Ansiedlung in Brandenburg - Tesla und das Wasser: Wer sagt was?

Fr 24.07.20 | 15:44 Uhr | Von Philip Barnstorf
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19.07.2020, Brandenburg, Grünheide: Blick auf das künftige Tesla-Firmengelände (Drohnenaufnahme). (Quelle: dpa/Zinken)
Audio: Antenne Brandenburg | 24.07.2020 | Autor: Philip Barnstorf | Bild: dpa/Zinken

Die Diskussion um die Wasserversorgung der in Grünheide geplanten Tesla-Fabrik reißt nicht ab: Die Versorgung der entstehenden Fabrik scheint gesichert. Aber was passiert, wenn Tesla seine Fabrik ausbaut und immer mehr Menschen in die Region ziehen? Von Philip Barnstorf

Für die Tesla-Fabrik, wie sie derzeit offiziell beantragt ist, gibt es eigentlich schon fertige Lösungen bei Wasserver- und -entsorgung. Sowohl der Wasserverband Strausberg Erkner (WSE), der das Werk beliefern soll, als auch Landesumweltministerium und Landeswirtschaftsminister Steinbach bestätigen: Derzeit darf der WSE 15 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr aus dem Boden pumpen. Damit kann er die geplante Fabrik mit den offiziell von Tesla beantragten 1,5 Millionen Kubikmetern Wasser jährlich versorgen.

Das Abwasser soll über eine noch zu bauende 10-Kilometer-Leitung von der Fabrik nach Erkner und von dort über schon bestehende Netze weiter ins Klärwerk Münchehofe fließen.

Wo liegt also das Problem?

Problem 1: Der Vertrag

Das ist zunächst der Vertrag, den WSE und Tesla über die Wasserversorgung schließen müssen, damit die Pläne umgesetzt werden können. Der WSE sagt, er habe Tesla schon im Mai einen Vertragsentwurf zugeschickt, worauf Tesla erst im Juli und nicht sehr konstruktiv reagiert habe. Das Landesumweltministerium sieht dagegen auch den WSE in der Bringschuld: Schon Anfang Juli habe das Land den Verband auf "juristische Mängel" in seinem Vertragsentwurf hingewiesen, hieß es von einer Ministeriumssprecherin. Der WSE widerspricht: Der Vertrag sei "juristisch einwandfrei", sagte Sprecherin Sandra Ponesky dem rbb und kritisierte die Einmischung der Regierung als "befremdlich".

Poneskys Verband geht noch weiter: Laut einem verbandsinternen Schreiben gefährdeten die schleppenden Vertragsverhandlungen inzwischen sogar den für November 2020 avisierten Wasseranschluss der Fabrik, sodass das ganze Projekt "grundsätzlich gefährdet" sei. Das Umweltministerium ist abermals anderer Meinung. Auch Tesla erwartet laut Brancheninsidern "keine Verzögerung für das Gesamtprojekt". Schließlich hält auch Wirtschaftsminister Steinbach, der regelmäßig zwischen den Beteiligten der Tesla-Ansiedlung moderiert, die Probleme für "lösbar". Bei den anscheinend schwierigen Vertragsverhandlungen ist er optimistisch: "Es geht um eine einzige Klausel in einem längeren Papier mit ganz vielen Paragraphen. Da sage ich: Entschuldigung, das muss man lösen können." Was in dieser Klausel steht, wollte der SPD-Politiker nicht sagen.

Problem 2: Teslas fehlende Unterschrift

Weiter moniert der WSE in seinem internen Schreiben, dass Tesla sich im Vertrag nicht auf die derzeit beantragten 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr festlegen wolle, weil das Unternehmen schon mit Fabrikerweiterungen und entsprechend höherem Wasserverbrauch plane. Unmittelbar dazu äußerten sich weder Tesla noch das Umweltministerium. Letzteres teilte aber mit, dass es Gespräche gebe zur weiteren Wasserversorgung "vor dem Hintergrund der zu erwartenden Entwicklung des Gebietes". Konkrete Anträge zur Wasserentnahme lägen von Tesla aber nicht vor. Auch den Vorwurf, die Landesbehörden übergingen den WSE zugunsten Teslas, weist das Umweltministerium "strikt zurück".

Problem 3: Der erwartete Zuzug nach Grünheide

Schließlich warnt der WSE in seinem internen Schreiben in dramatischem Ton vor Wasserknappheit in den kommenden Jahren. Das aktuell jährliche 15-Millionen-Kubikmeter-Wasserkontingent reiche zwar für die derzeitige Bevölkerung und die Tesla-Fabrik in der ersten Ausbaustufe, nicht aber für die erwarteten zuziehenden Menschen und Unternehmen. Schon Ende 2022 könne es zu Engpässen kommen. Deshalb müsse das Land dem WSE möglichst schnell mehr Wasserförderung erlauben. Tatsächlich hat der WSE schon größere Förderkontingente und neue Brunnen in Spitzmühle und Hangelsberg beantragt. Damit könnte er statt 15 fast 20 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr aus der Erde holen und zuziehende Menschen wie Unternehmen versorgen. Der WSE sieht den Ball also im Feld der Landesbehörden. Das Landesumweltamt teilte dazu nur mit, dass bisher nicht alle genehmigungsrechtlichen Voraussetzungen vorlägen.

Anscheinend sorgt also nicht die Fabrik, die derzeit gebaut wird, für Probleme, sondern von Tesla wohl schon anvisierte Ausbaustufen und der erwartete Zuzug in die Region in den kommenden Jahren. "Dass die Ausbaustufen zwei und drei ein Problem darstellen, das wussten wir schon seit einem Jahr", sagt Wirtschaftsminister Steinbach. "Hier gehen einfach die Verhandlungen mit den zugehörigen Institutionen ein bisschen zu langsam." Alles scheint also davon abzuhängen, wieviel mehr Leute und Unternehmen in den kommenden zwei, drei Jahren in die Region ziehen, wie schnell das Land zusätzliche Wasserförderung erlaubt, und wie schnell Tesla seine Fabrik erweitern will.

Problem 4: Vorzeitige Genehmigung

Bisher macht das Unternehmen keine Anstalten, sein Tempo zu drosseln. Vor gut einer Woche hat der kalifornische E-Autobauer weitere Bauschritte beim Landesumweltamt beantragt. Dabei geht es um Pfahlgründungen, Gebäudehüllen und Tragkonstruktionen. Auch der Innenausbau von Gießerei und Presswerk sowie Wasserleitungen sind Teil des Antrags. Der ist allerdings noch nicht vollständig, weil Tesla noch einige Unterlagen nachreichen muss. Erst danach kann das Landesumweltamt den Antrag prüfen. Wie bei allen bisherigen Baumaßnahmen auf dem Teslagelände, geht es um eine sogenannte vorzeitige Genehmigung. Das heißt, falls die Gesamtgenehmigung für das Projekt ausbleibt, muss Tesla alles auf eigene Kosten zurückbauen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.07.2020, 07:30 Uhr

Beitrag von Philip Barnstorf

56 Kommentare

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  1. 56.

    Ich kann mich noch gut an das Gejammer erinnern: Gebt uns Arbeit Gebt uns Arbeit. - Und : Kommt die DM nicht zu uns, Gehen Wir zur DM. Jetzt kommt, wirklich mal ein Milliarden Euro schwerer Unternehmer mit tausenden von Arbeitsplätzen, mehr oder weniger freiwillig nach Brandenburg, wird wieder gejammert. Warum E.-Autos statt BMW, Warum E.-Autos statt Wasserstoff Technologien, Warum Mischwald statt 3 Quadratkilometer Monowald, Warum bekommen die Wasserwerke keine Investitionen vom Land, Warum an der A10 und nicht an der Dorftraße in Elbe-Elster, Warum musste Karl der Käfer sterben, und und und ??? Blühende Landschaften, entstehen nicht von alleine, Und Holzplantagen oder Windräder am Berliner Ring, sind noch lange keine Blühenden Landschaften !!!

  2. 55.

    Was? Ob ich andere Leute nur als Aufschneider bezeichnen kann, weil ich mich ständig in Widersprüche verwickelt und deshalb mit Schwänken von Thema ablenken ablenken und andere anherrsche, dass man gefälligst beim Thema bleiben solle oder weil ich Ihnen immer wieder einen Spiegel vorhalten, in seit Monaten die immer gleiche Fratze zu sehen ist?

    Den geringen Anteil jüngerer oder andere Bäume konnte man bekanntlich auch auf den Fotos des RBB sehen.

  3. 54.

    Man sah auch jüngere Bäume, die noch nicht "hiebreif" waren. Dort reduzieren und man hat mit den Bäumen aus Vogelsdorf einen ziemlich jungen Mischwald. Alle anderen waren auch nicht 150 Jahre. Ich bin Naturfreund und kein Betonstädter. Mein Pilzgebiet begann in Spreenhagen. Reißen Sie sich doch endlich mal zusammen. Können Sie nur so ?

  4. 53.

    Ah, Ihnen gehen wieder einmal die Argumente aus, so dass Sie ausfallend werden. Oder haben Sie einfach nur vergessen, dass die Kiefern laut Frau Dr. Schroeder mit 140 Jahren das Ende der Umtriebszeit erreicht haben?

  5. 52.

    Würden Sie sich nach Grünheide wagen und immer wieder diesen Stuss predigen ? Ausgeholzten Kiefernald kann man ganz schnell in Mischwald verwandeln. Nähe Vogelsdorf stehen schon ziemlich große aufgezogene Laubbäume. Nun werden Sie endlich normal.

  6. 51.

    Sir haben offensichtlich nach Monaten immer noch nicht verstanden, dass die Kiefernmonokulturen nur deshalb typisch sind, weil die Brandenburger den Wald möglichst schnell zu Geld machen wollten. Für Natur interessieren Sie sich immer noch nicht.

    Und auch wenn Sie gerne immer wieder in der Vergangenheit schwelgen, so ist das hier weiterhin ein seit rd. zwei Dekaden rechtskräftig überplantes Industriegebiet.

    Ach ja, Musk ist übrigens Kanadier südamerikanische Herkunft.

  7. 50.

    Lassen Sie doch endlich mal den Stuss mit dem "Industriegebiet!. Auch zu Stasizeiten war dort kein Industriegebiet. Man opferte brandenburgtypischen Wald-meist Kiefer- für die Musksche E-Schlorrenproduktion. Hoffentlich geht alles so auf wie es mit der Natur vereinbar ist / wäre. Ringsum Berlin ist es noch halbwegs grün. Andere Großstädte beneiden uns darum. Unendliche Steigerung mit immer mehr an Produktion ist mit der Natur nicht zu machen. Unsere Erde leidet überall. Neu sich besinnen sagte schon Goethe. Kennen Sie den überhaupt aus der Literatur ? Nun ist Schicht im Schacht; belöffeln Sie ihre Nachbarn.

  8. 49.

    Sätze wie der, auf den Sie abheben, finden sich in vielen Berichten über den Fabrikneubau in dem Industriegebiet. Der gehört da schon immer wieder rein, weil sich mancher Leser nur oberflächlich für das Thema interessiert.

    PS: Wo liegt das Industriegebiet, auf dem Sie in #45 hingewiesen haben?

  9. 48.

    Den letzten Satz hätte der Verfasser doch wohl wegassen müssen. Was wäre die Folge eines Rückbaues ? Blamage reicht nicht. Wer müßte alles zurücktreten und was würde der Staatsanwalt unternehmen müsen ? Haben Sie mal Mut oder fürchten Sie um ihren tollen Job ? Umschulen auf Dachdecker. Hochaktueller Beitrag heute bei rbb 24.

  10. 47.

    Oh ja !!! Die A10 ist komplett, mindestens 6 , bzw. 8 Spurig ausgebaut. Mindestens jede 4 Kilometer, gibt es eine Autobahn-Auffahrt. Und jede paar Kilometer eine Bahnstrecke und einen Bahnhof, wo Regios und S-Bahnen nach Berlin fahren. Und statt Solarfeldern, Windparks und Maisfeldern an der A10, gibt es Gewerbe-und Industrie-Gebiete. Und statt, Fördergelder nur in den BER und in BER-Nähe zu versenken, profitiert das gesamte Berliner Umland. Aber leider ist heutzutage, die Nähe zu osteuropäischen Arbeitskräften wichtiger, als selbst, den eigenen Nachwuchs zu fördern und zu bilden. Da bleibt nur Grünheide und das restliche BER-Umfeld als Gewerbe-bzw Industriegebiet übrig, solange man nicht das gesamte Berliner Umland gleichmäßig fördert und durch Bahnstrecken und Straßen erschließt. Die A10 ist nunmal im Süden und Osten von Berlin am besten ausgebaut und die Bahnlinien genauso. Um Westberlin, war ja, Jahrzehnte lang, auch eine störende Mauer, die, die Infrastruktur unterbrochen hat.

  11. 46.

    Da Sie ja vorgeben, die Gegend zu kennen, lassen Sie uns bitte an Ihrem geheimen Wissen zu einem weiteren überplanten Industriegebiet mit Auto- und Eisenbahnanschluss in Flughafennähe teilhaben.

  12. 45.

    Der Herr Neumann hat wohl die unheilbare Tesleritis. Bleiben Sie beim Thema Llandesregierung gab sich damals mit 5 Ordnern von Tesla bestens informiert. Der Wasserverband und so viele mahnende Bürger werden durch die Salamitaktik über die Bühne geführt. Denkt der Herr Steinbach nicht an zukünftige Wahlen ? Grünheide-einst ein beschauliches Stück Erholungsgebiet wird überstrapaziert; völlig verändert. Der Teslaverkehr wird zum Himmel stinken. Baupreise steigen ins uferlose. Es gab eine andere Lösung Nähe A10 und BER. Man muss nur die Gegend kennen. Den skrupellosen Musk kennen wir schon ziemlich gut aus Berichten aus den USA. Ein Wohltäter ist der nun mal nicht.

  13. 44.

    Wenn sie etwas können, was in der Arbeitswelt gefragt ist, sehe ich in einer Anstellung kein Hindernis.

  14. 43.

    Elon Musk und Tesla, wollen deshalb auch Hugenotten aus Frankreich in Berlin und Brandenburg ansiedeln.

  15. 42.

    Alles falsch!
    1. Das Unternehmen wurde 2004 in Berlin gegründet und mit der letzten Erweiterung 2010 , in Bad Harzburg vorerst abgeschlossen. Angesichts der drohenden Wirtschaftskrise wurde das Büro aufgelöst und verkauft, die provisorische Geschäftsstelle in Halberstadt errichtet. Das Lager wird langfristig in den neuen Standorten integriert.

    2. Nein, wir hatten genügend Interessenten aus anderen Bundesländern, es gibt Leute, die legen auf einen Arbeitsplatz wert und sind bereit zu pendeln.

    Das Foto auf der Facebookseite war die letzte zugängliche Wohnung in Bad Harzburg , mit Brockenblick.

    Sobald der neue Standort bezugsfertig ist, gibt es wieder einen Telefoneintrag und Internetpräsentation.

  16. 41.

    Mir gehört ein Touristikunternehmen, mit verschiedenen Bereichen. In Berlin Wohnungsvermittlungen & Verkauf, in Bad Harzburg ein Prospektlager, der veranstalteten Veranstaltungen u nd in Halberstadt die Niederlassung, die in Kürze umzieht und demnächst auch wieder im Internet erreichbar ist.

    Da es keine Bewerber aus Berlin-Brandenburg gab, werden dort keine Arbeitsplätze entstehen, sondern auf die neuen Standorte in Sachsen-Anhalt und Sachsen verteilt.

  17. 40.

    Sicherlich hat es Ihre laut Ihrem persönlichen Facebook-Eintrag seit einem Jahr existierende Firma schwerer. Arbeitskräfte zu rekrutieren als Firmen, die eine disruptive Technik zur Großserienreife gebracht oder auch nur Firmen, die keine Ausreden brauchen, weil sie nicht im Telefonbuch stehen.

  18. 39.

    Ich weiß nicht wo sie arbeiten.
    Ich kenne es nur von meinem Schwager bei Mercedes. Die suchen auch dringend Fachkräfte. Allerdings schreiben sie die Stellen die bei ihm in der Abteilung unbesetzt bleiben nicht aus.
    Allerdings kann das kein Argument sein, dass hier Fachkräfte fehlen ( die sollen ja schließlich überall in DE fehlen), keine Arbeitsplätze zu schaffen.

  19. 38.

    Es fehlen definitiv Fachkräfte. Es muss unbedingt Initiative von beiden Seiten kommen. Falls Sie die Diskussion um das Tesla -Werk , schon länger verfolgt haben, wissen Sie vielleicht , dass unsere Firma, in mehreren Bereichen , Personal gesucht hat. Aus fast allen Bundesländern gab es Interessenten. Nur frage ich mich, warum keiner aus Berlin-Brandenburg? Einige Arbeitsplätze sollten schließlich extra in Brandenburg geschaffen werden.

  20. 37.

    Die Mitarbeiter der Grünen Liga wussten das nicht. das Zauneidechsen in der Kiefernmonokultur leben leben und haben das deshalb nicht vor dem OVG vorgebracht. Haben Sie denen schon Ihre fachliche Beratung angeboten,damit die lernen,dass es auch als die unter Biologen bekannten potentielle Habitate gibt?

    Aktuell ist die erste Ausbaustufe. Für die nächsten müssen neue Anträge gestellt werden und bis dahin auch die angekündigten Fördergenehmigungen vorliegen. Wer sagt, dass andere Firmen sich im WSE-Gebiet ansiedeln werden? Wo gibt es dort größere freie Gewerbeflächen? Genau deshalb hat ja die Gemeinde dieses Industriegebiet auf ihrer Internetseite angeboten.

    Arbeiteten Sie eigentlich in Grünheide oder stören Sie sich nur an anderen Pendlern?

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