Zahlen von Immowelt - Angebotsmieten steigen in Berlin bundesweit am stärksten

Wohnen in Berlin wird immer teurer - das belegen auch neue Zahlen des Internetportals Immowelt, das die Preisentwicklung der vergangenen fünf Jahre ausgewertet hat. Auch der Mietendeckel konnte das nicht verhindern.
Die Angebotsmieten in Berlin sind in den vergangenen fünf Jahren so stark gestiegen wie in keiner anderen Stadt in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des Immobilienportals Immowelt, das zum Axel-Springer-Verlag gehört.
Das Portal hat die Angebotsmieten von Wohnungen (40 bis 120 Quadratmeter, alle Baujahre) im jeweils ersten Halbjahr 2016 mit denen des ersten Halbjahres 2021 verglichen. Berücksichtigt wurde dabei eine Inflationsrate von acht Prozent in dem Zeitraum.
Portale: Preissteigerungen werden anhalten
Die Berechnungen ergaben für Berlin, dass die Angebotsmieten im Jahr 2016 bei durchschnittlich neun Euro pro Quadratmeter lagen. Im ersten Halbjahr 2021 habe dieser Wert bei 12,80 Euro gelegen, was einem Anstieg von 42 Prozent entspreche, obwohl zum Teil der Mietendeckel in Kraft war, wie das Portal in einer Mitteilung schreibt. In keiner der anderen 33 untersuchten Städte sei ein so hoher Wert erreicht worden, berichtet Immowelt weiter. Zum Vergleich: In München stiegen die Angebotsmieten in dem Zeitraum um 24 Prozent, in Hamburg um 19 Prozent.
Nach dem Aus des Mietendeckels im April dieses Jahres sei es in Berlin schon zu Nachholeffekten gekommen, "die sich wahrscheinlich auch in den kommenden Monaten fortsetzen werden", so Immowelt. Im Mai war auch der Immowelt-Konkurrent Immoscout zu dem Ergebnis gekommen, dass die Angebotsmieten im Vergleich der deutschen Metropolen in Berlin am stärksten ansteigen. Dies sei auf Nachholeffekte nach der Zeit des Mietendeckels zurückzuführen, analysierte auch Immoscout. In Berlin komme es aufgrund der höchsten Nachfrage und des niedrigen Ausgangsniveaus noch zu deutlichen Preissteigerungen.
Stadtsoziologe Holm: Angebot während Mietendeckels deutlich geschrumpft
Bei diesen Zahlen müsse jedoch berücksichtigt werden, dass sie nicht das komplette Bild zeigen, schränkte Andrej Holm, Stadtsoziologe an der Humboldt-Universität in Berlin, im Gespräch mit rbb|24 ein. "Hier geht es um Marktmietpreise, und das Angebot ist während des Mietendeckels in Berlin klar zurückgegangen. 2016 gab es ein viel größeres Angebot als 2020", so Holm.
Einige Vermieter hätten schon vor Inkrafttreten des Mietendeckels angekündigt, von nun an zurückhaltend mit Mietangeboten umzugehen und keine Annoncen mehr auf Portalen zu schalten. "Andere hatten in den Zeiten des Mietendeckels gar keine Annoncen mehr nötig und haben darauf verzichtet, weil sonst 600 Interessenten auf einmal da gewesen wären", so Holm. Viele Wohnungen seien in dieser Zeit über persönliche Kontakte vergeben worden.
"Angebotsmieten zeigen immer einen Trend und geben Aufschluss über Ertragserwartungen. Wird die Lücke zwischen Bestandsmiete und Angebotsmiete zu groß, wächst die Gefahr der Verdrängung", so Holm.
Studie: Fast 13 Prozent der Mieterhaushalte in prekärer Lage
Derweil zeigt eine am Mittwoch präsentierte Studie, an der Holm mitgewirkt hat, dass auch in Berlin immer mehr Menschen durch steigende Mietpreise in Existenznöte geraten. Deutschlandweit bleibt fast 1,1 Millionen Haushalten nach Abzug der Miete weniger als das Existenzminimum zum Leben übrig, wie die von Holm im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung durchgeführten Studie ergab. Besonders stark davon betroffen seien Großstädte wie Berlin, so die Studie.
Fast 13 Prozent der Mieterhaushalte in deutschen Großstädten seien in einer prekären wirtschaftlichen Lage. Insgesamt leben in den betroffenen Haushalten rund 2,1 Millionen Menschen. Besonders stark betroffen sind der Studie zufolge Haushalte von Alleinerziehenden. In dieser Gruppe bleibe einem guten Viertel nur ein Resteinkommen unterhalb des Existenzminimums.
Die Studie bezieht sich auf Mikrozensusdaten aus dem Jahr 2018. Zu diesem Zeitpunkt lag das steuerfreie Existenzminimum für einen Erwachsenen bei 9.000 Euro, für Ehepaare bei 14.856 Euro.
Sendung: Inforadio, 4. August 2021, 12:40 Uhr