Forschungsinstitut Prognos - Berlin und Umland sind wirtschaftliche Wachstumssieger

Fr 20.11.20 | 16:58 Uhr
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ARCHIV - 05.11.2020, Brandenburg, Grünheide: Blick auf das Straßenschild «Tesla Straße 1» vor der Baustelle der Tesla-Fabrik. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Bild: dpa/Jörg Carstensen

BER und Tesla sei Dank: Das Berliner Umland wächst stärker als die Stadt selbst, verheißt eine Studie. Zwei Brandenburger Landkreise gehören bundesweit zu den wirtschaftlichen Wachstumssiegern bis 2030. Doch die Prognose ist mit Vorsicht zu betrachten.

Mit dem Willy-Brandt-Flughafen und der künftigen Tesla-Autofabrik hat die Wirtschaftsregion südöstlich von Berlin beste Wachstumsaussichten. Auch die Stadt Potsdam gehört nach Angaben des Forschungsinstituts Prognos zu den wirtschaftlichen Wachstumssiegern bis 2030.

Die Kreise Dahme-Spreewald und Oder-Spree gehören bundesweit in die Spitzengruppe, was das Plus bei Bruttowertschöpfung und Beschäftigung bis 2030 betrifft, wie das private Forschungsinstituts Prognos am Freitag mitteilte [prognos.com]. "Beide profitieren neben der Nähe zur Wissenschafts-, Dienstleistungs- und Kreativhochburg Berlin vor allem von der Großansiedlungen des Flughafens BER und von Tesla", heißt es in einer Mitteilung vom Freitag.

Insgesamt fünf der zehn Wachstumssieger aus Ostdeutschland

Der neue Hauptstadtflughafen BER war vor drei Wochen nach jahrelangen Verzögerungen eröffnet worden. Tesla will in Grünheide von Juli 2021 an Elektroautos herstellen. In einer ersten Stufe sind 500.000 Fahrzeuge im Jahr mit rund 12.000 Mitarbeitern vorgesehen.

Die Studie prognostiziert das Wirtschaftswachstum sowie die Beschäftigtenentwicklung in den 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten. Insgesamt kommen fünf der zehn Wachstumssieger bis 2030 aus Ostdeutschland, prognostiziert die Studie. Neben den Landkreisen Dahme-Spreewald mit dem BER und dem Landkreis Oder-Spree mit der Tesla-Fabrik zählen auch die Uni-Städte Leipzig und Rostock dazu.

Berlin könnte bis 2030 Marke von vier Millionen Einwohnern knacken

Auch Berlin selbst dürfte aus Sicht der Fachleute um 6,6 Prozent wachsen und damit stärker als die übrigen Millionenstädte Hamburg, München und Köln. Die Hauptstadt könnte damit die Marke von vier Millionen Einwohnern erreichen.

Allein die weiter von Berlin entfernten Brandenburger Kreise profitieren nicht von dem Wirtschaftswachstum, wie aus der Studie hervorgeht. Denn durch die Corona-Krise würden strukturarme Regionen weiter ins Hintertreffen geraten, mit alten Branchen, geringen Einkommen oder einer alternden und schrumpfenden Bevölkerung.

Prognos: Wirtschaftsleistung erst ab 2023 wieder wie Vor-Corona-Jahr 2019

Prognos-Chef Christian Böllhoff rechnet damit, dass Deutschland erst 2023 wieder die Wirtschaftsleistung des Vor-Corona-Jahres 2019 erreicht. Anschließend bremse der Arbeitskräftemangel zunehmend das Wachstum.

Während Wachstumsregionen vor dem Problem stünden, genug bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und Zuwanderer zu integrieren, ließen sich Einwohnerverluste kaum umkehren, so Gewos. Hier gelte es, bestehende Strukturen an eine schrumpfende und alternde Bevölkerung anzupassen.

Prognosen über so lange Zeiträume sind jedoch mit großer Unsicherheit behaftet. Noch zu Beginn der 2000er Jahre etwa ging die Prognose des Berliner Senats davon aus, dass die Stadt bis 2020 Bevölkerung verliert und diese altert. Nichts davon ist eingetreten. Im Gegenteil: Hunderttausende zogen zu. Die Hauptstadt hat aktuell knapp 3,8 Millionen Einwohner.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 20.11.2020, 19:30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Ihre pathologische USA-Phobie, die Sie ja auch die 1958 gegründete NASA mit WK II-Flugzeugen rumfliegen lässt, bricht auch hier wieder durch. Der östliche Teil der A10 wird schon seit längerem in Etappen wegen "Betonkrebs" saniert.

  2. 3.

    Schon wieder eine "Teslabremse". Diesmal ist es Betonkrebs an der A-10 zwischen Freienbrink und den Rüdersdorfer Brücken. Es muss saniert werden. Habe es heute erst gelesen. Aber neu dürfte der nicht sein.

  3. 2.

    Da hat RRG aber glück gehabt, dass die Stadt davon profitieren kann, trotz ihnen.

  4. 1.

    Lt. tagesschau.de von heute, werden z.B. Spree-Neiße bis 2035 noch 11% und die Stadt Cottbus 4% der Einwohner verlieren. Ob da schon die Auswirkungen der Tagebauschließungen mitberücksichtigt sind, kann ich nicht sagen.
    Interessant ist diese Entwicklungsprognose auch im Hinblick auf die Sorben, deren Zahl in der Niederlausitz seit beginn der 90er konstant mit 20.000 angegeben wird. Die sind ja dann von der großen Abwanderungswelle nach der Wende auch nicht betroffen gewesen. Was ich nicht glauben kann.

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