Zeitenwende in Neukölln - Philip Morris beendet Zigarettenproduktion in Berlin

Do 19.12.19 | 14:14 Uhr
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Der Marlboro-Mann steht mehrere Meter groß in Berlin im Bezirk Neukölln am 08.01.2015 auf dem Dach einer Fabrik der Tabak- und Zigarettenfirma Philip Morris GmbH. (Quelle: dpa/Steinberg)
Video: Abendschau | 17.12.2019 | Bild: dpa/Steinberg

Am Freitagmorgen stoppen im Neuköllner Philip-Morris-Werk die Bänder - die Großproduktion von Zigaretten wird eingestellt, 1.000 Beschäftigte müssen sich neu orientieren. Ein paar Dutzend dürfen bleiben und stehen vor neuen Aufgaben.

Im Philip-Morris-Werk in Berlin-Neukölln wird die Zigarettenproduktion am frühen Freitagmorgen eingestellt. Die letzte Schicht beginnt am späten Donnerstagabend.

Sozialplan für 950 Mitarbeiter

Schon im Mai wurden die knapp 1.000 Beschäftigten der Philip Morris AG darüber informiert, dass ihr Werk zum Jahresende seine Produktion weitgehend einstellt. Für sie wurde in den vergangenen Monaten ein Sozialplan ausgehandelt, an dem Betriebsrätin Petra Selchow maßgeblich beteiligt war. "Jetzt ist halt die letzte Woche, am Donnerstag startet abends um 23 Uhr die letzte Produktion, bis Freitag früh um sechs. Ich werde hier sein und gucken, wen man seelisch und moralisch soweit möglich unterstützen kann." Dem Sozialplan sind nach ihren Worten nahezu alle Mitarbeiter freiwillig gefolgt, offenbar hat der Tabakkonzern dafür tief in die Tasche gegriffen. Über Zahlen wollte Betriebsrätin Selchow im Interview mit der rbb-Abendschau nicht sprechen.  

Produktion wird umgestellt

Das Philip-Morris Werk produziert seit 1972 Zigaretten und Tabak für Selbstdreher. Tabak wird auch künftig aus Berlin kommen, aber in abgewandelter Produktion. 75 Mitarbeiter werden weiterhin für Philip Morris in Neukölln tätig sein. Dagmar de Boni ist eine von denen, die bleiben. Sie ist seit zehn Jahren in der Zigarettenabteilung beschäftigt und wird sich nun umstellen müssen: "In der Zigarettenproduktion kommt der Tabak an in der Maschine und wird dann verarbeitet als Zigarette. Da ist der Tabak also schon fertig. In der neuen Abteilung muss ich ihn erstmal dafür vorbereiten. Wie auch immer das geht - ich weiß es noch nicht."

Berlin einst deutscher Marktführer

Der Marlboro Cowboy wird sich also weiterdrehen auf dem Werksdach in Neukölln, und trotzdem schließt am Freitag ein Kapitel Berliner Industriegeschichte. Den Anfang im 19. Jahrhundert machten Namen wie Muratti, Manoli und Garbaty. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die meisten Zigaretten für den ost- und den westdeutschen Markt aus Berlin.

In Berlin ansässig waren Unternehmen wie Brinkmann, Reemtsma und Austria, auch dank der Berlin-Subventionen. Ende der 1990er Jahre wurden hier vier von fünf Zigaretten in Deutschland produziert: Berlin war Marktführer. Mit dem Jahr 2000 brach dann der Absatz der Zigaretten ein, auf zuletzt 75 Milliarden Stück im vergangenen Jahr.

Sendung: Abendschau, 17.12.2019, 19:30 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Nur mal so am rande Alkohol ist schlimmer.Ansonsten hast du recht.
    gruss

  2. 2.

    Rauchen ist nicht nur nutz- und sinnlos sondern verseucht die Umwelt insbesondere durch weggeworfene Kippen, in erheblichem Maße.
    1 Kippe verseucht 40 Liter Wasser, dass in Flüsse und Seen und damit ins Grundwasser gespült wird.
    Dieses ganze Belästigungspotential von Unbeteiligten hier mal ausgeklammert.
    Daher ist das Schließen eine sehr gute Nachricht. Ein Verkaufsverbot wäre aber zielführender.

  3. 1.

    An alle Mitarbeiter von Philip Morris die sich noch an mich erinnern.....

    Als ehemaliger Schichtleiter / Supervisor in der Produktion (bis 2009) und fast 20ig Jahren im Betrieb erinnere ich mich noch an Zeiten als der 7 die einzelne Mitarbeiter / in noch gewertschätzt wurde...

    Ich wünsche Euch allen alles erdenklich Gute für die Zukunft, Ihr alle seid gut qualifiziert und werdet sicher eine Zukunft in arbeit in Berlin finden.

    Ich hoffe, Ihr alle habt trotz dieser sehr schwierigen Zeit im Moment, ein angenehmes Weihnachtsfest mit Eurer Familie und einen guten und gesunden Rutsch in das Neue Jahr 2020!

    Traurig das es so unpersönlich endete....

    Euer Marco S.

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