Industrie-Ansiedlung in Grünheide - Wie Tesla bei der Autoproduktion sparen will

Sa 26.06.21 | 11:23 Uhr
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Limousinen von Typ Model 3 des US-Elektroautohersteller Tesla werden in einer Giga-Fabrik des Unternehmens gefertigt. (Quelle: dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 25.06.2021 | Philip Barnstorf | Bild: dpa

Batteriefabrik, haushohe Gießroboter und neue Plastikproduktion - Tesla hat sich in Grünheide viel vorgenommen. Das muss der Konzern auch. Denn die Autos sind nach wie vor nicht profitabel und die Konkurrenz lauert. Von Philip Barnstorf

Tesla verdient mit Autos kein Geld. Der Unternehmensgewinn stammt stattdessen zu einem großen Teil aus dem Handel mit Bitcoins und Emissionszertifikaten. Auf Dauer ist das ein unberechenbares Geschäftsmodell, wie auch Tesla-Finanzchef Zachary Kirkhorn im Februar gegenüber dem amerikanischen Sender CNN sagte. Da verwundert es nicht, dass Tesla in Grünheide seine Autos effizienter und günstiger produzieren will.

Batterierevolution?

Besonders wichtig ist dabei die Batterie. Sie ist das teuerste Einzelteil in Elektro-Autos und bisher haben fast alle Hersteller sie vor allem von Zulieferern aus Asien eingekauft. Tesla will nun den derzeit ausliegenden Bauplänen in Grünheide Batterien selbst produzieren. Sie sollen laut Elon Musk besonders günstig sein und außerdem mehr Reichweite bieten.

Besonders wichtig dabei: die einzelnen Batteriezellen sind größer und werden enger gepackt. "Das gab's zwar schon, aber das ist nicht dumm. Weil es die kleinen Elektroniken pro Modul nicht mehr braucht, gehen die Kosten runter", sagt Sven Bauer von BMZ, einem Unternehmen, das Batterien etwa für Baumaschinen herstellt. "Und die Batterie wird stabiler, denn jetzt ist die Zelle eine eigene Platte und ein tragendes Teil." So soll die Batterie die Steifigkeit des Wagens insgesamt verbessern.

Wenige große statt viele kleine Roboter

Auch bei der Karosserie-Produktion will Tesla neue Wege gehen. "Viele Hersteller verbinden dabei viele Einzelteile miteinander", sagt Stefan Bratzel vom Automobil-Forschungsinstitut "Center for Automotive Management" in Bergisch Gladbach, "Tesla dagegen gießt große Teile der Karosserie in einem Stück." Mit Hilfe von wenigen Aluminium-Gießrobotern, so groß wie ein kleines Haus, will Tesla hier viele kleine Schweißroboter, Produktionsschritte- und kosten einsparen.

Laut Stefan Bratzel schaffen Autohersteller normalerweise rund 25 Prozent der Wertschöpfung in der Produktion eines Autos selbst. Den Rest übernehmen Zulieferer. Wenn Tesla seine Ankündigung wahrmacht und klassische Zuliefererproduktion wie Batterie, Kunststoffteile und Sitze selbst übernimmt, könne Teslas Anteil an der Wertschöpfung auf mindestens 35 Prozent steigen, schätzt Bratzel.

Die Konkurrenz schläft nicht

Aber mit seiner Strategie, teure, wichtige Teile selbst zu produzieren, ist Tesla nicht allein. "Deutsche Firmen denken inzwischen auch über eigene Batterien nach", sagt Maximilian Fichtner, der an der Universität Ulm zu Batterien forscht. So plant etwa Volkswagen sechs Batterie-Fabriken in Europa. Die Wolfsburger wollen dabei etwa mit der schwedischen Northvolt zusammenarbeiten. "Wenn sie das alles alleine machen, würden sie das zeitlich nicht hinbekommen. Tesla hat einen Vorsprung", so Fichtner weiter.

Automobil-Experten schätzen, dass Teslas Vorsprung in der Batterie-Technologie etwa zwei Jahre beträgt. Da verwundert es nicht, dass das Unternehmen mit dem Fabrikbau in Brandenburg so eilig hat. Es hängt also auch vom Geschehen in Grünheide ab, ob Tesla bald auch mit Autos Gewinne erzielt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.06.2021, 14:40 Uhr

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47 Kommentare

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  1. 47.

    Können Sie mir einen Schadstoff nennen der wirklich "frei" gesetzt wird?

  2. 46.

    Wo ist jetzt genau ihre Begriffsdefinition von "handwerklich" und "industriell"?

    Tesla hat hochautomatisierte Produktionsanlagen in Fremont, in der Wüste von Nevada, noch eine im US-Bundesstaat New York und eine in Shanghai.

    Autoproduktion ist um ihrer wahrscheinlichen Definition wohl immer beides. Industrielle Produktion in Gießereien, Presswerk, Lackiererei, Rohbaufertigung und "handwerklichem" Zusammenbau der Teile auf der Endmontagelinie.

  3. 45.

    Und selbst wenn er wegen Bleifuß nochmal zwischendurch laden müsste, ist das bei Teslas Superchargern super einfach. Einfach anstecken und fertig. Abgerechnet wird automatisch im Tesla Konto. Nix mit Ladeapps oder Ladekarten....und die Supercharger funktionieren auch einfach, während die vom Steuerzahler bezahlten/geförderten Ionity Säulen ständig defekt sind oder einfach nicht funktionieren wollen.....

  4. 44.

    Das ist doch mal ein sachlicher Kommentar,

    ändert aber nichts an der Tatsache, dass das nicht Teslas Schuld ist. Wenden Sie sich bitte an die lokale Politik, die dieses Gebiet, und nicht etwa ein anderes für eine große Industrieansiedlung vorgesehen hat.

    Tesla ist für Raumordnung einfach nicht der entsprechende Ansprechpartner.....

  5. 43.

    Ab wann beginnt bei Ihnen die industrielle Fertigung? Reichen knapp 500.000 PKW/a aus zwei Werken dafür nicht aus?

  6. 42.

    Tatsächlich hat Tesla auf ihrem Werksgelände im Betrieb (also nach der Bauphase) einige Dieselmotoren installiert.

    Ob Tram88, Herr Werner und die anderen mir sagen können wo? (kleiner Tipp steht in Abschnitt 12 Seite 1XXX....)

    Also einmal Antragsunterlagen lesen, erst dann nehme ich euer Gemecker für voll....

  7. 41.

    Der individuellen Mobilität will und kann vor allem n der Fläche niemand abschwören. Schlechtes Beispiel ist doch z.B. Herr 88, der seine CO2-Schleuder unbedingt benötigt, um in einem bestimmten Supermarkt Bier aus den Sonderangebot und Rindenmulch aus den Baumarkt zu transportieren. Ach ja, und seine Frau holt ihn ab, wenn er mit Bekannten in den "Pilzen" gewesen ist.

    Wie wertvoll dabei die Natur im Industriegebiet Freienbrink-Nord ist, können Sie sogar in den Stellungnahmen der Naturschutzverbände nachlesen.Stöbern Sie einfach mal in den alten Grundsatzdiskussionen vom Spätherbst 2019. Dass Greenpeace u.a. solche Nutzforste knapp über Maisfelder einordnen, ist bezeichnend, auch wenn Sie das nicht lesen wollen und als Anwohner von irgendwas außerhalb der "Tesla-Region" noch leugneten, dass Tesla Ausgleichsmaßnahmen veranlasst, als der RBB längst darüber berichtet hatte.

  8. 40.

    Je mehr Fertigungsschritte in Grünheide konzentriert werden, desto mehr Schadstoffe entstehen an diesem sensiblen Standort. Auch wenn in Summe weniger Schadstoffe entstehen als an vereinzelten Standorten ist es für Grünheide ein ökologisches Desaster. Jugend forscht im Trinkwasserschutzgebiet. Die Behörde hat hier keine Vergleichswerte, damit sind die Risiken für diesen Standort umso höher.

  9. 39.

    Dafür kostet ein Tesla aber auch nur wenig mehr wie der aufwendig gebackene Kleinwagen, mit dem man bei den Fahrzeugen aus den ersten Modelljahren im Winter Angst haben musste, ohne REX oder ohne Zwischenlandung einmal quer durch Berlin und zurück zu kommen. Für Sie, der einst den eigenen Anspruch propagierte, nonstop mit einem BEV über die Autobahn nonstop an die Ostsee rasen können zu müssen, wäre der überhaupt nichts gewesen. Blöd halt, dass das mit einem Model 3 ausgehen könnte und bei eingeschaltetem "Autopiloten" auch mit einem Model Y.

  10. 38.

    Ohne EEG gäbe es weder Windräder noch Solarzellen, weil sie unwirtschaftlich sind. Die Erfinder des Gesetzes wussten das und haben aus dem Grund eine Geldpumpe weg von der Allgemeinheit hin zu den Betreibern installiert. An der Unwirtschaftlichkeit hat sich bis heute nichts geändert, Ihre Argumente dass es heute anders sei enthalten einen Denkfehler:

    "Das die erneuerbaren Energien die Preise an der Börse haben purzeln lassen" Das bedeutet nichts, weil die wahren Kosten der EEG-geförderten Anlagen dort gar nicht abgebildet werden. Deren Strom wird dort zu Dumpingpreisen unter den Herstellungskosten vertickt, weil die wahren Kosten über die Stromrechnungen an der "Börse" vorbei laufen.

    "welche Strompreise heutige WKA und Solaranlagen" Wenn das so ist, müssten diese ohne Förderung konkurrenzfähig sein. Setzen Sie sich also mit mir für die ersatzlose sofortige Abschaffung des EEG ein, diese Anlagen müssten ja aus dem Stand weiter laufen wenn Sie Recht haben. Deal?

  11. 37.

    Gibts bereits ein Tesla-Werk irgendwo auf der Welt, das Autos industriell herstellt? Mir sind bisher nur welche bekannt, in denen handwerklich geschraubt wird. Irgendetwas muss für das Börsen-Wunder ja vorgezeigt werden. Aber profitable Industrie betreibt Tesla meines Wissens bisher nicht.

  12. 36.

    Das EEG ist deswegen so hoch, weil es früher sehr hohe Förderungen in Form von fest zugesagten hohen Preisen für 20 Jahre gab. Das die erneuerbaren Energien die Preise an der Börse haben purzeln lassen, lässt dummerweise die EEG Umlage deutlicher steigern, weil die EEG-Umlage die Preisdifferenz zwischen damals garantierter Vergütung und erzieltem Preis ausgleichen muss.

    Gut aber was rede ich hier bei Thema Tesla tummeln sich eben die Energiewendegegner und EAutogegner, bzw Eben die Kohle-/Atomfanboys und Dieselfans.....

    Ihnen ist vielleicht nicht bewusst, welche Strompreise heutige WKA und Solaranlagen erzielen können, da ist jedes konventionelles Kraftwerk nicht mehr konkurrenzfähig. Auch die haben die EE Anlagen Ihren eigenen CO2 Ausstoß innerhalb weniger Monate/Jahre immer direkt wieder eingespart.

  13. 35.
    Antwort auf [Erna] vom 26.06.2021 um 16:30

    Schön das jeder mit keiner Ahnung aber ne ganz große Meinung hat oder?

    Kennen Sie die Effizienzverluste von synthetischen Kraftstoffen? Zahlen Sie dann gerne 3 Euro pro Liter für ihren synthetischen Sprit? wohlgemerkt ohne jede Steuer.

    Welche Rohstoffförderung wird denn so aufwendig? Wissen Sie wie man Lithium, Nickel oder auch Standardmetalle wie Kupfer und Aluminium bergmännisch abbaut und in ihre Reinform verhüttet?

    Googeln Sie doch mal das Gewicht von einem Tesla Model 3 und einem vergleichbaren BMW oder Audi. Kleine Überraschung die Verbrenner sind SCHWERER....ach du je....Vorurteil bezüglich EAuto wohl nicht grundsätzlich richtig. Gut die VW/Audi/BMW Eautos sind tatsächlich 300-400 kg schwerer.......

  14. 34.

    Dafür kostet ein Tesla aber auch nur wenig mehr wie der aufwendig gebackene Kleinwagen, mit dem man bei den Fahrzeugen aus den ersten Modelljahren im Winter Angst haben musste, ohne REX oder ohne Zwischenlandung einmal quer durch Berlin und zurück zu kommen. Für Sie, der einst den eigenen Anspruch propagierte, nonstop mit einem BEV über die Autobahn nonstop an die Ostsee rasen können zu müssen, wäre der überhaupt nichts gewesen. Blöd halt, dass das mit einem Model 3 ausgehen könnte und bei eingeschaltetem "Autopiloten" auch mit einem Model Y.

  15. 33.

    Die E-Mobilität ist sicherlich eine Stufe der konsequenten Weiterentwicklung in der Fahrzeug- und Antriebstechnik.
    Deutschland ist nicht das einzige Land, das auf E-Mobilität setzt und zudem lässt sich derzeit gut beobachten, dass europa- und weltweit gewinnorientierte Batterie- und Fahrzeugfabriken wie Pilze aus dem Boden schießen, wo zuvor noch Wald bzw. naturbelassenes Areal war.
    Allerdings ist es unter umweltschutzrechtlichen Gesichtspunkten widersinnig oder gar kontraproduktiv, wenn man für die Herstellung endlich (angeblich) umweltfreundlicher Produkte die Natur im gleichen Maße zerstört oder sogar noch eins draufsetzt.
    Im Grunde meinen wir das Richtige, tun jedoch das Falsche.
    Angesichts dieser nicht nachhaltigen Herangehensweise lässt sich resümierend sagen, dass wir leider immer noch nicht verstanden haben und die E-Mobilität die Umwelt und das Klima genauso wenig retten wird, als würde man so weitermachen wie bisher.



  16. 32.

    Die Entwicklung im BEV Umfeld bleibt nicht stehen. Zitat von golem.de vom 18. Juni 2021 "Faradion und der Tesla-Zulieferer CATL produzieren erste Natrium-Ionen-Akkus mit der Energiedichte von LFP. Sie sind kälteresistenter, sicherer und lithiumfrei." Das sind KEINE Labormuster sondern für den produktiven Einsatz auch in BEVs gedacht.
    Derzeit wird der produktive Einsatz von SRM Motoren als Antriebsmotoren im BEV vorbereitet, womit der Verbrauch von seltenen Erden für Permanentmagnete verschwinden wird.
    Ich habe volles Verständnis warum die klassische Verbrennermotorenindustrie mit ihren Zulieferbetrieben Angst hat. Vielleicht haben sie ja noch Märkte bei Rasenmähern oder Notstromaggregate.

  17. 31.

    Apropos nicht gelesen: "Außerdem sollen tausende Lkw mehrere Güterzüge jeden Tag Material in die Fabrik hinein und fertige Teslas aus ihr heraustransportieren." schrieb der RBB bereits vor einiger Zeit in einem auch von Ihnen kommentierten Artikel.

  18. 30.

    Wie schön das sie meinen Kommentar nicht richtig gelesen :-)
    Ich schrieb, es stimmt das Tesla ohne BC und Zertifikate kein + stehen würde. Aber es ist falsche das es ein großer Teil des Gewinn ist.
    Woraus sie jetzt schließen, kann das es mir nicht passt, wird aber wohl ihr Geheimnis bleiben. Vielleicht einfach mal ein Gang runter schalten.

  19. 29.

    Ich kenne da zufällig einen Hersteller, der gerade für den ländlichen Raum PV-Anlagen samt Zwischenspeicher anbietet, die dann im EFH installiert werden können. Der bietet übrigens zufällig auch E-Autos an, deren Hardware bidirektionales Laden ebenfalls unterstützen soll, was aber noch nicht freigeschaltet ist. Was Ihnen daran nicht gefallen wird: Der kommt aus den USA.

    Bei einer Leistung von weniger als 30 Kilowatt peak und einem Eigenverbrauch von höchstens 30 MWh pro Kalenderjahr (das entspricht ca. 15 Zwei-Personen-Haushalten) sind solche Anlagen von der EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch befreit. Benachteiligt werden eher grosse Firmen, die auf dem Fabrikdach Strom in grösseren Mengen zum Eigenverbrauch erzeugen wollen. Dafür fällt dann eine anteilige EEG-Umlage an.

  20. 28.

    Der i3 wird aber von BMW noch mindestens bis 2024 gebaut. Wer keine zu große Reichweiten benötigt erwirbt eben einen BMW. Der hintere Einstieg nichts für dicke Leute. Aber zu 2t ins nähere Umland- ein Auto mit Besonderheiten und dennoch chick. Ein bissel teuer aber dafür ein Auto der Edelmarke BMW. So sauber ist kein Tesla verarbeitet.

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