Nach Senkung der Energiesteuer - Lohnt sich das Tanken in Polen noch?

Fr 25.03.22 | 18:28 Uhr | Von Magdalena Dercz und Juan F. Álvarez Moreno
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Auf einer Anzeige einer Tankstelle kostet der Liter Diesel 7,19 Zloty (aktuell umgerechnet 1,46 Euro). (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 24.03.2022 | Magdalena Dercz | Bild: dpa/Patrick Pleul

In Polen kann man seit jeher günstiger tanken als in Deutschland, zuletzt lohnte sich die Fahrt besonders. Doch wie wirkt sich die angekündigte Senkung der Energiesteuer in Deutschland auf den Tank-Tourismus aus? Von M. Dercz und J. F. Álvarez Moreno

Viele Deutsche in Ostbrandenburg fahren nach Polen, um dort günstiger zu tanken. Denn in Polen kostet aktuell ein Liter Benzin 1,45 Euro, beim Diesel sind es 1,60 Euro. In Deutschland sind es jeweils etwa 2,10 und 2,20 Euro. Doch zukünftig soll der Preisunterschied kleiner werden: Die Bundesregierung kündigte am Montagmorgen an, dass sie die Energiesteuer senken will. Diese war eine der zentralen Maßnahmen des kommenden Entlastungspaket.

Autofahrer sollen demnach von niedrigeren Spritpreisen profitieren: Benzin soll nach der Steuersenkung etwa 30 Cent pro Liter billiger werden, der Dieselpreis soll um 14 Cent sinken. Das Entlastungspaket beinhaltet aber auch eine Energie-Pauschale von 300 Euro, ein Ticket für nur neun Euro pro Monat für den öffentlichen Personennahverkehr für drei Monate und einen Einmalbonus für Familien.

Lohnend vor allem für Menschen in der Grenzregion

Wirkt die Steuersenkung wie angekündigt, könnte der Preisunterschied auf 20 bis 45 Cent pro Liter sinken. "Das ist für jemanden, der am Sprit sparen will, noch ein erheblicher Unterschied", sagte Herbert Rabl, Sprecher des Tankstellen-Interessenverbandes, dem rbb. Nach seiner Einschätzung wird sich bei einem Preisunterschied von etwa 20 Cent die Fahrt nach Polen nur für Anwohner des Grenzgebiets lohnen, die nicht länger als 20 Kilometer bis zur Grenze fahren müssen.

Auch Katarzyna Guzenda, Leiterin des Deutsch-Polnischen Verbraucherinformationszentrum (VIZ) in Frankfurt (Oder), schätzt, dass sich eine Fahrt nach Polen eher für diejenigen lohnenswert bleibt, die an der Grenze wohnen. Man müsse ja auch die Fahrzeiten und Spritkosten in die Rechnung miteinbeziehen.

Guzenda schätzt, dass die Senkung der Energiesteuer in Deutschland den Preisunterschied auf das Niveau von Januar treiben dürfte - das heißt, bevor in Polen die Mehrwertsteuer gesenkt wurde. Am 1. Februar war in Polen die Mehrwertsteuer auf Kraftstoff bis Juni erheblich reduziert worden. Zu Kriegsbeginn hatte es dann starke Preissteigerungen gegeben - in den vergangenen Tagen fielen die Preise an den polnischen Tankstellen aber wieder.

Mineralöl-Gesellschaften am Zug

Wie sich der Tank-Tourismus entwickelt, hänge auch stark an den Mineralöl-Gesellschaften, so die Einschätzung des Sprechers des Tankstellen-Interessenverbandes. "Die Mineralöl-Gesellschaften haben Marge-Erhöhungen um über 100 Prozent", so Rabl. "Aus unserer Sicht sind sie am Zug: Sie haben es in der Hand, diese Marge, die sie momentan verdienen, zurückzugeben an den Verbraucher."

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.03.2022, 16:30 Uhr

Beitrag von Magdalena Dercz und Juan F. Álvarez Moreno

9 Kommentare

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  1. 9.

    Als Berliner lohnt es sich nicht, zum Tanken diesen weiten Weg zu fahren. Was mich jedoch stört ist, Dieseltreiber zahlen mehr Kfz-Steuer und werden bei der Senkung der Mineralölsteuer benachteiligt und diskriminiert, während die Verbrauchsmonster gepudert werden. Interessant. Der Spaß ist aber, dass mein alter Diesel weniger verfeuert als die scheiß Familienpanzerbenzinschleudern. Diese Bundesregierung handelt merkwürdig bis nicht nachvollziehbar.

  2. 8.

    Sehe noch nicht, dass der Sprit billiger wird. Denke, dass sich die Mineralwirtschaft die eingespart Steuer als zusätzlichen Gewinn einsteckt. Hier wäre der Staat und die Politik gefragt, zusätzliche Gewinne durch Wucher und illegale Preisabsprachen abzuschöpfen. Gesetze dazu gibt es, es muss nur der Wille da sein. Wäre einfacher und effizienter, als mit der Gießkanne unser Geld zu verteilen.

  3. 7.

    Großer Irrglauben.

    Sie erhalten Bargeld niemals zum börsennotierten Kurs.
    Am Wechselkurs wird verdient, die Banken wie auch die Wechselstuben sind keine karitativen Einrichtungen.

    Zahlen Sie mit Karte, dann bekommen Sie exakt den börsennotierten Kurs, da verdient niemand auch nur einen Cent.
    Was Sie zahlen, das sind dann die Bankgebühren, was von Bank zu Bank unterschiedlich ist.
    Bei mir sind es 0,35%, also 35Cent je 100 EUR, und keinen Cent mehr.

    Zahlen Sie übrigens mit Karte und in Euro, dann zahlen Sie bei einem Gegenwert von 100 EUR übrigens gut und gerne 5 EUR Gebühren. Ähnliche 'Verluste' machen Sie bei Bargeldwechsel von EUR in Zloty.

  4. 5.

    Barzahlung spart, außerdem brauche ich den Sprit jetzt-nicht irgendwann. Zusammen mit Zigaretten immer eine lohnenswerte Sache.

  5. 4.

    Nicht scheinheilig, eher dumm! Scheinheilig ist, dass man in anderen Artikeln behauptet, die hohen Spritpreise seien auf den Krieg zurückzuführen, während man hier ja die wahren Gründe anspricht, durch Verdoppelung der Marge der Konzerne!
    Lustig ist auch, dass der Staat gerade erst um knapp 10 Cent pro Liter erhöht hat (2. Stufe Co2-Steuer), um jetzt die energiesteuer zu reduzieren. Wir heizen jetzt wieder mehr mit Holz, ist günstiger, weil laut Grünen ja Co2-neutral! Statt power-2-gas und Solar zu fördern, macht man solche Spielchen! Das alles ist an Idiotie nicht mehr zu überbieten, genau wie das Kriegsgerassel und die Investitionen ins Militär statt ins Gesundheitswesen, die Bildung und Zukunftsfahigkeit von Deutschland! Wir brauchen dringend mehr Demokratie und weniger Wirtschaft in der Politik!

  6. 3.

    Welche Senkung ???? Also im Moment kostet der Sprit immernoch 1,97 !!!!!! Dauert jetzt auch noch Wochen bis was passiert ?????
    In Deutschland dauert alles viel viel zu lange … deswegen klappt hier auch nix mehr !

  7. 2.

    "Aus unserer Sicht sind sie am Zug: Sie haben es in der Hand, diese Marge, die sie momentan verdienen, zurückzugeben an den Verbraucher."
    Na dann ist doch alles wieder in Ordnung - wer dran glaubt.....
    Wie scheinheilig ist denn dieser Glaube?

  8. 1.

    naja ...

    Wenn man die teuerste Tankstelle von Slubice im Bild zeigt und dessen Literpreis ansetzt, dann stimmen die 1,45 EUR für Super. Ich war vor etwa 24 Stunden in Polen tanken, der Liter SuperPlus lag bei 6,94 Zloty und Super bei 6,59, an der BP, und BP ist auch nicht gerade für den günstigsten Sprit bekannt. Die Avia oder die Orlen nehmen in aller Regel bis zu 30 Groschen weniger. Das wären dann aktuell etwa 6,30 Zloty für Super, was umgerechnet 1,34 EUR sind, zuzüglich der Bankgebühren, bei mir sind das 0,35%.

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