Nach Treuhandverwaltung - Landesregierung sieht Öl-Lieferung an PCK Schwedt derzeit als gesichert an

Mi 05.10.22 | 14:17 Uhr
  10
Die Anlagen der Erdölraffinerie auf dem Industriegelände der PCK-Raffinerie GmbH (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 05.10.2022 | Wirtschaftsminister Jörg Steinbach | Bild: dpa/Patrick Pleul

Die Brandenburger Landesregierung sieht derzeit keinen Engpass bei der Lieferung russischen Öls an die PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark).

Die Ölversorgung sei entgegen seiner Erwartung auch am Tag nach der Entscheidung zur Treuhandverwaltung der beiden deutschen Töchter des russischen Staatskonzerns Rosneft nicht unterbrochen worden "und läuft an der Stelle ungestört weiter", sagte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Landtags in Potsdam. "Wir haben, solange das Öl dort sozusagen aus Russland fließt, noch eine etwas ruhigere Situation, wo ein Teil der getroffenen und beschlossenen Maßnahmen an der Stelle noch nicht greifen muss."

Unter Kontrolle der Bundesnetzagentur

Die Bundesregierung hatte Mitte September die Kontrolle über die deutschen Töchter des russischen Staatskonzerns Rosneft - Rosneft Deutschland und RN Refining Marketing - unter Kontrolle der Bundesnetzagentur gestellt. Damit sollen die Produktion und Versorgung mit Sprit, Heizöl und anderen Produkten gesichert werden. Steinbach betonte, dass der Bund damit einem drohenden Herunterfahren der Raffinerie zuvorgekommen sei, weil PCK Produkte wegen der Eigentümerstruktur sonst nicht mehr losgeworden wäre.

Die Raffinerie hatte sich danach auf mögliche, kurzfristige Einschränkungen in der Rohölversorgung aus Russland über die Druschba-Pipeline vorbereitet. Die Verhandlungen mit Polen und Kasachstan über alternative Öllieferungen würden weiterlaufen, sagte Steinbach. Die Ertüchtigung der Pipeline in Rostock für alternative Öllieferungen werde einen Zeitraum von zweieinhalb bis drei Jahren benötigen.

Steinbach sei zudem optimistisch, das nur wenige Mitarbeiter der Schwedter PCK ab Januar in Kurzarbeit müssten. "Es werden signifikant weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst bei nur 50 Prozent Auslastung an der Stelle in Kurzarbeit gehen müssen", so Steinbach. Das liege an internen Abläufen und Verzweigungen in Prozessen, erklärte der Minister weiter. Dort werde die Summe der von Kurzarbeit betroffenen Personen deutlich geringer sein. Eine genaue Zahl könne Steinbach derzeit nicht nennen, da das PCK noch am Erarbeiten entsprechender Konzepte sei.

750 Millionen Euro für PCK

Am 1. Januar soll ein Ölembargo gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs greifen. Die Bundesregierung hat sich auf EU-Ebene verpflichtet, auch auf russisches Pipelineöl zu verzichten.

Darauf ist PCK aber bisher angewiesen - die Raffinerie wird seit Jahrzehnten über die Druschba-Pipeline mit russischem Öl beliefert. Der Mehrheitseigner Rosneft hatte nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums bisher wenig Interesse an einer Abkehr von russischem Öl.

Der Bund und die Länder Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern wollen zur Sicherung von Arbeitsplätzen und wegen des Standortwandels insgesamt 750 Millionen Euro für die nächsten 15 Jahre bereitstellen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.10.2022, 13:30 Uhr

10 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 10.

    Tun wir rein technisch betrachtet mit dem Embargos nicht das gleiche? Wir versuchen doch technisch mit der Einschränkung von für den Gegner wichtigen Handelsgütern den Gegner zu einer uns genehmen Handlungsweise zu bringen - das ist doch nichts anderes als die Intentionen der Handlungen von Rußland bei den Liefereinschränkungen. Wer moralisch Recht hat ist doch erstmal bei der Bewertung des reinen Mechanismus der jeweiligen Verknappung und der damit verbundenen Intention zweitrangig. Die endgültige bindende Entscheidung könnte nur der Weltsicherheitsrat fällen, das ist aber schwierig, wenn Vetomächte betroffen sind - das ist ein Konstruktionsfehler der UNO aus der Gründungsphase.

  2. 9.

    Was hat das mit der Zuverlässigkeit einer Pipeline zu tun? Das hat was mit der Lieferung durch eine Pipeline zu tun. Ich glaube mich erinnern zu können, daß es bei einigen dieser Aktionen auch um Geld für Durchleitungsgebühren ging und um Weitergewährung von Sonderkonditionen unter dem üblichen Weltmarktpreis. Ansonsten haben solche "Spiele" mit künstlich verknappten Liefermengen doch alle OPEC-Staaten schon in der Geschichte drauf gehabt - das ist doch auch ein Grund, warum man als rohstoffarmes Land wenigstens bei Energieträgern autonomer werden sollte.

  3. 8.

    Ich spiele darauf an, dass es während einer anderen "Spezialoperation" Putins schon "technische" Probleme mit der Öl-Pipeline gegeben hatte wie ja auch bekanntlich NorthStream 1 vor dem Anschlag auch "technische" Probleme hatte. Wie durch ein Wunder ist dann ja eine Röhre von North Stream 2 intakt geblieben. Zudem ist überregional bekannt, dass es im Russland Sicherheitsbedenken in Bezug auf kasachisxhes Öl gibt.

  4. 7.

    Ihnen ist schon bewusst, dass Russland seine Nachbarn regelmäßig mit dem Abdrehen von Rohstofflieferungen erpresst?

    Nur in Deutschland ist das neu, Osteuropäer können ein Lied davon singen wie Gazprom Rosneft und Co. Ihre marktbeherrschende Stellung ausnutzen.

  5. 6.

    "weiß auch um die Zuverlässigkeit russischer Pipelines." Sie spielen darauf an, daß da schon mal eine große Pipeline explodiert ist in der Sowjetunion?

  6. 5.

    Das BMWK kennt , da die sich hoffentlich nicht nur beim RBB informieren, sicherlich die Probleme, die Kasachstan bei der Nutzung russischer Infrastruktur hat und weiß auch um die Zuverlässigkeit russischer Pipelines.

  7. 4.

    "Der Mehrheitseigner Rosneft hatte nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums bisher wenig Interesse an einer Abkehr von russischem Öl." Das BmWi hätte vielleicht mal beim rbb lesen sollen.
    https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/wirtschaft/2022/07/rosneft-schwedt-oelembargo-kasachstan.html

  8. 3.

    "weil PCK Produkte wegen der Eigentümerstruktur sonst nicht mehr losgeworden wäre." Geht das genauer? Wer und aus welchem Grund hätte die Produkte sonst nicht mehr abgenommen?

  9. 2.

    "Die Ölversorgung sei entgegen seiner Erwartung auch am Tag nach der Entscheidung zur Treuhandverwaltung der beiden deutschen Töchter des russischen Staatskonzerns Rosneft nicht unterbrochen worden" Warum hat er das von Rußland erwartet? Was wäre dann der fertige Alternativplan gewesen? Würde dieser Notfallplan auch funktionieren, wenn es bis zum Jahresende doch noch zur Unterbrechung kommt?

  10. 1.

    "die Raffinerie wird seit Jahrzehnten über die Druschba-Pipeline mit russischem Öl beliefert" Genauer, seit der Gründung, da das der Zweck des Baus des PCK war.
    "Die Ertüchtigung der Pipeline in Rostock für alternative Öllieferungen werde einen Zeitraum von zweieinhalb bis drei Jahren benötigen." Wir dann auch gleich ein Wasserstoffleitung nach Rostock gebaut für die in Zukunft umgestellte Produktion auf Wasserstoff? Wir auch die alternative Liefervariante (jetzt nach Schwedt und später auch als Produktleitung nach Stettin) nach Stettin ertüchtigt?

Nächster Artikel