Mögliches Öl-Embargo - Rosneft Deutschland offen für Verarbeitung von nicht-russischem Öl bei PCK Schwedt

Im Falle von EU-weiten Sanktionen will sich der Mehrheitseigner der Raffinerie in Schwedt an einen möglichen Bann für russisches Öl halten. Jedoch gibt es technische und logistische Herausforderungen, wie ein Unternehmenssprecher erklärte.
Das Mineralölunternehmen Rosneft Deutschland hat sich offen für die Verarbeitung von nicht-russischem Öl in der PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) gezeigt. "Wenn es ein Gesetz mit einem Bann für russisches Öl geben würde, wird sich Rosneft Deutschland selbstverständlich an die Auflagen halten", sagte Unternehmenssprecher Burkhard Woelki am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Bereits andere Öle verarbeitet
"Ja, wir verarbeiten auch andere Öle. Wir haben in der PCK schon in der Vergangenheit vergleichbare andere Rohöle verarbeitet", so Woelki weiter. In der EU laufen derzeit Gespräche über ein Einfuhrverbot von russischem Öl, das möglicherweise in sechs Monaten in Kraft treten soll.
Die Raffinerie PCK verarbeitet bisher in erster Linie russisches Öl, welches aus der Pipeline "Druschba" (Freundschaft) aus Russland gespeist wird, die in Schwedt endet. Sie gehört mehrheitlich Rosneft Deutschland, einer Tochtergesellschaft des russischen Staatskonzerns Rosneft, dessen Aufsichtsratschef Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) ist.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sucht wegen des Embargos nach alternativen Öl-Quellen für Schwedt über Rostock, möglicherweise auch über Danzig. Habeck hatte in dieser Woche die Raffinerie und die Mitarbeiter besucht.
Technische Hürden
Rosneft Deutschland sieht allerdings technische Hürden für die Verarbeitung anderer Öle in der Raffinerie in Schwedt, wie die dpa berichtet. "Leuna (Sachsen-Anhalt, Anm. der Red.) und PCK sind aus DDR-Zeiten so konstruiert, dass sie grundsätzlich russische Öle verarbeiten", sagte Woelki. Mit Blick auf Schwedt fügte er an: "Wir brauchten 60 Prozent der vergleichbaren Qualität, um den Weiterbetrieb der Raffinerie technisch nicht zu gefährden." Andernfalls müsse man die Raffinerie umbauen.
Über Rostock könnten nach Aussage von Woelki 50 bis 60 Prozent der bisherigen Leistung von PCK versorgt werden. Die Hansestadt sei bisher kein Ölhafen, dort könnten keine großen Tanker anlegen. "Deswegen müsste die Kapazität des Hafens erweitert werden", so Woelki. Wirtschaftsminister Habeck hatte eine solche Lösung zuvor thematisiert.
Über eine Lieferung von Öl via Danzig zeigte sich der Unternehmenssprecher eher skeptisch. Auch das hatte Habeck bei seinem Besuch in Schwedt angesprochen. "Theoretisch ist immer alles möglich. Aber es wird sehr schwierig werden", sagte Woelki der dpa.
Steinbach ruft zu Ruhe und Besonnenheit auf
Der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) rief unterdessen zu Ruhe und Besonnenheit aufgerufen. Das Bundeswirtschaftsministerium arbeite mit aller Kraft an einer Lösung für das PCK, sagte Steinbach beim Energietag an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU).
Für eine etwaige Versorgung mit anderem Öl seien Tanker gechartert, man wisse, woher man das Öl herbekommen werde und auch, wie man das Öl so abmischen könne, dass es in Schwedt verarbeitbar sei, führte er aus. Liefermengen erlaubten demnach dann eine 70-prozentige Auslastung. Kurzfristige Versorgungsengpässe schloss der Wirtschaftsminister nicht aus.
Bundestag berät zu Treuhandverwaltung und Enteignung
Der Bundestag will am Donnerstag über einen Gesetzentwurf der Fraktionen der Ampel-Koalition beraten, mit dem eine Treuhandverwaltung über Unternehmen wie PCK als Ultima Ratio und auch eine Enteignung möglich werden sollen. Der Sprecher von Rosneft Deutschland sagte dazu der dpa: "Das wollen wir nicht kommentieren. Das ist eine Angelegenheit des deutschen Parlamentes."
Sendung: Antenne Brandenburg, Nachrichten, 12.05.2022