"Einkaufaktuell" - Berliner Initiative will gegen eingeschweißte Werbepost klagen
In Millionen von Briefkästen landet regelmäßig die Werbebroschüre "Einkaufaktuell" der Post. Eine Initiative aus Berlin will nun gegen die in Plastikfolie eingeschweißte Publikation klagen. Ihre Kritik: Zu viel Abfall und keine Möglichkeit sich abzumelden.
Eine Berliner Bürgerinitiative will wegen unerwünschter Reklame gegen die Deutsche Post klagen. Dabei geht es um die wöchentliche, in Plastik eingeschweißte Werbebroschüre "Einkaufaktuell". Die Vereinigung Letzte Werbung kritisiert, dass Haushalte die Reklame selbst dann bekommen, wenn sie schriftlich widersprochen haben. Das Werbeblatt sorge außerdem für große Mengen Plastikmüll und Altpapier.
"Die Dimensionen sind gigantisch", sagte Sebastian Sielmann, Mitbegründer der Initiative dem rbb. "insgesamt gibt es pro Jahr eine Milliarde Exemplare. Das beudetet eine Milliarde Plastiktüten. Das bedeutet mehrere Hundert Millionen Kilogramm Papier." Letzte Werbung hat eine Petition ins Leben gerufen, um Leute anzusprechen, die das Werbeblatt ablehnen. 60.000 Haushalte hätten sich daran beteiligt.
Initiative: Keine Abmeldung möglich
Die Post habe keinen Widerspruch akzeptiert, sagte Katharina Wallmann, Sprecherin der Initiative, der Nachrichtenagentur DPA. "Sie bietet auch keinen alternativen Weg, um sich einfach von der unerwünschten Plastikpost abzumelden." Das Unternehmen sei nicht an einer ergebnisoffenen Diskussion interessiert. "Wir sehen uns daher gezwungen, den rechtlichen Weg zu gehen," so Wallmann.
Laut Post sei eine Kündigung einzelner Kunden in solch einem Massengeschäft nicht möglich. Zudem sei die Annahme, dass die meisten Haushalte solche Werbesendungen nicht erhalten wollten, "schlicht falsch", teilte ein Post-Sprecher der DPA mit. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach habe vielmehr ergeben, dass eine Mehrheit diese Werbeform positiv oder neutral beurteile. "Viele Haushalte sehen in den Prospekten in erster Linie eine wichtige Orientierungshilfe im aktuellen Angebot des örtlichen Einzelhandels", so der Sprecher.
Außerdem reiche ein Aufkleber wie etwa "Keine Werbung" auf dem Briefkasten aus, dass die "Einkaufaktuell" nicht mehr zugestellt werde. "Ein schriftlicher Widerspruch ist nicht nötig."
Post spricht von verbesserter Verpackung
Die Post erwidert, die Umweltfreundlichkeit der Zeitschrift sei konsequent verbessert worden. Auf Anfrage der rbb Abendschau teilte das Unternehmen mit: "Die Folie, durch die 'Einkaufaktuell' jeden Samstag frei von Nässe und Schmutz im Briefkasten liegt, wurde in der Stärke erheblich reduziert. Sie ist heute fast dreimal dünner als ein menschliches Haar. Diese PE-Folie ist unter Berücksichtigung von Rohstoffeinsatz, Energieaufwand, Wasserverbrauch bei der Herstellung und Gewicht zur Zeit die beste Lösung."
Die Werbebroschüre "Einkaufaktuell" erreicht laut Post wöchentlich bis zu 20 Millionen Haushalte. Die Initiative Letzte Werbung will nun aus mehr als 100 klagebereiten Personen bis zu zehn auswählen. Voraussetzung: Diese Haushalte müssen trotz Widerspruchs die "Einkaufaktuell" in ihrem Briefkasten finden. "Sobald das passiert ist, können die Betroffenen Klage einreichen. Wir rechnen damit, dass das Mitte August passieren wird", so Initiative-Sprecherin Wallmann.
Letzte Werbung schätzt, dass in jedem deutschen Briefkasten Werbebroschüren mit einem Gesamtgewicht von mindestens 33 Kilogram pro Jahr eingeworfen werden.
Sendung: Inforadio, 21.07.2019, 16.00 Uhr