Angst vor Luftverschmutzung durch Tesla - Landesumweltamt stellt Mängel bei Messstation in Grünheide fest

Eine Luftgütestation sorgt seit Monaten für Streit in Grünheide. Gemeindevertreter behaupten, die Tesla-Fabrik führt zu erhöhten Messwerte. Nun hat das Landesumweltamt gravierende Qualitätsmängel der Messstation festgestellt. Von Lucia Heisterkamp
Verunreinigt Tesla schon jetzt die Luft, obwohl die Fabrik nicht mal in Betrieb ist? Kritiker in Grünheide behaupten genau das - und begründen ihre Befürchtungen auf Daten einer Luftgütestation, die von der Gemeindeverwaltung in Grünheide (Landkreis Oder-Spree) aufgestellt wurde. Nun stellt das Landesumweltamt (LfU) fest: Standort, Messtechnik und Datenqualität des Luftgütesensors weisen gravierende Fehler auf. Die Umweltbehörde hält die Daten deshalb nicht für auswertbar, sagte Thomas Frey vom LfU gegenüber dem rbb.
Messstation am Löcknitz-Campus
Seit März dieses Jahres misst die Station am Löcknitz-Campus in Grünheide in 2,5 Metern Höhe die Luftqualität. Gemeindevertreter, darunter die Fraktion bürgerbündnis, hatten die Daten eigenständig ausgewertet und wiederholt vor überschrittenen Schadstoffwerten gewarnt. Als Verursacher vermuten sie die Tests, die in der Lackiererei und Aluminiumdruckgießerei der Tesla-Fabrik durchgeführt werden.
Bei einem Fachgespräch in Potsdam in dieser Woche hat das LfU mit Gemeindevertretern aus Grünheide über die Qualitätsanforderungen an Messstationen gesprochen und die Durchführung einer Messkampagne mit sogenannten Passivsammlern angeregt. Dazu soll ein Netz von qualitätsgesicherten Messstellen im Umkreis des Tesla-Gelände aufgestellt werden. Das Verfahren sei vergleichsweise kostengünstig und einfach im Handling, erklärte Frey. So könne eine arbeitsteilige Betreuung der Messpunkte zusammen mit der Gemeindeverwaltung gewährleistet werden.
Auswertung soll bis 2023 vorliegen
Zudem sei die Methode gleichwertig mit dem EU-Referenzverfahren. Die chemischen Analysen sollen laut Frey in einem unabhängigen, nach internationalem Standard akkreditierten Labor untersucht werden und so die Qualität sichern. Im nächsten Schritt will die Gemeinde Vorschläge für Installationspunkte vorlegen, die dann vom LfU auf ihre fachliche Eignung hin überprüft werden. Laut der Behörde soll das gesamte Kalenderjahr 2022 betrachtet werden, die Auswertung der Messwerte würde entsprechend im Frühjahr 2023 vorliegen.
Kritik an Grünheides Bürgermeister
Die Fraktion Bürgerbündnis sieht eine Pflichtverletzung von Grünheides Bürgermeister Arne Christiani (parteilos), der die Luftgütestation am Löcknitz-Campus hatte anbringen lassen. Schon zuvor hatten Fraktionsmitglieder Christiani vorgeworfen, das Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung in Grünheide durch Tesla zu verharmlosen. Der Bürgermeister wollte sich gegenüber dem rbb nicht zu den Vorwürfen äußern.
Sendung: Antenne Brandenburg, 12.11.2021