Acht Filialen in Berlin und Brandenburg betroffen - Amtsgericht ordnet Insolvenzverfahren für Karstadt-Kaufhof an

Mi 01.07.20 | 15:04 Uhr
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Karstadt-Filiale in Berlin-Wedding (Quelle: dpa/Schoening)
Bild: dpa/Schoening

Galeria Karstadt Kaufhof soll eigenverantwortlich seine Insolvenz abwickeln. Das hat das Amtsgericht Essen festgelegt. Entsprechende Pläne hat der Konzern vorgelegt. In Berlin und Brandenburg fällt durch Filialschließungen vermutlich die Hälfte der Arbeitsplätze weg.

Das Amtsgericht Essen hat für die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof und acht verbundene Unternehmen Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angeordnet. Betroffen seien neben der Warenhauskette selbst die Tochterunternehmen Karstadt Sports, Galeria Logistik, Sportarena, Le Buffet, Dinea Gastronomie Karstadt Feinkost, Atrys I und Saks Fifth Avenue Off 5th Europe, teilte das Amtsgericht am Mittwoch mit.

Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung schließt an das bisherige Schutzschirmverfahren an. Galeria Karstadt Kaufhof und Karstadt Sports reichten am Mittwoch beim Gericht die in den vergangenen Monaten erarbeiteten Insolvenzpläne mit den Details des Sanierungskonzepts ein. Das Gericht hat nun zu prüfen, ob die Pläne den gesetzlichen Voraussetzungen entsprechen. Zum Sachwalter wurde der Insolvenzexperte Frank Kebekus berufen, der die Unternehmen auch schon im Schutzschirmverfahren beaufsichtigt hatte.

Rund 100 von 250 Filialen schließen

Galeria Karstadt Kaufhof war durch die pandemiebedingte Schließung aller Filialen in eine schwere Krise geraten und hatte Anfang April Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Nach den bisher bekannt gewordenen Sanierungsplänen sollen bundesweit 62 der 172 Warenhäuser, sowie 20 der 30 Niederlassungen der Tochter Karstadt Sports geschlossen werden. Außerdem sollen 26 von 50 Karstadt-Feinkost-Filialen dicht machen.

Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens können nun die Gläubiger ihre Forderungen gegenüber Galeria Karstadt Kaufhof beim Sachwalter anmelden. Eine erste Gläubigerversammlung könnte Anfang September stattfinden.

Betroffene Standorte in Berlin und Brandenburg

In Berlin sind sechs der insgesamt elf Karstadt-Kaufhof-Filialen sowie eine von Karstadt Sports von Schließungen betroffen: Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg, Tempelhofer Damm in Tempelhof, Müllerstraße in Wedding, Berliner Ringcenter an der Frankfurter Allee, Linden Center in Berlin-Hohenschönhausen und Gropius-Passagen in Neukölln. Zudem soll die geplante Zweigstelle in Tegel nicht gebaut werden, dafür aber das Kaufhaus im 1920er-Jahre-Stil am Hermannplatz.

Der Berliner Senat hatte sich zuletzt um eine Einigung mit den Vermietern bemüht, allerdings bisher keinen Durchbruch erzielt. Gewerkschaftsangaben zufolge stehen 1.000 der insgesamt 2.100 Arbeitsplätze in Berlin auf dem Spiel.

In Brandenburg schließt nach den bisherigen Plänen eine der beiden Filialen. Künftig soll es in der Brandenburger Straße in Potsdam keine Karstadt-Anlaufstelle mehr geben.

1 Kommentar

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  1. 1.

    Wer ein Handelsunternehmen an ein Immobilien­unternehmen verkauft dem hätte klar sein müssen das es ihm in erster Linie nur um die Immobilien gehen wird.
    Es war nur eine Frage der Zeit wann er beginnt Häuser zu schließen.
    Die Pandemie war für ihn ein willkommener Anlass und Grund.
    Schon bei Unterschrift der Übernahme war das Schicksal für Karstadt und kaufhof besiegelt.

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