Baustelle in Grünheide - Tesla veröffentlicht überarbeitete Unterlagen für E-Autofabrik
Der Wasserverbrauch, das Design der gesamten Fabrik und die Integration einer Werksfeuerwehr. Der US-Elektroautohersteller Tesla legt vollständig überarbeitete Unterlagen für seine Elektroautofabrik in Grünheide vor. Von Andreas Oppermann
Tesla reicht völlig überarbeitete Unterlagen für den Bau der Fabrik in Grünheide (Oder-Spree) ein. Seit Donnerstag liegen sie öffentlich in den Rathäusern in Grünheide und Erkner, im Landesumweltamt in Frankfurt (Oder) sowie im Amt Spreenhagen für einen Monat aus. Die wichtigsten Änderungen betreffen den Wasserverbrauch, das Design der gesamten Fabrik und die Integration einer Werksfeuerwehr.
Solartechnik und niedrigere Gebäude
Auf den ersten Blick fällt auf, dass Tesla die Photovoltaik für sich entdeckt hat. Das Dach der jetzt fast nur noch eingeschossigen Fabrik ist mit Panelen zur Solarstromgewinnung gepflastert. Für das Unternehmen ist der eingeschossige Bau eine Neuheit. Die meisten Gebäudeteile sind nur noch 15 Meter hoch, statt wie zunächst geplant 24 Meter. In den Fabriken in den USA und Shanghai hat der Autobauer bis zu drei Geschosse. Die Entscheidung für ein Stockwerk hängt vor allem mit dem Untergrund, dem märkischen Sand zusammen. Lediglich für die Verwaltung sind noch zwei Stockwerke geplant. Im Vergleich der Unterlagen von Januar und Juli fällt auf, dass die Anordnung der Fertigungsprozesse gespiegelt wurde.
Weniger Pfähle trotz schwierigem Untergrund
Der Untergrund ist für Tesla ein echtes Problem. Zum einen ist der Sand nicht so stabil, außerdem beginnt das Grundwasser schon ab einer Tiefe von nur vier bis acht Metern unter der Oberfläche. Zur Stabilisierung wird in der Regel bei solchen Vorhaben auf derartigem Baugrund mit Pfählen gearbeitet.
Schon bald nach der Einreichung der ersten Bauunterlagen merkten die Bauingenieure, dass es zu statischen Problemen kommen kann. Einige Wochen gingen sie sogar davon aus, dass die gesamte Fabrik auf Pfählen errichtet werden müsse. Doch Tesla nimmt nach eigenen Aussagen das Grundwasserproblem sehr ernst. Deshalb war schnell klar, dass Pfähle nur da in den Boden getrieben werden sollen, wo es aus statischen Gründen gar nicht anders geht. Und die Pfähle dürfen nur die erste Wasserschicht erreichen. Die tiefere zweite, die zur Trinkwassergewinnung im Brunnen Erkner genutzt wird, darf nicht berührt werden.
Die Pläne bestätigen das. Es gibt nur unter dem Presswerk und unter der Gießerei die von der Bürgerinitiative gegen die Gigafabrik heftig kritisierten Pfähle. In den Unterlagen führt Tesla aus, dass diese nach den gängigen DIN-Normen errichtet werden.
Bilder von der Baustelle zeigen zudem, dass Tesla die Bodenplatte auf Fundamente gießt, die circa drei bis vier Meter im Quadrat sind. Sie stabilisieren das Bauwerk, das wegen der geringeren Höhe statisch weniger Probleme das im ersten Entwurf verursacht.
30 Prozent weniger Wasserverbrauch
Überhaupt das Wasser. Für die Kritiker der Fabrik ist das Grundwasserschutzgebiet, das fast unter der gesamten Fabrik liegt, einer der Hauptkritikpunkte. Der zweite ist der Wasserverbrauch, der in der Produktion benötigt wird.
Da Tesla fast das gesamte Auto in einem integrierten Produktionsprozess herstellen will, benötigt die Firma mehr Wasser als andere Autofabriken, wo zum Beispiel die Sitze fertig zugeliefert werden. Kunststoffteile will Tesla jetzt aber liefern lassen. Dieser Schritt trägt stark zum verminderten Wasserverbrauch bei.
Insgesamt wurde der Spitzenverbrauch des Wassers um 30 Prozent, auf 230 bis 240 statt 372 Kubikmeter pro Stunde, gesenkt.
Für die Genehmigungsunterlagen wird davon ausgegangen wieviel Wasser benötigt wird, wenn die Fabrik bei 35 Grad Außentemperatur unter Volllast fährt. Wichtig dafür sind technische Lösungen wie andere Wärmepumpen, andere Kühlanlagen und die jetzt vorgesehene eigene Schmutzwasser-Aufarbeitungsanlage, die in einem Gebäude östlich der eigentlichen Fabrik untergebracht wird. All diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass nicht nur der Spitzenverbrauch, sondern auch der durchschnittliche Verbrauch dauerhaft gesenkt wird.
Wasserverband garantiert Bedarfssicherung
Tesla sieht im Wasserthema jetzt keinen Hinderungsgrund mehr. Vor allem auch, weil der Wasserverband Strausberg-Erkner zugesichert habe, aus eigenen Quellen die benötigte Menge zur Verfügung stellen zu können. Mit der Reduzierung des Wasserbedarfs und der Schmutzwasseraufbereitung reduziert sich auch die Abwassermenge.
Waldrodung für neue Gebäude
Tesla plant jetzt auch eine Werksfeuerwehr. Sie wird wie die Schmutzwasseraufbereitung und das Gefahrenstofflager östlich der Fabrik untergebracht. Damit sind diese Gebäude zwischen der Fabrik und einem neu geplanten Gebäude für die Herstellung der Antriebsstränge. Dieser Teil war ursprünglich in die Fabrik integriert.
Jetzt wird sie auf einem weiteren Baufeld errichtet, weshalb auch noch weitere Bäume gefällt werden müssen. Statt der zunächst geplanten 150 sind es nun 190 Hektar Kiefernwald. 92 Hektar sind bereits gefällt worden. Weitere 63 waren schon für den Herbst dieses Jahres vorgesehen. Das Areal war schon immer zur Bebauung vorgesehen. Für die gefällten Bäume sollen dann an anderer Stelle neue angepflanzt werden.
Infrastrukturelle Fragen bleiben offen
Derzeit fehlt noch die Planung des Güterbahnhofs. Dieser Teil soll in einem weiteren Antrag eingebracht werden. Zwar führt Tesla jetzt schon aus, dass so viel Material und fertige Autos wie möglich mit der Bahn bewegt werden sollen. Doch offenbar sind die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn und den zuständigen Behörden noch nicht soweit, dass echte Pläne vorgelegt werden können. Beobachter gehen aber davon aus, dass ein Güterbahnhof und Infrastruktur für den Pendlerverkehr auf der Schiene bereits in Planung und Abstimmung sind.
Sendung: Antenne Brandenburg, 02.07.2020
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