Mineralölwirtschaft - Russischer Ölkonzern übernimmt PCK Schwedt fast vollständig

Die Schwedter PCK-Raffinerie versorgt große Teile der Region mit Benzin, Diesel und Heizöl. Nun befindet sie sich offenbar fast komplett in russischer Hand. Rosneft hat das Aktienpaket von Shell übernommen, das bislang mehr als ein Drittel der Anteile hielt.
Der russische Ölgigant Rosneft hat die deutsche PCK-Raffinerie in Schwedt nahezu vollständig übernommen. Wie die Nachrichten-Agentur Reuters aus Moskau meldet, hält Rosneft mit Stand Mittwoch 91,67 Prozent der Anteile.
Demnach hat der Shell-Konzern seine bisherigen Aktienanteile, 37,5 Prozent, an Rosneft verkauft und offenbar nicht - wie im Sommer gemeldet - an die österreichische Alcmene GmbH.
Die übrigen Anteile in Höhe von 8,33 Prozent hält der italienische Konzern Eni.
Aufsichtsratssitzung und Pressekonferenz am Donnerstag
Der Deal mit der österreichischen Firma stand unter dem Vorbehalt eines Vorkaufsrechts der beiden anderen PCK-Anteilseigner, Rosneft und Eni. Nun hat der russische Ölmulti offenbar von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht. In Schwedt wird es am Donnerstag deshalb eine Aufsichtsratssitzung geben. Anschließend soll die Öffentlichkeit in einer Pressekonferenz informiert werden.
Die Übernahme der Aktienanteile erfolgt zu einem denkbar spannenden Zeitpunkt. Im Zusammenhang mit der geplanten Erdgas-Pipeline von Gazprom, Nordstream 2, ist nun als Betreiber auch der russische Staatskonzern Rosneft im Gespräch [tagesschau.de]. Bislang fehlt eine Zertifizierung der Pipeline.
Woidke begrüßt Übernahme
Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) begrüßt die Übernahme der Shell-Anteile durch den russischen Konzern Rosneft. Das sei "eine gute Nachricht für das Unternehmen, die Stadt Schwedt und die gesamte Region". Damit sei der Standort und auch viele Arbeitsplätze langfristig gesichert.
Petrolchemisches Kombinat wurde 1991 privatisiert
Im Jahr 1991 wurde das Petrolchemische Kombinat - kurz PCK - in Schwedt in der Uckermark privatisiert. Das damals marode Unternehmen musste in neue Technologien und in den Umweltschutz investieren. Gesellschaftliche Umbrüche waren die Folge. Statt ehemals 8.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten heute noch rund 3.000 Menschen auf dem Industriestandort.
Die PCK-Raffinerie, rund 120 Kilometer nordöstlich von Berlin, verarbeitet derzeit rund 220.000 Barrel Rohöl pro Tag. Das Werk versorgt zu 95 Prozent die Räume Berlin, Brandenburg und West-Polen mit Benzin, Diesel, Flugturbinenkraftstoff und Heizöl.
Das Unternehmen beschäftigt sich seit einiger Zeit auch mit der Entwicklung von grünen Treibstoffen wie Biokerosin. Eine Sprecherin erklärte im Sommer 2021, dass das PCK mit Hochdruck an Kraftstoffen der Zukunft forsche und in die Entwicklung von synthetischen Kraftstoffen investiere. Zudem beschäftige man sich auch mit Wasserstoff, hieß es damals.
Sendung: Antenne Brandenburg, 17.11.2021, 15:00 Uhr