Interview | Wirtschaftssenatorin Pop -
Wer hat Tesla nach Berlin und Brandenburg gelockt? Mitten in der Euphorie über den wohl größten Wirtschaftscoup des Jahres wird in beiden Hauptstädten darüber gestritten, wer den Ruhm einstreichen kann.
Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) stellte am Mittwoch klar: "Das ist ein rein Brandenburger Projekt. Punkt. Es sind aussschließlich Brandenburger Institutionen an den Verhandlungen beteilgt gewesen, es sind ausschliesslich mit Brandenburgern die Verhandlungen geführt worden." In der Lokalpresse heißt es bereits, es sei gut, dass Berlin außen vor gelassen wurde.
Gleichzeitig räumte Woidke allerdings auch ein: Ohne Berlin wäre die Entscheidung von Tesla nicht auf Brandenburg gefallen - was Tesla-Gründer Elon Musk auf Twitter auch angedeutet hat. Dort schrieb er schlicht: "Giga Berlin".
rbb: Frau Pop, stimmt es, was Dietmar Woidke sagt, dass nur Brandenburg, nicht Berlin, mit Tesla verhandelt hat?
Ramona Pop (Grüne): Dass Tesla zu uns kommt, sind erst mal sehr gute Nachrichten für Brandenburg und Berlin. Ich freue mich, habe sofort mit Herrn Steinbach [Anm. d. Red.: dem brandenburgischen Wirtschaftsminister, SPD] telefoniert und zu dem tollen Erfolg gratuliert. Berlin und Brandenburg ergänzen sich mit ihren Stärken. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass Unternehmensansiedlungen in unserer Region bleiben und nicht abwandern. Bei Ansiedlungen kann Brandenburg Flächen bieten, Berlin die Dynamik einer Metropole. Eine gemeinsame Metropolregion ist gut für beide Länder. Hieran sollten wir gemeinsam weiterarbeiten, um weitere Erfolge möglich zu machen.
Welchen Anteil hatte Berlin an den bis zuletzt geführten Gesprächen? Hatten Sie direkten Kontakt mit Elon Musk?
Natürlich sind und waren wir auf verschiedenen Ebenen aktiv, wie immer, wenn es um Unternehmensansiedlungen geht. Es gab Schreiben, Gespräche auf allen Ebenen, auf der politischen Ebene und unsere Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner war und ist in intensivem Austausch mit Tesla und Brandenburg. Details werde ich aus Gründen der Vertraulichkeit nicht nennen, aber seien Sie versichert: Wir haben stark für unseren Standort geworben. Berlin steht für die Entwicklung der Elektromobilität mit rund 500 Firmen und Institutionen aus der Branche. Berlin und seine digitale Industrie ziehen Talente und SpezialistInnen aus der ganzen Welt an. Ich glaube, jeder konnte die Begeisterung Musks für Berlin spüren. Aber jetzt interessiert uns vor allem der Blick nach vorn: Die Arbeit fängt nun erst an. Wir stehen Brandenburg natürlich zur Seite und unterstützen, wo wir können, um schnell voran zu kommen.
Wann wussten Sie, dass die in Ihrem Brief angeboten Flächen in Berlin für Tesla nicht ausreichen? Sprich, wann wurde der Pitch zu einem regionalen Projekt, keinem getrennten?
Als die Größenordnung des Projektes klar wurde, dass Tesla auch Erweiterungspotenzial und damit über 100 Hektar Flächen benötigt. Herr Steinbach und ich haben bereits letztes Jahr eine Vereinbarung geschlossen. Diese fußt auf dem gemeinsamen Verständnis, die deutsche Hauptstadtregion attraktiv für Ansiedlungen auszurichten und diese gemeinsam und koordiniert zu betreuen. Ich möchte hier auch unsere beiden Wirtschaftsfördergesellschaften ausdrücklich loben. Sie haben bei Tesla Großartiges erreicht. Und Tesla hat uns auch gezeigt, dass wir zukünftig noch mehr gemeinsam pitchen werden.
Wie kam das Innovationszentrum von Tesla dann nach Berlin? War das Ihr Angebot oder eine Idee von Tesla?
Wie Sie wissen, war Vertraulichkeit der Schlüssel zum Erfolg. Wir freuen uns über das Commitment von Tesla für Berlin. Es zeigt deutlich das Vertrauen der Investoren und die Attraktivität unseres Standortes für die großen Zukunftsbranchen. Tesla findet bei uns das richtige Umfeld mit Wissenschaft, Technologie und die passenden Talente.
Die Fragen stellte Sebastian Schöbel.