Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) - Warnstreik der Stahlarbeiter bei ArcelorMittal

Fr 11.09.20 | 15:34 Uhr | Von Marie Stumpf
Stahlarbeiter mit Fackeln
Audio: Antenne Brandenburg | 11.09.2020 | Autorin: Marie Stumpf | Bild: Marie Stumpf/ rbb

In Eisenhüttenstadt (Landkreis Oder-Spree) haben sich Beschäftigte von ArcelorMittal am frühen Freitagmorgen an Kundgebungen beteiligt, zu denen die Gewerkschaft IG Metall in Berlin, Brandenburg und Sachsen aufgerufen hat.

Zu der Protestaktion vor dem Werktor sind nach Medienschätzungen etwa 50 Mitarbeiter erschienen. Die Elektroniker und Industriekauffrauen und -männer haben unter dem Motto "Da machen wir nicht mit!" eine Mahnwache mit Flugblättern und Fackeln veranstaltet.

Angst vor Stellenabbau

Hintergrund für den Protest waren Gerüchte, dass ArcelorMittal seine Auslastung wegen der Coronakrise deutlich herunterfahren wolle. Rund 500 Arbeitsplätze seien deswegen in Gefahr, sagte der Betriebsratsvorsitzende Dirk Vogeler: "Wir haben auch einige gefristete Arbeitsverhältnisse. Da ist die Sorge natürlich am größten, weil diese am meisten gefährdet sind und sich entsprechend Sorgen machen."

Corona als Vorwand für schwächelnde Stahlindustrie

Erst im August war Reiner Hoffmann, der Bundeschef des Deutschen Gewerkschaftsbundes zu Besuch im Eisenhüttenstädter Werk gewesen. Dort waren eventuelle Stellenabbau-Pläne aber noch nicht bekannt.

Doch das Problem stecke weitaus tiefer. Laut Holger Wachsmann von der IG Metall Ostbrandenburg spare nicht nur ArcelorMittal, sondern die gesamte Stahlindustrie ein. Er sagte: "Wir merken auch, dass viele die Coronakrise als Vorwand nehmen. Erst einmal wird versucht die Kurzarbeit hoch zu halten. Dann merken wir auch, dass Stellen nicht wiederbesetzt werden." Die Aktion der Gewerkschaft solle eine erste Warnung an die Geschäftsführung von ArcelorMittal sein.

ArcelorMittal will Kündigen abwenden

Das Unternehmen teilte am Freitag in einer Stellungnahme mit, möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen durch die Krise kommen zu wollen. ArcelorMittal sei von der Pandemie "stark betroffen", "die wirtschaftliche Situation nach wie vor nicht stabil", heißt es in der Stellungnahme. Man bemühe sich, die Krise ohne Entlassungen zu überstehen. Was das für die insgesamt rund 2.700 Mitarbeiter genau bedeutet, bliebt allerdings offen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.09.2020, 14:10 Uhr

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