Oderbruch - Anwohner protestieren gegen geplante Putenmast-Anlage

Mo 08.06.20 | 15:58 Uhr
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150 Demonstranten in Reitwein
Audio: Antenne Brandenburg | 08.06.2020 | Bild: rbb

Ein Golzower Agrarbetrieb will im Oderbruch eine Mastanlage für 15.000 Puten bauen. Der Landkreis plant eine baldige Genehmigung. Aber Anwohner fürchten um die Dorf-Idylle und kritisieren die Tierhaltung. Am Wochenende haben sie demonstriert.

Knapp 150 Menschen haben nach rbb-Informationen am Sonntagnachmittag in Reitwein (Märkisch Oderland) gegen eine geplante Putenmastanlage demonstriert. Sie soll laut Bauantrag in unmittelbarer Nähe zu dem 500-Einwohner-Dorf im Oderbruch, lediglich 250 Meter von den Wohnhäusern entfernt, entstehen.

15.000 Puten in ehemaligem Rinderstall

Die Landwirtschaft Golzow GmbH will dort in umgebauten Rinderställen knapp 15.000 Puten halten. Das Unternehmen betreibt bereits eine Hähnchenmast im sieben Kilometer entfernten Sachsendorf. Dort hält sie die Tiere nach den Vorgaben des sogenannten Fairmast-Betriebs: Das heißt, die Tiere haben etwas mehr Platz als in konventionellen Mastbetrieben und leben 56 statt 38 Tage. Die Landwirtschaft Golzow GmbH plant nach Angaben des Geschäftsführers ähnliche Bedingungen für die Puten in Reitwein. 

Dorfidylle in Gefahr?

Schon seit Beginn der Planungen vor drei Jahren regt sich in dem Oderbruchdorf Widerstand. Knapp die Hälfte der rund 500 Einwohner von Reitwein hat eine Liste gegen das Projekt unterschrieben.

Auch Bürgermeister Detlef Schieberle (parteilos) sprach sich auf der Demonstration gegen die Mast aus. Dem rbb sagte Schieferle: "Die Leute ziehen wegen des Images unseres Ortes hierher: Ruhe, Überschaubarkeit und keine großen Umweltbelastungen." Das Wachstum des Ortes sei durch die geplante Anlage gefährdet. Zudem seien Mastanlagen dieser Art veraltet, da sie technischen und tiermedizinischen Anforderungen nicht gerecht würden, so der Bürgermeister weiter.

Nadine Schmid, die die Demonstration mitorganisiert hatte, befürchtet nach eigenen Angaben neben nicht artgerechter Tierhaltung auch mehr Gestank, Lärm und LKW-Verkehr in Reitwein.

Alter Rinderstall soll zur Putemmastanlage werdenehemaliger DDR-Rinderstall soll für Puten umgebaut werden

Landkreis will genehmigen

Der Landkreis Märkisch-Oderland sieht derweil kein Problem bei der Genehmigung der Anlage. "In Abwägung all dieser Stellungnahmen und Beteiligung der öffentlichen Träger, konnte festgestellt werden, dass das Bauvorhaben gegen kein Gesetz verstößt. In diesem Sinne wird die Baugenehmigung derzeit erteilt", sagte Kreis-Sprecher Thomas Berendt am Wochenende.

"Dialog sinnlos"

Der Investor betont, dass es lediglich um den Umbau eines Rinderstalls gehe. Geschäftsführer Detlef Brauer sagte dem rbb in der vergangenen Woche, dass ein neuer Dialog wenig sinnvoll sei, da die Landwirtschafts-GmbH nicht willkommen sei. "Die Anlage wird gebaut, sobald die Genehmigung da ist."

Falls die Genehmigung erteilt wird, will Bürgermeister Detlef Schieberle nach eigenen Angaben rechtliche Schritte gegen die Mastanlage einleiten. 

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.06.2020, 7:30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Junge Leute aus der Region ziehen nach Reitwein, um dort zu leben. Berliner Wochenendbewohner sind hier eher selten anzutreffen. Ansonsten empfehle ich Ihnen, sich mal zur Massenmästung von Puten zu informieren. Putenmast hat die schlechtesten Emmissionswerte, die es in der Tierhaltung gibt. Der vorherrschende Wind würde diese Emissionen grundsätzlich in den Ort wehen und die ersten Häuser stehen ab 150 m entfernt. Das sind einfach die Fakten.

  2. 3.

    Pute schmeckt nicht, Hähnchen ist besser. Pute ist immer so strong.

  3. 2.

    "Heiliger Sankt Florian / Verschon' mein Haus, zünd' and're an! “ sagt der Volksmund. Oder zeitgeistmäßig "Nimby", Not in my backyard. Irgrendwo müssen die Puten ja aufgezogen werden. Besser in der Brandenburger Provinz, als im Ausland. Der Bürgermeister klagt, "Die Leute ziehen wegen des Images unseres Ortes hierher: Ruhe, Überschaubarkeit und keine großen Umweltbelastungen." Das ist einsichtig, viele Berliner, die sich das leisten können, sind dort zumindest wochenendmäßig hingezogen. Da würde ich mich auch ärgern, wäre ich betroffen.
    Das Amt muß nach anderen Kriterien entscheiden. Und sagt, das Vorhaben verstößt nicht gegen Gesetze. Früher war da ein großer Rinderstall, auch zu DDR Zeiten.

  4. 1.

    Mein nicht veröffentlichter Beitrag war wohl nicht im Sinne der Landesregierung? Die Bürgermeinungen gehen den Regierenden am …. vorbei.

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