"Sie jagen gern Abenteuer in der Großstadt?" - Mercedes stoppt Werbekampagne nach tödlichem SUV-Unfall
Nach dem schweren SUV-Unfall in der Berliner Invalidenstraße, bei dem vier Passanten starben, zieht der erste Hersteller Konsequenzen: Mercedes Benz hat eine neue Werbekampagne für diesen Fahrzeugtyp gestoppt.
"Sie jagen gern Abenteuer in der Großstadt?" Mit dieser Frage bewarb der Autohersteller Mercedes Benz bis vor Kurzem seine SUV-Sparte. Am Montag wurde die Kampagne gestoppt. "Wir bedauern, dass dieser Werbeslogan zu Irritationen geführt hat", teilte ein Mitarbeiter der Unternehmenskommunikation auf Twitter mit. "Angesichts des tragischen Unfalls in Berlin haben wir uns entschlossen, diesen nicht weiter zu nutzen."
Am Freitag wurden vier Passanten, darunter ein Kleinkind, bei einem Unfall in der Invalidenstraße getötet, als ein Porsche Macan mit hoher Geschwindigkeit über eine Kreuzung und dann auf einen Gehweg fuhr. Die genaue Unfallursache wird noch ermittelt.
Der Fahrer hatte möglicherweise gesundheitliche Probleme und deswegen die Kontrolle über den Wagen verloren. Am Montag wurde aus Ermittlerkreisen bekannt, dass er einen epileptischen Anfall erlitten haben könnte. Im Kiez hatte der Unfall für Betroffenheit und große Anteilnahme gesorgt.
Diskussion über Gefahrpotenzial und Sinn
Zudem begann eine Diskussion darüber, inwieweit SUV andere Verkehrsteilnehmer gefährden - als tonnenschwere und hochmotorisierte Pseudo-Geländefahrzeugen, die oftmals in engen Städten gefahren werden. So twitterte der Bezirksbürgermeister von Mitte, Stephan von Dassel (Grüne), über SUV kurz nach dem Unfall: "Solche panzerähnlichen Autos gehören nicht in die Stadt." Testergebnisse des Europäischen Neuwagen-Bewertungs-Programms (NCPA) zeigen, dass bei neueren SUV-Modellen der Fußgängerschutz gegenüber älteren verbessert wurde.
Debattiert wird auch über den Sinn von SUV: Einige Modelle haben sich mittlerweile nahezu komplett vom ursprünglichen Konzept des Geländewagens entfernt, sind weder für unebenes Terrain geeignet, noch zum Ziehen schwerer Lasten. Stattdessen bedienen viele Modelle rein optische Referenzen wie ausgestellte Radkästen oder eine bullige Frontpartie. Deutsche Hersteller bieten SUV mit Coupé-artiger Silhouette an oder als Cabrio. Kritiker bemängeln, dass der Nutzen der Fahrzeuge so in den Hintergrund gerät und unnötig große Spaßmobile mit hohem Spritverbrauch entstehen.
Sendung: Abendschau, 10.09.2019, 19:30 Uhr