Lieferung im Februar eingestellt - Polnischer Konzern will wegen Öl-Lieferstopps gegen Russland vorgehen

Mo 06.03.23 | 14:00 Uhr
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Das Logo von PKN Logo einer Tankstelle in Krakau, Polen, aufgenommen am 18.01.2023. (Quelle: dpa/Beata Zawrzel)
Bild: dpa/Beata Zawrzel

Der polnische Ölkonzern PKN Orlen will rechtliche Schritte gegen Russland einleiten, weil durch die Druschba-Pipeline kein Öl mehr geliefert werde. Konzernchef Daniel Obajtek kündigte am Montag im Radiosender Zet an, dass das Unternehmen Ansprüche geltend machen und Entschädigung verlangen werde. Nähere Angaben machte er nicht. "Alles steht in den Verträgen, worüber ich nicht sprechen kann", sagte Obajtek einem Bericht der Agentur PAP zufolge. Russland hatte nach Angaben von PKN Orlen Ende Februar die Lieferungen eingestellt.

Nur etwa zehn Prozent des Bedarfs

Das polnische Unternehmen versicherte nach dem Lieferstopp, auf eine solche Situation umfassend vorbereitet zu sein. Es könne seine Raffinerie vollständig auf dem Seeweg beliefern. Demnach habe das russische Öl nur etwa zehn Prozent des Bedarfs des Ölkonzerns ausgemacht. Dabei habe es sich um Pipeline-Lieferungen gehandelt, für die keine internationalen Sanktionen verhängt worden waren. Aus diesem Grund habe es keine rechtliche Grundlage für PKN Orlen gegeben, um den Liefervertrag selbst ohne Vertragsstrafe zu kündigen.

Obajtek betonte, dass er absolut gegen Öllieferungen aus Russland sei. "Wir haben den größten Grad an Diversifizierung in der Geschichte dieses Landes erreicht", sagte er. Nachdem 2015 russisches Öl fast 100 Prozent der gesamten Lieferungen an das Unternehmen ausgemacht habe, stammt der Rohstoff nach Angaben von PKN Orlen heute aus anderen Lieferländern. Der einzige verbleibende Vertrag mit einem russischen Öllieferanten laufe Ende 2024 aus, hieß es. Die Lieferungen seien nun aber von russischer Seite ausgesetzt worden.

Die Pipeline Druschba (deutsch: Freundschaft) zählt zu den größten der Welt und liefert russisches Öl in mehrere Länder Mitteleuropas. Sie versorgte auch die Raffinerie Schwedt in Brandenburg. Deutschland verzichtet inzwischen aber freiwillig auf russische Ölimporte über Druschba. Hintergrund ist Russlands Krieg gegen die Ukraine.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.03.2023

9 Kommentare

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  1. 8.

    Lieferstop kenne ich aus den 1990 Jahren als Staaaten, wie Polen ,Ukraine , Bellorussland ihre Rechnungen nicht zahlen wollten oder Konnten.

  2. 7.

    Die EU selbst boykottiert seit 1. Februar russische Öl-Gas-Importe. Muss wohl Polen als EU-Mitglied vergessen haben. Putin setzt diesen Beschluss nun als nicht EU-Staat einhellig mit um

  3. 6.

    Evtl. Mißverständnis. Die Frage bezog sich n.m.M. auf: "und die Ölimporte reduziert." Wie wurden die Ölimporte von 100->10% reduziert - auslaufende Verträge, Vertragskündigungen ... ?

  4. 4.

    Erdgas- und Kohleimporte aus Russland wurden eingestellt und die Ölimporte reduziert. Aber mit den verbleibenden zehn Prozent war Polen zum Schluss laut polnischen Medienberichten größter verbliebener Käufer von russischem Rohöl in Europa.
    [...]
    Das sei nicht anders möglich, da sonst Vertragsstrafen gedroht hätten, erklärte ebenfalls am Dienstag Daniel Obajtek, der Vorsitzende des teilstaatlichen Mineralölkonzerns Orlen, der das russische Öl importiert.

    Siehe Artikel der tagesschau https://www.tagesschau.de/ausland/europa/polen-russland-oel-103.html

  5. 2.

    Wasser predigen aber selber Wein trinken, scheinheilig!

  6. 1.

    "... Dabei habe es sich um Pipeline-Lieferungen gehandelt, für die keine internationalen Sanktionen verhängt worden waren ..."
    Gibt es keine einheitlichen EU-Sanktionen, um diese Öl-Lieferungen bzw. "verschiedene" Lieferungen?

    Wenn ich von jemandem immer 100% "angenommen" habe und jetzt nur noch 10% abnehme, ist dies dann nicht auch ein "Vertragsbruch"? (Ganz allgemeine Frage und unabhängig, ob Russland oder sonst wer!)

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