Glogauer und Reichenberger Straße - Bezirk nutzt Vorkaufsrecht in Friedrichshain-Kreuzberg
Der Wohnkomplex im Reichenberger Kiez, in dem das Café Filou beheimatet ist, geht laut Baustadtrat Schmidt in die Hand des Bezirks über. Ursprünglich wollte ein Luxemburger Investor das Haus kaufen, nun hat Friedrichshain-Kreuzberg sein Vorkaufsrecht genutzt.
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat sein Vorkaufsrecht geltend gemacht und einen Wohnhauskomplex mit drei Einheiten nahe dem Görlitzer Park gekauft. Das gab Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis '90/Die Grünen) am Freitag auf Twitter bekannt. Demnach habe man das Vorkaufsrecht für den "Verkehrswert" für die drei Einheiten in der Glogauer Straße 9 an der Ecke Reichenberger Straße 86 zugunsten der landeseigenen Gewobag genutzt.
Wie Schmidt am Sonntag auf Anfrage von rbb|24 mitteilte, liegt der Verkehrswert bei acht Millionen Euro. Dieser Preis gibt den - beispielsweise durch einen Gutachter - ermittelten Immobilienwert an. Der vom Eigentümer angesetzte Kaufpreis der Immobilie liegt laut Schmidt dagegen bei elf Millionen Euro, also 37,5 Prozent über dem Verkehrswert.
Noch ist der Kauf durch den Bezirk nicht endgültig abgewickelt. Der Eigentümer mit Sitz in Großbritannien bekommt den entsprechenden Bescheid erst am Montag zugestellt, erklärte Schmidt gegenüber rbb|24, und kann dann eine Fristverlängerung beantragen. Bisherige Eigentümer des Hauses sind laut einer Anwohnerinitiative die Londoner Immobilieninvestoren David Evans und Charles Skinner. Nun wollte das luxemburgische Unternehmen "Project X-Berg S.a.r.l." den Komplex übernehmen, der Bezirk kam ihm aber zuvor.
Eckgrundstück könnte in Investorhand bleiben
Dem Kauf vorangegangen war ein jahrelanger Streit mit wechselnden Eigentümern. Diese hatten unter anderem dem dort ansässigen Café Filou Ende 2016 das Mietverhältnis gekündigt. Der britische Investor installierte Ferienappartements in einem Teil des Wohnkomplexes. Es regte sich Protest, die Café-Betreiber bekamen einen neuen langfristigen Mietvertrag - ein Novum für Berlin.
Das Eckgrundstück mit den Ferienwohnungen könnte allerdings laut Schmidt in der Hand des Käufers aus Luxemburg bleiben. Da es sich um einen Neubau handelt, greift der Milieuschutz nicht wie bei den anderen beiden Wohnhäusern.
Anwohner hatten Anfang 2017 die Initiativen "Gloreiche" und "DieGloreichen3" gegründet - sprachliche Zusammensetzungen aus Glogauer und Reichenberger Straße. Unterstützt wurden sie dabei unter anderem von Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele. Zwischenzeitlich war gar ein Campus des Technologiekonzerns Google in dem Wohnkomplex geplant. Auch dagegen war der Anwohnerprotest erfolgreich.