Regionaler Wettbewerb in Gefahr? - Kartellamt zweifelt an Übernahmeplänen von Real-Filialen

Mo 16.11.20 | 22:00 Uhr
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Lebensmitteleinzelhändler "Real" (Quelle: imago images / Voyagerix)
Bild: imago images / Voyagerix

Die Pläne des Großflächen-Discounters Kaufland zur Übernahme von bis zu 101 Filialen des Wettbewerbers Real stoßen beim Bundeskartellamt auf Bedenken. Nach eingehender Analyse sei bei neun Real-Märkten durch die Übernahme eine erhebliche Behinderung des regionalen Wettbewerbs zu erwarten, teilte die Aufsichtsbehörde am Montag mit. Außerdem äußerten die Wettbewerbshüter Sorge wegen der wachsenden Einkaufsmacht des Handelsriesen gegenüber Lebensmittelherstellern und Lieferanten.

Das Bundeskartellamt sei mit Kaufland und dem Real-Eigentümer SCP in Verhandlungen über mögliche Lösungen, hieß es in Bonn. Kaufland und SCP hätten der Wettbewerbsbehörde bereits erste Vorschläge gemacht, um die Bedenken des Kartellamts auszuräumen. Die Frist für eine abschließende Entscheidung sei deshalb bis zum 30. Dezember verlängert worden. Eine besondere Bedeutung kommt nach Einschätzung der Wettbewerbsbehörde dabei der Beteiligung von mittelständischen Händlern an der Veräußerung der Real-Standorte zu.

SCP ist optimistisch

Kaufland ist Teil der Schwarz-Gruppe, zu der auch der Discounter Lidl gehört. Die Schwarz-Gruppe ist mit einem Umsatz von mehr als 113 Milliarden Euro schon heute europaweit der mit Abstand größte Lebensmitteleinzelhändler.

Der russische Real-Eigentümer SCP hatte die angeschlagene SB-Warenhauskette von der Metro erworben, um sie zu zerschlagen und weiterzuverkaufen. SCP zeigte sich trotz der Bedenken des Kartellamts optimistisch, das Verfahren wie geplant bis zum Jahresende
abschließen zu können. "Wir begrüßen, dass das Bundeskartellamt für 92 der 101 von Kaufland angemeldeten Standorte absatzseitig keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken sieht", sagte eine SCP-Sprecherin. Es fänden bereits konstruktive Gespräche mit dem Bundeskartellamt statt.

Neben Kaufland interessiert sich unter anderem auch Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka für bis zu 72 Real-Standorte. Hier hat das Bundeskartellamt noch Zeit bis zum 21. Dezember, um die Übernahmepläne zu prüfen.

Wildau und Spandau von Schließungen betroffen

SCP hatte bereits kurz nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages angekündigt, rund 30 Filialen mangels Zukunftsperspektiven aufgeben zu wollen. Darunter ist auch der Markt in Wildau (Dahme-Spreewald) mit mehr als 200 Mitarbeitern. Er soll im März 2021 geschlossen werden. Auch der Real-Supermarkt in Berlin-Spandau wird schließen. Ob weitere der insgesamt 19 Standorte in Berlin und Brandenburg betroffen sind, ist noch nicht bekannt.

Neben Kaufland interessiert sich unter anderem auch Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka für bis zu 72 Real-Standorte. Hier hat das Bundeskartellamt noch Zeit bis zum 21. Dezember, um die Übernahmepläne zu prüfen.

3 Kommentare

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  1. 3.

    im "Sozialismus" waren es 2 große Handelsketten (ho, konsum), in der "sozialen Marktwirtschaft" sind es kaum mehr und wenn es so weiter geht, dann werden es zukünftig auch nur noch 2 oder 3 sein, die den Produzenten den Preis diktieren.

  2. 2.

    Vorher kann man aber nicht soeben mal eingreifen. Dann wäre das geschrei, von wegen Sozialismus, vor allem bei FDP,afd und CDU wieder riesig.

  3. 1.

    "wachsenden Einkaufsmacht des Handelsriesen gegenüber Lebensmittelherstellern und Lieferanten." - nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist, sind sie besorgt um den Brunnen auf den Spielplatz.

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