Landrat kritisiert Teslas Kommunikationsstil - Steinbach: Bau von Tesla-Werk im "Endspurt"

Der Bau der Gigafabrik in Grünheide befindet sich auf der Zielgeraden. Dies verkündete nicht etwas ein Tesla-Sprecher, sondern der Brandenburger Wirtschaftsminister Steinbach. Der Landrat von Oder-Spree kritisiert deswegen den Kommunikationsstil des Unternehmens.
Der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hat sich optimistisch gezeigt, dass noch in diesem Jahr die ersten Tesla-Fahrzeuge in der neuen Giga-Fabrik bei Grünheide (Oder-Spree) produziert werden können. Bei einer Tagung des in Erkner angesiedelten Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung sagte Steinbach wörtlich, der Bau des Werks befinde sich im "Endspurt".
Tesla habe bisher 1.000 Arbeitskräfte eingestellt. Bis zum Produktionsstart werde ihre Zahl bestimmt auf 3.000 anwachsen, sagte Steinbach. Danach werde die Belegschaft proportional zum Marktaufwuchs ansteigen. Man müsse dabei auch beachten, so Steinbach, dass das Grünheider Werk nicht allein den deutschen Markt bediene. Mit den dann vier weltweiten Tesla-Werken werde der globale Markt bedient. Wie Steinbach weiter sagte, hat das von Tesla praktizierte Bauen mit Vorabgenehmigungen Vorbild-Charakter für andere Großinvestoren.
Landrat kritisiert Infopolitik von Tesla
Der Landrat von Oder-Spree, Rolf Lindemann (SPD), sagte, es sei nicht verwunderlich, dass wieder einmal Wirtschaftsminister Steinbach Tesla-Details öffentlich verkündet habe. Lindemann kritisierte, dass es vom Elektro-Autobauer selbst kaum Infos gebe. Daher werde viel herumspekuliert.
Der Landrat verlangte, dass sich der US-Konzern durchaus auch an die hiesigen Gepflogenheiten anpassen müsse. Immerhin wollten sie dort auch ihre Mitarbeiter rekrutieren und ihre Autos verkaufen. "Ich kann mir das gar nicht vorstellen, dass, wenn ein Wettbewerber aus deutschen Gefilden hier eine solche Investition vorhätte, der sich so rar machen würde und nicht den öffentlichen Diskurs suchen würde, um auch Verständnis für seine Planungen herzustellen", so Lindemann.
Typisch für Tesla sei auch, wenn öffentlich mit Wirtschaftsminister und Wissenschaftlern aus der Region über Tesla und die Zukunftschancen diskutiert werde, dass kein Konzernvertreter vor Ort sei, sagte Lindemann.
Viele Probleme noch ungeklärt
Ob knappes Wasser und steigender Verkehr in der Region, viele Fragen seien noch offen. Steinbach selbst beschwichtigte, dass der Wasserverbrauch geringer sein werde als beantragt. Der Bürgermeister von Grünheide, Arne Christiani (parteilos) versicherte auf der Tagung, dass eine breite Mehrheit der Einwohner hinter dem Projekt stehe.
Wolfgang Rump von der Regionalen Planungsgemeinschaft Oderland-Spree sagte aber, dass es deutlich mehr Konflikte bei Großprojekten wie dem Tesla-Fabrikbau gebe als in der Vergangenheit. Es bedürfe für den Prozess der Konfliktlösung eines Moderators. "Ich glaub, dass es ganz wichtig ist, hier einen anerkannten, neutralen Akteur zu gewinnen, um das Konfliktmanagement dann auch künftig professionell zu steuern im Sinne, dass man ein Gegner hat, sondern nur unterschiedliche Interessen hat, die miteinander kommuniziert und ausgelotet werden müssen."
Als Moderatoren schlug er die Forscher des Erkneraner Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung vor.
Pläne für zusätzliches Klärwerk konkretisieren sich
In Sachen Abwasser konkretisieren sich die Pläne für ein zusätzliches Klärwerk nahe der Tesla-Fabrik. Wie der Brandenburger Umweltminister Axel Vogel (Grüne) im zuständigen Landtagsausschuss sagte, gebe es zwar noch keinen genauen Standort. Die Müggelspree könnte durch das neue Klärwerk aber künftig mehr Wasser führen. Denn in den Fluss sollen die vollständig gereinigten Abwässer geleitet werden, so Vogel weiter. "Natürlich mit den entsprechenden Werten, die im Rahmen des Genehmigungsverfahrens vorzugeben sind, sodass sich der qualitative Zustand auf garkeinen Fall verschlechtert und der quantitative Zustand [...] sich vermutlich verbessert."
Das sei ein bemerkenswerter und positiver Nebeneffekt, sagte der Minister. "Wir sind natürlich bestrebt, die geeignetste Landesfläche auszumachen, die dann auch dem Wasserverband Strausberg-Erkner zur Verfügung gestellt, das heißt verkauft wird", so Vogel.
Mit Material von Michel Nowak
Sendung: Antenne Brandenburg, 03.06.2021, 15:10 Uhr
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