Forderung nach Entlastung - Streik der Pflegekräfte bei Charité und Vivantes beginnt
Mit dem Beginn der Frühschicht bei Vivantes und Charité ist auch der Streik der Pflegekräfte am Montagmorgen gestartet. Es geht um mehr Geld, vor allem aber auch um Entlastung. Am Mittag soll es weitere Verhandlungen geben.
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In Berlin streiken seit dem Morgen Pflegekräfte und andere Beschäftigte an der Charité und den Vivantes-Kliniken. Die Gewerkschaft Verdi teilte mit, mit Beginn der Frühschicht habe der Streik begonnen. "An allen Standorten stehen jeweils 30 bis über 100 Beschäftigte vor der Tür", sagte Meike Jäger, Verhandlungsführerin von Verdi. Viele hätten aber zur Arbeit gehen müssen, weil die Stationen weiter voll seien. "Die Kliniken nehmen Patienten als Geisel, um den Druck zu erhöhen", so Jäger.
Verdi fordert einen Tarifvertrag mit besseren Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte. Außerdem sollen die Beschäftigten der Vivantes-Tochterfirmen gleiche Bezahlung erhalten. Die landeseigenen Klinikkonzerne bezeichnen die Kosten für die Tarifangleichung als zu hoch. Für die Entlastung in der Pflege fehle das Personal auf dem Arbeitsmarkt.
Am Montag wird weiter verhandelt
Laut der Gewerkschaft sind für den Vormittag und Mittag neue Gespräche mit den Arbeitgebern geplant. Jäger sagte am Montagmorgen im rbb-Inforadio, dass die Gewerkschaft weiter verhandlungsbereit sei. "Wir sind ja realistisch und wissen, dass man nicht gleich von null auf hundert gehen kann." So könne zum Beispiel bei der Umsetzung des Entlastungstarifvertrages über einen Stufenplan verhandelt werden, so Jäger. Das gebe den Kliniken Zeit, das nötige Personal einzustellen. Zudem seien viele Pflegekräfte wegen der Belastung nur in Teilzeit. Bei besseren Arbeitsbedingungen würden viele von ihnen ihre Stundenzahl wieder erhöhen, sagte Jäger dem rbb.
Ausgenommen vom Streik sind bisher die Vivantes-Tochterfirmen, die zum Beispiel für Essen und Wäsche zuständig sind. Das Arbeitsgericht hatte am Freitag einen Streikaufruf an die Beschäftigten dieser Firmen verboten. Erst müsse es eine Notdienstvereinbarung geben, so das Gericht. "Wir haben natürlich ein Interesse, diese Notdienstvereinbarung so abzuschließen, dass das Streikrecht der Beschäftigten auch gewahrt bleibt", so Jäger.
Charité richtet Hotline ein
Charité und Vivantes teilten am Montag wortgleich mit: "Wir sind bemüht, mögliche Einschränkungen für Patientinnen und Patienten zu vermeiden. Im konkreten Fall werden Betroffene so frühzeitig wie möglich von uns informiert." Die Charité erklärte, die Notfallversorgung sei sichergestellt, es sei aber mit längeren Wartezeiten zu rechnen. Erkrankte sollten in weniger dringlichen Fällen die Notaufnahmen anderer Krankenhäuser aufsuchen. Bis Mittwoch ist eine Hotline eingerichtet, an die sich Patientinnen und Patienten zur Klärung von Versorgungsfragen wenden können: 030 450 550 500.
Sendung: Inforadio, 23.08.2021, 7:45 Uhr