Alternativvorschlag - Vattenfall will Stromnetz gemeinsam mit Berlin betreiben

So 17.11.19 | 22:24 Uhr
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Heizkraftwerk Moabit (Quelle: imago images / Müller-Stauffenberg)
Bild: imago images / Müller-Stauffenberg

Als Reaktion auf das Bestreben des Landes Berlin, das Stromnetz der Stadt wieder selbst in die Hand zu nehmen, hat der bisherige Betreiber Vattenfall nun einen Alternativvorschlag unterbreitet. "Wir wollen mit der Stadt Berlin kooperieren und würden das Netz dort gern gemeinsam betreiben", sagte Vorstandschef Magnus Hall der "Welt am Sonntag". Zunächst müsse aber der laufende Rechtsstreit abgewartet werden.

Im Streit um eine Rück-Verstaatlichung des Stromnetzes hat die Berliner Landesregierung bereits eine erste Niederlage vor Gericht erlitten. Die Infrastruktur bleibt damit vorerst im Besitz einer Vattenfalltochter. Eine endgültige Entscheidung ist allerdings noch nicht gefällt: Es gilt als sicher, dass der Senat vor das Kammergericht ziehen wird - die letztmögliche juristische Instanz im Vergabeverfahren.

Senat will Stromversorgung in staatliche Hände nehmen

Die rot-rot-grüne Landesregierung will die privatisierte Stromversorgung wieder in staatliche Hand nehmen und entschied im Frühjahr dieses Jahres, dass die Konzession für den Netzbetrieb für 20 Jahre an den Landesbetrieb Berlin Energie gehen soll. Eine unabhängige Vergabekammer hatte das Angebot ausgewählt.

Doch der Vattenfall-Konzern zog vor Gericht, weil er sich durch die Vergabekriterien der Finanzverwaltung benachteiligt sah. Der zentrale Vorwurf: Die Anforderungen an den neuen Stromnetzbetreiber seien so weit gefasst, dass sich auch Unternehmen bewerben könnten, denen es am nötigen Know-how fehle, um ein so großes Stromnetz zu betreiben. Gemeint war damit auch die landeseigene Berlin Energie. Diese hat bislang nur eine sehr schlanke Unternehmensstruktur und setzte für den Fall eines Zuschlags darauf, weite Teile der Stromnetz-Belegschaft von Vattenfall zu übernehmen.

Sendung: Abendschau, 17.11.2019, 19:30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Berlin hatte es in eigener Hand. Aber 1997 verscherbelte man die BEWAG zum Schnäppchenpreis von 2.9 Milliarden DM unter Ägide von SPD Senatorin Fugmann-Hesing. Glückwunsch zu einer nachhaltig wahrlich teuren Entscheidung.
    Den jetztigen Trubel hätte man sich sparen können und die jährlichen Renditen im Haushalt fest einplanen können.
    Aber nein, nun läuft man krampfhaft einer Rekommunalisierung hinterher. Von daher zweifle ich daran, dass es der Senat überhaupt besser bewirtschaften kann als es der aktuelle Stromnetzbetreiber heute tut.

  2. 3.

    Ich bin für eine klare Rückkehr in die öffentliche Hand und gehe noch einen Schritt weiter....ich fordere eine Rückkehr in den kompletten öffentlichen Dienst. Wenn dies nicht möglich ist, dann schafft Gesetze, um die Bevölkerung vor Preisirrsinn zu schützen. Wir leben nicht in einer reinen Marktwirtschaft, sondern immer noch in einer sozialen Marktwirtschaft (auch wenn man davon kaum noch etwas merkt). Eine Beteiligung der öffentlichen Hand bei Vattenfall, halte ich jedoch für eher ungünstig. Hier kennt man doch die Folge. Die Gewinne gehen zu Gunsten des privaten Unternehmens und die Risiken trägt die öffentliche Hand. Es würde mich zumindest wundern, wenn es nicht in diese Richtung geht.

  3. 2.

    Tolle Idee von Vattenfall! Ich war schon ein wenig traurig, als der Volksentscheid 2013 nicht zu dem Ergebnis geführt hat, die Energieversorgung wieder in die öffentliche Hand zu nehmen. Dass nun aus der Privatwirtschaft eine Kooperation angeboten wird, ist eine gute Sache! Warum nicht alle Ressourcen nutzen? An der Privatisierung von Post und Bahn hat man ja gesehen, dass vollständiges Abrichten auf Wirtschaftlichkeit zu keinem runden Ergebnis führt. Auch wenn Vattenfall für mich als positives Beispiel gilt, kann ich sehen, wie eine noch größere Nähe zu den Kunden über die öffentliche Hand allen nutzt. Gibt also doch noch gute Neuigkeiten!

  4. 1.

    Lasst das mal die Profis von Vattenfall machen!
    Was dabei herauskommt, wenn Politik übernimmt, sieht man ja in voller Pracht am CO2-freien BER...

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