Werk in Grünheide (Oder-Spree) - Freienbrinker befürchten wegen Tesla Verkehrsflut und Naturschäden

Mi 09.12.20 | 15:31 Uhr
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Interessengemeinschaft Freienbrink demonstriert gegen Tesla
Audio: Antenne Brandenburg | 09.12.2020 | Philip Barnstorf | Bild: rbb

Im Spreeauer Ortsteil Freienbrink in Grünheide (Oder-Spree) regt sich neuer Widerstand gegen die geplante Tesla-Fabrik, die wenige hundert Meter vom Ort entfernt gebaut wird. Kritische Anwohner engagieren sich dort in einer Interessengemeinschaft.

Lebensqualität in Gefahr?

Die Interessengemeinschaft vertritt nach eigenen Angaben 80 der knapp 300 Einwohner Freienbrinks. Die Bürger sehen die Tesla-Ansiedlung als Chance für die Region, sorgen sich aber um die Lebensqualität in ihrem Ort. Stephanie Seehaus, Mitglied der Gemeinschaft sagte dem rbb gegenüber: "Unsere Sorge ist, dass alles was von Süden von der A12 kommt – oder wenn die A10 gesperrt ist - durch unseren Ort geleitet wird. Wir sehen darin einfach eine langfristige Belastung des Ortes."

Zoff gibt es um einen Bebauungsplan der Gemeinde fürs Tesla-Umfeld. Der soll den Verkehr in der Region regeln. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft befürchten eine Lkw- und Pendlerflut in ihrem Ort, wenn die Tesla-Fabrik auch Hochtouren läuft. Deswegen haben rund 60 Mitglieder der Interessengemeinschaft kritische Stellungnahmen zu dem Plan bei der Gemeinde eingereicht.

Grünheides Bürgermeister Arne Christiani (parteilos) sieht den Bebauungsplan ganz anders. "Wenn man sich das im Komplex anguckt, dann kann es uns wirklich gelingen, Ortsteile vom Verkehr und damit auch vom Lärm zu entlasten", sagte er dem rbb. Während einer vorübergehenden intensiven Bauphase hält aber Christiani mehr Verkehr für möglich.

Suche nach Standort für Kläranlage

Doch nicht nur der Verkehr sorgt für Unmut. Wenn Tesla seine Fabrik in den kommenden Jahren ausbaut, fällt auch mehr Abwasser an. Dann muss ein Klärwerk her. Ein Standort, den der zuständige Wasserverband WSE neben anderen gerade prüft, ist der Wald südlich von Freienbrink. Daher befürchten die Freienbrinker, dass schlechte Gerüche in ihr Dorf ziehen. Auch wollen sie nicht, dass weitere Bäume gefällt werden.

Noch ist zwar nicht klar, wo das Klärwerk gebaut wird, aber der Standort südlich von Freienbrink wäre günstig: Der Wald gehört schon dem Land und das gereinigte Wasser könnte direkt in die Spree abfließen. Auch Bürgermeister Christiani könnte sich die Kläranlage hier vorstellen: "Moderne Klärwerke sind was die Geruchsbelästigung angeht nicht vergleichbar etwa mit Biogasanlagen", so Christiani. Er sagt, wenn so ein Klärwerk genauso weit außerhalb von Ortschaften im Wald gebaut werde, wie das Umspannwerk für Tesla, sei die Belastung für Bürger vertretbar. Das Umspannwerk, über das Strom zum Werk fließen soll, baut der Versorger Edis derzeit gut zwei Kilometer von Freienbrink entfernt.

Wenn so ein Klärwerk vergleichbar wie das Tesla-Umspannwerk mit ausreichend Abstand in einem Waldgebiet errichtet werde, sei die Belastung für Bürger vertretbar.

Mehrheit für Bebauungsplan

Im Hauptausschuss der Gemeinde hat eine Mehrheit der Gemeindevertreter in der vergangenen Woche für den Bebauungsplan gestimmt. Daher gilt auch die Zustimmung des Gemeinderats am kommenden Dienstag als wahrscheinlich. Damit wäre die Änderung beschlossen. Die Freienbrinker wollen alles daransetzen, dabei nicht vergessen zu werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.12.2020, 13:30 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    Einer hat sich wohl doch überreden lassen? Glück für ihre inhaltslosen Argumente die sich lediglich auf geschätzte Statistiken berufen. Komisch, wieso wird wenige Meter weiter die Natur plötzlich so wertvoll, dass sie den Titel Naturschutzgebiet trägt? Aber es soll Fachleute geben, die sehen den Wald vor Bäumen nicht mehr. Mag sein dass sie im schlaf die verbrauchswerte von verbrennern oder e Fahrzeugen vorbeten können. Aber von Forstwirtschaft und Naturschutz habe sie null Ahnung. Ich denke, dass die Mitglieder von nabu und grüne Liga sehr genau wissen, warum sie sich mit trockenen Gesetzen befassen und Profit verblendeten Politikern auseinandersetzen. Den politischen Druck auch gegenüber den zu genehmigenden Behörden sieht man am besten am Tatsachen schaffenden baufortschritt, das Theater der Anhörung, und die Urteil vorweg nehmenden Aussagen der Gerichte. Und ich denke Herr Horetzki war ein prima Mann. Hat leider zu viel Preis gegeben und damit das Projekt gefährdet.

  2. 18.

    Jau, Brandenburger Forstwirtschaft haben mühsam die natürlichen Mischwälder in artenarme Monokulturen verwandelt. Harvester, mit denen deren Arbeit geerntet wird, gibt es noch nicht lange.

    Offensichtlich haben Fachleute wie der Werksleiter des Verbrennungsmotorenbaus vin Mercedes in Berlin erkannt, dass die keine Zukunft mehr haben und setzt lieber auf die Zukunft. In China wollte er seine alte Arbeit wohl nicht fortsetzen.

  3. 17.

    Ihren fundierten Einwand haben sicherlich vorgebracht und es nicht nur bei beliebigen Schlagworten belassen. Falls nicht, steht Ihnen immer noch der Klageweg frei. Die BI würde sich sichlich auch über Fachleute wie Sie freuen.

  4. 16.

    Der ÖPNV muss hier natürlich ausgebaut/angepasst werden.Während das deutsche Straßennetz jährlich um rund 10.000 Kilometer wächst,stagniert der Schienenausbau nicht erst seit diesem Jahr.Der Verband hatte im April 2019 eine Analyse vorgelegt, der zufolge vom Jahr der Bahnreform 1994 bis 2018 nur 1.709 Kilometer Schiene, aber zeitgleich etwa 250.000 Kilometer Straßen neu gebaut wurden. 2019 wurde lediglich eine 600 Meter lange S-Bahn-Strecke fertiggestellt.Das Straßennetz wächst deutlich schneller.Dienstleistungs-, Liefer- und Handwerker,die brauchen das Automobil.Aber nicht jede Privatperson braucht einen E-SUV,den man eh gerade mal 1.Std.am Tag nutzt.Ohne das der 2,3,4 Platz belegt ist,selbst für den "Grosseinkauf" braucht man keinen SUV.Und wer probleme beim einsteigen hat,und gerne höher sitzt,und auf sicherheit wert legt,der kann den Bus oder die Bahn/S/U nutzen,da kann man sogar stehend einsteigen.Das ist gerade innerhalb der Stadt unproblematisch.

  5. 15.

    Mehr Züge gibt es erst Ende 2022. Jetzt hält ein RE 1 nur zusätzlich in Fangschleuse.

  6. 14.

    Deswegen macht man erstmal alles platt, was sich mühsam entwickelt hat? Und fängt nach einhundert Jahren nochmal von vorne an? Glauben sie, ich weiss nicht, was Herr n. meint? Ich finde es absolut irrsinnig für eine weitere Konsummaschine so viel Natur zu opfern, unser Trinkwasser zu gefährden und jemanden huldigen der nichts weiter im Sinn hat so viel Kapital zu generieren, dass er bis zum Mars kommt und noch weiter. Im übrigen geht es Herr Tesla lediglich um Giga BERLIN. Die Flut der Bewerber scheint sich ja auch in Grenzen zu halten, so dass lange schon versucht wird Fachkräfte aus anderen Firmen im Umfeld abzuwerben. Aber das gehört auch zu diesem “Wachstumskram“

  7. 13.

    Europa ist größer als nur Berlin, ja selbst Brandenburg. Haben Sie schon einmal versucht, in der Uckermark oder Prignitz mit dem ÖPNV zu pendeln? Sie fordern fern ab der Lebenswirklichkeit vieler Menschen einen Totalverzicht auf den PKW.

  8. 12.

    Ich bin über mehrere jahre hinweg dort gependelt. Je nach Lust und Laune auch mal nicht über Dreieck Spreeau sondern die Strecke zwischen der Abfahrt Storkow und der Abfahrt Freienbrink. Direkt durch Freienbrink kommt man da aber nicht. Wenn man natürlich noch einen Umweg in Kauf nehmen möchte, kann man das machen. Und zumindest inder Zeit gab es dort kaum Verkehr. Auch auf dem Weg zu unserem Grundstück, fahren wir ab und zu diese Strecke, um ein Blick auf das Werk zu bekommen. Ja, da fahren tatsächlich Autos. Da fahren aber bald mehr Autos durch die 30er bei uns im Wohngebiet, als über diese Strecke.

    Und was Alfred N. meint, ist das ein Mischwald eine höhere Artenvielfalt bietet, als eine Kiefernwald. Und wenn für 300 Hektar Kiefern, 900 Hektar, mindestens 50% Mischwald, neu angeflanzt wird, kommt das der Tierwelt in Zukunft zu gute. Natürlich dauert das seine Zeit. Als die Monokultr angelegt wurde, waren die Tiere auch nicht gleich da.

  9. 11.

    Welche Tiere profitieren denn von der waldvernichtung? Die, die dabei getötet oder ihre Lebensgrundlage auf einen Schlag verlieren? Wieviel Hektar Brandenburger Wald hat den 2020 gebrannt? Wo sie doch immer so schreien wie gefährlich die Wälder wären? Vielleicht sollte endlich mal alte Kriegslasten aus den Wäldern entfernt werden. Und wenn sie sich die Karte anschauen, gibt's eine wunderschöne Alternative Route über Land um das Dreieck Spreeau zu umgehen. Aber sie mögen den normalo Bürger ja nicht. Der kann sich ruhig einschränken oder gleich freiwillig das Land räumen, damit Herr M zum Weltretter avancieren kann.

  10. 10.

    Noch größeren Ignoranten übersehen gerne die massiven Umweltschäden bei der Ölförderung und blenden die Klimaschäden durch die Verbrennung von Benzin aus. Verzichten will von denen keiner freiwillig.

    Und auf E-SUVs will auch keiner verzichten,die ebenfalls der Umwelt schaden.Die in Städten ect.Staus verursachen,das stört dann auch keinen.( langfristige Belastung der Städte durch E-Antrieb.)
    Und wenn Arbeit vor Umwelt und Natur geht,und der Mensch nicht auf ein E-SUV verzichten will,dann muss der Mensch auch mit Belastung des Ortes/der eigenen Haustür Leben.
    Ob ich jetzt im Nachbarort im Stau stehe,oder vor der Haustür,wo ist da das Problem?
    Die Klimabelastung wird hier doch auch ignoriert.

  11. 9.

    Wer schon einmal in der Gegend gewesen ist oder sich zumindest eine Karte angeschaut hat, weiß, dass der meiste Verkehr wie hier im Artikel ausgeführt, über due Autobahn abgewickelt werden wird. Wer Brandenburg kennt, weiß auch, dass die vor allem eines in Überfluss haben: Hundertaudende Hektar brandgefährliche Kiefernäcker. Auch der Eingriff für das Klärwerk muss ausgleichen werden, so dass der Waldumbau schneller vorankommen. Davon profitieren die Tiere, im die Sie sich vorgeblich Sorgen machen bedeutend mehr.

    Ich fand es schon im vergangenen Winter bezeichnend, dass Pendler sich über Pendler aufregen.

    Dass Sie immer wieder ahnunglos oder maßlos übertreibend von Chemiefabrik hier sogar schreien, ist ebenso bezeichnend.

  12. 8.

    Wenn man sich den Bericht anschaut zu freienbrink und dem geplanten Klärwerk, und dem Bürgermeister von Grünheide zuhört, könnte man meinen, er weiß nicht wovon er spricht? Es sind einschneidende Veränderungen für die Bewohner zu erwarten es werden Hektar Weise Wälder gerodet, es wird ein vielfaches mehr an Verkehr durch oder um den Ort fahren dazu sehr viel mehr Lkw und Zulieferer. Wenn alles fertig ist gerade mal in der ersten ausbaustufe wird sich zeigen, wie groß die Belastung für die Anwohner sein wird die Herr Christiani so beiläufig herunterredet. Bis dahin ist Herr christiani im gepflegten Ruhestand in seiner wunderschönen naturnahen Heimat im Spreewald. Ohne GIGA chemie FABRIK und Industrie Verkehr von 40000 Mitarbeitern

  13. 7.

    ÖPNV-Kunden aus Grünheide wissen, dass demnächst mehr Züge fahren werden. Andere schieben das als Argument gegen Tesla vor.

  14. 6.

    Verunftkraft lässt grüßen. Noch größeren Ignoranten übersehen gerne die massiven Umweltschäden bei der Ölförderung und blenden die Klimaschäden durch die Verbrennung von Benzin aus. Verzichten will von denen keiner freiwillig.

  15. 5.

    Gibt es denn? Warum berichtet niemand über diesen massiven Protest?

    Von Befürworter aus Grünheide lese ich, dass die Mehrheit der Grünheider eher Pro Tesla eingestellt ist oder zumindest die Ansiedlung neutral sehen.

    Von Gegner aus Grünheide, dass es massiven Protest gibt. Demnach also theoretisch eine Mehrheit dagegen.

    Was stimmt nun? Die Demonstrationen, die es gab, zeigen zumindest keinen massiven Protest. An einem Sonntag sollte auch zumindest genug Einwohner frei haben, wenn sie das Thema so sehr reizt.

  16. 4.

    Ich ergänze mal ihre Aussage ;-)

    Jeder sollen sich mal die Lebensqualität in den Ländern anschauen,die für Verbrenner/Smartphone/Kleidung/Fleisch/füge ein beliebiges Produkt ein, ausgebeutet werden.

  17. 3.

    Die Bürger sehen die Tesla-Ansiedlung als Chance für die Region, sorgen sich aber um die Lebensqualität in ihrem Ort. Wir sehen darin einfach eine langfristige Belastung des Ortes."

    Wer so Iignorant gegenüber der Natur ist,der braucht sich auch nicht über volle Strassen und Lärm vor der Haustür sorgen.
    Die sollen sich mal die Lebensqualität in den Ländern anschauen,die für Teslas E-SUVs/Batterierohstoffe
    ausgebeutet werden.





  18. 2.

    Aus allen Ortsteilen von Grünheide gibt es massiven Protest gegen den voraussehbaren Verkehrslärm, die massive Neuansiedlung und die Vernichtung von Natur. Nur der Bürgermeister meint es würde doch nicht so schlimm und ignoriert alle Einwände.( die Protokolle der Ortsberatssitzungen sind eindeutig )
    Wir soll z.Bsp. in Hangelsberg mit der Ansiedlung von hunderten Neubürgern am Unsal der Ortscharakter erhalten bleiben?
    Der Verkehr ist schon grenzwertig, Kitas und Schulen voll. Die Züge nach Berlin sind seit Jahren überfüllt.

  19. 1.

    Ein Bebauungsplan = Verkehrswegeplan mit einklagbaren Trassenführungen?

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