Berliner Wasserbetriebe zu Plänen gegen Wassermangel - "Vorrang für die Trinkwasserversorgung fordern wir schon lange"
Angesichts des Klimawandels nimmt die Debatte um das Recht auf Wasser an Fahrt auf. Wer bekommt wieviel, wenn es knapp wird? Die Berliner Wasserbetriebe haben da eine ähnliche Position wie Bundesumweltministerin Schulze.
Die Berliner Wasserbetriebe unterstützen Pläne, wonach die Trinkwasserversorgung einen Vorrang vor anderer Wassernutzung bekommen soll - vor landwirtschaftlicher oder industrieller Nutzung. Entsprechende Pläne von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sehe man positiv, sagte der Vorstandsvorsitzende der Berliner Wasserbetriebe, Jörg Simon, am Mittwoch dem rbb.
Schulze hatte am Dienstag eine nationale Strategie vorlegt, um dem Wassermangel aufgrund der trockenen Sommer zu begegnen. "Das geht auf jeden Fall in die richtige Richtung", sagte Simon dazu. "Wir glauben auch, dass man wirklich überregional denken muss, zusammenarbeiten muss. Die Wasserwirtschaft in Deutschland ist sehr kleinteilig", eine bessere Vernetzung sei wichtig, so auch zwischen Berlin und Brandenburg.
Auch Pläne für sogenannte smarte Wassertarife seien sinnvoll. "Also, dass man, wie beim Strom,
jetzt sagt, wann macht es eigentlich Sinn, Wasser zu beziehen, tagsüber, oder auch nachts. Das macht durchaus Sinn, dass auch mit zu etablieren im System."
In einigen Regionen wird Wasser knapp
Zur Vorbeugung von Wasserknappheit in manchen Regionen Deutschlands will das Bundesumweltministerium das Wassermanagement bis 2030 deutlich verbessern. Insgesamt sei Deutschland ein wasserreiches Land, aber in einigen Regionen werde angesichts der Folgen des Klimawandels das Wasser knapp, sagte Bundesumweltministerin Schulze (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung ihres Entwurfs für eine Nationale Wasserstrategie. "Wir müssen jetzt Vorsorge ergreifen."
Nach den Plänen der Bundesumweltministerin soll für etwa eine bessere Datenlage sowie der Ausbau von Versorgungsnetzen zwischen Regionen mit unterschiedlicher Wasserverfügbarkeit sorgen. Im Fall von regionaler Wasserknappheit sollten sogenannte "Wassernutzungshierarchien" greifen: Die Versorgung mit Trinkwasser und der Wassermindestbedarf für Tiere und Pflanzen sollen dann dem Plan zufolge Vorrang haben.
Über "smarte Wassertarife" sollen Bürger Anreize bekommen, ihren Wasserverbrauch an die Verfügbarkeit anzupassen. Auch Unternehmen, die mit ihren Produkten das Wasser belasten, will Schulze stärker in die Pflicht nehmen. So sollen sie sich nach dem Plan etwa an der Finanzierung von neuen Klär- und Wasseraufbereitungsanlagen beteiligen.
Wasserbetriebe wollen 112 Millionen Euro investieren
Bereits am Dienstag kündigten die Berliner Wasserbetriebe an, in Trinkwasser-Sicherheit zu investieren. Etwa 112 Millionen Euro will das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren in die Wasserversorgung stecken.
Die Investitionen umfassen unter anderem das Regenerieren von Grundwasserbrunnen, das Bohren neuer Brunnen sowie Arbeiten am Rohrnetz. Außerdem bauen die Berliner Wasserbetriebe ein großes Zwischenpumpwerk im brandenburgischen Lindenberg neu.
Laut Jörg Simon von den Wasserbetrieben verbraucht Berlin 220 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Pro Tag sei es etwa soviel, wie ins Olympiastadion passe. 70 Prozent des Berliner Trinkwassers stammt Simon zufolge aus Uferfiltrat, sei also gereinigtes Flusswasser - 30 Prozent stamme aus Grundwasser.
Sendung: Inforadio, 09.06.2021, 07:25 Uhr