Brandenburger Bauern suchen Höfe - "Das Land ist extrem teuer geworden"

Fr 28.01.22 | 10:23 Uhr
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Störche suchen auf einem abgeernteten Getreidefeld nach Futter, während ein Landwirt den Boden umgräbt. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Audio: Antenne Brandenburg | 27.01.2022 | Elke Bader | Bild: dpa/Soeren Stache

Junger Landwirt sucht Hof. Alter Landwirt sucht Nachfolger. Was nach einem guten Deal klingt, stellt in Brandenburg eine große Herausforderung dar. Zwei Landwirte erzählen von den Schwierigkeiten, einen Bauernhof zu übertragen.

Nach der Wende vor über 30 Jahren gründeten viele Landwirte neue Landwirtschaftsbetriebe in Brandenburg. Nun würden viele von ihnen ihre Höfe gerne an jüngere Nachfolger abgeben. Doch junge Landwirte müssen zu viele Hürden überwinden, wenn sie ihren eigenen Betrieb gründen wollen. Sie beklagen zu viel Bürokratie und zu teure Erwerbspreise. Und auch die Betriebskosten steigen.

Jedes Jahr ziehen junge Landwirte deshalb mit ihren Traktoren nach Berlin und machen auf ihre Situation aufmerksam. So wie Initiatoren vom Bündnis "Wir haben es satt", junge Landwirte, die kleine Bio-Höfe betreiben. Sofern sie Hof und Ackerland erwerben konnten – denn das ist in Brandenburg immer noch sehr schwierig.

Dreißig Jahre im Geschäft und noch kein Nachfolger

Trotzdem fehlt es in Brandenburg nicht an älteren Landwirten, die Nachfolger suchen. Einer von ihnen ist Ralf Behring. Der 59-Jährige gründete 1992 in Leuenberg bei Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) seinen Landwirtschaftsbetrieb. Behring bewirtschaftet 100 Hektar Ackerland, Obstwiesen und hat 200 Mutterschafe. Den Betrieb abwickeln oder sogar Ackerflächen verkaufen - das kommt für Ralf Behring nicht in Frage.

"Ich habe zum größten Teil seit dreißig Jahren ökologisch bewirtschaftet. Ich möchte einen Hofnachfolger finden, der es in meinem Sinne weiterverfolgt", sagte Behring dem rbb. Er wisse, welche Herausforderungen auf die jungen Landwirte zukommen. Betriebsgründer müssten deshalb unterstützt werden, sagte er. "Das Land ist extrem teuer geworden, die Betriebskosten wie Diesel und Arbeitskraft sind teurer geworden. Da muss der Staat helfen."

Fünf Jahre gewartet

Landwirt Johan Gerdes aus Beerfelde bei Müncheberg (Märkisch-Oderland) weiß, was es heißt, eine Hofnachfolge anzutreten. Der 38-Jährige übernahm vor eineinhalb Jahren den landwirtschaftlichen Betrieb, die frühere LPG. Es sei nicht leicht gewesen, 720 Hektar Ackerland und Mutterkühe auf einen Junglandwirt wie ihn zu übertragen.

"In unserem Fall war es eigentlich die Herausforderung, die Banken zu überzeugen, die Kredite einfach auf meine Schulter zu übertragen und meinen Vorgänger daraus zu entlassen", sagte Gerdes dem rbb. Die Grundbucheintragung habe über ein Jahr gedauert und es habe auch weitere bürokratische Hürden gegeben, so Gerdes. "Ich habe mich tatsächlich gewundert, wie viele Fallstricke da gelauert haben, bis wir es hingekriegt haben, dieses Unternehmen von dem einen Namen auf den anderen Namen zu übertragen". Insgesamt fünf Jahre habe er gebraucht.

Jungen Landwirten fehlt oft das Kapital

Doch junge Landwirte haben weitere Probleme. Oft fehlt ihnen das Kapital, um teures Ackerland zu kaufen. Immerhin will die neue Bundesregierung prüfen, wie sie mit Verkauf und Verpachtung ehemaliger volkseigener Flächen weiter verfahren will. Darüber berichten Agrar-Fachzeitschriften. Offensichtlich soll doch eine Agrarstruktur mit kleinen Höfen entstehen, erwartet der Landwirt Johann Gerdes.

"Dann macht es natürlich Sinn, das Land nicht zum höchsten Preis an den meistbietenden und häufig größten Betrieb zu vergeben, sondern auch mal zu einem niedrigeren Preis an Leute, die sich eine Existenz aufbauen wollen", so Gerdes.

Sie wollen auch Wertschätzung

Der neue Agrar-Minister Cem Özdemir (Grüne) hatte in eine seiner ersten öffentlichen Reden eine neue umweltfreundliche Agrarpolitik angekündigt. Junge Landwirte, die einen Hof gründen, könnten einen Beitrag dazu leisten. "Je mehr Leute wir haben, die eine Fläche kleinparzelliert bewirtschaften wollen, desto vielfältiger ist die Landschaft, desto besser kriegen wir den Artenschutz geregelt – und vielleicht auch die Klimakrise", ist Gerdes' Meinung.

Qualitätvolle Lebensmittel wie Gemüse oder Fleisch werden vor allem auf kleineren Biohöfen produziert. Deshalb müssen diese unterstützt werden, forderte das Bündnis "Wir haben es satt" am vergangenen Wochenende in Berlin. Ähnlich sieht es der 58-jährige Landwirt Ralf Behring: "Es soll wertgeschätzt werden. Der Verbraucher muss sich daran gewöhnen, dass man für qualitätsvolle Nahrung mehr bezahlen muss."

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.01.2022, 16 Uhr

Mit Material von Elke Bader

15 Kommentare

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  1. 15.

    Haben wir eine zweite Kraft im Land-außer der Regierung gemeint-. die den Finanzhaien den Weg ebnet ? Ende der Demokratie ?

  2. 14.

    Haben Sie sich schon mal darüber informiert wieviel TONNEN Steinkohle wir jährlich aus Russland importieren ? Es ist noch ein weiter Weg bis zur Zielerreichung. ( Heute auf inforadio gehört )

  3. 13.

    Lächerlich ist hier einzig ihre Voreingenommenheit:
    Aber extra für Sie hier ausschließlich Quellen vom RBB

    "Dafür bieten die Firmen den Landwirten laut einer Recherche von "Correctiv" nicht selten Beträge von etwa 2.000 Euro pro Hektar, mehr als zehnmal so viel wie die Landwirte selbst für die teilweise gepachteten Flächen zahlen."

    https://www.rbb24.de/studiocottbus/wirtschaft/2021/10/umwandlung-agrar-solarflaechen-klimawandel-erneuerbare-energie-calau-landwirtschaft.html

    "Denn mit Solarparks auf Ackerland lässt sich mittlerweile mehr Geld verdienen als beispielsweise dem Anbau von Getreide. "

    https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/wirtschaft/2021/05/solaranlagen-ackerland-brandenburg-uckermark-axel-vogel.html

  4. 12.

    Die Ursache ist ganz klar das die Finanzhaie durch die förderung den Besitzern höhere Pacht bezahlen können und wir Landwirte nicht mithalten. aber hauptsache jeder will billig und regionale Erzeugnisse

  5. 11.

    Es muss viel mehr die Möglichkeit bestehen die hochwertigen Erzeugnisse direkt beim Erzeuger kaufen zu können. Hofläden sind in vielen Gegenden die Zukunft. Markthallen in Städten.

  6. 10.

    Wollen wir nicht lieber zuerst die riesigen Dächer mit PV zupflastern ? Außerdem ist es ganz wichtig, dass jeder ohne Einschränkungen und Belastungssteuern seinen eigenen Strom erzeugen kann. Meinen Kompost für die Bodenverbesserung darf ich ja auch selbst ohne Staatsabgabe produzieren und verwenden.

  7. 9.

    Ursachen und die Fakten dazu? Fehlanzeige bei John, Hauptsache erst mal gegen die Energiewende geschossen. Lächerlich.

  8. 8.

    Da stimme ich Ihnen zu...die Verpachtung für PV Anlagen bringt tausend Euro Ertrag und mehr pro Hektar p.a.,
    da kann der gemeine Landwirt mit 100-200 Euro nicht mithalten.

  9. 7.

    Flächenfraß ist kein neues Phänomen und zusätzlicher Preistreiber ist die "Energiewende". Energiemais und Photvoltaik beschleunigen das Höfesterben in Deutschland.

  10. 6.

    Auf ARTE gab es dazu vor kurzem eine sehr gute Doku genau zu diesem Thema, "Land für alle", die noch einige Zeit in der Mediathek gesehen werden kann. Vorgestellt werden mehrere Akteure/Betriebe und wie sie mit dem Bodenkostenproblem umgegangen sind:
    https://www.arte.tv/de/videos/090637-086-A/re-land-fuer-alle/

  11. 5.

    Habe kürzlich bei wikipedia ausführlich über die UKRAINE gelesen. Nicht wenig gestaunt habe ich über LANDGRABBING dort. Sogar das Erdölland Libyen hat sich dort Land gesichert. CHINA gab der armen Ukraine einen Kredit über mehrere Millionen ( $ ) ? Nun bezieht China jährlich eine Großmenge Getreide ( Weizen ) -die genaue Menge ist angegeben. Sogar Cypern hat da fruchtbarstes Land gepachtet. Früher war die Ukraine -die KORNKAMMER. Nicht mal mehr die Landwirtschaft hat man dort im Griff. Der Weg in die EU ist noch sehr weit.

  12. 4.

    Was wurde eigentlich damals im Einigungsvertrag in Sachen Zukunft der Landwirtschaft festgelegt ? Wie kam es zur Wucherpreisentwicklung ? Es gibt gerade für Frauen die interessante Sendung "Landfrauen" , "Lecker auf s Land". Man lernt profitable Höfe und gutes Essen kennen.

  13. 3.

    Mit Herrn Özdemir haben wir ja nun einen absoluten Fachmann an der Spitze der die seit Jahren bekannten Probleme der Landwirtschaft nun regeln wird. Völlig unverständlich das landwirtschaftliche Flächen an Grossinvestoren verhökert werden und unseren Landwirten überall Probleme bereitet werden.

  14. 2.

    Glaube kaum das die Bauernlobby es zulässt, dass sich kleine Landwirte etablieren können.

  15. 1.

    Lieber rbb24: Wo ist jetzt die Lösung, a la Özdemir?
    große Flächen = produktiver vs. kleine Flächen = teurere Vielfalt;
    regionale Bauern vs. Verkauf meistbietend zur Alterssicherung;
    Wie löst man das?

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