Autofirma will Grundstück erweitern - Umweltverbände kritisieren Tesla-Pläne für neue Rodungen

Tesla in Grünheide will sein Areal vergrößern und einen Güterbahnhof bauen. Umweltverbände erwarten, dass sich dadurch der Trinkwasser-Mangel weiter zuspitzt. Auch dass erneut Wald gerodet werden müsste, stößt bitter auf.
In ersten Stellungnahmen haben sich die beiden Umweltverbände Grüne Liga und Naturschutzbund (Nabu) Brandenburg kritisch zu den Erweiterungsplänen von Tesla geäußert, die am Donnerstag durch Recherchen des rbb bekannt geworden waren. Die Umweltverbände kritisieren, dass die Pläne negative Auswirkungen auf die Umwelt und das Trinkwasser haben könnten.
Tesla will 100 Hektar erwerben
"Das ist natürlich eine Katastrophe", sagt Christiane Schröder, Landesgeschäftsführerin des Nabu. Sie weist darauf hin, dass ein Trinkwasser- und ein Landschaftsschutzgebiet von den Plänen betroffen seien. "Selbst wenn es nur ein Güterbahnhof wird, wird viel Fläche am Ende wegen des Grundwasserschutzes versiegelt sein müssen", so die Umweltschützerin. Das werde dazu führen, dass das lokale Klima sich weiter erhitzt und dass die Versiegelung auch einen Einfluss auf die Grundwasserneubildung haben wird.
Laut rbb-Informationen will Tesla durch den Erwerb der 100 Hektar unter anderem einen Güterbahnhof bauen. Zudem soll das Areal für Lagerplätze und auch weitere Fabrikteile wie Haustechnik-Anlagen und ein Recycling-Gebäude genutzt werden.
Weiterer Wald müsste gerodet werden
Dafür müsste das größtenteils mit Kiefern bewachsene Gelände gerodet werden. "Wir reden überall davon, dass wir eigentlich mehr Bäume und Waldumbau brauchen, um auch dem Klimawandel zu begegnen. Hier fallen dann weitere 100 Hektar einer Industrieansiedlung zum Opfer", kritisiert Schröder.
Ähnlich sieht das Michael Ganschow, Landesgeschäftsführer des Umweltverbands Grüne Liga: "Wir können es uns nicht leisten, den Wald abzuholzen - nicht für Solaranlagen und nicht für Tesla." Vielmehr brauche es bestehende Wälder für den Waldumbau, damit in Zeiten des Klimawandels gelingen könne. Beim Waldumbau werden alte Bestände ausgelichtet und aufgeforstet, die jungen Bäume werden so durch die verbleibenden alten Bäume geschützt. Selbst wenn Tesla an anderer Stelle als Ausgleich aufforsten würde, bräuchten die Neupflanzungen den Schutz bestehender Bäume, betont Ganschow.
"Wasserverband wird protestieren"
Ähnlich wie die Nabu-Landesvorsitzende erwartet auch Ganschow einen negativen Einfluss auf das Wasser. Davon könnten die nahegelegene Löcknitz und das Landschaftsschutzgebiet betroffen sein, aber auch andere Gebiete. "Der Wasserverband wird, wie in den letzten Wochen sehr stark protestieren", prognostizierte Ganschow, auch weil der zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) unter solchen Bedingungen die Versorgung nicht weiter gewährleisten könne. "Diese Erweiterungen, die jetzt geplant werden, die werden vielleicht dazu führen, dass diese Tesla-Fabrik nicht mit Wasser versorgt werden und damit nicht produzieren kann."
Bereits in der Vergangenheit hatte der WSE angekündigt, für weitere Bauvorhaben im Verbandsgebiet nicht über ausreichend Fördermengen zu verfügen. Zudem wurde von dem Vorsitzenden der Verbandsversammlung, Henryk Pilz (CDU), bestätigt, dass der WSE bereits gegen die bisherige Genehmigung der Tesla-Fabrik Widerspruch eingelegt habe. Anfragen dazu und auch zur Bewertung der Erweiterungspläne hat der WSE bislang nicht beantwortet.
Kritik an Verschwiegenheit
Auch mangelhafte Kommunikation rund um Tesla und die Fabrik in Grünheide wird von Seiten der Umweltverbände kritisiert - jedoch in Richtung der Landesregierung: "Die neuen Pläne hätten zumindest schon einmal am Mittwoch im Landtagsausschuss den Abgeordneten vorgestellt werden können - beziehungsweise es hätte wenigstens angemerkt werden müssen, dass es da neue Pläne gibt", sagt Michael Ganschow.
Er vermutet, dass es bereits Absprachen zwischen der Landesregierung und Tesla gab oder beim Vertrag über das bisherige Areal schon eine Kaufoption vorhanden war. "Keiner weiß es, weil keiner diesen Vertrag kennt", so Ganschow.
rbb-Information: Treffen am Mittwoch in der Staatskanzlei
Auf Anfrage bestätigte das Umweltministerium dem rbb, dass der Landesregierung die Pläne von Tesla, weitere Grundstücke östlich des bisherigen Werksgeländes zu erwerben, bekannt sind. Jedoch "liegt dem Ressort des Agrar-Umwelt-Ministeriums derzeit kein konkretes Angebot vor", heißt es.
Nach Informationen des rbb wollen sich alle Beteiligten am Mittwoch in der Staatskanzlei treffen, um die Pläne zu beraten. Eine rbb-Anfrage zum Inhalt und zu den Teilnehmern des Treffens blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Auch Tesla hat sich bislang nicht zu den Erweiterungsplänen geäußert.
Sendung: Antenne Brandenburg, 06.05.2022, 12:30 Uhr
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