Mögliches Öl-Embargo - Rosneft Deutschland offen für Verarbeitung von nicht-russischem Öl bei PCK Schwedt

Do 12.05.22 | 19:58 Uhr
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Die PCK-Raffinerie in Schwedt (Bild: imago images/Christian Thiel)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 12.05.2022 | Bild: imago images/Christian Thiel

Im Falle von EU-weiten Sanktionen will sich der Mehrheitseigner der Raffinerie in Schwedt an einen möglichen Bann für russisches Öl halten. Jedoch gibt es technische und logistische Herausforderungen, wie ein Unternehmenssprecher erklärte.

Das Mineralölunternehmen Rosneft Deutschland hat sich offen für die Verarbeitung von nicht-russischem Öl in der PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) gezeigt. "Wenn es ein Gesetz mit einem Bann für russisches Öl geben würde, wird sich Rosneft Deutschland selbstverständlich an die Auflagen halten", sagte Unternehmenssprecher Burkhard Woelki am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Bereits andere Öle verarbeitet

"Ja, wir verarbeiten auch andere Öle. Wir haben in der PCK schon in der Vergangenheit vergleichbare andere Rohöle verarbeitet", so Woelki weiter. In der EU laufen derzeit Gespräche über ein Einfuhrverbot von russischem Öl, das möglicherweise in sechs Monaten in Kraft treten soll.

Die Raffinerie PCK verarbeitet bisher in erster Linie russisches Öl, welches aus der Pipeline "Druschba" (Freundschaft) aus Russland gespeist wird, die in Schwedt endet. Sie gehört mehrheitlich Rosneft Deutschland, einer Tochtergesellschaft des russischen Staatskonzerns Rosneft, dessen Aufsichtsratschef Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) ist.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sucht wegen des Embargos nach alternativen Öl-Quellen für Schwedt über Rostock, möglicherweise auch über Danzig. Habeck hatte in dieser Woche die Raffinerie und die Mitarbeiter besucht.

Technische Hürden

Rosneft Deutschland sieht allerdings technische Hürden für die Verarbeitung anderer Öle in der Raffinerie in Schwedt, wie die dpa berichtet. "Leuna (Sachsen-Anhalt, Anm. der Red.) und PCK sind aus DDR-Zeiten so konstruiert, dass sie grundsätzlich russische Öle verarbeiten", sagte Woelki. Mit Blick auf Schwedt fügte er an: "Wir brauchten 60 Prozent der vergleichbaren Qualität, um den Weiterbetrieb der Raffinerie technisch nicht zu gefährden." Andernfalls müsse man die Raffinerie umbauen.

Über Rostock könnten nach Aussage von Woelki 50 bis 60 Prozent der bisherigen Leistung von PCK versorgt werden. Die Hansestadt sei bisher kein Ölhafen, dort könnten keine großen Tanker anlegen. "Deswegen müsste die Kapazität des Hafens erweitert werden", so Woelki. Wirtschaftsminister Habeck hatte eine solche Lösung zuvor thematisiert.

Über eine Lieferung von Öl via Danzig zeigte sich der Unternehmenssprecher eher skeptisch. Auch das hatte Habeck bei seinem Besuch in Schwedt angesprochen. "Theoretisch ist immer alles möglich. Aber es wird sehr schwierig werden", sagte Woelki der dpa.

Steinbach ruft zu Ruhe und Besonnenheit auf

Der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) rief unterdessen zu Ruhe und Besonnenheit aufgerufen. Das Bundeswirtschaftsministerium arbeite mit aller Kraft an einer Lösung für das PCK, sagte Steinbach beim Energietag an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU).

Für eine etwaige Versorgung mit anderem Öl seien Tanker gechartert, man wisse, woher man das Öl herbekommen werde und auch, wie man das Öl so abmischen könne, dass es in Schwedt verarbeitbar sei, führte er aus. Liefermengen erlaubten demnach dann eine 70-prozentige Auslastung. Kurzfristige Versorgungsengpässe schloss der Wirtschaftsminister nicht aus.

Bundestag berät zu Treuhandverwaltung und Enteignung

Der Bundestag will am Donnerstag über einen Gesetzentwurf der Fraktionen der Ampel-Koalition beraten, mit dem eine Treuhandverwaltung über Unternehmen wie PCK als Ultima Ratio und auch eine Enteignung möglich werden sollen. Der Sprecher von Rosneft Deutschland sagte dazu der dpa: "Das wollen wir nicht kommentieren. Das ist eine Angelegenheit des deutschen Parlamentes."

Sendung: Antenne Brandenburg, Nachrichten, 12.05.2022

10 Kommentare

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  1. 10.

    Ich denke, daß die Ingenieure vor Ort ganz genau wissen, wie es geht und keine Tips aus den USA brauchen. Welchen Sinn hat es, daß die USA (genauer müßten das ja Petro- Konzerne in den USA sein und damit potentielle Konkurenten und nicht der Staat USA) das für eine Raffinierie in Deutschland planen würden - oder soll ein amerkianisches Unternehmen die Raffinerie bekommen?

  2. 9.

    Ich bin noch eine Antwort aus einem anderen Beitrag schuldig.
    "Ein Raffeneriebetrieb durch den Staat ist auch nicht vorgesehen. Wer soll das machen? Dazu sind erfahrene Fachleute und keine Politiker erforderlich. Deslhalb hat Habeck auch von einem treuhänderischen Betrieb gesprochen. Wie so etwas aussehen könnte dürfte bekannt sein.
    Ich hatte mein Bedenken zu Rosneft eigentlich anders formuliert. "Rosneft hat gar kein Interesse anderes Öl zu verarbeiten. Das hängt mit der Konzernstruktur zusammen." Damit war gemeint, dass ohne zwingende Rahmenbedingungen kaum Aussicht auf eine aktive Unterstützung eines Embargos gegenüber Russland besteht. Deswegen auch " gibt es kaum ein Alternative zu Habeck seinen Übernahmegedanken."
    Zu beachten wäre "Und zukünftig sollte man daraus lernen, dass es falsch ist Schlüsseltechnologien aus der Hand zu geben.""
    Und diese "zwingenden Rahmenbedingungen" deuten sich jetzt an. Rosneft versucht dem zuvorzukommen.
    Wurde gestern nicht veröffentlicht :(

  3. 8.

    Und die gingen über Rostock. Gestern lass ich, dass von Seiten der USA eine Mischung an Ölen entwickelt wurde, die ein Weiterbetrieb ohne Umstellung ermöglichen. War mir bis dahin unbekannt!

  4. 7.

    Es wird keine Grenze geben. Unsere Politiker fällen wieder einmal grundlegende Entscheidungen, die über den legitimierten Wählerauftrag hinausgehen, ohne unser Einverständnis einzuholen. Erinnert irgendwie an die einsamen Entscheidungen Merkels 2015 und beim Atomausstieg. Und die zeitlich befristeten Hilfen decken nur einen Teil der Bevölkerung und den auch nur kurzzeitig ab.
    Das macht mir Sorgen. Was passiert, wenn die Schraube immer weiter angezogen wird?
    In Frankreich waren bei ähnlichen Anlässen die Strassen voll. Die Deutschen sind belastbarer aber ich habe Befürchtungen, dass ein Knall bei uns ein Erdbeben werden könnte.
    Wurde gestern nicht veröffentlicht.

  5. 6.

    „Was kann man den aus dem Förderfeld bei Manschnow herausholen?„
    Irgendwas im 4stelligen Bereich in t/a.
    https://www.erdoel-erdgas-deutschland.de/brandenburg-kein-erdoelland-mehr-teil-ii-erdoellagerstaette-kietz-aufgegeben/
    Wurden solange gefördert wurde auch nach Schwedt gebracht. Sind natürlich Peanuts für PCK. Interessanter war wohl die Wärme der Abfackelung für die umliegenden Gewächshäuser.
    Soweit ich irgendwann, irgendwo gelesen habe ruhen die Förderrechte nur, sind also wenn der Preis stimmt verfügbar.

  6. 5.

    Was kann man den aus dem Förderfeld bei Manschnow herausholen? Wurde das Feld bei Guhlen schon angefahren (Genehmigung war 2017, Erste Bohrungen bis 2018). Außerdem gibt es noch Felder bei Kietz, Lütow, Mesekenhagen.

  7. 4.

    "Was noch fragwürdiger ist: erst Verweigerung, dann auf einmal geht es bei 60% schwefelhaltigem Öl. " Die Antwort ist seit der Zeit des Imperium Romanum bekannt: pecunia non olet

  8. 3.

    Es wird uns ja bald jeden Tag erzählt, dass das Gas künftig noch teurer wird. Aber wo hört das auf, es kann doch nicht unendlich so weiter gehen. Wo und wann gibt es eine Grenze?.

  9. 2.

    Die Gdansk-Plock Pipeline hat eine Kapazität von 30 Millionen Tonnen, u.a. versorgt diese die Plock Raffinerie von PKN Orlen, die Raffinerie hat eine Verarbeitungskapazität von 14 Millionen Tonnen. Leuna und Schwedt haben zusammen 24 Millionen Tonnen, es fehlen also 8 Millionen Tonnen.

  10. 1.

    Nun im Irak gibt es schwefelhaltige Öle. Was die Konstruktion anbetrifft, ein Umbau ? Nein nur eine Änderung in der Verarbeitungssektion die den Schwefel abtrennt.
    Was noch fragwürdiger ist: erst Verweigerung, dann auf einmal geht es bei 60% schwefelhaltigem Öl. Und wieso wurde von Rostock ein Pipline gelegt, wenn der Hafen nicht als Terminal ausgelegt ist?. Nun vielleicht liegt es daran dass der Nordostseekanal nur 11 m Tiefgang erlaubt und die Kadetrinne nur 18 m. Aber wieso transportiert dann Russland über die Ostsee Öl? Ach ja ich vergaß der Hafen in Rostock erlaubt nur rund 8,6 m Tiefgang. Aber wieso importiert Polen über Danzig Rohöl? Er hat einen Tiefgang bis zu 15 m! Also dürfte ein Import über Polen durchaus machbar sein!

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