Berliner Wasserbetriebe zu Plänen gegen Wassermangel - "Vorrang für die Trinkwasserversorgung fordern wir schon lange"

Mi 09.06.21 | 12:02 Uhr
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Archivbild: Ein Junge trinkt an einem Trinkbrunnen der Berliner Wasserbetriebe. (Quelle: imago images/P. Schneider)
imago images/P. Schneider
Audio: Inforadio | 09.06.2021 | Interview mit Jörg Simon | Bild: imago images/P. Schneider

Angesichts des Klimawandels nimmt die Debatte um das Recht auf Wasser an Fahrt auf. Wer bekommt wieviel, wenn es knapp wird? Die Berliner Wasserbetriebe haben da eine ähnliche Position wie Bundesumweltministerin Schulze.

Die Berliner Wasserbetriebe unterstützen Pläne, wonach die Trinkwasserversorgung einen Vorrang vor anderer Wassernutzung bekommen soll - vor landwirtschaftlicher oder industrieller Nutzung. Entsprechende Pläne von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sehe man positiv, sagte der Vorstandsvorsitzende der Berliner Wasserbetriebe, Jörg Simon, am Mittwoch dem rbb.

Schulze hatte am Dienstag eine nationale Strategie vorlegt, um dem Wassermangel aufgrund der trockenen Sommer zu begegnen. "Das geht auf jeden Fall in die richtige Richtung", sagte Simon dazu. "Wir glauben auch, dass man wirklich überregional denken muss, zusammenarbeiten muss. Die Wasserwirtschaft in Deutschland ist sehr kleinteilig", eine bessere Vernetzung sei wichtig, so auch zwischen Berlin und Brandenburg.

Auch Pläne für sogenannte smarte Wassertarife seien sinnvoll. "Also, dass man, wie beim Strom,
jetzt sagt, wann macht es eigentlich Sinn, Wasser zu beziehen, tagsüber, oder auch nachts. Das macht durchaus Sinn, dass auch mit zu etablieren im System."

In einigen Regionen wird Wasser knapp

Zur Vorbeugung von Wasserknappheit in manchen Regionen Deutschlands will das Bundesumweltministerium das Wassermanagement bis 2030 deutlich verbessern. Insgesamt sei Deutschland ein wasserreiches Land, aber in einigen Regionen werde angesichts der Folgen des Klimawandels das Wasser knapp, sagte Bundesumweltministerin Schulze (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung ihres Entwurfs für eine Nationale Wasserstrategie. "Wir müssen jetzt Vorsorge ergreifen."

Nach den Plänen der Bundesumweltministerin soll für etwa eine bessere Datenlage sowie der Ausbau von Versorgungsnetzen zwischen Regionen mit unterschiedlicher Wasserverfügbarkeit sorgen. Im Fall von regionaler Wasserknappheit sollten sogenannte "Wassernutzungshierarchien" greifen: Die Versorgung mit Trinkwasser und der Wassermindestbedarf für Tiere und Pflanzen sollen dann dem Plan zufolge Vorrang haben.

Über "smarte Wassertarife" sollen Bürger Anreize bekommen, ihren Wasserverbrauch an die Verfügbarkeit anzupassen. Auch Unternehmen, die mit ihren Produkten das Wasser belasten, will Schulze stärker in die Pflicht nehmen. So sollen sie sich nach dem Plan etwa an der Finanzierung von neuen Klär- und Wasseraufbereitungsanlagen beteiligen.

Wasserbetriebe wollen 112 Millionen Euro investieren

Bereits am Dienstag kündigten die Berliner Wasserbetriebe an, in Trinkwasser-Sicherheit zu investieren. Etwa 112 Millionen Euro will das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren in die Wasserversorgung stecken.

Die Investitionen umfassen unter anderem das Regenerieren von Grundwasserbrunnen, das Bohren neuer Brunnen sowie Arbeiten am Rohrnetz. Außerdem bauen die Berliner Wasserbetriebe ein großes Zwischenpumpwerk im brandenburgischen Lindenberg neu.

Laut Jörg Simon von den Wasserbetrieben verbraucht Berlin 220 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Pro Tag sei es etwa soviel, wie ins Olympiastadion passe. 70 Prozent des Berliner Trinkwassers stammt Simon zufolge aus Uferfiltrat, sei also gereinigtes Flusswasser - 30 Prozent stamme aus Grundwasser.

Sendung: Inforadio, 09.06.2021, 07:25 Uhr

37 Kommentare

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  1. 37.

    Unsere Gemeinschaft zahlt null für Regenwasser, weil wir null einleiten und auch gar keinen Anschluss an den Regenkanal haben. Das bissel Regen was hier runterkommt, bleibt im begrünten Dach oder versickert in der Rigole.
    Wenn ihnen Regenwassereinleitung zu teuer wird, einfach mal drüber nachdenken ob der Anschluss überhaupt nötig ist.

  2. 36.

    Wo das Wasser in den Bächen und Flüssen wohl herkommt? Bestimmt alles frisches Bergquellwasser und kein Tropfen eingeleitetes Regenwasser.
    Auch polnisches und tschechisches Regenwasser fließt in Brandenburg, alle paar Jahre sogar beängstigend viel.
    Dieses Wasser überlassen wir natürlich der Nord und Ostsee. Warum sollten wir den brandenburgischen Sand damit wässern.
    Technisch ist Grundwasseranreicherung ein alter Hut.
    Das Hessische Ried als größte mir bekannte Anlage.

  3. 35.

    Welches Niederschlagswasser möchten Sie denn Versickern lassen, wenn es nachweislich immer weniger Niederschlag gibt? Es scheint fast so, als wenn Sie ihr Wissen vom grünen Brandenburger Umweltminister haben. Der macht auch Wassermanagement und staut Wasser wo keins ist. Langfristig hilft nur das Reaktivieren der Verrieselung. Und den Berliner Wasserbetrieben sei endlich gesagt: Grundwasser ist ein Allgemeingut und nicht zum Verkauf und Profite einfahren. Die BWB betreiben nichts anderes als Raubbau am Allgemeingut. Und Abwasser lässt sich heute komplett Rückstandslos reinigen. Es muss nur gewollt sein. Aber in 10 Jahren ist auch die Politik bereit die gesetzlichen Regelungen zu schaffen. Dann wird das Grundwasser langsam knapp und endliche Seen verschwunden sein.

  4. 34.

    Um wieviele %Punkte hat sich der Preis für RegenwasserEntsorgung seit der getrennten Ausweisung von Schmutz und Regenwasser in der wasserrechnung erhöht. Ein Schelm der dabei Böses denkt.
    Es winkt nun wieder die zwangsprivatisierung der Wasserwirtschaft. Weil nur die die Preise so erhöhen kann.

  5. 33.

    Weiß nicht ob das so einfach ist mit einer Kontingentierung. Was ist, wenn ein Haushalt mal mehr verbraucht, wird dann das Wasser abgestellt? Wenn die Reichen mehr bezahlen ist es auch ok, anders kann man es nicht Regeln. Reiche achten übrigens sehr genau aufs Geld, sonst würde man keine Konten in der Schweiz haben. Also wie gesagt, ein günstiger Preis für eine Grundmenge und alles darüber wird teurer, damit werden Arme nicht benachteiligt und man erreicht, dass man sparsamer mit Wasser umgeht.

  6. 32.

    Gut haben Sie auch wieder recht. Finde "digitale" Wasserzähler eh etwas übertrieben. Einziger Vorteil eventuell wochenweise (in großer Not) Wasser teurer machen zu können und das die Dinger den Verbrauch selbst online melden...

    Den Vorschlag von Frau Schulze abends zum Wässern des Rasens das Wasser günstiger machen zu können ist auf jeden Fall kontraproduktiv.

    Ansonsten Zustimmung.

  7. 31.

    Gut haben Sie auch wieder recht. Finde "digitale" Wasserzähler eh etwas übertrieben. Einziger Vorteil eventuell wochenweise (in großer Not) Wasser teurer machen zu können und das die Dinger den Verbrauch selbst online melden...

    Den Vorschlag von Frau Schulze abends zum Wässern des Rasens das Wasser günstiger machen zu können ist auf jeden Fall kontraproduktiv.

    Ansonsten Zustimmung.

  8. 30.

    Soll das heißen, Normalverdiener sollen sich einschränken und Reiche kann alles egal sein?
    Richtig wäre eine Kontingentierung pro Haushalt. Ohne jede Aussicht auf das mehr.
    Übrigens auch für jegliche Art von Mobilität.

  9. 29.

    Und was hat das mit digitalem Zähler zu tun? Den für den Wasserhaushalt relevanten Jahresverbrauch erfasst ein Flügelradzähler mit Selbstablesung genauso gut.
    Zeitlich differenzierte Abnahmetarife helfen da auch nicht. Eigentlich ist höhere Nachtabnahme für den Versorger eher ungünstig. Messen der Nachtabnahme ist die einfachste Methode der Leckagesuche. Wenn Leute nachts waschen oder gießen kriegt man seltener Nullabnahme ins Netz und findet somit die Leckagen schwieriger.
    Für den Wasserhaushalt ist es egal ob Nachts oder Tagsüber gezogen wird.
    Nachts waschen oder gießen hilft die Rohrleitungen und Wasserwerke gleichmäßiger und effizienter auszulasten aber nicht Wasser sparen.
    Grundsätzlich teurer mit sozialem Ausgleich ist eine Lösung, die etwas bringen würde. Und natürlich all die technischen Maßnahmen Regenwasserrückhaltung, Grundwasseranreicherung zu Hochwasserzeiten, Grauwassernutzung, Wasserrecycling, wassereffiziente Landwirtschaft, damit macht man die großen Punkte.

  10. 28.

    Nun zerstören sie doch dem armen Wossi nicht seine sorgsam gepflegten Feindbilder! Wer von "Linksgrüne" schwafelt der möchte nicht diskutieren. Der will auf AfD Stammtischniveau prollen.

  11. 27.

    Dann müssen Sie bei Rieselfeldern aber ganz extrem sicher sein, dass das Abwasser "perfekt" geklärt ist. Sonst kriegen Sie verseuchte Flächen wie früher schonmal....

    Eher weniger Flächenversiegelung und Vorschriften zur Versickerung auf dem Grundstück machen - bei uns gibt es zb keine Vorgabe zur Flächenversiegelung, da wird im 800qm Grundstück 700qm zugepflastert - irre. Kein Regenwasser mehr in die Kanalisation (ja ist man dran). In der Landwirtschaft eher Staustufen als Entwässerungsgräben usw. usf.
    Auch die Flussschifffahrt sorgt durch die vielen Kanäle und Flussbegradigungen/-vertiefungen für schnelleren Wasserabfluss.
    Gerne auch Nutzung von Regenwasserzisternen für den Garten. Keine private unkontrollierte Brunnennutzung.

    Also nicht gerade einfach....

  12. 26.

    Grauwasser nutzen und Rieselfelder statt das Abwasser im Fluss bzw. im Meer verschwinden zu lassen. Ist alles nicht neu, es muss nur endlich umgesetzt werden!

  13. 25.

    Neben dem offiziellen verbrauch sollte man auch mal einen Überblick darüber bekommen, was Leute so aus Bächen, Seen und Boden "privat" abpumpen.

    Wenn man bedenkt, dass auf selbst verbrauchten Solarstrom vom Dach teilweise Steuern und EEG Umlage fällig wird, aber teilweise manche massenweise Kubikmeter aus dem Boden pumpen ohne etwas dafür zu bezahlen.....Sonne ist eh da, die wird nicht verbraucht, aber das Wasser aus dem Boden schon. Zumindest eine kleine Gebühr sollte da fällig werden.

  14. 24.

    Was zahlen Sie denn pro Kubikmeter?

    Mit dem Unterschied morgens/abends haben Sie natürlich recht, vollkommen dämlich, kam aber auch von unserer Bundesumweltministerin, die Abends zum Beispiel das Wasser günstig machen wollte zum Rasen sprengen. Wie wird so jemand Umweltministerin?

    Sie haben natürlich recht, wenn schon digitale Zähler, dann nach Menge verbrauch. Wer wenig verbraucht, zahlt auch pro Kubikmeter wenig, wer viel verbraucht zahlt extra viel. sozusagen Staffelpreise nur eben umgekehrter Mengenrabatt. Das kann man bestimmt auch auf die Industrie anwenden.

  15. 23.

    Wie wäre es einfach mal, dass absurd niedrige Wasserpreise nicht mehr sein sollten. Warum zahlt man in Grünheide bzw im gesamten WSE Gebiet nur die Hälfte fürs Wasser als im Bundesschnitt. Vielleicht daher auch die übermäßige Verschwendung von Trinkwasser der Grünheidener. Wie schizophren dann über Tesla zu schimpfen....

    Gerne im übrigen mit variablen Tarifen wie ich hier versuchte zu kommentieren bzw. Eric (5) das vor mir schon angeregt hat. Dann würden die Grünheidener wohl auch schnell mal 3 Mio Kubikmeter Wasser pro Jahr sparen, wenn diese auf den Durchschnittsverbrauch eines Bundesbürgers kämen, das reicht dann 2 mal für Tesla.

  16. 22.

    Warum nicht mit digitalen Zählern, den verbrauch steigend bepreisen?

    Wenn einer meint sich nur 1 mal die Woche zu duschen um seinen Garten zu bewässern .....

  17. 21.

    Sie bringen mich aber auf eine super Idee:
    wenn schon digitale Zähler, dann bitte entsprechend des Durchschnittsverbrauch abrechnen. Bis 75% des Durchschnittsverbrauches zahlt man extra wenig, bis 100% schon etwas mehr als bisher, bis 150% 50% mehr, bis 200% Durchschnittsverbrauch 100% mehr usw. usf.

    Wer viel verschwendet, zahlt extra viel!

  18. 20.

    Vielleicht sollten Sie den Artikel nochmal langsam und wohlwollend lesen. "Nach den Plänen der Bundesumweltministerin soll für etwa eine bessere Datenlage sowie der Ausbau von Versorgungsnetzen zwischen Regionen mit unterschiedlicher Wasserverfügbarkeit sorgen. Im Fall von regionaler Wasserknappheit sollten sogenannte "Wassernutzungshierarchien" greifen". Welcher Teil davon ist Ihrer Meinung nach denn "linksgrünes nichtstun/umverteilen"? Verbessern der Datenlage? Der Ausbau von Versorungsnetzen? Oder vielleicht das Zurechtlegen von Plänen wo man denn im Falle einer Wasserknappheit zuerst mit dem Sparen anfangen sollte?

  19. 19.

    "...wann macht es eigentlich Sinn, Wasser zu beziehen, tagsüber, oder auch nachts..."

    Das ist dann allerdings auch nur ein weiterer Punkt, die ohnehin bekannterweise überhöhten Wasserpreise noch weiter in die Höhe zu treiben.

    Zum anderen geht es offensichtlich am Ziel vorbei.
    Denn wenn von Wasser-Knappheit in Folge des Klimarwandels gesprochen wird, dann ist es völlig egal, ob das Wasser tagsüber oder nachts bezogen wird.

  20. 18.

    370.000 l/h alter Spitzenbedarf zu 25.114.155 l/h im Durchschnitt Erkennen Sie den Unterschied in den Zehnerpotenzen noch ohne die aktive Grundwasserhaltung der BWB?

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