Neuer Flughafen mit alten Bilanzproblemen - Corona verdirbt dem BER die ersten 100 Tage

So 07.02.21 | 18:09 Uhr | Von Thomas Rautenberg
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Aussenansicht vom BER, auf dem Flugfeld sind Flugzeuge, Flughafengebäude und der Tower zu sehen. (Quelle: dpa/Bielicke)
Bild: dpa/Bielicke

Seit 100 Tagen fertigt der BER Fluggäste ab. Endlich. Immerhin waren dafür 14 Jahre Bauzeit nötig. Doch so richtig in die Gänge kommt der neue Flughafen nicht. Teuer ist der Betrieb, noch teurer der Fast-Betrieb. Von Thomas Rautenberg

Viele, sehr viele Aspekte wurden vor dem Start des BER Ende Oktober diskutiert. Etwa: Dass der neue Flughafen schon zu klein ist. dem Ansturm von 34 Millionen Passagieren ist der neue Airport niemals gewachsen, oder: Tegel müsse unbedingt offen bleiben. Seit dem 8. November 2020 ist Tegel nun geschlossen. Und auch in Schönefeld wird kaum noch geflogen. Diese Flugflaute liegt nicht am BER, sondern daran, dass weltweit kaum noch einer fliegen will.

Flughafen ohne Passagiere

Mit der BER-Eröffnung vor einhundert Tagen am 31. Oktober 2020 war die dramatische Entwicklung für den neuen Flughafen schon abzusehen: Über den Monat verteilt wurden im Oktober nur noch 581.000 Passagiere abgefertigt. Das war ein Rückgang um etwa 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Und mit jeder Reisebeschränkung im Zuge der Corona-Krise ging es mit den Fluggastzahlen weiter bergab.

Im Januar nun waren in Schönefeld nur noch 207.000 Passagiere unterwegs. Das sind nicht mal 7.000 am Tag und entspricht einem Minus gegenüber der Vor-Corona-Zeit von rund 91 Prozent. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup spricht von einer äußerst schwierigen Situation für die gesamte Luftfahrtbranche. Und er sagt, dass sich diese Krise noch weiter verschärfen wird.

Der Stillstand erhöht den Finanzdruck

Wo nicht geflogen wird, kann ein Flughafen auch keine Start- und Landegebühren kassieren. Parkhäuser stehen leer und wenn Geschäften keine Umsätze mehr machen, müssen Mieten angepasst werden. Rund 300 Millionen Euro Corona-Hilfen hat die Flughafengesellschaft FBB im vergangenen Jahr bekommen. In diesem Jahr müssen die Flughafeneigentümer Berlin, Brandenburg und Bund dem BER sogar ein Darlehen in Höhe von 660 Millionen Euro ermöglichen, damit die Flughafengesellschaft wirtschaftlich über die Runden kommt.

Gerade eröffnet und schon wieder geschlossen

In den vergangenen 100 Tagen sind Teile des neuen BER gar nicht erst ans Netz gegangen oder sofort wieder geschlossen worden. Das neue Billigflieger Terminal T2, gerade erst für 200 Millionen Euro fertiggestellt, blieb zu.

Das Nord- sowie das Südpier des BER sind mangels Bedarf stillgelegt worden. Auch die neue Südstartbahn ist erst am 04. November in Betrieb gegangen, aber ebenfalls wieder zu. Und ab dem 23. Februar soll auch das Terminal 5, also der alte Flughafen Schönefeld, eingemottet werden.

Für die Flughafenangestellten ist seit geraumer Zeit Kurzarbeit angesagt. Darüber hinaus will das Unternehmen rund 500 Stellen abbauen – möglichst sozial verträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen.

Sparen allein reicht nun nicht mehr

Mit Sparen allein wird die Flughafengesellschaft nicht über die Runden kommen. Experten schätzen den Finanzbedarf der FBB in den kommenden Jahren auf rund 1,8 Milliarden Euro. Geld, für das die Steuerzahler aufkommen müssen. Erst für das Jahr 2025 rechnet die Flughafengesellschaft mit einer Erholung des internationalen Luftverkehrs auf Vorkrisenniveau. Bis dahin sind alle deutschen Flughäfen auf die finanzielle Unterstützung durch ihre Gesellschafter angewiesen - und der BER auf die besonders umfangreichen Zahlungen des Bundes, Berlins und Brandenburgs.

Sendung: Inforadio, 08.02.2021, 10 Uhr

Beitrag von Thomas Rautenberg

24 Kommentare

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  1. 24.

    Sie wollen also nicht so ernst genommen werden? dann wundern Sie sich über "Verar...e"?
    nunja, muss jeder selbst wissen, was seine Meinung wert sein soll.
    Wie kommen Sie darauf, dass Sperenberg die "sachlich richtige" Entscheidung gewesen wäre? Ich kenne ne Menge Argumente dagegen oder eben für den BER am jetzigen Standort. Dies ist aber derart müsig und ermüdend. Jedermann kann erkennen, wofür der BER tatsächlich taugt, sofern er das Brett wegnimmt ;-)

  2. 23.

    Na nicht so ernst nehmen ;-) Es ist so: der BER war eine politische Entscheidung mit "Verar...e" der Betroffenen; Sperenberg wäre eine sachlich Richtige gewesen. Verantwortung dafür? Keiner. Der BER taugt nur für ein Messegelände - wetten, dass das so kommt? Die Gründe dafür: da reicht hier der Platz nicht, aber man hat eine schlimme Ahnung...

  3. 22.

    Wollen die Menschen wirklich fliegen - Klimawandel. FFF will doch die Autos in Innenstädten verbieten, da werden die doch nicht fliegen wollen.

  4. 21.

    Weil so viele Milliarden Euros zu viel ausgegeben wurden, soll jetzt ein neues Milliardengrab in den märkischen Sand gesetzt werden?!
    Die Logik dahinter kann ich nicht erkennen.
    Sind in Sperenberg sämtliche Hinterlassenschaften der roten Armee- Munition, Ölfässer- ausgegraben und entsorgt worden?!

  5. 20.

    Dieser Flughafen war und ist ein Millionengrab. Das hat nicht nur mit den Reisebeschränkungen
    zu tun. Andere Flughäfen leiden auch unter diesen Beschränkungen, nur stöhnen die nicht so laut, da sie wirtschaftlicher arbeiten. Aber nun ist der BER da und der Steuerzahler muss es richten. Außerdem liegt es nicht daran, dass niemand fliegen will, sondern kaum jemand fliegen darf.

  6. 19.

    Ich frage mich wieso man den FLUGHAFEN NICHT schließt und Terminel 5 nicht offen last. Da werden Steuer Millionen verschleudert für nichts statt diese in die Bildung und Degetalisierung der Schulen ein zusetzen.

  7. 18.

    Hallo Hr. Homuth,
    z. Bsp. heute: SK2677 ARN > BER
    www.flysas.com
    Alles Gute für Sie!

  8. 17.

    Woher nehmen Sie die Erkenntnis, daß der BER Pleite geht?
    Kennen Sie den aktuellen Flugplan von Leipzig/Halle?
    Wo wollen Sie denn von dort hinfliegen?

  9. 16.

    Komisch , das immwr wieder geschrieben wird das keiner Fliegen möchte. Seit Wochen ist es nicht möglich überhaupt eine Flug ( in meinem Fall ) von Stockholm nach Berlin zu buchen.

  10. 15.

    Ich glaube der BER wurde nicht in den ersten 100 Tagen seit seiner Öffnung verdorben, sondern in den 15 Jahren davor! Ich lese gerade nochmal was dazu, oh Gott, 2007 sollte mal die Eröffnung sein......."man fast es nicht!"

  11. 14.

    Schön, wenn man alles auf Corona schieben kann.

  12. 13.

    ja ja corona ist immer verantwortlich!
    nicht die reisebeschrenkungen ,nicht die fehlplanung für ein flughafen den keiner brauchte ,nicht das er einfach falsch geplant wurde.
    nein coroner ist das problem wie einfach das man für alles jetzt ne ausrede hat

  13. 12.

    "Corona verdirbt dem BER die ersten 100 Tage." Das ist so nicht korrekt. Korrek ist das die Maßnahmen der Bundesregierung zu diesem Desaster geführt haben - das Virus selbst hat den Flugverkehr nicht lahmgelegt.

  14. 11.

    Nicht "Corona" - meines Wissens gab es dort keine Erkrankungen.
    Sondern die staatlichen Restriktionen zur EInreisebeschränkung.
    Da sollte man schon einen Unterschied machen.

    Immerhin hindert man die Wirtschaft von staatl. Seite am Wirtschaften.

  15. 10.

    Also während der Coronazeit hat es doch gar nicht gehagelt - außer Steuergelder. „Erfolgsgeschichte BER“; „Erfolgsgeschichten „Schule“ ; „Bayerngastgeber“ ; „Lichtblitze im Sicherheitsbereich“ usw. d a s BER bleibt das kürzeste Maß zwischen zwei Fettnäpfchen.

    Sperenberg bitte bereithalten, wir kommen bald.

  16. 9.

    Der Eröffnungstermin konnte wegen Corona gar nicht günstiger sein und trotzdem gibt es bei den ersten Minusgraden Probleme.Was soll das alles mal werden, wenn wieder Normalität auftritt?

  17. 8.

    Vielleicht den Kommentar richtig lesen. Ich habe geschrieben er wird seine Leistungsfähigkeit beweisen. Übrigens kann der Flughafen auch Geld verdienen. Nur das wird dann wahrscheinlich zum Großteil für die Schuldentilgung verwendet. Solche polemischen Sprüche hört man zu hunderten. Warten wir es ab.

  18. 7.

    Ich glaube man ist über Leipzig schneller und dann mit dem Mietwagen über die Autobahn, BER war Berlins Fehlentscheidung und die Brandenburger haben eh kein Geld zum Fliegen.
    Ebenso steht ja nun mal der BER auf dem Acker, man sollte auch endlich wieder Nachts wie international üblich fliegen können. Der BER ist einfach nur lächerlich und wird pleite gehen, wenn nicht endlich umgedacht wird.

  19. 6.

    Wenn man Impstoff entsorgt wie in Oranienburg geschehen brauch man sich nicht wundern.

  20. 5.

    BER leistungsfähig? Guter Witz! Wäre nicht der Größenwahn der Provinzpolitiker durchgegangen, hätte er bei zeitgerechter Fertigstellung vielleicht die Spur einer Chance gehabt. Leistungsfähig müssen auf immer und ewig nun die Steuerzahler sein.

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