Landkreis Barnim - Neubau des Schiffshebewerkes Niederfinow soll deutlich teurer werden

Seit Langem wird spekuliert, dass das neue Schiffshebewerk in Niederfinow teurer wird als geplant. Nach inzwischen über zwölf Jahren Bauzeit ist eine Kostenexplosion wohl sicher. Das Baukonsortium verlangt einen Nachschlag von bis zu 225 Millionen Euro.
Der Neubau des Schiffshebewerkes Niederfinow (Barnim) soll deutlich mehr Kosten verursachen als bislang bekannt.
Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums werden derzeit Verhandlungen mit dem Baukonsortium zu Forderungen für Mehrausgaben geführt. Dabei geht es um rund 165 Millionen Euro. Das geht aus der Antwort des Bundes auf eine parlamentarische Anfrage grüner Bundestagsabgeordneter hervor.
Mehrkosten von 225 Millionen Euro
Zum zuständigen Baukonsortium gehören die Firmen Implenia, DSD Brückenbau, Bunte und Siemac. Sie haben sich zur Arbeitsgemeinschaft Neues Schiffshebewerk Niederfinow Nord zusammengeschlossen. Trotz erheblicher Bauverzögerungen hieß es bislang, dass der zu Baubeginn angegebene Gesamtbedarf für den Neubau des Schiffshebewerkes von 300 Millionen Euro nicht wackle. Nun teilte das Bundesverkehrsministerium den Abgeordneten mit, dass man aktuell schon 60 Millionen Euro darüber liege. Grund seien höhere Materialkosten, erhöhte Anforderungen an den Brandschutz und weitere Gutachten.
Würden die Forderungen des Baukonsortiums in vollem Umfang erfüllt, ergäbe sich eine Kostensteigerung von insgesamt 225 Millionen Euro. Vorausgesetzt, man einigt sich schnell. Wenn nicht, könnte es weitere Verzögerungen und noch mehr Kosten geben, befürchtet die grüne Bundestagsabgeordnete Claudia Müller: "Wir erleben im Baubereich gerade, dass es zu Verzögerungen mit Materialien kommt."
Müller: Kosten werden verschleiert
Die Verzögerungen und höheren Kosten am Schiffshebewerk seien ein Trauerspiel, kritisierte Müller, die Sprecherin für maritime Wirtschaft der Grünen-Fraktion ist. "Die Frage nach dem Warum ist nicht beantwortet, zeigt aber, dass die Planung nicht hinhaut und die echten Kosten dort verschleiert werden."
Zwar seien meistens alle Beteiligten an den Kostensteigerungen schuld, doch liege hier das Problem bei der Ausschreibung, für die der Bund die Vorgaben macht: "Es ist dann leider häufig so, dass der Kostengünstigste den Zuschlag bekommt und dann aber Zusatzkosten anfallen." Für Müller ist dies ein erneuter Beleg für "ein systemisches Problem." Hier stelle sich die Frage, ob die Planungen immer realistisch seien.
Laut Bundesverkehrsministerium soll trotz allem das neue Schiffshebewerk voraussichtlich in diesem Jahr in Betrieb genommen werden. Fragen zu den Mehrkosten wollte das Ministerium dem rbb am Mittwoch nicht beantworten.
Die Schifffahrt brauche dringend bessere Planbarkeit, um auch in Brandenburg Verkehr von der Straße auf das Binnenschiff zu verlagern, sagte Müller. Die Mehrheit der Schleusen und Bauwerke an Bundeswasserstraßen sei bereits stark in die Jahre gekommen und müsse dringend saniert oder erneuert werden.
Das neue Schiffshebewerk in Niederfinow soll den etwa 90 Jahre alten Vorgängerbau ersetzen. Seit 2009 wird gebaut, ursprünglich sollte es 2014 fertig sein. Es verbindet den Ostseehafen in Stettin mit der Hauptstadtregion. Der Neubau ist erforderlich, weil das alte Hebewerk zu klein ist für moderne Küstenmotor- und Containerschiffe.
Sendung: Antenne Brandenburg, 14.07.2021, 10:30 Uhr