Ökologischer Waldumbau - Pferde leisten zwischen den Bäumen Präzisionsarbeit

Sa 02.11.19 | 15:19 Uhr | Von Susanne Hakenjos
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Douke EEkman mit Forstpferden Lilly und Margriet am Pekenberg. (Quelle: rbb/S. Hakenjos)
Audio: Antenne Brandenburg | 29.10.2019 | Susanne Hakenjos | Bild: rbb/S. Hakenjos

Wenn Forstmaschinen durch den Wald pflügen, vibriert der Boden, es entstehen große Schneisen. Kaltblutpferde sind eine nachhaltige Alternative – und werden in Brandenburger Wäldern doch nur punktuell eingesetzt. Von Susanne Hakenjos

Zwei mächtige Kaltblut-Pferde spannt Douke Eekman im Wald am Pekenberg westlich von Luckenwalde (Teltow-Fläming) vor seinen Pflug. "Das ist Lilly, und das hier ist Margriet: Beide gehören zur Rasse Belgisches Kaltblut, auch Brabanter genannt", stellt der gelernte Forstwirt und Gartenbauer seine starken Helfer vor. Wie seine Pferde stammt auch der 52-Jährige selbst aus Belgien, lebt aber bereits seit 24 Jahren im Frankenförde, einem kleinen Dorf in der Gemeinde Nuthe-Urstromtal. Die beiden Stuten - dunkelbraun, mit lockigem Schweif und riesigen Hufen - hat er vor acht Jahren in Belgien gekauft und für die Arbeit im Wald ausgebildet. Jetzt ziehen die beiden fast mühelos einen speziellen Pflug. Sein aktueller Auftraggeber ist ein Waldbesitzer aus Gottow.

Ein Pflug wird auf einem Forststreifen von einem Pferd gezogen (Bild: Susanne Hakenjos)
Der Streifenpflug teilt den Waldboden. | Bild: Susanne Hakenjos

Filigrane Waldarbeit

Früh am Morgen hat Eekman seine Pferde von der Koppel seines alten Vierseithofs geholt, mit dem Hänger an den Einsatzort gebracht und im Wald angeschirrt. Gemeinsam legen sie jetzt Pflanz- und Saatstreifen für Jungbäume im Waldboden an. Ein scheibenförmiges Messer schlitzt die obersten Bodenschichten auf, der Pflug klappt diese rechts und links zur Seite und legt die Humusschicht frei: "Dieser sogenannte Streifen-Pflug hat nichts zu tun mit einem normalen kleinen Landwirtschaftspflug. Er ist viel stabiler und mit etwas über 300 Kilo auch schwerer", erklärt Eekman.

Mit "whiist und hott", einer Mischung aus deutschen und flämischen Kommandos, dirigiert der Forstwirt Lilly und Margriet zwischen alten Kiefern und Jungbäumen hindurch. Kein anderes Gehölz wird dabei zerstört. Alle paar Minuten gibt es für die Pferde kleine Pausen, denn speziell wenn der Pflug kleine Wurzeln durchtrennen muss, ist die Zugbelastung hoch. Mit Pausen sei das aber kein Problem für die starken Kaltblüter, erklärt Eekman.

Weg von der Monokultur hin zum Mischwald

In die frisch gepflügten Streifen will Waldbesitzer Hartmut Hanack in diesem Herbst junge Ess-Kastanienbäume pflanzen. Auf gepflügtem Boden wachsen die Bäumchen besser an, dicke Grasnarben schlucken sonst fast alles Wasser. Ingesamt elf Hektar in der Gemarkung Nettgendorf und Gottsdorf baut Hanack auch mit Hilfe der starken Forstpferde zum Mischwald um. Er will weg von der Kiefern-Monokultur hin zu einem klimaresistenteren Mischwald.

"Monokulturen in der Landwirtschaft haben uns gezeigt, dass sie nur mit Gift beherrschbar sind. Das hat sich auch im Wald gezeigt", erklärt der 63-Jährige Gottower seine Beweggründe. Dabei mit Pferden zu arbeiten sei zwar teurer, als der Einsatz von Forst-Maschinen. "Aber ich finde, jeder sollte beim Thema Nachhaltigkeit bei sich selber anfangen, so also auch im Wald", findet Hanack.

Der Pferdetritt schont den Boden

Der Einsatz von Forstpferden im Wald ist keineswegs altmodisch, sondern unter Umweltaspekten hochmodern und eine bodenschonende Alternative zu schweren Forst-Traktoren und – Maschinen. "Um in diesem Waldstück zu pflügen bräuchte man einen Traktor von zwei bis drei Tonnen", erklärt Eekman. "Zwar kommen auch die Pferde fast auf dieses Gewicht – aber durch seinen Huftritt verursacht ein Pferd nur eine punktuelle Belastung und verdichtet den Boden wesentlich weniger." Hinzu kämen bei großen Maschinen die Vibrationen. "Gerade auf sandigen Standorten verdichten Maschinen den Boden sehr stark, und das ist auf lange Sicht nicht gut für das Wachstum", betont der Forstexperte.

Förderung fehlt

Eekmans Pferde transportieren frisch geschlagene Holzstämme aus dem Bestand, ziehen eine spezielle Staatmaschine durch den Wald oder schwere Rodeketten, mit denen unerwünschte Traubenkirschen aus dem Boden gerissen werden.

Dennoch gehen in Brandenburg die Aufträge eher zurück. "Wir sind oft nur die Notlösung, das Potenzial wird nicht erkannt oder gefördert", lautet Eekmans Fazit nach langen Jahren als selbständiger Forstwirt. Fördermittel- oder Richtlinien zu bodenschonender Bewirtschaftung könnten helfen, findet er mittlerweile. Auch Hartmut Hanack ärgert sich: "Vor Jahren wurden Fördermittel für den Einsatz von Forstpferden gestrichen, das sollte die neue Landesregierung in Brandenburg jetzt schnellstens wieder einführen."

Eekman führt seinen Ein-Mann-Betrieb inzwischen nur noch im Nebenerwerb, den Lebensunterhalt seiner Familie sichert eine Anstellung in einem Weiderinder-Betrieb.

Beitrag von Susanne Hakenjos

3 Kommentare

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  1. 3.

    Dieser Nebenerwerb ist sinnvoller als gedacht. Was dieser Mann hier betreibt ist vorbildlich und sehr vernünftig.

  2. 2.

    Der Nebenerwerb zeigt, daß dies nicht wirtschaftlich ist und man davon offensichtlich nicht leben kann. Da bringen auch irgendwelche Fördergelder nichts und sind dann womöglich auch nicht zulässig.

  3. 1.

    Lieber gebe ich diesem Bauern 150 Punkte und mehr für das was er hier leistet, als mich von der D.Bohlen Manie anstecken zu lassen. Vorbildliche Arbeit.

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