IBB-Studie - Die Mieten stagnieren, die Kaufpreise steigen in Berlin

Mi 25.03.20 | 17:07 Uhr
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Regenbogen ueber den Daechern Berlins (Quelle: dpa/Kriemann)
Bild: dpa/Kriemann

Die Mieten in Berlin sind 2019 kaum gestiegen, zeigt eine Studie der Investitionsbank. Viele Bürger sind durch ihre Wohnkosten aber immer noch überdurchschnittlich belastet. Deshalb boomt der Speckgürtel, was die Mieten dort spürbar steigen lässt.

Nach dem jahrelangen starken Anstieg der Mieten in Berlin zeichnet sich einer Studie zufolge nun eine Stagnation ab. Bei Neuverträgen hatten Vermieter im vergangenen Jahr im Mittel 10,45 Euro kalt je Quadratmeter verlangt, 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus dem Immobilienmarkt-bericht der Investitionsbank Berlin (IBB) hervorgeht. Das ist der geringste Anstieg seit Jahren. Es wurden auch wieder etwas mehr Wohnungen für weniger als sieben Euro angeboten. In der Innenstadt aber werden nahezu flächendeckend zwölf Euro verlangt, heißt es in der Studie.

IBB-Chef Jürgen Allerkamp sagte zu diesen Entwicklungen, dass Berlin weiter zusätzliche Wohnungen brauche. Er äußerte jedoch die Sorge, dass der Mietendeckel Investoren vom Bauen abhalten könnte. Mit dem Gesetz hat der Senat die Mieten im Februar für fünf Jahre eingefroren. Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) sieht indes die Senatsentscheidung durch die Studie bestätigt: Der Mietendeckel werde dafür sorgen, dass Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen nicht aus ihren Kiezen verdrängt würden, so die Bausenatorin.

Weitere Punkte der Studie im Überblick

Mehr Eigentümer: Im Gegensatz zu den Mieten verzeichneten sowohl die angebotenen Kaufpreise für Eigentumswohnungen als auch für Ein- und Zweifamilienhäuser weiterhin einen Anstieg. Im Mittel wurden Eigentumswohnungen 2019 für 4.777 Euro pro Quadratmeter angeboten. 2018 lag der Wert noch bei 4.200 Euro pro Quadratmeter. Die Verwirklichung eines Eigenheimes kostete 2019 im Durchschnitt 549.990 Euro. 2018 hatte dies noch 498.600 Euro im Schnitt gekostet. Dennoch gibt es tendenziell mehr Eigentümer. 2018 leben in 301.000 Berliner Haushalten auch die Eigentümer, ein Fünftel mehr als noch bei der Erhebung vier Jahre zuvor. 

Miete belastet viele überdurchschnittlich: Die Wohnkostenbelastung war in den vergangenen Jahren bei vielen Berlinern weiter hoch. 39 Prozent der Haushalte mussten im Jahr 2018 mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Kaltmiete ausgeben. 

Gleichzeitig ging die durchschnittliche Belastung zurück. Im Schnitt gaben alle Haushalte im selben Jahr rund 28 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Kaltmiete aus, wie die IBB auf Grundlage von Zahlen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg ermittelte. Das war etwas weniger als 2014 und 2010, was auch an gestiegenen Einkommen liegen dürfte. Der bundesweite Mittelwert liegt bei rund 27 Prozent. 

Bei Geringerverdienern kann die Quote jedoch über 50 Prozent liegen, auch Alleinerziehende sind häufig überdurchschnittlich belastet. Auch wer in den vergangenen Jahren umgezogen ist, muss in der Regel mehr von seinem Einkommen für die Miete einplanen als vorher. Besonders belastet sind Haushalte in Neukölln, am wenigsten die in Pankow. 

Kleinere Wohnungen und überlastete Bauwirtschaft

Es wird enger: Weil Wohnen teurer geworden ist, begnügen sich die Berliner mit weniger Fläche. 38,1 Quadratmeter waren es 2018 dem Bericht zufolge pro Kopf. Das Amt hatte für 2011 einen Wert von 40,9 Quadratmetern angegeben. Betrachtet man nur die Mieter hatten diese im Jahr 2018 im Schnitt 37,5 Quadratmeter pro Person zur Verfügung. Der bundesweite Durchschnitt liegt laut IBB bei 39,3 Quadratmeter.

Stau auf dem Bau: "Das Wachstum Berlins ist immens und wird auf absehbare Zeit anhalten", sagte Bausenatorin Lompscher. Tatsächlich hat die Berliner Bevölkerung laut Wohnungsmarktbericht 2018 um 31.300 auf 3,66 Millionen Personen zugenommen und lag damit erneut auf Rekordniveau. Deswegen müssten zügig neue Wohnungen gebaut werde, so Lompscher. Allerdings dauerte es immer länger von der Genehmigung bis zur Schlüsselübergabe, denn die Bauwirtschaft ist ausgelastet. 64.000 Wohnungen sind inzwischen genehmigt, aber noch nicht fertig. 

Wandlitz, Teltow und Potsdam besonders teuer

Der Speckgürtel boomt: Schneller als in Berlin sind die Mieten im Umland gestiegen. Dort wurden Wohnungen im Mittel für 9,47 Euro kalt je Quadratmeter inseriert, 4,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Über 10 Euro liegen Kommunen wie Wandlitz, Teltow und Potsdam. Stefan Förster, Sprecher für Bauen und Wohnen der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin teilte zu dieser Entwicklung mit: "Die Mieten in der Innenstadt sind für viele Berlinerinnen und Berliner einfach zu teuer. Darum ist die logische Schlussfolgerung, dass sich viele im Unland der Hauptstadt eine Wohnung suchen und somit auch hier die Mieten langsam anziehen."

Sendung: Inforadio, 25.03.2020, 16 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Berlin macht seine Hausaufgaben nicht, jetzt wird das Problem politisch gelöst. Das nennt man dann Stillstand im Wohnungsbau. Schuld ist sowieso immer der Andere.

  2. 7.

    Warum, sollte Ich den Vermieter für Andere, spielen wollen ? Der Staat, will die Spielregeln bestimmen, dann soll der Staat auch die Wohnungen bauen und sich um Alles kümmern. Na klar wird Eigentum immer teurer werden. Wer will denn noch für andere Menschen, Wohnraum bauen und bereitstellen ???

  3. 6.

    Ooch, mir kommen gleich die Tränen.

    Verdienen Sie etwa nicht mehr soviel mit Ihrem Eigentum, wie Sie sich das so vorgetellt haben ?

    Die "Lemminge" sind endlich aufgewacht und lassen sich nicht mehr so einfach von denen verarschen, die seltener durch Fleiß , meistens durch glückliche Umstände und soziale Skrupellosigkeit zu Vermögen gelangt sind.

    Eigentum verpflichtet, und so muß natürlich auch der Eigenbedarf endlich auf ein Mindestmaß reduziert und entsprechende Wohnungen bei der Vermietung eindeutig als "eigenbedarfsgefährdet" ausgewiesen werden.

  4. 5.

    Ooch, mir kommen gleich die Tränen.

    Verdienen Sie etwa nicht mehr soviel mit Ihrem Eigentum, wie Sie sich das so vorgetellt haben ?

    Die "Lemminge" sind endlich aufgewacht und lassen sich nicht mehr so einfach von denen verarschen, die seltener durch Fleiß , meistens durch glückliche Umstände und soziale Skrupellosigkeit zu Vermögen gelangt sind.

    Eigentum verpflichtet, und so muß natürlich auch der Eigenbedarf endlich auf ein Mindestmaß reduziert und entsprechende Wohnungen bei der Vermietung eindeutig als "eigenbedarfsgefährdet" ausgewiesen werden.

  5. 4.

    Vermieter, die gegen den Mietendeckel verstossen, sollen endlich mit Bußgeldern bis zu 500,000 Euro belegt werden. Aus die Maus.

  6. 3.

    Wenn ich auf einschlägigen Seiten für Wohngemeinschaften sehe, wie viel Mieter dort, in der Regel illegal untervermieten und für die Untervermietung von wenigen qm horrende Summen nehmen, verstehe ich nich über wen sich Mieter eigentlich aufregen. Sobald jemand die Gelegenheit hat, spielt er Marktwirtschaft.

  7. 2.

    Logisch stagnieren Mieten und Preise steigen. Wer vermietet denn noch bei dem RRG Irrsinn. Man hat doch nur Ärger mit vermieten und keine Rechte mehr an seinem Eigentum. Man bezahlt alles, zahlt horrende Abgaben und andere bestimmen dann über das gekaufte. Vermieten ist out. Logisch, dass man für sich selber kauft, da es sonst nichts gibt.
    Eigenbedarf wird drastisch ansteigen. Da hat euch RRG eine tolle Suppe eingebrockt. Und die Lemminge stehen daneben und bejubeln ihr Verderben.

  8. 1.

    Sind Mieter überdurchschnittlich belastet oder unterdurchschnittlich bezahlt. Wenn die einen Hungerlöhne zahlen, dann braucht man sich nicht wundern, wenn sie sich normale alltägliche Dinge nicht leisten können. Vor allem sollte man dann unbeteiligte Dritte nicht zum Sozialamt umfunktionieren um zu niedrige Löhne abzufedern. Das ist nicht die Aufgabe von Vermietern. Wendet euch an eure Arbeitgeber und Gewerkschaften.

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