"Sie jagen gern Abenteuer in der Großstadt?" - Mercedes stoppt Werbekampagne nach tödlichem SUV-Unfall

Di 10.09.19 | 14:53 Uhr
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Die Sonne geht hinter einem Mercedes-Stern auf (Bild: dpa/Sebastian Gollnow)
Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Nach dem schweren SUV-Unfall in der Berliner Invalidenstraße, bei dem vier Passanten starben, zieht der erste Hersteller Konsequenzen: Mercedes Benz hat eine neue Werbekampagne für diesen Fahrzeugtyp gestoppt.

"Sie jagen gern Abenteuer in der Großstadt?" Mit dieser Frage bewarb der Autohersteller Mercedes Benz bis vor Kurzem seine SUV-Sparte. Am Montag wurde die Kampagne gestoppt. "Wir bedauern, dass dieser Werbeslogan zu Irritationen geführt hat", teilte ein Mitarbeiter der Unternehmenskommunikation auf Twitter mit. "Angesichts des tragischen Unfalls in Berlin haben wir uns entschlossen, diesen nicht weiter zu nutzen."

Am Freitag wurden vier Passanten, darunter ein Kleinkind, bei einem Unfall in der Invalidenstraße getötet, als ein Porsche Macan mit hoher Geschwindigkeit über eine Kreuzung und dann auf einen Gehweg fuhr. Die genaue Unfallursache wird noch ermittelt.

Der Fahrer hatte möglicherweise gesundheitliche Probleme und deswegen die Kontrolle über den Wagen verloren. Am Montag wurde aus Ermittlerkreisen bekannt, dass er einen epileptischen Anfall erlitten haben könnte. Im Kiez hatte der Unfall für Betroffenheit und große Anteilnahme gesorgt.

Diskussion über Gefahrpotenzial und Sinn

Zudem begann eine Diskussion darüber, inwieweit SUV andere Verkehrsteilnehmer gefährden - als tonnenschwere und hochmotorisierte Pseudo-Geländefahrzeugen, die oftmals in engen Städten gefahren werden. So twitterte der Bezirksbürgermeister von Mitte, Stephan von Dassel (Grüne), über SUV kurz nach dem Unfall: "Solche panzerähnlichen Autos gehören nicht in die Stadt." Testergebnisse des Europäischen Neuwagen-Bewertungs-Programms (NCPA) zeigen, dass bei neueren SUV-Modellen der Fußgängerschutz gegenüber älteren verbessert wurde.

Debattiert wird auch über den Sinn von SUV: Einige Modelle haben sich mittlerweile nahezu komplett vom ursprünglichen Konzept des Geländewagens entfernt, sind weder für unebenes Terrain geeignet, noch zum Ziehen schwerer Lasten. Stattdessen bedienen viele Modelle rein optische Referenzen wie ausgestellte Radkästen oder eine bullige Frontpartie. Deutsche Hersteller bieten SUV mit Coupé-artiger Silhouette an oder als Cabrio. Kritiker bemängeln, dass der Nutzen der Fahrzeuge so in den Hintergrund gerät und unnötig große Spaßmobile mit hohem Spritverbrauch entstehen.

Sendung: Abendschau, 10.09.2019, 19:30 Uhr

45 Kommentare

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  1. 45.

    Mag sein, das es gut so ist, aber trotzdem kann man sich doch solch ein Auto kaufen. Wenn man damit nicht mehr in die Innenstadt darf, kauft man sich dafür eben ein anderes zweites Auto.
    Wenn es um eine Maut geht, wird die ganz einfach bezahlt. Wird so kommen...

  2. 44.

    Noch.^^ Und ob es Ihnen gefällt oder nicht, irgendwann werden die Leute mit solchen Bombern entweder nicht mehr in die Innenstadt gelassen, oder müssen zahlen. Wird so kommen. Ist auch gut so!

  3. 43.

    Jeder kauft sich das Auto, was gefällt. Und da braucht man sich auch nicht für zu rechtfertigen. Ob Ihnen das gefällt oder nicht.

  4. 42.

    Richtig. Denn der Unmut über diese Klumpautos besteht ja schon länger. Im Zeitalter der Nachhaltigkeit und im Zuge des Klimawandels und Umweltschutzes ein völlig legitimes Thema. Ausgelöst durch den Unfall wird offen darüber diskutiert. Wir müssen die Gegebenheiten im Verkehr täglich erdulden, ob Blechlawinen, Luftverschmutzung, Lärmbelastung, Scooter oder SUV's, da kann man dann den Bürgern auch einmal zugestehen, ihre Meinung dazu zu äußern. Nun sollen ja die Besitzer ihre Lieblinge nicht gleich verschrotten, zukünftig wäre es aber schon wünschenswert, wenn sie auch einmal an die Umwelt, die Verkehrssituation und ihre Mitbürger denken. Das vorzuschlagen muss erlaubt sein, es gibt ja auch immer mehr Leute, die bewusst ganz aufs Auto verzichten. Jedes Auto weniger auf Berlins Strassen.ist Gold wert. Und jedes kleinere, sparsamere Auto auch. Und das verhütet indirekt Unfälle.

  5. 41.

    Kai, das ist ein Artikel über Mercedes und SUVs, nicht über den Unfall. Bitte den Kommentar an den anderen Artikel heften. Zum wiederholten Mal - ich schreibe hier nur zu den umweltbelastenden SUVs, nicht zum Unfall, nicht zum Fußgängerschutz, sondern über die Verantwortung, die wir haben. Allen gegenüber.

  6. 40.

    Nun, der Artikel, zu dem hier kommentiert wird, bezieht sich aber eher im Allgemeinen auf das Thema SUV‘s. Durch den Unfall ist einfach die Diskussion über diesen Autotyp entbrannt. Endlich. Das hat nichts mit „Ausschlachten“ zu tun. Sondern mit der Frage, ob sie als Stadtautos weiterhin Akzeptanz finden und, sehr begrüßenswert, dass sich Mercedes vielleicht doch einmal empathisch und nicht nur wirtschaftlich orientiert zeigt. Ich finde das legitim und wenn man viele Kommentare liest, zeigt das ja auch auf, dass diesbezüglich Bedarf zur Diskussion besteht. So wie auch in anderen sozialen Medien auch.

  7. 39.

    Wow, wie ideologisch und emotional aufgeladen dieser Unfall ausgeschlachtet wird ist erschreckend.
    Mutmaßlich hatte der Fahrer ein medizinisches Problem. In diesem Fall ist es völlig egal ob ich mit einem Golf in eine Gruppe von Menschen fahre oder mit einem SUV.

    Die Forderung SUVs zu verbieten ist absurd und lächerlich. Machen SUVs in einer Großstadt Sinn? Nein, mit Sicherheit nicht. Ist die Betriebsgefahr höher als bei anderen Autos? Nein, absolut nicht.

    Die Stimmung ist derzeit dermaßen aufgeheizt (auch und gerade durch die ideologiegesteuerte und realitätsferne Argumentation von r2g), das ich mich frage wann es die ersten "Aktivisten" geben wird, die Autofahrer an der Ampel aus ihren Autos ziehen und verprügeln. Und selbst das würden hier diverse Foristen vermutlich noch gut finden.


  8. 38.

    Sie Hetzen aber in die andere Richtung auch! Also wer hat hier einen Finger hoch?^^ Wenn Sie so moralinsauer mahnend an Pietät erinnern, sollten Sie sich selber unbedingt auch daran halten, was Sie bei anderen kritisieren. Die Diskussion um SUV's bezieht sich nicht nur auf diesen erschütternden Unfall. Sie sind allgemein unvertretbar als Stadtauto. Egoistischer Protzwahn trifft auf Vernunft.

  9. 37.

    Tja, meine Karre ist nicht alt :-) und sie wiegt einen Bruchteil vom Macan, der nur Bremsassistenten braucht, weil die Fahrer selbigen nicht mehr alleine zu Stehen brächten :-) vergiss es, es gibt keine einzige VERNÜNFTIGE Argumentation, die das Fahren eines SUVs in der Stadt für Menschen ohne landwirtschaftlichen Beruf rechtfertigt. Keine. Und nein, es geht mir, wie schon in dem von Ihnen beantworteten Post, NICHT um den Unfall oder den Fußgängerschutz. selbst wenn bei SUVs automatisch alle Fußgänger weggebeamt würden, ist ein SUV immer noch eine überdimensionierte, umweltbelastende, unangemessene Dreckschleuder, die keiner braucht :-) da ändert ihr pietätsloses Anführen von Fußgängerschutz nichts dran.

  10. 36.

    Der Unfall kann nur von pietätlosen Menschen für eine allgemeine Hetztkampagne missbraucht werden. Ein Macan wäre mir als Fußgänger wesentlich lieber als Ihre alte Karre. Der "Stadtpanzer" steht schon längst, während Ihr Hocker noch mit viel Schwung den Fußgänger abräumt.

    Tun auch Sie aktiv etwas für die Verkehrssicherheit! Oder glauben Sie wirklich, dass es genügt, dass Sie auf andere zeigen? Dann schauen Sie sich mal denjenigen an, auf den die anderen Finger zeigen. Aber beschweren Sie sich dann bitte nicht über die Fratze im Spiegel.

  11. 35.

    Jau. Bravo :-) Zusatz: Die bei uns am Stadtrand sehr beliebte Mutti-Kutsche. Drei davon und die Strasse ist dicht. Wenn man dann z.t. sieht, wie unsicher damit gefahren wird, vergeht einem alles dass nicht mehr passiert, ist ein Wunder...

  12. 34.

    Ne, ich transportiere mehrmals die Woche was in der Karre, die höchstens 6,5 l verbraucht in der Stadt. Sie verbraucht wesentlich weniger Material, weil weniger drin verbaut wird, vor allem weniger Plaste und Elaste. Sie wiegt weniger, daher weniger Sprit. Und NEIN, ich rede die ganze Zeit nicht über den Unfall oder ob die Karre von mir weniger Schäden am laufenden Rentner verursacht, ich rede, und dem weichst Du ständig aus, darüber, ob man einen SUV BRAUCHT. Und genau, nein, man braucht ihn nicht. Auch nicht, um den Rentner besser zu treffen beim Unfall. Denn mit einem nicht-SUV fährt man viel defensiver und baut weniger Stenz-Unfälle als mit einer rollenden Schrankwand mit Panzercharakter.
    Ein Dacia-Fahrer muss niemanden beweisen, dass er wenig PS unter der Haube hat. Ein SUV-Fahrer muss JEDEM beweisen, was er für ne g... Karre hat, fürn g..r Typ ist, und dass er das Auto auch braucht, so ganz allein darin, auf dem Weg zur Arbeit, bei durchschnittlich 25 kmh.

    Leichtes Gepäck....

  13. 33.

    Ich habe mir gerde Testergebnisse älterer Dacia angeschaut. Bei deren langen Bremswegen und veraltetem Fußgängerschutz wünscht man sich lieber einen modernen SUV als potentiellen Unfallgegner.

    Auch der Kombi ist unnötig groß und ressourcenverschwendend - wenn man jedenfalls Ihre Maßstäbe glaubwürdig anlegt. Oder fällt bei Ihnen mehrmals die Woche so viel nicht-kompostierbarer Gartenabfall an?

  14. 32.

    Es sind ja nicht nur die "panzerähnlichen SUVs"die immer breiter und grösser und schwerer werden.
    Es ist ein falsches Signal,Fahrspuren und Parkflächen größer zu machen weil die Autos (nicht nur SUVs) immer größer werden.Als Kaufargument hört man dann,ein SUV ist natürlicher bequemer zum Ein- und Aussteigen,und man sitzt höher.Familienfreundlich und zumeist für fünf,sechs und teilweise sogar für sieben Personen alle haben im Fahrzeug genügend Platz,sitzen bequem und haben genügend Bein und Kopffreiheit.
    Viel Raum für sperriges Gepäck ect..Alles richtig!Aber zum grössten Teil sieht man immer nur 1-2.Personen im Auto sitzen.Egal was der einzelne sagt,ob er dafür,oder dagegen,am Ende bestimmt immer noch die Masse,was sie kaufen möchte!Aber Autos sollen eh in Städten verbannt werden.Also ist in den Innenstädten der Bau von neuen und grösseren Parkplätzen unnötig.

  15. 31.

    Danke für diesen Beitrag , Sie haben mich wenigstens verstanden und Sozial Neid dieses Wort kenne ich nicht.

  16. 30.

    Rot grüne unmoderne veraltete Ideen die gängeln/erziehen gehören abgelöst. Es werden SUV´s aus gutem Grund genutzt, genauso wie Steingärten, Kamine u.a. schön sein kann. Niemand fliegt 1.Klasse um eher anzukommen. Übrigens, wenn sich jemand mehr anstrengt als andere, dann kann er sich auch zu recht mehr leisten. Wer das ändern will scheitert.

  17. 29.

    Genau das meinte ich aber manch einer hier hat kein Gefühl für Ironie, mir steht es nicht zu jemand zu verspotten aber wenn ich das von @Berlinerin durchlese frage ich mich für was lebt man denn wenn man sich nun alles verkneifen muss oder will.

  18. 28.

    Also ich trage Levis Jeans, die sind schon 30 Jahre alt. Unkaputtbar. Socken und Schlüppa nehm ich zum Auto polieren oder für irgendwelche Sauereien im Garten. Sie meinten es ironisch, andere meinen es ernst. Nachhaltigkeit kann Spaß machen. In unserer Wegwerf- und Spaßgesellschaft natürlich peinlich. Da wird konsumiert was geht, damit man Wohlstand zeigen kann. Ich hoffe für die folgenden Generationen auf ein ausgeprägteres Verantwortungsbewusstsein und eine bescheidenere Lebensweise wie z.b. kleine, pragmatische Stadtautos. Keine panzerähnlichen Boliden. Die kleinen Dinge im Leben wieder mehr zu schätzen, als egoistisch zu protzen, das wäre ein sinnvoll. Und bitte jetzt nicht wieder die öde Leier vom Sozialneid. Danke!

  19. 27.

    Alfred, diskutier hier nicht rum - ich habe keine vollen Bigbag, den kann ich nicht in meinen Kombi heben. Ich heiße nicht Herkules. Mein Kombi reicht für zwei halb/dreiviertelvolle. Da braucht auch niemand eine rollende Schrankwand oder einen Bulli.

  20. 26.

    Haben Sie schon den neuen BMW gesehen ist das ein Hammer von Auto. Das mit der Nachhaltigkeit ist gut ich hoffe nur nicht das Sie das mit Sachen des alltäglichen Bedarfs machen z.B Unterwäsche, das geht schlecht mit 40 Jahren. Ich habe mir jetzt richtig Mühe gegeben beim schreiben. Ironie off/ onn

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