Autofirma will Grundstück erweitern - Umweltverbände kritisieren Tesla-Pläne für neue Rodungen

Sa 07.05.22 | 10:54 Uhr | Von Martin Krauß
  62
Die Teslafabrik in Grünheide (Bild: dpa/Thomas Bartilla)
Bild: dpa/Thomas Bartilla

Tesla in Grünheide will sein Areal vergrößern und einen Güterbahnhof bauen. Umweltverbände erwarten, dass sich dadurch der Trinkwasser-Mangel weiter zuspitzt. Auch dass erneut Wald gerodet werden müsste, stößt bitter auf.

In ersten Stellungnahmen haben sich die beiden Umweltverbände Grüne Liga und Naturschutzbund (Nabu) Brandenburg kritisch zu den Erweiterungsplänen von Tesla geäußert, die am Donnerstag durch Recherchen des rbb bekannt geworden waren. Die Umweltverbände kritisieren, dass die Pläne negative Auswirkungen auf die Umwelt und das Trinkwasser haben könnten.

Tesla will 100 Hektar erwerben

"Das ist natürlich eine Katastrophe", sagt Christiane Schröder, Landesgeschäftsführerin des Nabu. Sie weist darauf hin, dass ein Trinkwasser- und ein Landschaftsschutzgebiet von den Plänen betroffen seien. "Selbst wenn es nur ein Güterbahnhof wird, wird viel Fläche am Ende wegen des Grundwasserschutzes versiegelt sein müssen", so die Umweltschützerin. Das werde dazu führen, dass das lokale Klima sich weiter erhitzt und dass die Versiegelung auch einen Einfluss auf die Grundwasserneubildung haben wird.

Laut rbb-Informationen will Tesla durch den Erwerb der 100 Hektar unter anderem einen Güterbahnhof bauen. Zudem soll das Areal für Lagerplätze und auch weitere Fabrikteile wie Haustechnik-Anlagen und ein Recycling-Gebäude genutzt werden.

Weiterer Wald müsste gerodet werden

Dafür müsste das größtenteils mit Kiefern bewachsene Gelände gerodet werden. "Wir reden überall davon, dass wir eigentlich mehr Bäume und Waldumbau brauchen, um auch dem Klimawandel zu begegnen. Hier fallen dann weitere 100 Hektar einer Industrieansiedlung zum Opfer", kritisiert Schröder.

Ähnlich sieht das Michael Ganschow, Landesgeschäftsführer des Umweltverbands Grüne Liga: "Wir können es uns nicht leisten, den Wald abzuholzen - nicht für Solaranlagen und nicht für Tesla." Vielmehr brauche es bestehende Wälder für den Waldumbau, damit in Zeiten des Klimawandels gelingen könne. Beim Waldumbau werden alte Bestände ausgelichtet und aufgeforstet, die jungen Bäume werden so durch die verbleibenden alten Bäume geschützt. Selbst wenn Tesla an anderer Stelle als Ausgleich aufforsten würde, bräuchten die Neupflanzungen den Schutz bestehender Bäume, betont Ganschow.

"Wasserverband wird protestieren"

Ähnlich wie die Nabu-Landesvorsitzende erwartet auch Ganschow einen negativen Einfluss auf das Wasser. Davon könnten die nahegelegene Löcknitz und das Landschaftsschutzgebiet betroffen sein, aber auch andere Gebiete. "Der Wasserverband wird, wie in den letzten Wochen sehr stark protestieren", prognostizierte Ganschow, auch weil der zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) unter solchen Bedingungen die Versorgung nicht weiter gewährleisten könne. "Diese Erweiterungen, die jetzt geplant werden, die werden vielleicht dazu führen, dass diese Tesla-Fabrik nicht mit Wasser versorgt werden und damit nicht produzieren kann."

Bereits in der Vergangenheit hatte der WSE angekündigt, für weitere Bauvorhaben im Verbandsgebiet nicht über ausreichend Fördermengen zu verfügen. Zudem wurde von dem Vorsitzenden der Verbandsversammlung, Henryk Pilz (CDU), bestätigt, dass der WSE bereits gegen die bisherige Genehmigung der Tesla-Fabrik Widerspruch eingelegt habe. Anfragen dazu und auch zur Bewertung der Erweiterungspläne hat der WSE bislang nicht beantwortet.

Kritik an Verschwiegenheit

Auch mangelhafte Kommunikation rund um Tesla und die Fabrik in Grünheide wird von Seiten der Umweltverbände kritisiert - jedoch in Richtung der Landesregierung: "Die neuen Pläne hätten zumindest schon einmal am Mittwoch im Landtagsausschuss den Abgeordneten vorgestellt werden können - beziehungsweise es hätte wenigstens angemerkt werden müssen, dass es da neue Pläne gibt", sagt Michael Ganschow.

Er vermutet, dass es bereits Absprachen zwischen der Landesregierung und Tesla gab oder beim Vertrag über das bisherige Areal schon eine Kaufoption vorhanden war. "Keiner weiß es, weil keiner diesen Vertrag kennt", so Ganschow.

rbb-Information: Treffen am Mittwoch in der Staatskanzlei

Auf Anfrage bestätigte das Umweltministerium dem rbb, dass der Landesregierung die Pläne von Tesla, weitere Grundstücke östlich des bisherigen Werksgeländes zu erwerben, bekannt sind. Jedoch "liegt dem Ressort des Agrar-Umwelt-Ministeriums derzeit kein konkretes Angebot vor", heißt es.

Nach Informationen des rbb wollen sich alle Beteiligten am Mittwoch in der Staatskanzlei treffen, um die Pläne zu beraten. Eine rbb-Anfrage zum Inhalt und zu den Teilnehmern des Treffens blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Auch Tesla hat sich bislang nicht zu den Erweiterungsplänen geäußert.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.05.2022, 12:30 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 08.05.2022 um 16:10 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

 

Beitrag von Martin Krauß

62 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 62.

    Falsch! Für Tesla wird beides gemacht, sowohl neue Wälder wie auch Waldumbauten. Kämen Sie aus der Region, hätten Sie auch von Naturraum für Generation gehört. Wieviel Regenwald wurde doch gleich als Ausgleich in Brasilien neu angelegt?

  2. 61.

    "Und wieder mal entlarven Sie sich als fundamentaler EE Gegner gegen jede wissenschaftliche Erkenntnis."

    Und das konnten Sie aus den folgenden zwei Sätzen ableiten?

    "Richtig, das funktioniert jedoch nur unter Einbeziehung vorhandener Wald- und Naturflächen.
    Die Umstellung auf erneuerbare Energien ist schon ab dem Tag verwirkt, an dem für deren Realisierung in gleichem Maße Natur- und Lebensraum zerstört wird."

    Gern können wir meine Aussage noch einmal unter Einbeziehung ihrer fundamentalen Kenntnisse analysieren.
    Sollten Sie daran kein Interesse haben, können Sie das auch bleiben lassen und weiterhin ihre unsinnigen Behauptungen streuen.

  3. 60.

    Die Zulieferer liefern genau so an, wie der Hersteller es vorschreibt. Und wenn im Lieferabruf steht, dass 2000 Stück von Teil XYZ an Tor 14 um 11 Uhr im Kleinladungsträger ( KLT) vom Typ 17 abzuliefern sind, dann wird genau das gemacht. Bahn-Anlieferung lohnt sich nur bei großen und schweren Teilen oder bei Tesla für die Alubrammen, die dann erhitzt und in den Druckgußautomaten gebracht werden.

  4. 59.

    Da die von Ihnen genannten Kiefern ja zwischen 80 und 100 Jahre alt sind halten Sie unsere Vorfahren für Idioten weil sie ja vorsätzlich das Grundwasser schädigten. Dummerweise haben unsere Ahnen mit dem Grundwasser bzw. dem knappen oder nicht vorhandenen Grundwasser nicht solche Probleme gehabt. Die gab es erst mit Tesla. Im übrigen ist mir ein Kiefernwald oder auch Plantage lieber als kein Baum oder eine Fabrikhalle. Diese versiegelten Flächen sind mit Sicherheit schädlicher für das Grundwasse

  5. 58.

    In der Theorie mögen Sie recht haben, allerdings sieht es in der Praxis deutlich anders aus, denn irgendwann fehlt es an Flächen.
    Das führt dann dazu, dass in die Trickkiste gegriffen und zunächst unterpflanzt wird, was wiederum als 1:1 Ersatzaufforstung abgegolten wird.
    Das hält jedoch Niemanden davon ab, den unterpflanzten Wald oder den im Umbau zum Mischwald befindlichen Wald nur wenige Jahre später einer Waldumwandlung in eine andere Nutzungsart zu unterziehen, um an dieser Stelle z.B. eine gigantische Fabrik zur Fertigung überflüssiger Produkte buchstäblich aus dem Waldboden zu stampfen.

  6. 57.

    "sogenannte Erneuerbare Energien umzuschwenken, ohne über deren Sinn oder Unsinn nachgedacht zu haben. Überlegungen, ob dieser Weg viel schlimmere Folgen für das Leben auf der Erde haben könnte, werden vollkommen unterdrückt."

    Ach Herr Klink immer wieder süß...immernoch am "glauben" das PV Anlagen extra mehr Sonnenlicht "einfangen"?

    Naturwissenschaftliche Grundbildung Fehlanzeige. Waren Sie wirklich Geologe?

  7. 56.

    Wald und WSG III (die niedrigsteStufe) haben doch erstmal nix miteinander zu tun.

    Das Industriegebiet war schon vor dem WSG ausgewiesen worden und die Verordnung zum WSG extra so gestaltet, dass dasIndustriegebietseine Gültigkeit behält. Nur ein Teil des Industriegebiet ist im WSG.

    Die Waldumwandlung war ebenfalls schon mit dem Aufstellen des B-Planes erledigt.

  8. 55.

    Das die großen deutschen Automobilbauer Gleisanschluss haben ist unbestritten. Nur die Zulieferer benutzen den kaum. Maximal die fertigen Autos als Endprodukt werden über die Schienen abtransportiert. Warum wohl hat sich Tesla den Standort genau am Berliner Ring gesichert und eine eigene Autobahn Abfahrt in Auftrag gegeben? Weil sie sämtliche Transporte über Schienen abwickeln? Viel Spaß beim weiterträumen. Selbst wenn Tesla einen eigenen Güterbhf hat, wird die Abfahrt nicht zurückgebaut.

  9. 54.

    Und wieder mal entlarven Sie sich als fundamentaler EE Gegner gegen jede wissenschaftliche Erkenntnis.

    Die Umweltzerstörung durch fossile Brennstoffe egal ob Kohle oder Erdöl sind sind schon ohne menschengemachten Klimawandel tausendmal höher als ein paar PV Anlagen oder WKA. Wenn Ihnen die Braunkohlelöcher in der Lausitz mit verockerter Spree nicht reichen, wie wärs mit Nigerdelta oder Ölsande in Kanada?

  10. 53.

    Wenn es dort neuerdings günstige Häuser geben sollte, bitte an mich. Gerne direkt an derFabrik am besten mit noch ein paar WKA in Sichtweite.

    Ich Verbrauch eh kaum kostbares Trinkwasser und könnte mich ja zur Not bei Tesla im HSE Bereich bewerben.

  11. 52.

    Wenn Brandenburger meckern kennen die ihr eigenes Bundesland kaum.

    Sonst könnte man mal in Falkenberg Elster vorbeischauen um massenweise Autos verladen auf Schine zu sehen.

  12. 51.

    Die hiesige Landschaften prägende, jedoch ökologisch wenig wertvolle Kiefernmonokultur und Wasserschutzgebiete schließen sich nur insofern aus, als dass die grundwasserschädliche Baumart darin nicht mehr neu kultiviert werden darf. Waldumwandlungen sind nach brandenburgischem Naturschutzgesetzgebung auch grundsätzlich legal. Seltene Tiere fanden sich hier vor allem am Bahndamm und mussten umgesiedelt werden.

  13. 50.

    Es wäre nicht das erste Mal, dass Sie die Ausgleichs- und Kompensationsmaßnehmen, die wg. Tesla vorgenommen wurden und werden, leugnen. Das unterscheidet aber Deutschland von Brasilien.

  14. 49.

    Die Umstellung auf erneuerbare Energien bedeutet das Aufstellen von Solarmodulen, Windrädern, Erweiterung der Infrastruktur, Eingriff in die Natur... Das Alles nennt man Strukturwandel.
    Wie der auszusehen hat entscheiden zuerst die gewählten Politiker vor Ort.

  15. 48.

    Die sich über mehr als dreißig Jahre erstreckenden Versäumnisse des WSE sind altbekannt wie auch die Gründe dafür schon vor Tesla kommuniziert worden sind, die damals angekündigten Maßnahmen wie Sprengverbote und Abschaffung der Gartenwasserzähler aber unpopulär sind.

    Ich profitiere dabei von der Ansiedlung im gleichen Maß wie Sie, nämlich durch Arbeitnehmer, die für ein vergleichsweise gutes Einkommen in Berlin steuerpflichtig werden., auch wenn so manchem, dem die rechtstaatlichen Argumente ausgegangen sind, gerne verleumderisch anderes behauptet.

    Wussten Sie eigentlich schon, dass in ähnlicher Entfernung zu Tesla wie das Wasserwerk Eggersdorf Ihr und damit auch mein Wasserversorger zwar Grundwasser fördert, dass aber nicht zu Trinkwasser aufbereitet, sondern gleich in die Vorflut verwirft und sich um das Abwasser von 1/3 der Brandenburger kümmert? Dazu kommen noch weitere Geschäftsbesorgungsverträge sowohl für die Ver- wie auch Entsorgung.

  16. 47.

    Nur mal zu meinem Verständnis.
    Also das Gelände für den Güterbahnhof ist noch bewaldet und das Gelände nebenan, auf dem jetzt das Teslawerk steht, war bewaldet?
    Also zwei Waldflächen nebeneinander, oder gehören die zusammen?
    Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass Tesla im Wasserschutzgebiet baut und nicht im Wald.
    Vor gut zwei Jahren wollte man bei uns eine Straße durch ein kleines Waldstück führen lassen - wurde wegen seltener Tier- und Pflanzenarten nicht genehmigt.

  17. 46.

    "Ist Ihnen der ahnungslose Bolsonaro-Vergleich nicht irgendwann peinlich? In Brasilien wurden allein im April mehr als 101.200 ha artenreicher natürlicher Amazonas-Regenwald abgeholzt..."

    In einer auf Wachstum und höchstmöglichen Profit getrimmten Gesellschaft werden die Gründe für die maß- und rücksichtslose Waldumwandlung immer dieselben sein.
    Setzt man Waldfläche und Bevölkerungsdichte ins richtige Verhältnis ist der Bolsonaro-Vergleich nicht peinlich, sondern folgerichtig.
    Zudem argumentieren für die Rodung immer weiterer Waldflächen sowohl die Politiker in Brasilien als auch die Politiker in Brandenburg/Deutschland/Europa am Ende mit denselben Dringlichkeiten.
    Auch hier werden unaufhaltsam und im Stile Bolsonaros Waldflächen zu Bauland verwandelt, weil sich jene immer noch hemmend auf das Wirtschaftswachstum erweisen.

  18. 45.

    Bingo! Die Aussage ist so alt wie die Standortentscheidung von Tesla. Wäre das hier ein unbewirtschafteter Naturwald, wäre daran sogar etwas dran. Aber auch auf der Erweiterungsfläche stehen im Wesentlichen nur zur Rodung angepflanzte Kiefern, deren forstwirtschaftliche Nutzung der NABU damit ebenfalls in Frage gestellt wird. Dem Klima ist es aber egal, ob der Ersatz für den Nutzbaum hier oder z.B. auf der Beeskower Platte angepflanzt wird. Es sei wieder mal daran erinnert, dass wg. Tesla rd. 300 ha Mischwald neu angelegt worden sind. Der Genehmigungsbescheid für die erste Ausbaustufe enthält zudem Hinweise um weitere Auflagen wie Wadumbau und andere Kompensationsmaßnahmen.

  19. 44.

    Die zur Diskussion stehende Fläche liegt außerhalb des Im B-Plan ausgewiesenem Industriegebiet. Der RBB hat dazu eine Grafik erstellt, aber leider wie so oft nicht auf rbb24.de veröffentlicht:
    https://pbs.twimg.com/media/FSIpKSEWQAA9SpX.jpg

  20. 43.

    Wenn Sie mit "Gesetzmäßigkeit " gesetzlich zulässig meinen, stimme ich Ihnen zu. In den letzten 2 1/2 Jahren gab es seitens der Fabrikgegner eine Fülle von Aussagen, die aber bisher an der rechtlichen Zulässigkeit der Fabrik abgeprallt sind. So mancher steigerte sich schon früh von Halbwahrheiten auf Lügen und Verleumdungen.

    Bzgl. der Ausweitung des Werksgeländes sind die Hürden aber höher als im Industriegebiet Freienbrink-Nord. Hier müssen demokratisch gewählte Volksvertreter darüber entscheiden und nicht nur an geltendes Recht und Gesetz gebundene Behördenmitarbeiter und Richter.

Nächster Artikel