"Einkaufaktuell" - Berliner Initiative will gegen eingeschweißte Werbepost klagen

Di 23.07.19 | 17:55 Uhr
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Eine gratis Werbezeitung "Einkauf Aktuell" der Post steckt in einem Briefkasten. (Archiv)
Video: Abendschau | 22.07.2019 | Laurence Thio | Bild: dpa/Oliver Berg

In Millionen von Briefkästen landet regelmäßig die Werbebroschüre "Einkaufaktuell" der Post. Eine Initiative aus Berlin will nun gegen die in Plastikfolie eingeschweißte Publikation klagen. Ihre Kritik: Zu viel Abfall und keine Möglichkeit sich abzumelden.

Eine Berliner Bürgerinitiative will wegen unerwünschter Reklame gegen die Deutsche Post klagen. Dabei geht es um die wöchentliche, in Plastik eingeschweißte Werbebroschüre "Einkaufaktuell". Die Vereinigung Letzte Werbung kritisiert, dass Haushalte die Reklame selbst dann bekommen, wenn sie schriftlich widersprochen haben. Das Werbeblatt sorge außerdem für große Mengen Plastikmüll und Altpapier.

"Die Dimensionen sind gigantisch", sagte Sebastian Sielmann, Mitbegründer der Initiative dem rbb. "insgesamt gibt es pro Jahr eine Milliarde Exemplare. Das beudetet eine Milliarde Plastiktüten. Das bedeutet mehrere Hundert Millionen Kilogramm Papier." Letzte Werbung hat eine Petition ins Leben gerufen, um Leute anzusprechen, die das Werbeblatt ablehnen. 60.000 Haushalte hätten sich daran beteiligt.

Initiative: Keine Abmeldung möglich

Die Post habe keinen Widerspruch akzeptiert, sagte Katharina Wallmann, Sprecherin der Initiative, der Nachrichtenagentur DPA. "Sie bietet auch keinen alternativen Weg, um sich einfach von der unerwünschten Plastikpost abzumelden." Das Unternehmen sei nicht an einer ergebnisoffenen Diskussion interessiert. "Wir sehen uns daher gezwungen, den rechtlichen Weg zu gehen," so Wallmann.

Laut Post sei eine Kündigung einzelner Kunden in solch einem Massengeschäft nicht möglich. Zudem sei die Annahme, dass die meisten Haushalte solche Werbesendungen nicht erhalten wollten, "schlicht falsch", teilte ein Post-Sprecher der DPA mit. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach habe vielmehr ergeben, dass eine Mehrheit diese Werbeform positiv oder neutral beurteile. "Viele Haushalte sehen in den Prospekten in erster Linie eine wichtige Orientierungshilfe im aktuellen Angebot des örtlichen Einzelhandels", so der Sprecher.

Außerdem reiche ein Aufkleber wie etwa "Keine Werbung" auf dem Briefkasten aus, dass die "Einkaufaktuell" nicht mehr zugestellt werde. "Ein schriftlicher Widerspruch ist nicht nötig."

Post spricht von verbesserter Verpackung

Die Post erwidert, die Umweltfreundlichkeit der Zeitschrift sei konsequent verbessert worden. Auf Anfrage der rbb Abendschau teilte das Unternehmen mit: "Die Folie, durch die 'Einkaufaktuell' jeden Samstag frei von Nässe und Schmutz im Briefkasten liegt, wurde in der Stärke erheblich reduziert. Sie ist heute fast dreimal dünner als ein menschliches Haar. Diese PE-Folie ist unter Berücksichtigung von Rohstoffeinsatz, Energieaufwand, Wasserverbrauch bei der Herstellung und Gewicht zur Zeit die beste Lösung."

Die Werbebroschüre "Einkaufaktuell" erreicht laut Post wöchentlich bis zu 20 Millionen Haushalte. Die Initiative Letzte Werbung will nun aus mehr als 100 klagebereiten Personen bis zu zehn auswählen. Voraussetzung: Diese Haushalte müssen trotz Widerspruchs die "Einkaufaktuell" in ihrem Briefkasten finden. "Sobald das passiert ist, können die Betroffenen Klage einreichen. Wir rechnen damit, dass das Mitte August passieren wird", so Initiative-Sprecherin Wallmann.

Letzte Werbung schätzt, dass in jedem deutschen Briefkasten Werbebroschüren mit einem Gesamtgewicht von mindestens 33 Kilogram pro Jahr eingeworfen werden.

Sendung:  Inforadio, 21.07.2019, 16.00 Uhr

30 Kommentare

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  1. 30.

    Ich habe die Diskussionen schon länger verfolgt. Ich habe "Einkauf Aktuell" abgemeldet und werde weiterhin damit beliefert. Da die Deutsche Post sich offenbar weigert trotz eindeutiger Urteile die Zustellung zu unterbinden, Möchte ich als stillen Protest empfehlen, die "Einkauf Aktuell" in den Postbriefkasten zu schmeißen. Ich würde einen Zettel mit Adresse und "unerwünscht" beilegen. Irgendwann hat die Deutsche Post so viele Rückläufer, dass sie gezwungen sind etwas zu unternehmen. Und es ist für die Deutsche Post ein Feedback über die Sinnlosigkeit.

  2. 29.

    "Keine Werbung!" - Aufkleber an den Briefkasten und der Fall ist erledigt.

  3. 28.

    Nach meiner Meinung ist dies die dümmste Klage des Jahres! Die Kläger weigern sich, den "Keine Werbung"-Aufkleber anzubringen, womit das Problem gelöst wäre. Da Andere aber durchaus Interesse an der Wurfsendung haben, kann die Initiative nicht für die Allgemeinheit sprechen und wird vor Gericht scheitern. Letztlich scheint es offenbar tatsächlich darum zu gehen, allen anderen die eigene Meinung aufzudiktieren, indem man die Post zwingen möchte, die Verteilung einzustellen. Ein Sinnbild für unsere aktuelle Gesellschaft.

  4. 27.

    Stoooop! Weshalb klagen? Ich möchte das ja eingeschweißt haben! Die Heinis können doch nicht für alle sprechen!

  5. 26.

    Das ist wohl der Tenor, ja. Nach dem Motto „braucht keiner, schadet der Umwelt“. Muss also weg. Es wäre ein Anfang, wenn die Initiative mal Aufkleber an ihre Briefkasten anbringen würden. Dann wäre schon wieder ein Teil der Werbung weg. Denn, wie auch hier in der Diskussion zu hören, klappt es mit einem „Keine Werbung“- Aufkleber. Lieber rbb, warum habt ihr den Herrn Sielmann nicht mal gefragt, weshalb er auf einen Aufkleber an seinem Briefkasten verzichtet? Will er Werbung oder will er keine? Das ganze ist doch Selbstdarstellung vom Feinsten, und der rbb fördert das auch noch. Das Foto ist in dieser Form eher Fake. Denn die Post wirft die Werbung nicht ein, wenn ein Aufkleber vorhanden ist. Was soll das lieber rbb?

  6. 25.

    @Eve, es geht den Klägern nicht darum, dass man diese Werbung im eigenen Briefkasten findet. Es geht darum, anderen Menschen, die Einkaufaktuell gern hätten, die eigenen Vorstellungen aufzudrücken.

  7. 24.

    Ich hab einen "Bitte Keine Werbung" Aufkleber am Briefkasten. Seit dem ich den habe, habe ich diese Zeitschrift nicht mehr bekommen. Funktioniert einwandfrei, und das schon seit Jahren. Auch ohne Klage.

  8. 23.

    Sehe ich ähnlich. Es handelt sich um nicht personalisierte Werbung. Und meine Eltern zb wollen diese unbedingt haben. Es gibt auch Leute, die wollen vor dem Einkauf wissen, was gerade im Sonderangebot ist. Und wollen dafür nicht extra ins Internet. Wie schon viele hier gesagt haben, Aufkleber an den Briefkasten und Ruhe ist.

  9. 22.

    Nope, es sind gesonderte Zusteller. Jedenfalls bei uns. Und mit dem Aufkleber klappt es auch. Wie sind 6 Parteien im Haus. 2 mit „keine Werbung bitte“ Aufklebern und der Rest ohne. Der Zusteller wirft nur bei den Vieren ohne Kleber die Werbung ein bzw. legt vier Exemplare in den Hausflur.

  10. 21.

    Lieber Tremor, wir bieten unsere Videos immer auch alleinstehend an. Außerdem ist das Video im Beitrag mit Text abrufbar, weil es zum Thema passt. Wir wissen, was wir tun. Vielen Dank für Ihr Interesse.

  11. 20.

    @ die Redaktion:

    Hallo.
    Warum zwei Berichte mit demselben Video zum gleichen Thema?
    (Siehe https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/av7/video-klage-gegen-werbung-bei-deutscher-post-verein-letzte-werbu.html)
    Weiß da die linke Hand nicht, was die rechte tut?
    Schönen Gruß.

  12. 19.

    Ich habe am Briefkasten einen Aufkleber keine Werbung und keine Zeitungen. Funktioniert prima.

  13. 18.

    Diese Werbung braucht niemand.....könnte verschwinden...den Briefzusteller wirds freuen,hat er weniger zu schleppen.

  14. 17.

    Guter Kommentar, Michael!
    Er sagt in dem Beitrag: "Lesen will das eigentlich niemand!" Schön, dass er das so genau weiß und für uns alle spricht. Das ist nichts weiter als eine gute Promotion-Kampagne für sein Unternehmen. Hoffentlich scheitert er mit der Klage.

  15. 16.

    Schönes City-Penthouse hat der Initiator der Bürgerinitiative da im Abendschaubeitrag. Dass der sich nicht dafür interessiert, wo es Joghurt und Kasseler günstiger gibt, wundert einen nicht

  16. 15.

    Das die Zusteller entscheiden, glaube ich kaum. Was häufig zu bemerken ist, dass sie nicht lesen können.

  17. 14.

    Es ist doch logisch, umso mehr Zettel am Briefkasten kleben , umso weniger wird auch hergestellt. Jeder , der keine Werbung haben will, sollte einen Zettell am Briefkasten kleben und nixht irgendwo im Hausflur hinschmeißen.

  18. 13.

    Ein kleiner roter "keine Werbung"-Briefkastenaufkleber von www.verbraucherzentrale.de bewahrt auch mich schon seit vielen Jahren vor ungewollten Werbeeinwürfen.

  19. 12.

    Ich sehe das genauso wie Sie , Habe auch einen Werbe - Verbotsaufkleber am Briefkasten und habe bisher noch keine Prospekte dieser Art bekommen . Jeder hat relativ einfach die Möglichkeit sich dagegen zu wehren . Meine Beobachtung in meinen Wohnhaus aber auch bei Freunden ist das es relativ 50 : 50 steht für die die keine Werbung haben wollen und für die Leute die ganz gerne solche Prospekte bekommen und darunter sind nicht nur ältere Mieter . Problematisch finde ich allerdings das diese Prospekte in Kunststoff verpackt werden . Ganz vorbildlich währe natürlich wenn das ganze aus Altpapier produziert wird und nicht extra Bäume dafür umgelegt werden müssen .

  20. 11.

    Selbst wenn man einen "keine Werbung"-Aufkleber an den Briefkasten klebt, so wird die Werbung doch für einen gedruckt. Denn hier werden doch stur die Haushalte durchgezählt und danach richtet sich die Höhe der Auflage.
    Dann landet die Tüte mit der Werbung zwar nicht in meinem Briefkasten, aber der Zusteller hat sie an den Hacken.
    Ziel muss es sein, dass für diese "Kauft-all-unseren-Scheiß"-Reklame gar keine Ressourcen verbraucht werden.
    Und wenn sie dann doch wieder im Briefkasten ist: trennt Papier und Folie, ansonsten haben die Papierrecycler ein Problem.

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