen. Damit lässt sich offenbar verlässlicher kalkulieren als mit Mund-Nase-Masken.

Beitrag von Michel Nowak

12 Kommentare

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  1. 12.

    So gut wie keine Coronafälle mehr aber
    Maskenpflicht und sozialistische Abnahmegarantien in einer " Marktwirtschaft" für Masken.

    Noch verrückter gehts langsam nicht mehr.

  2. 11.

    Abnahmegarantie widerspricht (leider) allem, was, auch die Grünen, fordern, nämlich dem freien Wettbewerb zumindest innerhalb der EU. Die EU könnte man wohl noch bevorzugen ggü anderen, aber innerhalb der EU soll das beste Angebot ermittelt werden. Da kann ich nicht einfach mal einer deutschen Firma eine Abnahmegarantie erteilen.

  3. 10.

    Die Frage ist doch ob sich die Regierung von Importen aus Asien unabhägig machen will. Wenn ja dann muß man auch entsprechende Rahmenbedingugen schaffen. Vor allem soll es hier um diese FFP Masken gehen. Ist es für Entscheidungsträger so schwierig einen Bedarf zu ermitteln und dafür eine Abnahmegarantie zu geben?

  4. 9.

    Don´t panic. Die "neue Normalität" sorgt für genügend Absatz. Dafür wird gesorgt. Bis ans Ende unser aller Tage..... Amen

  5. 8.

    Das Konzept hätte längst vom Gesundheitsministerium erarbeitet werden müssen.
    Es ist nun auch an der Zeit einmal zu recherchieren, wer wann wohin Masken verschenkt hat und wer wann woher Masken gekauft hat.
    Was hat uns (dem Steuerzahler) dass Missmanagement "Masken" gekostet ?
    Welchen Einfluss hatte der Umstand "nicht ausreichen Masken vorhanden" auf die Empfehlung, dass die eh nicht helfen, ja sogar schaden ?

  6. 7.

    Das einzige, was im Leben garantiert ist, ist der Tod. Die Chefs der Firma sollten mal bei Marx und Engels nachlesen.

  7. 6.

    Fakt ist das im März und April deutsche Firmen von der Regierung aufgefordert auch Masken herzustellen. Die Umstellung macht man nicht von heute auf morgen und kostet auch Geld. Da ist es wohl völlig legitim das diese Firmen auch eine abnahmegarantie vom Staat möchten. Schließlich handelt es sich hier immer noch um unternehmen die Geld verdienen sollen und möchten. Eure Kommentare sind echt engstirnig.

  8. 5.

    Jo, natürlich. Maskenpflicht bis 2030. Dürfte für die gewollte Abnahmegarantie sorgen. Darfs sonst noch was sein, liebe Hersteller? Vielleicht noch eine Maskenpflicht beim Schlafen. Dann steigt der Umsatz.

  9. 4.

    Genau deshalb gibt es m.E die Maskenpflicht noch.
    Das BMG nimmt Millionen bestellte Masken nicht ab und bezahlt die Lieferanten für die Ware nicht.
    Der Bund und die Öffentliche Hand sind schlechte Vertragspartner, das war schon immer so.
    In Pankow wurde ich ausgelacht, weil dort keiner eine Maske trägt. Weder beim Friseur noch beim Händler.

  10. 3.

    Na toll, so dachte ich das auch. Gebt den Herstellern eine Abnahmegarantie und dann werden wir in alle Ewigkeit und bei jedem Mist hinter Masken eingesperrt.

  11. 2.

    Soviel zum funktionieren der Marktwirtschaft. Wenn dieser Irrsinn durchkommt, wird es künftig wohl immer eine Maskenpflicht geben, nicht aus gesundheitlichen Gründen, sondern aus wirtschaftlichen. Schließlich müssen die Arbeitsplätze in der Maskenproduktion erhalten werden.

  12. 1.

    Ja wohl, jetzt auch noch Corona-Hilfe für die notleidenden Maskenhersteller, warum nicht wieder zurück auf ihre Schulranzen Produktion?
    Es ist wie bei den Marktschreiern, nur umgekehrt. Wer will, wer will, wer hat noch nicht - hier gibts € umsonst(?)

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