Ölraffinerie in Schwedt - PCK plant weitere Pipeline nach Rostock und Einstieg in Wasserstoffproduktion

Mi 02.11.22 | 16:26 Uhr
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Silos für Rohstoffe stehen auf der Verbio Vereinigte BioEnergie AG-Anlage auf dem Gelände der PCK Raffinerie. (Quelle: dpa/Christophe Gateau)
Video: rbb24 | 02.11.2022 | Material: Brandenburg Aktuell | Bild: dpa/Christophe Gateau

Die Pipeline aus Rostock zur PCK-Raffinerie in Schwedt soll massiv erweitert werden: Der PCK-Geschäftsführer plant den Bau einer weiteren Leitung zum Rostocker Hafen. Zusätzlich soll eine Testanlage zur Herstellung von Wasserstoff entstehen.

Die PCK-Raffinerie in Schwedt plant den Bau einer weiteren Pipeline zum Hafen in Rostock. Das sagte Ralf Schairer, der 1. Geschäftsführer der PCK, am Mittwoch am Rande eines Besuchs vom Vorsitzenden der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Michael Vassiliadis, in Schwedt (Uckermark).

Die zusätzliche Röhre solle zunächst genutzt werden, um noch mehr Erdöl über Rostock für die Raffinerie beziehen zu können. Sie soll so gebaut werden, dass sie in einigen Jahren auch für den Transport von Wasserstoff genutzt werden kann.

Die Bundesregierung hatte im September erklärt, dass die PCK mit bis zu 400 Millionen Euro für die Ertüchtigung der Pipeline nach Rostock unterstützt werden soll. Wie das Projekt konkret umgesetzt werden soll, werde morgen bei der Sitzung der PCK-Task-Force in Potsdam besprochen, so Schairer weiter.

Raffinerie will Wasserstoff-Anlage selbst bauen

Die Erdölraffinerie will auch in die Produktion von Wasserstoff einsteigen: Auf dem Gelände der PCK in Schwedt soll eine erste Anlage zur Herstellung von Wasserstoff gebaut werden. Laut Geschäftsführer Schairer will die Raffinerie diesen Elektrolyseur selbst betreiben. Die Anlage soll lediglich eine Leistung von 32 Megawatt haben.

Laut Schairer ist sie als Testanlage zu verstehen, mit der sich das Unternehmen die Technologie aneignen will. Sie wäre der erste sichtbare Schritt der Erdöl-Raffinierie zur Transformation in Richtung CO2-freie Raffinierie. Zusammen mit dem Windenergie- und Wasserstoff-Unternehmen Enertrag aus der Uckermark arbeite PCK zudem an Studien, die das Potenzial der Wasserstoff-Herstellung in Schwedt ausloten sollen.

PCK seit September unter Treuhandverwaltung

Im September stellte die Bundesregierung die PCK-Raffinerie unter Treuhandverwaltung. Die Raffinerie gehört mehrheitlich dem russischen Staatskonzern Rosneft. Das russische Unternehmen klagte Mitte Oktober gegen diese Entscheidung.

Hintergrund ist ein geplantes Ölembargo gegen Russland, das ab 1. Januar greifen soll. Nach dem Neujahr soll kein russisches Öl mehr nach Schwedt fließen. In den kommenden Jahren stehen der Stadt in der Uckermark 325 Millionen Euro Fördermittel des Bundes zur Verfügung, um eine nachhaltige Umstrukturierung der Raffinerie zu ermöglichen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.11.2022, 16 Uhr

32 Kommentare

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  1. 32.

    Und Musk hat offenbar mehr Ahnung von Physik. Der Sattelschlepper Tesla Semi schafft dank neuerer Akkus 800 km geht in kommenden Jahr in Serie, hat den wesentlich besseren Wirkungsgrad, geht also maximal sparsam mit der Primärenergie um und ist günstiger. Bezüglich Energiedichte sind die Akkuhersteller auch noch nicht am Ende.
    Ok der NextG2 tankt schneller als der Tesla ladet.
    Warum fummeln diese Wasserstoffspinner ständig in der Mobilität herum, dass können die dann machen, wenn entweder einem die regenerative Energie bereits aus den Ohren quillt oder die Kernfusion das Licht der Welt erblickt. Dann können die sich von mir aus die Atome selbst zusammen basteln, wenn es Spaß macht, aber jetzt gehts darum den Fußabdruck zu verkleinern und die wenige regenerative Energie so effizient wie möglich einzusetzen!!

  2. 31.

    Meiner Erinnerung nach konnte die Gasturbine der TU-155 neben Wasserstoff auch mit Erdgas (also Methan, CH4) betrieben werden. Erdgas würde weniger Raum beanspruchen, da wesentlich besser verflüssigbar als Wasserstoff - außerdem diffundiert Erdgas nicht so gut wie Wasserstoff durch die Wände (und verursacht bei Metallwänden sogar noch Versprödung). Das wäre ein schönes Anwendungsgebiet für C1-Chemie, um aus dem Wasserstoff und Kohlendioxid Methan zu erzeugen als dann nichtfossilen Energieträger mit guter Transport- und Lagerfähigkeit.

  3. 30.

    Ja und genau deshalb ist es interessant zu erfahren, wie die Gespräche verlaufen von denen man vor einigen Wochen gesprochen hat.

  4. 29.

    Und er meint auch, dass zuerst die regenrative Energie DIREKT die fossilen Elektroenergie LEITUNGSGEBUNDEN für die direkte Versorgung des gesamten Status -Quo ablöst, bevor der dann entstehende Überschuss mit beliebig schlechten Wirkungsgrad für den ganzen chemischen Molekülumbau verballert wird.
    Denn wenn wir es umgedreht machen, wird der Fussabdruck, wegen dem beschissenen Wirkungsgrad noch viel größer als er eh schon ist.

  5. 28.

    Busse in der Uckermark müssen auch nicht fliegen, tanken aber trotzdem Wasserstoff. Dabei ist dessen gravimetrische Energiedichte hoch, seinen volumetrische aber sehr niedrig. Bei Fliegen wird man deshalb zunächst nicht um SAF, also Bio- oder eKerosin herum kommen. Bei der TU-155 wurde ca. 1/3 der Passagierkabine für H2 genutzt, Airbus plant im ersten Schritt ähnliches.

    Im Fernverkehr setzt Daimler mit dem Mercedes GenH2 auf tiefkaltem flüssigen H2, um mit 1200 l 1000 km Reichweite zu erzielen, beim Diesel würden 300 l reichen. Ein paar Jahre früher soll aber der eActros Long Haul mit MCS-Ladesystem auf den Markt kommen.

    Gerade weil andere dingend auf H2 zur Dekarbonisierung angewiesen sind, muss man sich sehr gut überlegen, wofür man den einsetzt. Landverkehr gehört nicht dazu. Selbst beim SPNV sind die TCO höher als bei Batteriezügen. H2 wird z.B. auch in den Hydrocrackern der PCK in großen Mengen benötigt. Metall- und Zementindustrie sind weitere potentielle Nutzer etc.

  6. 27.

    Er meint, dass Wasserstoff nicht verschwendet werden sollte, zum Verbrennen. Als Energiespeicher ist H2 geeignet wenn er aus EE stammt. Es bedarf noch weiterer Entwicklungen...

  7. 26.

    Der Kommentar klingt negativ auf Wasserstoff Technologie. Wasserstoff ist die Zukunftstechnologie, da wir mit Batterien nicht von A nach B fliegen können und auch keine Raketen in den Weltraum bringen. Die Energiedichte ist bei Wasserstoff am größten und für den steigenden Energiebedarf einer Zivilisation extrem wichtig. H2 kann auch in der chem. Industrie verarbeitet werden. Da kann ein BVG Bus gerne mit Batterie fahren, fliegen können muss er nicht.

  8. 25.

    Soweit im Ansatz richtig. Nur schickt die Natur absehbar keine Rechnung für die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen, die für fossile Energieträger bekommen wir aber gerade präsentiert. Nutzt man den Wasserstoff in Brennstoffzellenfahrzeugen, kommen am Motor dabei sogar nur noch 15 kWh von ursprünglich 55 KWh an (immer noch ohne Transport etc.).

    Für viele Fahrzeuggruppen wie z.B. PKW sowie LKW und Busse im Regionalverkehr gibt es dem gegenüber längst batteriebetriebene Lösungen, die mit bedeutend weniger Primärenergie auskommen. Die neuesten Batteriebusse der BVG wurden z.B. 640 km ohne Nachladen überführt. Gelegenheitslader wie hier auf dem 200er haben eine Reichweite, die nur durch die Reinigungs- und Wartungsintervalle begrenzt ist.

    Funfact am Rande: Ein Tanklastzug mit Sprit reicht für fünfhundert PKW-Tankvorgänge, einer mit Wasserstoff aber nur für sechzig PKW und bei Brennstoffzellen-Bussen sogar nur für zehnmal H2 für 300 km tanken.

  9. 24.

    "Wie laufen denn die Gespräche mit den polnischen Nachbarn über Öllieferungen?" Ich versteh nicht, was da noch an Gesprächen stattfinden soll. Danzig kann 30Mio t durch die Leitung zur anbindung an Drushba liefern.
    Darüber wird Plock mitversorgt. Die brauchen 15Mio t.
    Leuna hat sich Kapazitäten i.H. v. 12Mio t gesichertert. Die laufen in Schwedt auf und von dort über die beiden Leitungen nach Leuna.
    Jetzt kann jeder selbst rechnen, was dann noch an Kapazität für Schedt übrig bleibt.
    Polen baut für Plock eine neue Pipeline direkt von Danzig. Bauende vermutlich 2025.
    nehmen wir an, das irgendwann realistisch Plock direkt versorgt wird, dann blieben die 15 Mio t verfügbar.
    ABER: Der Hafen in Danzig kann das gar nicht umsetzen.

    Egal wie gedreht und gewendet wird: Schwedt und Danzig war eine tot geborene Idee.

  10. 23.

    Stimmt genau. In Schwedt ist nur ein Gleis vorhanden. Zudem gibt es nach meinem Wissen keine freie Tankwagen, die
    Erdöl transportiert bekommen. Alles was Markt existiert ist bereits in Benutzung. Gleiches gilt für Tanker.

  11. 21.

    "Sie meinen sicher Plock anstelle Plovdiv."
    Ups... Ja, natürlich.
    Danke für die Berichtigung.

  12. 20.

    Würden wir Europäisch denken, würden wir die Pipeline nach Stettin bauen.

  13. 19.

    Zum Glück dauert das Ausbaggern der Oder mind. genauso lange, wie der Bau einer neuen Ostseepipeline oder das Verlegen neuer Gleise, sonst könnten sich unsere Politiker unter dem sich spätestens Januar einstellenden Druck noch versucht fühlen, die Oder als neuen Seeweg nach Schwedt für den Rohöltransport zu begreifen.

  14. 18.

    "Wieviel kann Danzig umsetzen, welche Mengen müssen dort bleiben und welche Mengen müssen nach Plovdiv gehen. "
    Sie meinen sicher Plock anstelle Plovdiv.

  15. 17.

    " realistisch gesehen über die Schiene mit Tankwaggons bewegt?" Nicht eine Tonne.
    Es gibt an den beiden Werksgleisen keine adäquaten Entladepunkte.
    Darüber hinaus sind die beiden belegt für die Anlieferung von Hilfs-und Zusatzstoffen und Abfuhr der leeren Waggons, sowie der Anlieferung leerer Waggons für die Abfuhr von Fertigprodukten.
    Und wenn mich nicht alles täuscht ist ein Teil der Strecke nach Schwedt sogar eingleisig. Da ist eine zusätzliche Nutzung nur bedingt möglich.
    Das Benzin nicht mehr mit Kesselwagen abzufahren dürfte auch nicht gehen. Seefeld ist nur mit DN400 angebunden. Und das Anschlußgleis dort ist zurück gebaut.

  16. 16.

    Der Kohlenmunk weiß, dass Ökoprojekte Subventionsgräber sind. Dort entsteht kein Mehrwert, sondern anderswo erarbeitete Werte werden dort vernichtet. Die Region mit Energie versorgen können sie auch nicht. Sie schaden der Gesellschaft, und letztlich auch den Unternehmen die sich daran beteiligen.

  17. 15.

    Das stimmt zu 100%, das waren alles politische Potjemkinsche Dörfer, die auch im Bundeswirtschaftsministerium um Habeck aufgebaut wurden, um der EU ein wichtiges Signal senden zu können; auch wir verschließen uns einem Erdölembargo nicht.
    Im Januar ist nun Zahltag, die Politik schmeißt noch schnell ein paar Nebelkerzen bevor sie auf Tauchstation geht und das böse Erwachen wird folgen.

  18. 14.

    Welche Mengen an Erdöl bekommt man denn realistisch gesehen über die Schiene mit Tankwaggons bewegt?

  19. 13.

    "Wie laufen denn die Gespräche mit den polnischen Nachbarn über Öllieferungen?" Woher bezieht denn Polen Erdöl, wo wir das nicht selbst auch kaufen könnten?

  20. 12.

    Sie haben doch die Diskussionen der letzten Monate mitverfolgt und den Artikel gelesen.
    Die PCK bekommt Geld vom Bund für den Ausbau der Trasse und den Umbau des Standorts.
    Auch weil die Rufe aus Schwedt und BRB in Berlin kaum zu überhören waren.
    Nun muss es schnell gehen, da es ja angeblich dringend war. Wenn man nicht spätestens jetzt aus dem Tee kommt, gibt es keine zweite Chance.
    Die EU hat inzwischen einen weiteren Mio starken Strukturhilfetopf für Schwedt ermöglicht. Auch da gilt es schnell zu handeln, wenn man es ernst meint mit der Transformation.
    Also nix Großes nur der Zwang durch die politisch geöffneten Türen durchzugehen, alternativ zum eigenen Untergang.

  21. 11.

    „Die Erweiterung der Pipeline von Rostock bedeutet, daß keine Nutzung der Pipeline aus Gdansk erfolgt.“
    Wie kommen Sie denn darauf?
    Wenn man bislang bestenfalls 3 Wege für die Rohstoffversorgung hat und der einzige der 100% allein schaffen könnte weg bricht, muss man in den nächst stärkeren investieren um die Versorgungssicherheit des Unternehmens halbwegs zu halten. Dazu kommt noch dass dem PCK die Trasse nach Rostock und ich glaube sogar das Terminal in Rostock gehört und nach Danzig immer Interessen von dritten zu berücksichtigen/befürchten sind.
    Die Frage anders gestellt ist sicher interessant. Wie laufen denn die Gespräche mit den polnischen Nachbarn über Öllieferungen?

  22. 10.

    "Sind da die Verhandlungen mit Polen gescheitert? " Die waren vorher schon zum scheitern verurteilt.
    Das Thema ist: Wieviel kann Danzig umsetzen, welche Mengen müssen dort bleiben und welche Mengen müssen nach Plovdiv gehen.
    Das was übrig bleibt, kann Schwedt bekommen.
    Davon spreche ich seit Jahr und Tag.
    Danzig hat überhaupt keine Reserven, um Leuna und Schwedt adäquat auch nur im Ansatz zu versorgen.
    Das war allen bekannt - und alle haben drauf gehofft, das Polen auf seine kleinen Raffenerien zu Gunsten von Schwedt verzichtet.
    Absehbar ins offene Messer gelaufen.
    Und so eine zusätzliche Pipeline nach Rostock ist nicht bis zm Jahresende gebaut...

  23. 9.

    Die Erweiterung der Pipeline von Rostock bedeutet, daß keine Nutzung der Pipeline aus Gdansk erfolgt. Sind da die Verhandlungen mit Polen gescheitert?

  24. 8.

    @rbb24: Sind auch synthetische Kraftstoffe für die Übergangszeit geplant?

  25. 7.

    Schöne Projektidee, hoffentlich wird es auch so in überschaubarer Zeit.

  26. 6.

    Und wenn man den Wasserstoff nicht herstellt wird die Energie ins Nirvana geschickt, weil grade Überangebot ist. Effizienzrechnungen sind ziemlich schnuppe. Auf die Kosten pro Kilowattstunde kommt es an.

  27. 5.

    Immer noch besser als WK Anlagen wegen zuviel dreckigen Kohlestrom im Netz abzuschalten.
    Schmeckt dem Kohlenmunk zwar nicht, ist aber so.

  28. 4.

    Um 1kg Wasserstoff zu erzeugen, sind rund 53 Kilowattstunden Strom notwendig. Verbrennt man 1kg Wasserstoff, setzt dies 39,6 Kilowattstunden Energie frei. (Quelle: gasag.de) Und da ist noch keine Energie für Verflüssigung, Lagerung und Transport eingerechnet.

  29. 3.

    Es war zu erwarten : Denen fällt was ein. Die brauchen die brandenburger Politikerreden (nun muss mal der Bund ran) für gar nichts. Das die Weichen nun so schnell gestellt werden (können) muss mit Größerem zusammenhängen.

  30. 2.

    Wird nicht in der Uckermark bereits Wasserstoff hergestellt und z.B. in energieverschwendenden Wasserstoff-E-Bussen verschwendet?

  31. 1.

    Wird nicht in der Uckermark bereits Wasserstoff hergestellt und z.B. in energieverschwendenden Wasserstoff-E-Bussen verschwendet?

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