Bericht von IG Metall -

Mitarbeiter der Tesla-Fabrik in Grünheide (Oder-Spree) sollen sich vermehrt über ungleiche und zu niedrige Löhne beklagen. Das berichtet die Gewerkschaft IG Metall, die ein Büro am Bahnhof Fangschleuse unweit des Fabrikgeländes betreibt. "Tesla zahlt deutlich weniger als Automobilbetriebe in der Region, in der IG-Metall-Tarife gelten", sagt Bezirksleiterin Birgit Dietze.
Probleme bei der Rekrutierung
Das mache sich auch am Einstellungsfortschritt bemerkbar, so die Gewerkschaftlerin weiter. "Offenbar fällt es der Werkleitung zunehmend schwer, ausreichend geeignetes Personal zu finden", sagt sie. Derzeit sollen laut rbb-Informationen rund 4.500 Beschäftigte im ersten europäischen Werk des US-Elektroautoherstellers beschäftigt sein. Bis Jahresende will Tesla am Standort Grünheide bis zu 12.000 Mitarbeiter eingestellt haben, um das Produktionsziel von 500.000 Fahrzeugen pro Jahr zu erreichen.
"Um dieses Ziel zu erreichen, wird das Management bald beim Entgelt eine Schippe drauflegen müssen", so Dietze. Von Mitarbeitern aus dem Betrieb wisse sie, dass die Rekrutierung nicht in der geplanten Geschwindigkeit vorankomme. "Viele hätten Interesse, zu Tesla zu wechseln, entscheiden sich am Ende aber dagegen, auch weil sie in ihren aktuellen Stellen bei anderen Automobilisten zum Teil deutlich mehr verdienen", sagt die IG-Metall-Bezirksleiterin. Die Werksleitung sei deshalb dazu übergegangen, bei Neueinstellungen höhere Löhne anzubieten als noch bei früheren Besetzungen.
Bis zu 20 Prozent Entgeltunterschied
Doch führe das zu einem weiteren Problem, so Dietze: "Das wird auf Dauer dem Betriebsfrieden schaden. Uns haben schon jetzt viele Beschwerden darüber erreicht." Aus diesem Grund habe die IG Metall in Zusammenarbeit mit mehreren Mitarbeitern aus dem Tesla-Werk Arbeitsverträge und Tätigkeitsbeschreibungen analysiert. Das Ergebnis sei eindeutig, so Dietze.
"Mit fast 20 Prozent sind die Entgeltunterschiede in der Mitte der Entgeltskala, also bei den Facharbeiterinnen und Facharbeitern, besonders groß." Mit den angestrebten Tariferhöhungen, die die IG Metall in den kommenden Tarifrunden für die Metall- und Elektroindustrie durchsetzen wollen, werde dieser Unterschied noch deutlich größer ausfallen, ist die Gewerkschafterin überzeugt. Darauf werde das Tesla-Management reagieren müssen.
Birgit Dietze gehe davon aus - sollten sich die Mitarbeiter in Grünheide nicht organisieren und ein Tarifvertrag durchsetzen - die Beschäftigten bei Tesla auch in Zukunft weiterhin unter dem Einkommensniveau ihrer Kollegen aus anderen Automobilwerken liegen werden. Daran könne auch der neugeschaffene Betriebsrat nichts mehr ändern.
Die IG Metall berichtet, dass aber genau das von dem Gremium erwartet wird. "Diese Erwartung ist verständlich. Der Betriebsrat wird sie aber nicht erfüllen können", sagt Birgit Dietze. Zwar könne die Arbeitervertretung vieles mitbestimmen. "Aber bei Themen wie Entgelthöhe und Wochenarbeitszeit hat der Betriebsrat gar keine Hebel", so Dietze weiter. Das sei bei Tesla nicht anders als in jedem anderen Betrieb der Privatwirtschaft, erklärt die Gewerkschafterin.
Sendung: Antenne Brandenburg, Nachrichten, 21.06.2022, 07:30 Uhr