Produktionsstart in Oder-Spree - Tesla-Werk in Grünheide offiziell eröffnet

Nach zwei Jahren Bauzeit ist das erste europäische Tesla-Werk am Dienstag eröffnet worden. Zahlreiche Bundes- und Landespolitiker waren vor Ort. Tesla-Chef Elon Musk hat die ersten Fahrzeuge "made in Germany" übergeben. Doch gab es auch Kritik.
Das erste europäische Werk des US-Autobauers Tesla in Grünheide (Oder-Spree) ist nach etwas mehr als zwei Jahren Bauzeit offiziell eröffnet worden. Am Dienstag wurde mit der Auslieferung der ersten Tesla-Fahrzeuge begonnen. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteile, wurden zunächst 30 Model Y von Tesla an Kundinnen und Kunden übergeben.
Die Bauarbeiten für das Werk hatten im Frühjahr 2020 begonnen. Tesla-Chef Elon Musk verließ sich dabei zunächst auf vorzeitige Zulassungen des Landes Brandenburg. Erst vor rund zwei Wochen kam die endgültige Genehmigung, als die Fabrik längst fertig war und mit dem Probebetrieb begonnen hatte.
Die Errichtung des Werks war von Protesten gegen Baumfällungen begleitet worden, von Klagen von Umweltverbänden und Sorgen von Bürgerinitiativen um die Wasserversorgung in der Region. Auch am Dienstag gab es erneut Proteste.
Zum Produktionsstart am Dienstag waren neben Tesla-Chef Elon Musk auch zahlreiche Bundes- und Landespolitiker vor Ort, darunter Bundeswirtschaftminister Robert Habeck (Grüne), Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD).
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte, der Produktionsstart sei "ein besonderer Tag für die Region und ein besonderer Tag für die Mobilitätswende in Deutschland". "Tesla hat sich für Deutschland entschieden und die erste große Batteriefabrik gebaut, weil sie davon ausgehen und erwarten, dass sich der Verkehr in Deutschland elektrifiziert."
Tesla habe die Produktionshallen zudem in Rekordzeit errichtet, so Habeck. Die Geschwindigkeit sei dadurch zu erklären, dass Tesla mit eigenem unternehmerischen Risiko noch vor der Genehmigung angefangen habe zu bauen. Das sei "ein Stück weit auch ein Zeichen, wie man Dinge angehen kann, wenn man entschlossen ist". Er wolle prüfen, ob das für andere Projekte - zumindest in Teilen - übernommen werden könnte, sagte Habeck. Das "Tesla-Tempo" sei vor allem für die Energiewende entscheidend: "Wir wollen unabhängig von russischem Öl werden, das ist nicht trivial für Deutschland."
"Deutschland kann schnell sein", betonte auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit Blick auf die Rekord-Bauzeit des Werks - das in der Nähe des Hauptstadtflughafens BER liegt, der 2020 mit neun Jahren Verspätung eröffnet wurde. Das Werk sei ein Ansporn und ein Zeichen für den Fortschritt der Industrie am Standort Deutschland, so Scholz. Vor allem Ostdeutschland profitiere von der neuen Autofabrik in Grünheide. "Der Osten ist industriell vorne mit dabei", sagte der SPD-Politiker.
Angesichts der weltweiten Spannungen warnte der Bundeskanzler davor, die Globalisierung der Wirtschaft rückgängig zu machen: "Aus meiner Sicht würde das die Welt und uns alle um großen Wohlstand bringen." Nur die Projekte, die bereits heute angegangen werden, würden den Wohlstand für die Zukunft sichern. Die Bundesregierung wolle noch in diesem Jahr eine deutliche Verkürzung der Planungs- und Genehmigungszeiten erreichen, damit etwa Wind- und Solar-Anlagen schneller gebaut werden können.
Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte: "Ich bin persönlich Elon Musk dankbar, dass er ein solche Projekt hier angesiedelt hat." In den 861 Tagen seit der Ankündigung bis hin zur Eröffnung sei Grünheide international bekannt geworden.
Woidke sprach aber auch Schwierigkeiten an. "Wir haben Tesla vor manche schwere Aufgabe gestellt und ich sage ganz unumwunden: Tesla hat auch uns vor manche schwere Aufgabe gestellt, aber am Ende haben wir es gemeinsam gerockt." Nun freue er sich auf eine lange gemeinsame Zeit mit Tesla, so Woidke.
Es gebe auch rund um den Standort auch noch viel Arbeit. "Die Infrastruktur von Kita über Wohnen bis Bahnanbindung muss ausgebaut werden", sagte Woidke am Dienstag. "Wir sind hier auf einem guten Weg, haben aber noch eine ordentliche Strecke vor uns." Er sei sicher, dass es gelinge, auch dies gemeinsam zu schultern, sagte Woidke. Die Autofabrik nahe Berlin bringe Tausende neue Arbeitsplätze. "Die Region um Grünheide wird sich verändern."
Elon Musk, der bereits am Montag in Berlin gelandet war, übergab am Dienstag nach einer kurzen Werksführung die ersten 30 Fahrzeuge "made in Germany". Das zweite Model Y, das vom Band rollte, erhielt nach rbb-Informationen eine Frau aus Köpenick. Bei der Übergabe des dritten Fahrzeugs wünschten sich die neuen Besitzer das Einspielen von Techno-Musik - sehr zur Freude des Tesla-Chefs. Wie angekündigt, begann Elon Musk zu der Beats mit einer umherfliegenden Drohne zu tanzen.
Auch Konzernchef Elon Musk betonte, Tesla wolle einen Beitrag zur Energiewende leisten. "Du kannst Hoffnung auf die Zukunft haben", so Musk auf Englisch. "Glaub an die Zukunft, die Probleme können gelöst werden." Für ihn und Tesla sei der Produktionsstart ein "sehr großer Tag". Im Anzug und mit Krawatte sagte Musk vor jubelnden Menschen und auf Deutsch: "Danke Deutschland, Brandenburg und Grünheide."
Proteste bei Tesla-Eröffnung
Doch nicht alle jubelten über den Produktionsstart: Begleitet wurde der Tag von mehreren Protestaktionen von Umweltschutz-Aktivisten. Wie die Gruppen "Sand im Getriebe", "Ende Gelände" und "Extinction Rebellion" nach dpa-Angaben mitteilten, blockierten Aktivisten ein Werktor der neuen Tesla-Fabrik. Weitere Aktivisten sorgten dafür, dass die Autobahn A 10 gesperrt werden musste, da sie sich von einer Fußgängerbrücke abseilten. Zudem zogen vom Bahnhof Fangschleuse rund 100 Teilnehmer zum Werksgelände. Sie folgten einem Aufruf der Bürgerinitiative Grünheide.
In der Gigafactory Berlin-Brandenburg, die wie Niederlassung in Grünheide offiziell heißt, will Tesla künftig bis zu einer halben Millionen Elektroautos des Typs Model Y produzieren. Derzeit wird auf dem rund 300 Hektar großen Gelände zudem noch eine eigene Batteriefabrik errichtet. Das US-Unternehmen will dort nach eigenen Angaben "Autos für alle europäischen Tesla-Märkte produzieren".
Sendung: Antenne Brandenburg, 22.03.2022, 14:10 Uhr
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